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  • Day 77

    Schnorcheln bei den Gilis

    April 23, 2017 in Indonesia ⋅ ☀️ 31 °C

    Hallihallo, da bin ich wieder! Auf Grund von akutem Abenteueralarm, sowie zumeist unzureichender Qualität des Wlans melde ich mich erst jetzt mal wieder.
    Inzwischen hat es mich auf die Gili Inseln, nahe Lombok bzw. genauer gesagt auf die Insel Gili Air verschlagen. Meine Reisepartnerin Rose aus Kanada, (die ich in Ubud kennen und schätzen gelernt habe und mit der ich seither herumreise), verbringen vier Tage auf der kleinen, am östlichsten gelegenen Gili Insel. Die Insel ist nicht so groß, aber trotzdem gibt es viel zu entdecken! Da es touristisch weitgehend ziemlich erschlossen ist, beschränkt sich das Entdecken jedoch eher auf kulinarische Schmankerl und verschiedene Strandbars 😬
    Heute ist schon unser letzter Tag und gestern haben wir spontan eine Schnorcheltour für den Tag gebucht.
    Um 7:30 Uhr klingelt mein Wecker und ich fange im Halbschlaf fast automatisch an mich mit Sonnencreme einzureiben. Ohne, biste hier tot! Um ein bisschen wach zu werden gehe ich in unser Badezimmer. Zur Zeit wohnen wir in einer kleinen Strohhütte "traditional style" - da macht das Bad keine Ausnahmen! Es geht ein paar steile Treppen hinunter, wie in einen Keller. Es ist auch so dunkel wie in einem Keller, denn es hat kein Fenster und kein elektrisches Licht. Unseren (unfreiwilligen) Mitbewohner, Kakerlake 1 und Kakerlake 2, eine fetter als die andere, gefällt das sehr! Zu meiner Überraschung machen mir all die Umstände nicht im geringsten etwas aus. Es gibt kein Waschbecken, kein Licht, kein warmes Wasser - und trotzdem fehlt mir nichts. Sogar die Kakerlaken stören mich nicht sonderlich, solange sie mir nicht über die Füße krabbeln. Was Reisen so mit einem macht... ich bin sprachlos und glücklich!
    Um 8:30 Uhr müssen wir am "tourist office" nebenan sein, wo wir die Tickets gekauft haben. So ein Schnorcheltrip ist übrigens echt bezahlbar hier, anstatt der anfänglichen 100.000 Rupiah haben wir den Ausflug letztendlich für 80.000 pro Person bekommen also ca. 5,60€.
    Nach einem heruntergeschlungenen Frühstück, bestehend aus Omelette und Tee (unser lieber Homestay Besitzer schläft gerne aus, deswegen heruntergeschlungen) läuft uns der Schweiß schon in Strömen. Noch schnell eine lebensrettende Flasche Wasser gekauft und ab geht's schon zum Hafen!
    Außer Rose und mir warten noch fünf weitere Leute auf das Boot. Nach einer kurzen Fahrt, bei der wir schon eine Meeresschildkröte im glasklaren Wasser erspähen, halten wir auf der anderen Seite von Gili Air, wo ca. 20 Leute zusteigen und wir sieben anderen noch unsere Flossen und Taucherbrille mit Schnorchel bekommen. Alle zusammen fahren wir dann zum ersten Stopp.
    Das Wasser ist glasklar, die Sonne strahlt mit uns um die Wette. Der Fahrtwind auf dem Boot tut gut und zum Glück hat es kaum Wellen, sodass wir nicht so krass hin und her schaukeln (da hatten wir eine nicht so schöne Erfahrung beim letzten Schnorcheltrip auf den Nusa Inseln, wo wir alle schön seekrank geworden sind...). Als wir halten erklärt unser Guide, dass wir ihm am besten folgen sollen um Schildkröten zu sehen. Wir machen uns ready für das Wasser, heißt Flossen an, altes Tshirt überziehen um später keinen Sonnenbrand zu haben und die Brille aufsetzen. Mit einem kleinen Platsch geht's ins erfrischende Nass. Erfrischend ists aber auch nur weil es draußen noch wärmer ist 😅 die Wassertemperaturen können nämlich gut mit einem der "kühleren" Becken in Beuren mithalten.
    Durch leichte Strampelbewegungen mit den Flossen halte ich mich über Wasser um meinen Schnorchel noch kurz auszuleeren. Als ich dann unter Wasser tauche bin ich in einer anderen Welt. Es wird leise, ich höre nur ein leichtes Knistern im Wasser. Blau blau blau, wohin ich blicke. Auf dem Grund, geschätzte 15 Meter unter mir tummeln sich einige wenige Fische um ein paar Korallen. Es ist so ein seltsames Gefühl, über all dem zu "schweben". Ich fühle mich als stiller Beobachter und fliege durch das Wasser, den Grund und das Geschehen um mich herum immer im Blick. Ich sehe meine erste Meeresschildkröte. Sie sitzt unten auf dem Boden und ist kaum zu erkennen. Unter Wasser verschwimmen fast alle Farben zu einem blaugraubraun, vor allem in der Tiefe. Das einzig bunte sind eigentlich die Papageienfische und ein paar andere bunte Meeresbewohner.
