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  • Day 4

    Wir erkunden Mumbai auf eigene Faust

    February 9, 2017 in India ⋅ ☀️ 31 °C

    Der heutige Tag startet gegen 10. Sogar fast mit einem historischen Ereignis! Ich bin mal früher wach als Julien 😅 Um halb 11 ist der Spuk aber schon wieder vorbei. Wir beschließen (notgedrungen), endlich die Dusche mal auzuprobieren. Irgendwie hat es was, wenn so ein alltäglicher Vorgang zum Abenteuer wird! 😊Die größte Hürde ist eigentlich die Scheu davor das ganze Bad unter Wasser zu setzen. Tja, aber anders geht das wohl nicht. Also drehen wir den Hahn auf. Zuerst kommt nur kaltes Wasser, obwohl eigentlich der "warme" Zufluss an ist. Aber da es eh so warm ist ist mir das in dem Moment schnurzpiepe - ich spring drunter! Auf Grund des ziemlich starken Wasserdrucks aus dem Duschkopf bin ich innerhalb von Millisekunden komplett nass. Spaß. Es dauert ewig bis meine Haare mal ansatzweise nass sind. Aber dann gehts ganz gut! Zum Glück haben wir einen Eimer und einen kleinen Becher, mit dem man Wasser aufsammeln und sich anschließend damitübergießen kann. Das macht die ganze Sache dann doch einfacher. Inzwischen ist das Wasser sogar warm! Nach kurzem Blick auf den Boiler beeilen wir uns also, denn wir sind sicher - arg lange kommt da kein warmes Wasser mehr. Natürlich denken wir auch immer dran den Mund zu zu lassen, wollen ja schließlich kein Leitungswasser schlucken 😬
    Super sauber und erfrischt starten wir also in den Tag. Die erste Mission für heute ist die Verlängerung unseres Hotelaufenthaltes in Mumbai um eine Nacht. Samstag um fünf in der Früh wollen wir mit dem Bus weiter nach Udaipur. Zuerst müssen wir fragen ob um diese Zeit überhaupt Taxis fahren - laut dem Mann an der "Rezeption" tun sie das. Also bezahlen wir eine weitere Nacht. Das wäre schon mal erledigt.
    Als nächstes geht es wieder auf ins Getümmel! Unser Ziel: der Crawford Market, ein großer Obst- und Gemüsemarkt. Als wir dorthin laufen (ca. 20 Minuten) wird die Gegend auf einmal etwas seltsam. Wir sind vorsichtig. Am Markt angekommen, sind wir uns nicht sicher ob wir hier richtig sind. Wir stehen zwar vor einer Halle mit Ständen, aber irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Zwei ältere Inder kommen auf uns zu und gestikulieren. Sie zeigen auf ein Schild am Eingang und sprechen dabei irgendeine Sprache, die wir nicht verstehen. Der eine zeigt einen Marktausweis und will uns irgendwie mit hinein nehmen. "No charge no charge" sagt er immer. Wir fühlen uns unwohl und verstehen nicht was los ist. Genau in diesem Moment kommt eine junge Inderin im Sari aus dem Markt und hört was die Männer mit uns reden. Im Vorbeigehen sagt sie wir sollten nicht auf die Männer hören, die würden uns abzocken wollen. Okay, wir gehen!
    Leider trauen wir uns nicht mehr zum Markt, wollen aber einfach kein Risiko eingehen und hören auf unser Bauchgefühl. Später ärgere ich mich, dass wir die Inderin nicht gefragt haben ob wir hier denn richtig sind.
    Wir machen uns auf jeden Fall auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Chhatrapati Shivaji Terminus, früher Victoria Terminus. Die Bahnstation wurde 1887 erbaut und steht auf der Liste der Weltkulturerben der UNESCO. Wir sind inzwischen im Süden Mumbais und das merkt man gleich. Die Straßen sind asphaltiert und man sieht viele Häuser aus der Kolonialzeit. Meist sehr heruntergekommen, aber wenn man sich vorstellt wie das alles früher aussah, hat man gleich an ganz anderes Bild vor Augen. Die Häuser waren wohl allesamt sehr prachtvoll und reich verziert. Mir blutet das Herz, dass alles so verkommen ist. Wie gerne würde sehen wie alles vor hundert Jahren noch aussah. Außerdem sehen die meisten Häuser so aus, als ob es endlos viel darin zu entdecken gäbe. Geheimgänge und -kammern inklusive.
    Der Bahnhof ist wirklich schön. Die Straße daneben jedoch eine Katastrophe. So viel Verkehr 😣 Auch das Gebäude gegenüber des Terminus sieht fantastisch aus, jedoch wissen wir nicht genau was das ist. Uni, Regierungsgebäude? Können wir hoffentlich noch erforschen! Die Tendenz liegt bei Uni, obwohl es dafür echt fast zu riesig war...
    Julien kauft noch ein Wasser am Straßenrand, bevor wir weiter zu Fab India laufen, einem Laden für indische Kleidung den uns Jammar empfohlen hat. Denn ich möchte mir gerne eine Tunika kaufen, da ich nicht jeden Tag meine schwarze lockere Hose anziehen kann und will 😅Bevor wir den Laden allerdings erreichen merken wir wie hungrig wir sind. Über Tripadvisor suchen wir uns ein Restaurant in der Nähe aus. Die Wahl fällt auf Fountain Sizzlers.
