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  • Day 1

    Nicht mega sondern giga

    September 18, 2021 in Germany ⋅ ☀️ 16 °C

    Ich habe sage und schreibe noch die ganze Wohnung geputzt, ehe ich losgetigert bin - als lonely Rider. Einmal Pfalz im Herbst muss sein, notfalls allein. Die Hürden sind hoch, bei Pforzheim 7 Kilometer stop and go, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. In Burrweiler trinke ich den ersten Federweißen und nehme gleich welchen mit. In Hainfeld gibt es einen Direktverkauf - Kürbisse, unschlagbar groß, unschlagbar rund, unschlagbar preiswert. Ich nehme zwei Monde mit - mein Eingangsbereich zuhause will herbstlich geschmückt werden. Dazu Äpfel, Zwiebeln, Kartoffeln, Secco. Der nette Verkäufer hilft mir, alles ins Auto zu laden.
    In Maikammer Weinprobe. Ich stoße zu einer Gruppe, die schon den halben Nachmittag sitzt und das Sortiment mehr oder weniger durch hat. Einer der Männer fragt die Küferin, was er mit so Raritäten machen soll, Weißweinen von 1978, die in seinem Keller verkommen. Deren Antwort: verkochen oder Essig draus machen. "Sofern es keine Auslese ist", füge ich grinsend hinzu, "die hält länger." Mit zwei Flaschen Scheurebe, sowie Gewürztraminer und Spätburgunder ziehe ich von dannen. Ich fahre auf die Kalmit, die höchste Erhebung der Pfalz, 650 Meter (ungefähr). Vom Parkplatz aus gibt es drei Wege, einen für Rollstuhlfahrer, einen für Treppensteiger, einen für weder noch, den nehme ich. Bizarre moosbewachsene Felsformationen, steingewordene Urzeittiere, bewachen den Wald. Nach kurzer Wanderung bin ich an der Kante, wo jeder jeden grüßt und eine Wandergruppe mit Musik aus der Konserve Krach macht: "In dä Palz geht dä Parrer mit dä Peip in die Kerch... " Die Aussicht in die Rheinebene ist nicht mega sondern giga. Noch ist es warm - ich ziehe mein Buch raus - und wird dann im Handumdrehen eisekalt. Beim Weggehen verlangt ein Wanderer, der da noch sitzt, ich müsse vorher noch seinem Kumpel Küsschen geben, das bringe Glück. Das ziehe ich lachend in Zweifel und mich damit aus der Affäre, beschleunige auf dem Weg zurück zum Auto aber dennoch den Schritt, man weiß ja nie. 13 Grad, als ich losfahre.
    Letzter Akt: Abendessen in einer Riesen-Strauße in Edenkoben: Saumagen mit Sauerkraut, dazu Gewürztraminer. Hier trägt keiner mehr Maske, Corona scheint vorbei, die Stimmung steigt mit steigendem Alkoholkonsum ins Unermessliche...
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