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  • Day 339

    V. CA Honduras/W1, 2d: Copán

    August 3, 2017 in Honduras ⋅ ⛅ 28 °C

    Do, 03.08. Santa Ana, SV-Grenzübergang-Copàn Ruinas, HN
    Da ich Donnerstags in Santa Ana noch die Ruta de las Flores machte und der Shuttle ohnehin erst spätnachmittags ging, entschloss ich spontan nach gewöhnlicher Preiskalkulation einen Shuttle nach Copán zu nehmen (nach dem einen landschaftlich tollen in Costa Rica mein erst zweiter). Der Preis erschien mir mit $25 zwar erst hoch, aber mit den 5 Chickenbussen wäre ich insgesamt auch bei $15 gewesen plus hätte eine weitere Nacht in Santa Ana gebraucht, weil ich frühmorgens gestartet wäre - kurzum geldmäßig also nichts gespart, allerdings war der Bus natürlich viel bequemer und mit knapp 5h auch wesentlich schneller bei insgesamt 2 Grenzüberquerungen (die Route ging durch Guatemala). Via Metapan ging es über die Grenze Anguiatu/La Ermita nach zunächst Guatemala (es gab für El Salvador wieder keinen Stempel) und dann El Florido nach Honduras. El Salvador und Guatemala waren beide gebührenfrei, Honduras wollte wieder $3.

    Willkommen in Honduras! :)
    Als eines der interessantesten, inspirierendsten und unberührtesten Länder Zentralamerikas gehört dieses Land leider zu den gefährlichsten mit der höchsten Kriminalitätsrate - nach Nicaragua ist es das zweitärmste Land, mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze und San Pedro de Sula im Nordwesten wurde erst 2015 zum dritten Mal infolge als gewalttätigste Stadt der Welt klassifiziert - von der Polizei kann man leider auch nicht viel Hilfe erwarten. Sowohl Einheimische als auch Reiseführer warnen vor den Bussen, die gerade in und um San Pedro Sula und der Hauptstadt regelmäßig und bewaffnet überfallen werden, dass viele Busse Soldaten an Board haben - man soll immer Taxis von und zu den Terminals nehmen und nicht nach Dunkelheit fahren - ein rießen Problem, da man als Rucksackreisende auf Busse angewiesen ist. Die politische und wirtschaftliche Lage ist instabil und das Land wird durch konstante Gewalt der Drogengangs ("maras") heimgesucht. Hauptstadt ist Tegucigalpa, Währung Honduras Lempira.
    Da ich nicht am Tauchen interessiert bin (die karibischen Bay Islands mit Utila und Roatán sind dafür super geeignet und noch dazu echt günstig) und auch bereits in knapp 4 Wochen sprichwörtlich auf einer Hochzeit tanzen muss ;), entschied ich mich daher, lediglich die berühmten Ruinen von Copán zu besuchen und mich 2-3 Tage lang durch Honduras Spezialitäten zu futtern :P
    Am besten startet man den Tag mit "Licuado", einer Art Obstsmoothie mit oft Bananen und Cornflakes und damit sehr füllend. Ähnlich zu allen anderen Ländern ist das Mittagessen wieder die bessere und günstigere Option, v.a. in den comedores mit Reis, Bohnen, Tortilla und Fleisch. Der wohl bekannteste Straßensnack (und von mir aufgrund der Ähnlichkeit zu Pupusas sehr geliebt) ist "Baleada" - mit Bohnen, Käse und Sahne (oder allen anderen denkenswerten Formen) gefüllte weißmehlige Tortillas, die beste Variante ist allerdings mit Avocado. Daneben gibt es noch viele weitere reislose Spezialitäten wie "Anafre" (Fondue aus Käse, Bohnen oder Fleisch bzw allem zusammen), "Tapado" (Gemüseeintopf oft mit Fleisch oder Fisch), "Guisado" (scharfer Hühnereintopf), "Sopa de caracol" (Schneckeneintopf mit Kokosnussmilch, Gewürzen, Kartoffeln und Gemüse).
    Auch hier ist die Bevölkerung wieder stark katholisch und konservativ, die Kinder bleiben idR in der Nähe der Eltern; wobei heutzutage auch viele in die USA gehen und dann Geld heimschicken. Hondurianer sind super freundlich und generell glücklich, wenn Leute ihr Land besuchen wollen und erzählen auch gerne, wo sie herkommen. 85-90% sind Ladino, eine Mischung aus Spanisch und Indigo mit dem Rest indischen Minderheiten wie z.B. den Maya Chorti in Copán.

