• Rügen: Fossiles Harz und hungrige Herzen

    11 июня, Германия ⋅ 🌬 17 °C

    Nach so viel Historie, Schauspiel und Stadtabenteuer war jetzt erstmal: Jackenjagd. Margriets Jäckchen lag noch in Middelhagen – was ja laut Karte gar nicht so weit aussah. Aber Rügen hat seine eigenen Maßstäbe.

    Was wie ein kurzer Schlenker wirkte, entpuppte sich als ausgedehnte Inlandsmission. Von Middelhagen bis Kap Arkona war’s dann doch ein kleiner Roadtrip deluxe. Als wir endlich dort ankamen, war der Tag schon deutlich ins Spätprogramm gerutscht – und unser Magen in den Werbemodus: Bitte jetzt Futter einwerfen!

    Ursprünglich hatten wir uns für die „gemütliche“ 7-Kilometer-Wanderung am Kap entschieden, aber als unsere Füße protestierten und der Sonnenstand eher nach Abendbrot denn nach Abenteuer rief, wurden kurzerhand nur noch 4 Kilometer daraus. Flexibilität ist schließlich die wahre Tugend des Reisenden!

    Am Kap angekommen, begrüßte uns die Stille des Vorabendtourismus: viele Läden bereits dicht, Restaurants im Feierabendmodus – nur der Wind und ein letzter Candy-Wagen blieben treu.

    Und genau dort fand die Rettung in Zuckerform statt: Eine Tüte gebrannte Mandeln für jede – romantisch knuspernd mit Blick aufs Meer. Die eigentliche Krönung aber kam vorher: Wir hatten zufällig einen kleinen Bernsteinladen entdeckt – der Duft von Holz und Geschichte lag in der Luft – und, wie es das Schicksal wollte, fanden wir beide Ohrringe, die uns anlachten wie frisch verliebte Fossilien.

    Der Bernstein, so erzählte uns die Verkäuferin, sei uraltes Baumharz aus der Zeit der Dinosaurier, millionenfach älter als unsere Tourenfüße – und dabei deutlich eleganter. Unsere neuen Schmuckstücke enthielten zwar keine Mücken à la Jurassic Park, aber dafür Glanz, Seele und einen Hauch von Ostseemagie.

    Schließlich stapften wir weiter zum berühmten Leuchtturm. Dort war die Küche leider bereits im „Heute keine Pommes mehr“-Modus. Also auf zur Steilküste – immerhin braucht man ja Bewegung zum Verdauen, auch wenn’s noch nichts zu verdauen gab. Margriet hatte es mit der Treppe nicht so („Geh schon mal vor...“), also stieg ich heldenhaft voran – runter zur Küste.

    Unten angekommen: steinig, wild, wunderschön. Die Kreidefelsen leuchteten weiß wie frisch gebleichte Geschichtsseiten. Und am Horizont – ein paar Sonnenschirme. Vielleicht doch noch ein Restaurant? Hoffnung keimte auf.

    Wir kamen schließlich im kleinen Fischerdorf Vitt an – charmant wie aus einem alten Seemannslied und vielleicht, nur vielleicht, mit einem Hering auf dem Grill...
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