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- Day 5
- Sunday, August 24, 2025 at 8:31 PM
- ☀️ 19 °C
- Altitude: 1,446 m
CanadaImprovement District No. 951°11’36” N 115°31’14” W
Der Bär ist los

In den Rocky Mountains sieht man sie überall: Bären. Auf Campingplätzen, Wanderwegen, Picknickpläatzen, Informationszentren, am Straßenrand… überall sind sie auf Schildern abgebildet. Die Schilder weisen darauf hin, dass man den Lebensraum mit Bären und anderen wilden Tieren teilt. Manchmal gibt es auch noch mehr Informationen: Menschenessen tötet Wildtiere! Lasst euer Essen nie unbeaufsichtigt auf dem Picknicktisch stehen und lasst es auch nicht im Zelt sondern, bringt es ins Auto oder in einen bärensicheren Schrank. Die Mülleimer sind etwas kniffelig zu öffnen, damit Tiere es nicht schaffen. Am Straßenrand wird man darauf hingewiesen, dass man Bären am Straßenrand nicht auf die Pelle rücken soll und ihnen genug Platz lassen soll, auf manchen Wanderwegen wird gesagt, dass man nur in Gruppen von vier Personen und nur mit Baerenspray gehen darf, und dass dies auch kontrolliert und sanktioniert werden kann. Auf anderen Schildern hieß es: weisst du wo dein Bärenspray ist? Du hast nur 2 Sekunden… . Beim Rangertalk für die Kinder in Banff wurden ihnen natürlich auch die Verhaltensregeln eingeimpft: 30m Abstand von Tieren mit Hufen, 100m Abstand zu Fleischfressern. Am Ende der Veranstaltung heisst es dann: Thank you beary much!
An unserem ersten Tag am Campingplatz in Banff, war ich auch entsprechend nervös. Beruhigte mich aber damit, dass mein Kollege und Bärenexperte meinte, es sei keine Gefahr, solange keine Nahrung in der Nähe wäre, also keine Essenreste und keine Beeren. Beim Spülen las ich dann aber auf einem Schild: *Es ist Beerenzeit, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch Bären zu treffen.* Oh man, dachte ich. Aber wahrscheinlich nicht hier auf dem Campingplatz sondern irgendwo auf einem abgelegenen Pfad, wo der Bär nicht von Menschen gestört wird. Meine Spülnachbarin meinte aber, sie habe letzte Woche auf einem Campingplatz am Lake Luise 40km entfernt einen Bären gesehen. Na toll. Als ich dann auf unserer wunderschönen Zeltparzelle am Rand des Zeltplatzes ankam, fiel mir dann auch sofort auf, dass um unser Zelt auf zwei Seiten gar kein Nachhbar war und auf den anderen beiden Seiten auch erstmal fünf Meter Gebüsch war bis zum nächsten Nachbarn. Und nicht irgendein Gebüsch, sondern Beerensträucher. Wir ließen die Kinder also nicht alleine auf Toilette gehen und nahmen immer Bärenspray mit, egal wohin wir gingen. Das einzige Tier, was uns besuchen kam, war dann aber ein Wapitihirsch (Weißschwanz-Hirsch). Wir freuten uns sehr darüber und schickten erstmal ein Foto an Opa Josef zur Tierartbestimmung. Carla fand das ganze allerdings ziemlich stressig. Sie bimmelte auf Wanderungen immer übertrieben stark mit ihrem Bärenglöckchen, obwohl das Dank Felix Dauerredeschleife gar nicht nötig gewesen wäre. Felix machte sich eigentlich gar keinen Kopf darum, und hatte nur sehr sporadisch Angst vor Bären, vergass es aber dann auch schnell wieder. Eine Nacht raubte die Bärenangst dann auch Carlas und somit meinen Schlaf.
Am wunderschönen See Minnewanka machten wir eine ebenso schöne Wanderung, auf der wir dann wieder ganz unverhofft ein Wapiti aus nächster Nähe sahen, was uns genauso verdutzt anguckte wie wir es. Die Kinder hatten ja gelernt: 30m Abstand halten, und ich war etwas nervös weil ich mir nicht sicher war ob in der nähe nicht vielleicht ein größerer Hirsch abhängt, der uns verjagen möchte. Also gingen wir rückwärts, damit das Reh weglaufen konnte. Das Reh war allerdings ziemlich entspannt und graste weiter und kam sogar in unsere Richtung, sprang aber dann doch irgendwann weg. Carlas Alarmmodus war also geweckt. Und als wir auf eine Wegsperrung kamen mit riesigen Warndreiecken auf denen Bären drauf waren und ein Schild mit Verhaltensregeln, ließ Carla sich alles ganz genau und mehrfach übersetzen. Da wir zu viert waren und zwei Bärensprays mit uns hatten, durften wir passieren. Der Weg war auch wunderschön und die Aussicht umwerfend. Carla und Felix waren aber trotzdem heilfroh als wir wieder unten waren: Carla wegen der Bären und Felix einfach allgemein wegen Wandern. Und auch ich merkte, dass ich die ganze Zeit ziemlich angespannt gewesen war weil ich die Umgebung nach Bären gescannt hatte. Den Rest des Tages verbrachten wir dann beim Fluss, wo Felix und Carla Angelauswerfen übten. Als wir wieder im lebhaften Teil des Sees waren und so gar nicht mehr mit Wildtieren rechneten, wurden wir aber wieder total überrascht. Denn trotz zahlreicher Menschen, tauchten aus dem nichts drei Widder oder big horn sheep auf. Sie waren wirklich riesig und dummerweise blieb ein Auto nicht stehen sondern fuhr den Tieren langsam hinterher bis diese Angst bekamen und über den Bürgersteig ins Gebüsch flüchteten und auf dem Weg fast einen Fußgänger umrannten. Krass, hier gibts echt überall Tiere… .
