A 27-day adventure by Martin & Regine Read more
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  • Day 11

    Sturm… aufs Buffet!!

    April 5, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ ☁️ 27 °C

    Vor der Küste Brasiliens, Mittwoch, 5. April 2023

    Was ist das Wichtigste auf einem Kreuzfahrtschiff?
    Nein, es sind nicht die vielen orangefarbenen Rettungsboote vier Stockwerke unterhalb von uns. Es ist auch nicht das Schiff selbst, welches als schwimmender Koloss daherkommt wie ein Hochhaus im Wasser; und es ist auch nicht das Meer, das zu jeder Tages- und Nachtzeit herrlich anzusehen ist in seiner majestätischen Ruhe…
    Martin ist aber vermutlich der einzige Passagier, der stundenlang aufs Wasser schauen kann - wenn er nicht gerade schläft!
    Das Allerwichtigste auf einem Kreuzfahrtschiff ist selbstverständlich das (Fr)Essen! Das beginnt schon früh am Morgen und endet eigentlich erst um 02:00 Uhr, wenn auch das letzte Snack-Restaurant schliesst.
    A propos Restaurant: Davon gibt es so viele, dass wir noch am Zählen sind… Und da alle Passagiere „per Dekret“ all inclusive gebucht haben, sind alle Restaurants zu jeder Tages- und Nachtzeit gut besetzt.
    Zu „all inclusive“ eine kleine Anekdote: Bei der telefonischen Buchung unserer für 2021 geplanten Rückreise (wegen Corona um 2 Jahre verschoben) versuchten wir der freundlichen Dame von MSC klarzumachen, dass wir als Intervall-Faster gerne auf Frühstück und Mittagessen verzichten würden und fragten nach einem entsprechenden Rabatt. Wir glauben nicht, dass sie unsere Haltung verstanden hat, denn sie antwortete (sinngemäss): „Sie können selbstverständlich so wenig essen wie sie möchten; der Preis bleibt aber immer der gleiche.“ :-)
    Deshalb scheinen die meisten Leute hier das Preis-Leistungs-Angebot stetig zu ihren Gunsten steigern zu wollen, indem sie den Teller immer randvoll füllen, auch wenn dann das Meiste davon im Abfall landet!
    Regine ist entsetzt und macht sich zudem noch mit Fragen beim Personal für mehr Umweltschutz stark. Es werden beispielsweise pro Tag tausende von Plastikflaschen (300 ml und 500 ml Wasser) an die Gäste ausgegeben und keine einzige kann man nachfüllen. Nur heisses Wasser und Eiswürfel spucken die Automaten aus; „normale“ Wasserautomaten seien zu aufwändig!!! Man mag dies gerne glauben (oder auch nicht)!
    Aber Nachhaltigkeit und Kreuzfahrt sind absolut inkompatibel und das haben wir eigentlich auch vor Reiseantritt gewusst, aber bisher gut verdrängt. Das Ganze wirkt in seinen megalomanischen Ausmassen und bacchantischen Exzessen wie eine mehrtägige Orgie für den Mittelstand. Und dieser geniesst das in vollen Zügen.
    Wir sind aber selbstverständlich nicht gefeit gegen all die leckeren Verführungen und verfallen schon am Morgen (nach einer erneuten Sicherheitsveranstaltung) beim ersten Schluck Kaffee den Croissants und Petits Pains au Chocolat. Auch beim Mittagsbuffet schlagen wir zu, damit wir bis zum 3-Gang-Essen am Abend durchhalten - so viel zum Intervall-Fasten! :-)
    So wirkt das Ganze hier - übrigens nicht nur kulinarisch - wie ein dekadenter Abgesang auf den Massentourismus mit all seinen Exzessen: MIt Rundum-Verpflegung und Ganztages-Amusement muss die Welt untergehen! Wobei wir ehrlich gesagt etwas daran zweifeln, dass sich auf dem Schiff viele Menschen Gedanken zu ihrem Verhalten machen oder das ganze Spektakel hinterfragen.
    Wir können für uns als „Ausrede“ anführen, dass wir a) vor allem an der langen Reise übers Meer interessiert sind, b) uns nach fünf Monaten karger Ernährung wieder aufpäppeln müssen (vor allem Martin!), c) das, was wir auf den Teller schöpfen, auch konsumieren und d) aus den gestern schon genannten Erwägungen das alkoholfreie Getränkepaket geordert haben.
    Zu letzterem: Um das „Alkoholpaket“ finanziell auszunützen, müssten wir zwölf Tage in einer Art Dauerrausch verbringen - ein Zustand, der anderen Menschen hier auf dem Schiff offenbar keinerlei Probleme bereitet:-)!
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  • Day 12