    Im Restaurant ist es kühl und dämmrig. Wir bestellen zwei Eistee, einen Caesar Salad, ein vegetarisches Club Sandwich und Julien ein Chicken Schaschlik Sizzler. Also machen wir quasi genau das was man nicht soll: wir haben Eiswürfel und essen Gemüse, das nicht geschält werden kann. No risk no fun! Wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung was diese Sizzler, die es in alles Variationen gibt, sein sollen. Als das Essen kommt wird es schnell klar. Julien bekommt eine heiße Steinplatte mit Reis, Gemüse, Hühnchen und Soße, die so heiß ist, dass das Essen darauf richtig brutzelt. Das Geräusch "sizzelt". Wir sind total zufrieden mit dem Essen, nur leider sehr schnell voll und das Schaachlik ist zudem noch sau scharf. Was wir nicht packen nehmen wir für den Abend mit. Frisch gestärkt geht es jetzt zu FabIndia.
    Der Laden ist toll und hat große Auswahl, aber leider finde ich trotzdem kein Oberteil das mir ohne Einwände gefällt. Anprobiert habe ich aber um die zehn Teile, war insgesamt drei mal in der Umkleide, dann wurde es mir zu peinlich, da die Angestellten schon so komisch geguckt haben. Ich bedauere es nichts gefunden zu haben, aber andererseits habe ich ja noch genug Zeit 😊
    Heute sind wir schon echt viel gelaufen, was bei der Hitze und den vielen Menschen sehr anstrengend ist. Auch der ständig hohe Lärmpegel machen die Sache nicht einfacher. Kopfweh ist beinahe unser ständiger Begleiter.
    Nach dem erfolglosen Kleidershopping machen wir uns auf zur Churchway Railway Station, an der wir gestern schon waren. Glücklicherweise haben wir unser Ticket von gestern noch. So zeigen wir dem Mann am Bahnschalter einfach das Alte und verlangen das Gleiche nochmal. Klappt wunderbar! Noch schnell nachgefragt welches das richtige Gleis ist und schwups setzen wir uns in einen Zug. Gerade als wir uns setzen kommen zwei Inder auf uns zu und meinen der Zug fahre jetzt zum Service, wir sollen am besten wieder aussteigen und den auf dem anderen Gleis nehmen. Dankbar für den Hinweis befolgen wir ihren Rat. Heute war eh irgendwie Tag der netten Begegnungen. Schon beim Verlassen des Hotels am Mittag wurden wir von einem älteren Herrn angesprochen wie uns Indien denn gefalle und woher wir kämen.
    Nach zwei Stationen steigen wir am "chowpatty beach" aus. Es ist ca die gleiche Zeit wie gestern und die Sonne färbt langsam den dunstigen Himmel hinter den Hochhäusern. Hier am Meer geht eine leichte Brise und es ist trotz der nahen Hauptstraße verhältnismäßig ruhig. Wir atmen durch.
    Was wir gestern ganz vergessen haben zu erzählen - der Strand ist schön und alles, aber leider ist das Wasser so verschmutzt, dass man nicht mehr darin baden kann. Es ist echt traurig. Heute sehen wir auch all den Müll beim näheren Betrachten.
    Wir laufen den gesamten Strand entlang und werden ein weiteres Mal angesprochen. Diesmal ist der Mann ein wahres Original. Mit Punkt auf der Stirn und komischem Farbstaub auf dem Kopf. Er fragt wo es als nächstes hingeht und gibt uns Tipps. Zum Schluss eill er ein Bild machen, wir denken schon jetzt will er gleich Geld, doch wir täuschen uns. Zum Abschied gibt er uns einen Zettel mit seiner Adresse und bittet darum, dass wir ihm die Bilder zur Erinnerung zusenden. Verblüfft gehen wir weiter.
    Eigentlich war der Plan, nun zu den hängenden Gärten zu laufen. Da es inzwischen aber gut dämmrig ist, entscheiden wir uns doch dagegen. In Deutschland gehen wir schließlich auch nicht nachts in den Park.
    Also überspringen wir die Gärten und gehen direkt zum im letzten Footprint genannten Two Billion Dollar Haus. Die Engländer meinten gestern es wäre ziemlich hässlich von außen. Das sehen wir nicht so. Cool aussehen tut es auf jeden Fall. Allerdings wird mir ganz schlecht bei so viel Dekadenz.
    Inzwischen sind wir recht fertig. Die Aussicht auf den einstündigen Weg nach Hause macht die Sache auch nicht besser 🙈 Die Straßen sind immer noch rappelvoll und die Gegend ist irgendwie gruselig. Viele Straßenverkäufer und versiffte Straßen mit sehr viel Verkehr. Vor allem die Mohammed Ali Road ist ein Albtraum. Wir fühlen uns gestresst und wollen so schnell wie möglich Heim, heute war echt anstrengend. Zum Glück kommen wir dem Ziel immer näher und zu zweit ist eh alles halb so wild 🤗 Im muslimischen Viertel angekommen fühlen wir und fast schon heimisch. Wir laufen an Ständen vorbei, auf denen viel rohes Fleisch liegt. Einfach so, ohne Kühlung. Das fände ich selbst als Nicht-Veggie ziemlich eklig. Unter einem Tisch sitzt eine Katze mit drei Jungen. Das ist ziemlich süß.
    "Zu Hause" angekommen waschen wir uns erstmal. Danach mampfen wir hungrig die vom Mittag übrig geblieben Reste und machen uns einen gemütlichen Abend! 😌
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