    Copán Ruinas selbst ist ein charmantes Städtchen mit Kopfsteinpflaster, roten Dächern umgeben von grünen Hügeln und ist natürlich v.a. durch die Nähe zu den berühmten Ruinen von Copán bekannt. Trotz allem ist es nach wie vor eher unberührt, ruhig entspannend und hat neben dem Hauptplatz mit Kirche und archäologischem Museum gerade in der Umgebung viele interessante Wanderungen sowie einen Vogelpark zu bieten.
    Trotz Shuttle kamen wir erst super spät gegen 18:00 Uhr an und meine erste Frage über typisches Essen führte mich gleich in ein lokales Restaurant "Buenas Baleadas", wo ich das wohl bekannteste Essen hatte: Baleada sencilla - Weißmehltortilla gefüllt mit Bohnen, Käse und Sahne; lecker, aber schwer verdaulich und ich bevorzuge definitiv die Mais-Pupusas :) Dabei hatte ich auch gleich wieder eine lokale Erfahrung mit einem älteren Hondurianer, der mich an seinem typischen Essen mit Tortillas, Reis, Bohnen, Käse und fritierten Kochbananen teilhaben ließ sowie mir jede Menge über Land und Leute erzählte ;)

    Fr, 04.08. Ruinas de Copán
    Am nächsten Morgen ging es direkt zu den sehr beliebten, aber etwas abgelegenen Copas-Ruinen, die zum Weltkulturerbe zählen und nach den Bay Islands der zweithäufigst besuchte Ort in Honduras sind. Sie liegen umgeben von schönen, grünen Hügeln und dschungeligem Gebirge 20 Min fußläufig außerhalb Copán-Stadt und entstanden zwischen 250 und 900 n. Chr., der Blütezeit der Maya mit der höchsten städtischen Dichte. Es ist eine der interessantesten Mayastätten - nicht aufgrund der Größe (Tikal in Guatemala und Chichén Itzá in Mexiko sind wesentlich größer und beeindruckender), sondern vielmehr aufgrund der unglaublichen künstlerischen Handwerke, die über Jahrhunderte überlebt haben. Es war einst der wichtigste Stadtstaat der südlichen Mayawelt und auch wesentlich größer und beeindruckender als von mir erwartet.
    Um die ganzen Menschenströme, Schulklassen und Hitze zu vermeiden startete ich wieder recht früh und war typisch deutsch pünktlich zur Eröffnung um 8:00 Uhr die erste Besucherin - dafür wurde ich mit kühlem Wetter, Schatten und insbesondere menschenleeren Ruinen belohnt :) Ich nahm mir super viel Zeit und sah in knapp 5h Plaza Central & Gran Plaza, El Juego de Pelota, La Escalinata Jeroglífica, Temple 11, Acrópolis, Popol-Na sowie East & West Court. Am besten gefiel mir La Escalinata Jeroglífica, die längsten mit Schriftzeichen bestückten Treppenstufen nicht nur der Maya-, sondern der ganzen Welt und der Grund, warum die Stätte ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Nur die ersten 15 Stufen sind original, der Rest (ich zählte 45 mehr) wurde mit Steinen nachgebildet. Aufgrund der schwierigen Sprache bestehend aus 2 Dialekten und 800-1000 Schriftzeichen wurden auch nur die ersten 15 Stufen übersetzt. Es wird stark geschützt, seit den 70ern ist es nicht mehr erlaubt darauf zu laufen und ein großes Segel dient zum Schutz vor Wetter, Regen und Sonne - diese ganzen Infos gab es übrigens ganz umsonst durch meine Spanischkenntnisse und den Lehrern der dutzenden Schulklassen :P