    Faul und aktiv auf dem Schiff

    April 6, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 28 °C

    Im Südatlantik, Donnerstag, 6. April 2023

    Man muss sich eine Reise auf dem Kreuzfahrtschiff so vorstellen wie eine geführte Gruppenreise mit dreitausend Teilnehmern.
    Es ist alles immer gut organisiert und auch, wenn man seine eigenen Pläne für den Tagesablauf hat, werden diese durch „höhere Gewalt“ immer wieder gestört.
    Zu Beginn sind es die vorgeschriebenen Übungen zu den Abläufen zur Sicherheit, die alle Passagiere zwingend absolvieren müssen. Per Chipkarte, die nach erfolgter Teilnahme gescannt wird, ist auch der Nachweis möglich, ob wir erschienen sind. Wehe, wenn nicht!!!
    Eine „Notfallübung“ ist gewiss sinnvoll, auch wenn wir etwas daran zweifeln, dass sich nach einigen Tagen noch viele daran erinnern werden, wo genau ihr Sammelpunkt ist; und selbst wenn, dann ist die Frage erlaubt, wie die Personen über die Treppen (Liftbenutzung ist im Ernstfall verboten) vom 14. Stock in den sechsten gelangen sollen, wo sie es ohne Aufzug ja nicht einmal zum Essen in die diversen Restaurants schaffen!?
    Wir haben den Eindruck, dass ausser uns kaum jemand Treppen steigt (egal, ob hinauf oder hinunter).
    Auch bei den Mahlzeiten verleitet die Annahme, es gäbe unzählige Möglichkeiten der Verpflegung, zum Irrglauben, wir könnten dann essen, wenn es uns danach gelüstet.
    Vielmehr sind die Essenszeiten genau festgelegt: Unser Abendessen (Spätschicht) findet genau um 21:15 Uhr statt und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Ab 21:30 Uhr wird den Säumigen der Zugang zum Restaurant verwehrt.
    Beim Mittagsbuffet ist zwar zeitlich ein freier Zugang möglich, aber als wir versuchen, erst gegen Ende (14:45 Uhr) zu erscheinen - wenn der grösste Ansturm bereits vorbei ist -, müssen wir feststellen, dass begehrte Speisen (wie Fischgerichte oder diverse Nachtische) bereits ausgegangen sind und diese auch nicht mehr nachgelegt werden. Nun ja, dies ist Jammern auf hohem Niveau! Verhungern muss hier niemand!

