• Nichts wie weg

    December 15 in India ⋅ 🌙 17 °C

    Wir finden kein Uber. Minuten werden zu einer Ewigkeit. Schließlich halten wir einen Tuk-Tuk-Fahrer an – er ist nur halb so groß wie Pascal. Wir sagen ihm, wohin wir wollen. Er nickt. Wir glauben, er hat es verstanden.

    An einer Kreuzung stehen wir plötzlich still. Fünf bis sechs bettelnde Kinder, vielleicht drei bis fünf Jahre alt, drängen zwischen Autos und Tuk-Tuk. Sie kommen von allen Seiten, fassen mich an, machen mit der Hand die Geste für Essen. Alles gleichzeitig. Zu viel.
    Sie deuten auf meine Kamera, sagen immer wieder „Money, money“. Die Kinder gehen nicht weg, und wir stehen und stehen und stehen. Ich weiß nicht wohin mit mir. Es ist einfach traurig – und schlicht überfordernd.

    Der Fahrer fährt schließlich los, aber in die falsche Richtung. Wir sagen ihm mehrmals, er soll nach Google Maps fahren. Es bringt nichts. Wir brechen irgendwann ab, steigen aus und gehen weiter. Die Straßen werden dunkler, es gibt keine Straßenbeleuchtung.

    Dann spricht uns ein Mann mit Turban an. Er will 500 Rupien, doppelt so viel wie üblich. Verhandeln ist zwecklos. Wir merken: Wir kommen hier sonst nicht weg. Also akzeptieren wir.

    Die Verständigung ist schwierig, die Übersetzungs-App hilft nur bedingt. Wir sitzen schon auf der Rückbank, Pascal gibt ihm sein Handy mit Google Maps. Inzwischen stehen drei Männer um uns herum und diskutieren laut. Derweil steht eine Frau mit einem Baby im Arm seitlich vom Auto und klopft unermüdlich ans Fenster und bettelt.
    Das Handy ist plötzlich weiter weg. Pascal steht auf, um es im Blick zu behalten. Erst dann bekommt er es zurück – und wir fahren endlich los.

    Nach kurzer Strecke hält der Fahrer an.
    Er telefoniert, schreit aus dem Fenster. Wir zeigen erneut das Navi, er nickt – und telefoniert weiter. Wir stehen eine gefühlte Ewigkeit. Dann kommt ein weiterer Mann und unser bisheriger Fahrer steigt aus.
    Inzwischen ist es dunkel. Ein mulmiges Gefühl breitet sich aus.

    Schließlich bitten wir ihn, uns zu einem Shoppingcenter nahe unseres Hotels zu bringen. Wir müssen dringend essen und trinken.
    Am Ende landen wir bei Domino’s.
    Es gibt Pizza, Sprite, Fanta.
    Wir brauchen jetzt Zucker...

    Ein bewegender Tag, der uns sehr deutlich gezeigt hat, was Armut bedeutet – und wie privilegiert unser Leben in Deutschland ist.
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