    Die Schildkröte ist vielleicht einen Meter lang und sitzt gemütlich am Grund. Andere haben sie auch entdeckt und langsam tümmeln sich einige Schnorchler über ihr. Nach kurzer Zeit des Beobachtens fängt die Schildkröte an aufzusteigen. Ist sie neugierig? Oder braucht sie einfach Luft?
    Ich bin nicht direkt über der Schildkröte gewesen sondern ein Stück weit auf der Seite. Als sie nun anfängt aufzusteigen, tut sie das nicht in einer geraden Linie nach oben, sondern schwimmt schräg. Und so kommt es, dass sie für einige Augenblicke direkt auf mich zuschwimmt. Weniger Meter von mir entfernt, schwebt sie majestätisch durchs Wasser. Ich sehe ihren Panzer und die kleinen Platten auf ihrem Kopf. Um mich herum ist nur Wasser. Leere. Fülle. Stille. Die Sonne wirft Strahlen, ich höre das Wasser rauschen und spüre wie es mich trägt, ich spüre die Wärme um mich herum. Es ist ein einzigartiger Moment.
    Die Schildkröte ändert ihre Richtung und plötzlich sind wir nicht mehr alleine, die anderen haben uns "eingeholt". Irgendeine Frau schwimmt der Schildkröte erst entgegen, dann hinterher und will sie berühren. Sie jagt ihr richtig hinterher und verscheucht sie somit. Ich kann über diese Respektlosigkeit nur den Kopf schütteln und bin dankbar für den kurzen Moment den mir dieses einzigartige Wesen gewährt hat.
    Zurück auf dem Boot wärmt uns die Sonne und Rose und ich erzählen uns gegenseitig von unseren Entdeckungen. Ich habe noch drei weitere Meeresschildkröten sehen können, aber ich hatte keinen so intimen Moment mehr. Mich erschreckt, dass man auf dem Grund hauptsächlich tote Korallen sieht und ich frage mich warum. Auch am Strand schon sind mir die Massen an abgestorbenen Ästen aufgefallen. Weiß wie Knochen liegen sie hier auf dem Meeresgrund, wie auf einem Unterwasserfriedhof.
    Der nächste Stopp liegt vor der Insel Gili Meno, das Wasser ist heller, strahlend türkis und nicht ganz so tief. Man sieht riesige Korallen, bunte Fische und nicht so bunte Fische. Es ist einzigartig. Jedoch bedrücken mich die toten Korallen und ich werde die Gedanken an meine Erinnerung an das Schnorcheln in Ägypten vor vielen Jahren, und das in Brasilien vor nicht so vielen Jahren nicht los. Dort war alles viel bunter. Oder bilde ich mir das ein? Hat sich meine Erinnerung mit der Zeit "verschönt"?
    Nichtsdestotrotz genieße ich das Gefühl von Freiheit und Schwerelosigkeit im Wasser und beobachte interessiert das Treiben unter mir. Ich sehe einen großen Fisch einen kleinen Fisch fressen, andere Fische nagen an den Korallen (seid ihr etwa Schuld, dass die alle absterben?🤔), es gibt ganz bunte Tiere und wiederum ganz eintönig schlammfarbene. Weiche Annemonen wehen im "Wind".
    Da die Strömung hier ziemlich stark ist, werden wir schon nach wenigen Minuten zurück aufs Boot beordert. Zu gefährlich - wir gehen zum dritten Spot! Hier ist das Wasser noch seichter, je nachdem wo man ist muss man fast schon aufpassen keine Korallen mit seinen Flossen abzureißen. Schwimmt man jedoch in die Richtung weg von der Insel, geht es auf einmal ziemlich steil einen Abhang herunter. Es kommen kalte Ströme Wasser herauf und es ist ein witziges Gefühl die Unterschiede so direkt im Vergleich zu spüren. Schwimme ich zwei Meter weiter umspült mich auf einmal wieder total warmes Wasser.
    Um zwölf machen wir Mittagspause auf Gili Meno. Wow ist das schön hier! Unberührte Strände, viel Natur, wenig Gebäude. Definitiv ursprünglicher als Gili Air, das schon weniger touristisch "versaut" ist, als die Partyinsel Gili Trawangan, auf die wir uns erst gar nicht gewagt haben.
    Leider haben wir nur eine Stunde zum Essen und Erkunden, also bleibt uns nur Zeit um zu einem Restaurant zu laufen, zu essen und gleich wieder zurück. Wie gerne wäre ich länger geblieben und einmal um die Insel herumgelaufen! Ich habe das Gefühl etwas großartiges zu verpassen... es sieht magisch aus! Aufgefädelte Korallen klimpern im Wind, der Strand ist weiß und weich, es hat viele Pflanzen die Schatten bieten. Kaum Menschen am Strand.
    Auf Gili Air ist der Strand weitestgehend "besiedelt" von Bars und Restaurants. Gemütlich, aber einfach anders! Beides hat seinen Reiz, und ich bin um die Erkenntnis reicher, dass Gili Meno auf jeden Fall einen (mehrtägigen) Besuch wert ist.
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