    Als Individualreisender sollte man vorgewarnt sein: Hier ist alles durchkalkuliert und das Personal ist zwar freundlich, aber meist dünn gesät: Schliesslich zählen die Kosten. So heisst es bei jeder Aktivität: Warten, und sei es sogar beim Anstehen für die Buchung der Landausflüge… Wir buchen keinen. Wir wären an einer Schiffsbesichtigung (unter anderem Maschinenräume und Kommandobrücke) interessiert gewesen. Diese findet jedoch ausgerechnet während des Aufenthalts in Funchal statt. Und da wir noch nie auf Madeira waren, wollen wir uns den Tag nicht mit einer 60 Dollar-Schiffsbesichtigung blockieren (selbstverständlich pro Person!).
    Aber Herunterfahren von unserer fünfmonatigen Reise können wir trotz allem gut: Während draussen Tag und Nacht Jubel und Trubel für die vorwiegend brasilianischen und portugiesischen Gäste herrscht, haben wir in unserer Kabine unsere Ruhe und können vom Balkon aus endlos lang das endlos weite Meer betrachten.
    Und wenn uns das dann doch zu langweilig wird, nehmen wir (vor allem Regine) an einem oder mehreren der vielen Anlässe und Aktivitäten teil, die schon am Vorabend auf einem durch das Zimmermädchen verteilten Flyer fein säuberlich aufgelistet sind. Da gibt es von 8 Uhr morgens bis weit nach Mitternacht alles, was das Kreuzfahrer-Herz begehrt: Morgen-Spaziergang, Pilates, Aerobic, Tanzstunden, Bingo, Radfahren (!), Live-Music, Shows, Discos und etliches mehr.
    Für den heutigen Tag zählen wir insgesamt 49 (!!) Ereignisse auf dem „Daily Planner“.
    Regine hat die ihrer Meinung nach für sie interessantesten Anlässe ausgesucht und gestern Abend die Vorstellung der Crew sowie eine professionelle Akrobatik-Show besucht und heute die Musikgala dreier Opernsänger.
    Zudem ist es ihr sogar zweimal gelungen, einen Platz im (fast leeren) Pool zu ergattern - früh am Morgen und am Abend nach ihren Reling-Sonnenuntergangs-Fotos. Klar, zu solchen Zeiten wollen „normale“ Kreuzfahrer nicht ins Wasser! Aber das (in diesem Fall) warme Nass ist ihr Element!
    Martin bleibt (vorläufig) lieber im Zimmer, geniesst die Ruhe, liest und hört Musik, schaut aufs Meer und hängt ab. Jedem das Seine…
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  • Day 14

