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  • Day 116

    Steine gucken

    January 19, 2020 in Turkey ⋅ ⛅ 0 °C

    Wie wir es geschafft haben dieses Paradies wieder zu verlassen, wissen wir nicht. Es war so schwierig! Und schon wieder lacht uns die Sonne entgegen, als lache sie uns aus. Bei dieser Schwere der Situation vergessen wir dann auch noch Maurice Flip Flops, die zum Trocknen in der Sonne standen. Das Ziel das wir vor Augen haben lenkt uns von dieser Tragödie jedoch weitestgehend ab:
    Ephesus!

    Schon an der Strasse zum Parkplatz müssen wir eine Sicherheitskontrolle passieren. Das Auto wird einmal kurz abgecheckt und schon dürfen wir weiter. Das Parken vor Ephesus kostet und ist eigentlich für Camper teurer, als für "normale" Autos, doch anscheinend ist uns der Ticketverkäufer wohlgesinnt und berechnet den billigeren Tarif. Auf dem Parkplatz ist viel Platz, was wahrscheinlich auch der Nebensaison zu Schulden ist und schon beim Aussteigen spricht uns ein Mann an, um uns einen Shuttelservice zum anderen Ende von Ephesus anzudrehen. "Es dauert ewig bis zum anderen Ende und nur steil bergauf. Besser mit Shuttle Service. Gutes Angebot." Ja, er spricht tatsächlich Deutsch und ist trotz Händlerstrategien sehr nett. Wir lehnen trotz all seiner Bemühungen ab und wollen uns jetzt selbst von diesem weiten, steilen Weg überzeugen. Wir passieren eine Tourishopmeile und um nicht die ganze Zeit in Gespräche verwickelt zu werden, reden wir Italienisch miteinander und verstehen kein Englisch oder Deutsch (das funktioniert wirklich super, probiert es mal aus!).

    Auf dem Gelände erwarten uns dann aber doch viele Touristen. Vor allem asiatische Reisegruppen sind hier vertreten und schiessen fleissig von allem Fotos. Ephesus ist wahrscheinlich den meisten ein Begriff und wir müssen nicht viel erklären. Uns hat die antike Stadt auf jedenfall sehr beeindruckt und gerade das Eingangsportal zur Bibliothek lohnt schon einen Besuch. Die Fotos können nur in einem Bruchteil darstellen wie beeindruckend die ganze Anlage ist. Für die Terrassenhäuser und das Museum muss man leider noch einmal extra Eintritt zahlen, aber ausserhalb des bezahlten Teils gibt es noch viele Dinge ganz umsonst zu sehen. Aber dazu später mehr. Man betritt die Stadt westlich von der grossen Hauptstrasse, die von Hafen direkt auf das Amphitheater führt. Hier wird derzeit renoviert, was aber dem beeindruckenden Anblick nicht mindert. Vom hier geht es weiter über das Forum zum Eingang der Bibliothek und dann die Strasse hinauf zum oberen Eingang der Stadt. Auch hier befindet sich ein grosses Forum und ein kleineres Amphitheater. Immer wieder sieht man auf Säulen und Mauern Katzen sitzen, die hier flanieren, als sei es ihre Stadt. Damit liefern sie das ein oder andere tolle Fotomotiv. Wirklich Bock haben sie leider nicht auf Menschen, was bei den Massen an Touristen verständlich ist. Wir bekommen trotzdem ein Kuschelkätzchen in einem ruhigeren Teil. Trotz schon später Tagesstunde bekommen wir noch Sonne ab und bevor einer der Wachposten nach Hause geht dürfen wir auch noch der Katzenfütterung beiwohnen. Ein Hund versucht sich Futter zu erschleichen und ist dabei außer ordentlich brav, was vielleicht an der Anzahl der Katzen liegt. Dagegen hat er auch keine Chance. Schön zu sehen, dass Ephesus selber seine Katzen füttert, wobei sie noch dazu wohl genug von den Touristen bekommen. Zum Ausklang der beeindruckenden Ruinen setzen wir uns noch ganz nach oben ins Amphitheater und lassen uns von der Sonne das Gesicht bräunen. Eine tolle Vorstellung hier ein Theaterstück anzuschauen. Auf Grund der Öffnungszeiten müssen wir Ephesus jetzt verlassen und auch draussen haben die Tourihändler alle schon zusammengepackt. Bevor wir das Gelände komplett verlassen, fahren wir noch zum Grab der sieben Schläfer, was noch mit zur Stadt gehört. Hier ist wesentlich weniger los, als im bezahlten Teil. Durch die komplett überfüllte Stadt steuern wir auch noch den Artemistempel an, aber leider wird abends wohl das Tor verriegelt. Ein paar Verkehrspolizisten versuchen den Verkehr zu regeln. Der Grund für diese Überfüllung ist übrigens ein jährliches Kamel Wrestling Event, was hier in der Nähe stattfindet (Wir wussten vorher auch nicht, dass es so etwas gibt).