Trotz unserer latenten Angst vor Bären, üben sie natürlich auch eine gewisse Faszination aus und während wir zu Fuß gerne weit weg von ihnen sein wollten, hofften wir auf jeder Autofahrt welche zu sehen. Vergebens. Wir sahen den Bären nur auf Schildern. In Jasper, auf dem wunderschönen Pochahontas Campingplatz, der wieder sehr schöne, grosse Grundstücke hatte und man umgeben von (Beeren-) Sträuchern und Bäumen war, wurde uns dann bei der Anmeldung gesagt: bitte passen Sie noch mehr auf Ihr Essen auf und nehmen Sie immer Bärenspray mit: seit Wochen werden hier immer wieder zwei Bären auf dem Campingplatz gesehen. Zuletzt wurde er heute Nachmittag gesehen. Aaaahh… wir wollten es eigentlich gar nicht groß übersetzen, aber Carlas Englischkenntnisse sind schon ziemlich gut und natürlich hatte sie auf dem Rücksitz alles genau gehört und verstanden. Zum Zeltaufbau blieben die Kinder dann mit Hörspiel im Auto während Thorben im Halbdunkeln das Zelt aufbaute und ich mit Bärenspray bewaffnet die Gegenend scannte. Dann gingen wir schnell in die Schlafsäcke, ohne irgendwas auszupacken, am allerwenigsten Essen. Uns war echt mulmig. Am nächsten Tag gingen Carla und ich dann zum Eingang um zu hören wo man denn mit dem Auto Wildtiere sehen konnte. Da meinte die Frau, dass sie bereits einen Bären heute morgen gesehen hatte, direkt am Eingang vom Camp. Sie sah unsere besorgten Gesichter und meinte, dass der Bär aber sonst eigentlich nur in der D oder F Loop gesichtet worden sei. Wir waren in F. Wir machten uns vom Acker und sicher genug, wurde der Bär auch an diesem Nachmittag in der F Loop gesichtet. Wir hatten uns überlegt, dass Bären aber nicht nachtaktiv sind, und so schliefen wir dann auch gut.
Heute fuhren wir dann wieder Richtung Banff, mit einem Abstecher beim Maligne Lake. Auf dem Weg dorthin sahen wir wieder grosse Rehe und im See sogar einen Elch. Als wir dann auf unseren Honeymoon Lake Campingplatz ankamen, war die Stimmung gut, zwar hockte man sich mehr auf der Pelle, weil die Zeltgrundstücke enger beisammen waren und weil wegen des Waldbrands weniger Bäume und Gebüsch vorhanden war, aber der schöne See mit Ausblick auf die Berge kompensierte das. Man fühlte sich hier nicht so in der Wildnis, was nach den letzten Nächten echt entspannend war. Im Nachhinein nicht verwunderlich, aber natürlich sahen wir ausgerechnet hier, als wir mit einem Buch am See saßen, einen grossen, schwarzen Bären. Er war zwar 100m entfernt von uns, aber nur 30m von unserem Zelt entfernt und trottete ohne Eile zum Zeltplatz Ausgang. Irgendjemand hatte ihn gesehen und sämtliche Menschen vom Zeltplatz, um die 25, versammelten sich in ehrfürchtigem Abstand um den Bären zu sehen. Carla, die grade aus der Toilette kam, wollte grade in Richtung Feuerholz laufen, was leider Richtung Bär war, wurde aber durch unsere und die Rufe anderer davon abgehalten. Endlich hatten wir ihn gesehen: einen Bär. Denn während ich auf keinen Fall einen Bär ohne Auto oder irgendeine Absperrung begegnen möchte, war es schon ziemlich cool einen Bär gesehen zu haben. Und damit kann ich diese Nacht dann hoffentlich auch gut schlafen, mit Bärenspray, man weiss ja nie… .Read more
Traveler
Ohne scheu mitten drin, sehr schön 🥰
Traveler
Ein sehr schönes Foto von den dreien mit atemberaubender Landschaft im Hintergrund 👍❤️
Traveler
Ich hoffe ihr seid keinem Bären begegnet