    Äquator-Taufe

    April 8, 2023, North Atlantic Ocean ⋅ 🌧 27 °C

    Am Äquator zwischen Brasilien und Afrika, Ostersamstag, 8.April 2023

    Was stellt man sich unter einer Äquator-Taufe vor?
    Wir haben keine Ahnung, informieren uns zuvor auch nicht im Internet (das ja ohnehin momentan nur WhatsApp-Nachrichten durchlässt und ansonsten keine einzige Seite öffnet) und befinden uns von daher in den Gewässern der Ahnungslosen. Wir wissen, dass wir irgendwann gegen 12 Uhr vom Südatlantik in den Nordatlantik wechseln und dies - wie man auf der Karte sieht - irgendwo zwischen Brasilien und Guinea. Es sollte dann um 11.38 Uhr sein (wie wir später mitgeteilt bekommen).
    Dem „Daily Program“ (das uns schon am Vorabend durch Josefine, „unsere“ Stewardess aus Madagaskar, in die Kabine gebracht wird), entnehmen wir unter dem Stichwort „Neptuns Party“ folgenden Hinweis:
    „König Neptun ist an Bord der MSC Fantasia gekommen, um all die unerschrockenen Entdecker zu begrüssen, die eine Überquerung des Äquators/Atlantiks wagen!
    Wir freuen uns, alle Gäste zur Taufe einzuladen, die um 11 Uhr im Pool-Bereich, auf Deck 14 stattfindet. Alle Gäste, die an der Taufzeremonie teilnehmen möchten, sind gebeten, sich um 10 Uhr in der DIsco (auf Deck 16) einzufinden. Bitte achten Sie im Bereich des Pools darauf, dass Ihre Kamera oder Handy nicht nass werden.“ (Original-Zitat… Regine hätte natürlich einige kleinere stilistische Änderungen am Text vorgenommen.)
    Dieser König Neptun erinnert Regine an den Seehasen in Friedrichshafen, der einmal pro Jahr den Tiefen des Bodensees entsteigt, sich auf ein extra für ihn bereitgestelltes Schiff der „Weissen Flotte“ begibt, um die Kinder während des mehrtägigen Seehasenfestes Ende Juli zu erfreuen.
    Nach dem Lesen der Einladung erkennen wir unschwer, dass dem Gast eine aktive oder passive Teilnahme angeboten wird. Martin verzichtet auf beides und wählt „seine“ Alternative: „Lesen auf Balkonien“. Regine hingegen entscheidet sich für die passive Variante. Obwohl sie in vielen Dingen sehr risikobereit ist, scheut sie hier doch das Unbekannte. Man weiss ja nie, was auf einen zukommt. Und sie sollte recht behalten!
    Da wir momentan weder Videos noch Fotos hochladen können, wird Regine dieses überaus interessante Event mit anschaulichen Worten schildern. Martin weiss gar nicht, was ihm hier entgangen ist!!
    Regine - an Pünktlichkeit gewohnt -, ist einige Minuten vor 11 Uhr auf Deck 14, nicht wissend, ob aufgrund des kurz zuvor niedergegangenen Regenschauers die Zeremonie am Aussen- oder eher am Innenpool stattfinden wird. Strategisch geschickt positioniert, wählt sie eine Stelle, von der aus sie beide gut im Blick hat. Aber die Sonne bricht durch und dem Ereignis im Freien steht nichts mehr im Wege.
    11 Uhr geht vorüber, es wird 11.10 Uhr, bis sich einige junge Männer von der „Animation-Crew“ an einem Pavillon zu schaffen machen und unter diesen ein grosses Mischpult stellen. Aha! Regengeschützt! Die Ränge füllen sich; auf Deck 14 und 15 sind nicht einmal mehr Stehplätze zu ergattern.
    Wie könnte es anders sein… moderne Organisatoren scheinen keine Armbanduhren zu besitzen! Die Zeit verrinnt, jetzt allerdings mit Musikbeschallung („-untermalung“ wäre masslos übertrieben). Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine Conférencière oder ein Conférencier auf (So genau ist dieses Geschöpf mit der roten Langhaar-Perücke und dem Bast-Röckchen nicht auszumachen.), heizt die Stimmung an und Regine versteht - da des Portugiesischen eher unkundig - nur, dass die Ankunft von König Neptun minütlich erwartet wird. Eigentlich weiss keiner der Anwesenden, wohin er blicken soll. Geheimnisvoll soll`s ja bleiben! Ein als Weib verkleideter Jüngling erscheint, fester Busen, enges Top und Bast-Röckchen, wedelt ein bisschen vor den Zuschauer*innen hin und her und bläht sich auf. Man will ja gesehen werden!