    Die beste Überraschung gab es aber mit den vielen roten und super lauten Papageien, dem Nationalvogel Honduras und zusammen mit dem Quetzal super wichtig in der Mayakultur. Sie sind in sämtlichen Bildern, Statuen und Zeichen der Mayas vorhanden, die Federn des heiligen Vogels schmückten das Haar der Adeligen, wurden als Währung gehandelt und präsentierten mit ihren vielen Farben den Sonnengott zwischen Himmel und Erde. Papageien sind Partner für das restliche Leben und kommen v.a. in den tropischen Wäldern vom Süden Mexikos bis zum Amazonas in Südamerika vor.
    Danach entdeckte ich noch einen Naturweg - ein willkommener 30Min Spaziergang auf den Spuren der Mayas, super schön ruhig durch Wald mit jeder Menge Schmetterlinge und Vögel. Kakao war für die Mayas das Getränk der Götter und wurde als Tauschmittel für Jade, Muscheln sowie Quetzalfedern verwendet. Der berühmte Ceiba-Baum ist ein Symbol für den Baum des Lebens - die Wurzeln reichen bis tief in die Unterwelt, der Stamm existiert in der jetzigen Welt und die Äste erstrecken sich bis zum Himmel.
    Danach sah ich mir noch die ganzen Infos und Handwerkskünste an und gönnte mir dann super gutes typisches Essen umgeben von Einheimischen an den Straßenständen. Es gab u.a. Baleada mit Avocado für nur L15 (55€ct) sowie Enchiladas, getoastete Maistortillas mit Huhn, Salat und Käse für nur L10 (36€ct) - super lecker und von den einheimischen Jungs gezeigt, wie man das richtig ist ;)
    Anschließend ging es gut gestärkt gegen 13:30 Uhr weiter zu den Las Selpturas, über 100 Gebäude und 250 Gräber inkl Priester Shaman weitere 1,5km östlich der Ausgrabungsstätte Copán gelegen und mit weiterem Natur- sowie Flussweg entlang des Río Copán auch schön schattig.
    Zurück in der Stadt besuchte ich noch den Markt, schlenderte durch die Kopfsteinpflaster und tollen Straßen und entspannte dann nur noch in den Hängematten nach einem super anstrengendem, vielen Stufen behafteten aber sehr interessantem und tollen Tag :)

    Ich dachte bisher, ich würde wieder etwas rushen aber es gibt immer härtere Fälle :P
    So traf ich im Shuttle 3 Norweger, die in 4 Wochen 8 Länder (!!!) von Kolumbien bis nach Mexiko bereisen; eine Amerikanerin, die von Copán nach Antigua und von dort (ohne das tolle Antigua zu genießen oder iwas dort zu machen) gleich weiter nach Flores ganz im Norden des Landes super weit reiste; die absolute Härte waren aber ein Holländer und ein Brite, die fast 10h mit den Chickenbussen von Santa Ana nach Copán gereist sind, dort gegen 17:00 Uhr ankamen und am nächsten Morgen um 07:00 Uhr gleich wieder 10h weiter an die Karibikküste fuhren - ohne die Stadt und unglaublicherweise auch ohne die Hauptattraktion der Ruinen überhaupt gesehen zu haben, total verrückt :P

    Honduras war für mich aufgrund Zeitmangels und Sicherheitslage nur ein sehr kurzer Stopp - die Landschaften waren toll, die Ruinen beeindruckend, die Menschen nett hilfsbereit und ich bevorzuge Pupusas statt Baleadas :) Finanziell bin ich mit 19,33€/T wieder unter meinem Budget von max. 33€/T geblieben.
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