    Wir erreichen einen Strand ziemlich direkt vor Ephesus. Auch hier ist die Hölle los. Die Türken nutzen den sonnigen Sonntag zum grillen und picknicken am Strand. Schon auf park4night wurden wir gewarnt, nicht zu weit auf den Strand zu fahren, da hier des öfteren Autos stecken bleiben. Wir halten uns also an einen Weg am Dünenrand und parken Louie ein Stück vom Meer. Im Vorbeifahren haben wir so manches Auto gesehen, was ohne Hilfe wohl nicht mehr aus dem Sand kommt.....daneben fröhlich gegrillt wurde trotzdem ;). Um das Problem kümmern sie sich wohl später. Wir sitzen wegen des Windes in der Fahrerkabine und trinken unser Bierchen mit schönstem Sonnenuntergang vor uns. Schon schade nicht weiter nach vorne zu fahren, aber das einzig vernünftige. Plötzlich sehen wir einen weiteren Camper am Strand entlang fahren. Anhand des Kennzeichens können wir nicht ausmachen woher sie kommen. Wir beobachten wie sie an uns vorbei fahren und letztendlich auf den Strand abbiegen. Wir machen schon Witze darüber, wie waghalsig sie sind und beobachten gespannt das weitere Geschehen.

    Ihr könnt euch denken was passiert: sie bleiben im Sand stecken und kommen weder vor noch zurück. Wir sind etwas hämisch und beobachten, wie ein Paar plus ein Hund aussteigen und in den Dünen nach Holz zum unterbauen suchen. Auch beim nächsten Versuch kommen sie nicht aus dem Sand und wir eilen zur Hilfe. Die zwei stellen sich als Andrea und Rachele und Hund Niña aus Venedig vor. Andrea wollte ein schönes Foto im Sonnenuntergang und dachte es wird schon gut gehen auf den Strand zu fahren. Wir versuchen es mit Anschieben aber auch so bewegt sich das Auto keinen Milimeter. Die zwei zeigen nicht wirklich eine Regung irgendetwas zu machen, obwohl genug Türken am Strand sind, die helfen können. Schliesslich ist es Kathi die zu drei jungen Türken geht und sie um Hilfe bittet. Leider schaffen wir es auch dann nicht den Camper zu befreien und einer der Jungs verweist uns auf einen Traktor der am anderen Ende des Strandes steht. Dieser ist nur da, um festgefahrene Autos aus dem Sand zu ziehen und verlangt dafür Geld. Da es aber die letzte Chance für die Italiener ist, laufen sie schliesslich zu ihm und kurze Zeit später zieht er den Camper mit Leichtigkeit aus dem Sand. Ganze 15 Euro kostet der Spass, was in Lira wirklich viel Ist! Aber irgendwie auch lustig, dass daraus ein Geschäft gemacht wurde, da es wohl immer wieder genug "Deppen" gibt, die sich festfahren. Andrea gibt nach der Rettungsaktion zu, dass er einfach dort an Ort und Stelle die Nacht verbracht hätte und sich morgen an die Lösung des Problems gemacht hätte. Die italienische Gelassenheit können wir nicht ganz verstehen, aber die zwei sind auch so sehr gechillte Personen. Sie parken ihren Camper neben uns und wir landen bei ihnen am Tisch und trinken zusammen Bier und kochen lecker Thunfisch Pasta. Wir erfahren sehr viel über die zwei und sind mal wieder überrascht, was für unterschiedliche Leute am Reisen sind. Die zwei wollen auch nach Georgien und machen gerade ihre Testfahrt um dann auf Weltreise zu gehen. Irgendwie haben sie es auch schon geschafft ihr Warmwasser und ihre Heizung kaputt zu machen, aber bei der ganzen Verplantheit und Gelassenheit fühlen wir uns heimisch. Nach Italien könnts auch mal wieder gehen!

    Gegen Mitternacht fährt die Grenzpolizei kurz vorbei, schaut aber nur kurz und befindet zwei ausländische Vans als ungefährlich. Irgendwann sind wir alle nur noch am Gähnen und ziehen uns zum Schlafen zurück. Mit anderen Reisenden neben einem, schläft es sich ruhig und sicher. Komisch manchmal, weswegen man sich sicher fühlt oder eben nicht.
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