    Und dann!!! Wie Phönix aus der Asche erscheint plötzlich dieser sagenumwobene Neptun oben an der Treppe und grüsst majestätisch - seinen Stab festhaltend - nach links und rechts und auch die Treppe hinunter, wo Regine gerade steht. Sie hat freien Blick zu ihm! Also schnell auf den Videoknopf gedrückt! So was Einzigartiges will doch festgehalten werden! Mit weisser Langhaar-Perücke und weissem Rauschebart, blauem Gewand, das seinen bemalten Oberkörper frei gibt (irgendwie eine Mischung aus Nikolaus und Sankt Martin), mit dem Neptun-Stab in der rechten Hand, einem goldenen Schlüssel (Wozu dieser wohl dient?) in der linken schreitet er langsam die Treppe herab und begibt sich zum „Volk“, hinter ihm etliche MSC-Fahnenschwinger und vor ihm einige kostümierte Adjutanten.
    Regine sieht mit geöffnetem Mund zu, wie ihm die Menge zujubelt, Grüsse hinüberruft und frenetisch applaudiert! Schliesslich setzt er sich auf einen Thron, kündigt von hier aus die Taufzeremonie an und schreitet nun an den Beckenrand, begleitet von seinen drei Gehilfen. Den Vieren hinterher folgen (Regine zählt grob mit) etwa hundert Taufwillige mit entblösstem Oberkörper oder mit Bikini-Oberteil, unten mit einem Bast-Röckchen - vermutlich im Hunderterpack günstig nach dem Karneval in Rio von MSC erworben. Ein Taufwilliger nach dem anderen defiliert an Neptun vorbei und dieser schöpft mit einer Suppenkelle unermüdlich Wasser aus einem Eimer und übergiesst das Haar des jeweiligen „Untertans“. Wer getauft ist, macht es sich am Beckenrand des Pools bequem und harrt der Dinge, die da kommen. Und derer gibt es noch viele! In der Zwischenzeit hat Regine die Position gewechselt - fototechnisch erneut an einer exponierten Stelle - allerdings jedoch in der Sonne, was sich am Abend auf ihrem Gesicht bemerkbar macht. Der 50-er Sonnenschutz verblieb wegen des vormittäglichen Regens im Rucksack! Man lernt nie aus!!!
    Als alle Täuflinge dicht gedrängt am Pool sitzen und ihre Füsse im Wasser baumeln lassen, schreien einige vom „Animations-Staff“ so etwas wie (sinngemäss): Wollt ihr noch mehr? Eigentlich hätte Regine hier schon das Terrain räumen müssen, aber sie ist doch zu neugierig und bleibt bis zum bitteren Ende.
    Circa 30 Plastik- oder Styropor-Teller kommen auf einer Theke zum Vorschein, darunter - unter einem Tischtuch nicht sichtbar - etliche Bottiche mit zunächst nicht definierbarem Inhalt.
    Was nun kommt, überrascht vermutlich auch die Menschen, die sich auf die Zeremonie eingelassen haben. Das Team überschüttet die Täuflinge mit farblich unterschiedlichen Lebensmitteln, zunächst mit Milch, daraufhin mit Kakaopulver, dann folgt Erdbeermus, Eigelb und am Schluss wird so viel Mehl ausgeschüttet, dass Regines Handy Spuren davon aufweist (obwohl sie gut 15 Meter vom Geschehen entfernt ist).
    Da alle „Begossenen“ am Pool sitzen bleiben, haben die Staff-Mitglieder leichtes Spiel, denn sie rennen im Grunde nur mit ihren Tellern, die sie immer wieder von neuem füllen werden, um den Pool herum. Schliesslich sind alle Vorräte erschöpft und was liegt näher, als sich mitsamt dem, was sich über einen ergossen hat, ins Wasser zu begeben? In Sekundenschnelle färbt sich dieses braun (Kakaopulver) und Regine ist froh, dass sie ihre Bahnen schon am Vormittag gezogen hat.
    Noch in voller Montur (jedoch einigermassen gereinigt) wird jetzt zur Pool-Party geblasen - allerdings nicht, ohne zuvor mit König Neptun ein Erinnerungsfoto geschossen zu haben. Alle Anwesenden dürfen bei der Party mitmachen, es wird getanzt und gesungen (ja, die Brasilianer können alle Lieder auswendig mitsingen!!) , ausgelassen mit Armen und dem ganzen Körper schwingend… die Leichtigkeit der Brasilianer kennt keine Grenzen.
    Regine ist platt, wäre auch gerne einmal sooooo ausgelassen und räumt das Feld, lange bevor die Party zu Ende ist.
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  • Day 14

    Die MSC Fantasia

    April 8, 2023, North Atlantic Ocean ⋅ ☁️ 27 °C

    Am Äquator, Freitag, 7. April 2023

    Es ist an der Zeit, dem Hauptakteur auf unserer 12-tägigen Überfahrt von Südamerika nach Europa einen eigenen Eintrag zu widmen.
    Das Schiff namens „Fantasia“ der italienischen Kreuzfahrtgesellschaft MSC ist - wie alle Schiffe dieser Art - ein Riesenungetüm, dessen Ausmasse all unsere Vorstellungen sprengen (es sei denn, man war in den letzten 20 Jahren bekennender Anhänger der ZDF-Serie „Das Traumschiff“).
    Es ist ungefähr 300 m lang und 60 m breit und hat sagenhafte 18 Stockwerke, wobei die untersten vier für das Publikum nicht zugänglich sind, weil dort offenbar die Mannschaft arbeitet und vermutlich auch wohnt.
    Auf Deck 4 befindet sich der Eingang zum Schiff (an der Hafenmole über eine Gangway) und das „Medizinische Zentrum“, auf Deck 5 der Gästeservice sowie eine „CyberLibrary“ (vermutlich eine Internet-gestützte Bibliothek).
    Deck 5 und 6 beherbergt das grosse „Red Velvet“-Restaurant, in dem die Gäste das Frühstück, das Mittagessen und in zwei Schichten das Abendessen in Form eines 3-Gänge-Menüs einnehmen. Daneben befinden sich auf Deck 6 einige Bars und eine „Cigar Lounge“ mit Sesseln aus rotem Samt (… eigentlich wenig zeitgemäss, aber vermutlich ist das Schiff schon in die Jahre gekommen). Obwohl das Rauchen auf dem Schiff nicht generell verboten ist, hält sich die Anzahl der Raucher - zumindest tagsüber - in diesem Raucherbereich in Grenzen (etwa 15 Personen gegen 14 Uhr).
    Auf Deck 7 liegen die insgesamt 32 orangefarbenen Rettungsboote, welche zwischen 50 und 150 Personen aufnehmen können. Sie scheinen sehr gut gewartet zu sein (… zumindest erwecken sie diesen Eindruck), dennoch hoffen wir, nicht in sie einsteigen zu müssen! Ebenfalls auf Deck 7 entdecken wir unzählige Bars und Lounges, zwei davon Flügeln für die Pianisten. Ausserdem gibt es sogar eine glutenfreie Bar.
    In den Stockwerken 5-7 sind die grossen Säle angesiedelt, darunter das megalomanische Theater, an dem jeden Abend bei vollbesetzten Rängen 45 Minuten lang unterhaltsame Shows dargeboten werden. Damit jeder Gast in diesen Genuss kommen kann, führen die Akteure ihre perfekt einstudierten Shows (wirklich professionell!!) zweimal pro Abend auf. Wer die späte Essenszeit gebucht hat (wie wir um 21.15 Uhr), kann von 19.30 Uhr bis 20.15 Uhr zuschauen; jene Gäste mit der frühen Essens-Schicht sind nach ihrem Mahl dran.
    Die MSC Fantasia besitzt auch ein Spielcasino, das rund um die Uhr geöffnet ist, aber eher verraucht und wenig genutzt erscheint. Eine weitere „Spielhölle“ mit unzähligen Automaten jeglicher Couleur meiden wir auch geflissentlich; wir verstehen ohnehin nicht, welche Chips man wo einwerfen muss; es ist nicht unsere Welt.
    Von Deck 8 bis einschliesslich Deck 13 sind die Gästekabinen untergebracht, von denen wir natürlich nur diejenigen mit Balkon sehen. Es soll auch Innenkabinen mit nur einem Fenster und sogar solche ohne jegliches natürliche Licht geben, letzteres für uns unvorstellbar. Bei der Buchung werden einem die drei Kategorien zur Auswahl gestellt; es versteht sich von selbst, dass die Unterschiede bezüglich der Preise nicht unerheblich sind.
    Unser Zimmer ist nach vier Monaten „Booking“ und „Airbnb“ der reinste Luxus: 19 Quadratmeter, mit eigenem Bad, in dem es immer genügend heisses Wasser gibt - kein Rinnsal, sondern mit entsprechendem Wasserdruck.
    Ein bequemes Doppelbett und ein grosses Sofa mit Beistelltisch finden wir vor sowie einen Arbeitstisch (allerdings ohne Stuhl!?) und eine Minibar (… gut bestückt, die wir aber nur zum Kühlen unseres Wassers nutzen). Es gibt im Zimmer einen dreiteiligen Schrank mit vielen Kleiderbügeln, übergrosse Spiegel, die das Zimmer doppelt so gross erscheinen lassen (klar, alles gewollt!), viel gute Beleuchtung, so dass wir sogar lesen können, ohne unsere Stirn- oder Leselampen zu benutzen.
    Das Highlight ist selbstverständlich der gut drei Quadratmeter grosse Balkon, auf dem zwei bequeme Sessel und eine Beinstütze stehen, welche wegen der Textilbespannung leider nicht als Tischchen für unsere (alkoholfreien) Drinks dienen kann. Der Balkon ist von unten verglast und ab Brusthöhe können wir uns bequem über die Reling hängen; natürlich nur zum Schauen. Wollen wir hoffen, dass der andere Einsatz ausbleiben möge!
    Wir verfügen über eine regulierbare Klimaanlage, die für unsere Begriffe zu stark kühlt, so dass wir oft warme Meeresluft hereinlassen, momentan je nach Tageszeit zwischen 26 und 28 Grad.
    Auf Deck 14 kommt dann das Selbstbedienungsbuffet „L‘Africana & Zanzibar“, wo wir uns - wenn wir wollten - von 06:30 Uhr bis 02:00 Uhr den Bauch vollschlagen könnten: Hier kann man neben den Hauptmahlzeiten vom Frühstück über Kaffee und Croissants, Take-Away (vermutlich für solche, die noch heimlich auf dem Zimmer weiteressen wollen :-), bis Pizza und Spätsnack zu jeder Zeit genügend Fett für magere Zeiten ansetzen.

    Damit einem Abbau der (eventuell) überschüssigen Kalorien nichts im Wege steht (Ja, das Motto lautet: Kurze Wege!!), - ist (unmittelbar neben dem Restaurant) das Heck von Deck 14 und die gesamte Länge von Deck 15 dem sportlichen „Vergnügen“ gewidmet, wobei hier „Sport“ vorwiegend aus Herumliegen und Trinken bzw. manchmal auch Essen besteht. Es gibt drei Schwimmbereiche mit je einem Miniaturpool und für die Kinder sogar eine mehrstöckige Wasserrutsche. Die drei Pools scheinen uns für so viele Kreuzfahrer sehr klein: 3 x 6 Meter und 3 x 5 Meter die beiden Aussenpools am Heck und am Bug, 4 x 8 Meter der Innenpool.
    Eingedenk der Tatsache, dass die Hauptkundschaft auf diesem Schiff Brasilianer sind (etwa 95 Prozent) und diese (wie übrigens auch die Argentinier) der Sportart „Schwimmen“ nicht allzuviel abgewinnen können (bzw. diese gar nicht beherrschen), reichen die Sitzplätze am Beckenrand der drei Pools tatsächlich aus, damit jeder seine Beine ins kühle Nass hängen und dann und wann ein wenig plantschen kann.
    Wenn jeder noch seinen Drink an den Pool (übrigens mit Salzwasser) mitnehmen könnte (ist leider verboten), so wäre der Aufenthalt direkt am Wasser für die meisten hier das Non-Plus-Ultra.
    Auf Deck 16 gibt es - gegen entsprechendes Entgelt - auch einen Spa-Bereich, eine „Thermal Area“, ein Fitness-Center mit eigenem „Instructor“ und einen Friseur-Salon.
    Da wir von keinem dieser Angebote Gebrauch machen, können wir nicht beurteilen, wie gut diese „Area“ besucht ist. Zumindest Regine ist auf das Thema „Friseur und Haarschnitt“ nicht gut zu sprechen und Martin wartet ab, bis er in der Heimat wieder dem Friseur seines Vertrauens seine Lockenpracht schenken darf.

    Weiter oben auf Deck 17 und 18 sind nur noch das „Top 18 Exclusive Solarium“, das - wie verschiedene andere Bereiche - der zuzahlenden Premium-Kundschaft der Marke „Aurea“ vorbehalten ist. Dort dürfen beispielsweise die VIPs in vom normalen Gast abgeschirmten Restaurants essen!

    Und damit das eher zu Übergewicht neigende Publikum die vertikalen Herausforderungen - Entfernung zwischen Bett und „Futtertrögen“ - gefahrlos überwinden kann, gibt es im Bug und Heck sowie im Mittelteil des Schiffes mehrere Aufzüge. Wir haben diese nur beim Einschiffen mit unserem Gepäck benutzt. Ansonsten nehmen wir leichtfüssig eine der vielen verwaisten Treppen (deren Verkleidung mit viel Glas und dem Teppichboden in der Farbe Braun ebenfalls auf ein stattliches Alter hindeutet), vermeiden das lange Warten auf den Lift und tun zudem noch etwas für die Gesundheit!
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  • Day 15

    Das Meer

    April 9, 2023, North Atlantic Ocean ⋅ 🌬 25 °C

    Südlich der Kapverden, Ostersonntag, 9. April 2023

    Schon bei der Planung der - durch Corona verschobenen - ersten Reise 2019 war uns klar, dass wir die Rückreise unbedingt per Schiff machen wollen. Erstens haben wir beide noch nie so lange Zeit auf dem Wasser verbracht und zweitens wollten wir die lange Reise durch Argentinien und Chile langsam ausklingen lassen. Deshalb buchten wir damals eine Rückreise ab Buenos Aires, die uns in 21 Seetagen nach Venedig gebracht hätte…
    Aus all dem wurde bekanntlich nichts und wir haben dann für die neuerliche Planung der Reise 2022 die Art der Rückkehr bewusst offen gelassen, unter anderem auch, weil die Preise um über 50% gestiegen waren!
    Aber während unserer Reise hat uns das Fieber nach dem Meer dann doch wieder gepackt und nach langen Diskussionen haben wir das Ganze in Temuco (Chile) geplant und online gebucht.
    Aus verschiedenen Gründen wurde es dieses Mal eine kürzere Fahrt mit weniger Landgängen, Abfahrtsort Rio de Janeiro und Enddestination Lissabon. Dies hat dazu geführt, dass wir die Anreise nach und den Aufenthalt in Rio, den Transfer von Lissabon nach Porto, den Aufenthalt dort und den Rückflug nach Memmingen (Deutschland) gleich mit organisieren mussten. Schlussendlich hat alles gut geklappt und wir haben „unser“ Schiff, die MSC Fantasia, am Dienstag, 4. April 2023, in Rio um die Mittagszeit bestiegen.
    Da wir im 10. Stock wohnen, ist die Aussicht auf das Meer (oder besser die Bucht von Rio) schon jetzt beeindruckend. Wir sind ganz aus dem Häuschen und freuen uns riesig auf die lange Seereise!
    Ziemlich genau um 19 Uhr legen wir ab und alle Reisende strömen auf Deck, um dem Manöver beizuwohnen. Bald verlassen wir die Bucht und sehen die Stadt endlich von einer „anderen Seite“. Wir entfernen uns schnell vom Land und ausserdem wird es zunehmend dunkler, sodass das Letzte, was wir noch gut erkennen können, die Lichter am Strand von Ipanema, Leblon und Copacabana sind.
    Dann wird es stockdunkel, aber von unserem Balkon aus sehen wir immer auf das vom Schiff beleuchtete, ruhige Wasser. Nur ganz sanft schlagen Wellen gegen Bug und Seite.
    Als wir am Morgen aufwachen, sind wir irgendwo weiter nördlich vor der brasilianischen Küste - die wir aber nicht sehen können - unterwegs; wir wissen das nur dank der verschiedenen Navigations-Apps…
    Und endlich ist der Moment da, auf den wir lange gewartet haben: Rundherum ist nur Wasser, kein Land und nicht einmal ein Schiff zu sehen!
    Von jetzt an tun sich unendliche Weiten auf, die wir uns so nicht vorstellen konnten. Ob am Morgen, am Nachmittag, am Abend oder in der Nacht: Immer sind wir vom endlos wirkenden Meer umgeben. Mal ist es fast still, mal bilden sich kleine Wellen und dann - südlich der Kapverdischen Inseln - wird es bei schönem Wetter eher unruhig. Es gibt fast keine Abwechslung, nur zweimal sehen wir in der Ferne ein anderes Schiff.
    Hie und da gleiten wir an runden Teppichen und lang gezogenen Schlieren von Ansammlungen brauner Algen vorbei.
    Einmal sehen wir per Zufall kurz eine Delfin-Schule, die Backbord ihre Sprünge zeigen, dann sind sie auch schon wieder weg.
    Das Meer scheint tatsächlich endlos zu sein, meistens schön anzuschauen in seinem karibischen Blau. Bedrohlich wirkt es, wenn ein Regenschauer niedergeht, der Wind die Regenfahnen am Schiff nach hinten bläst und das Meer eine bleigraue Farbe annimmt.
    Mit der Zeit stellt sich beim Blicken aus dem Fenster eine Art Trance ein: Das Schiff fährt im gleichbleibend gemütlichen Tempo (36 km/h), die Bugwellen schlagen mit einer gewissen Regelmässigkeit an den Rumpf und die unveränderliche „Landschaft“ zieht draussen vorbei - ganz egal, was wir gerade machen und ob wir dies mitbekommen oder nicht.
    Das ist eine eigenartige Erfahrung und wir staunen, wie das wohl früher für Schiffsreisenden gewesen sein muss, die teilweise wochenlang zum Beispiel von Australien nach Europa gereist sind (und nicht den Luxus und die Dauerbespassung eines Kreuzfahrtschiffes hatten).
    Oder wie fühlen sich die Wagemutigen, die in einer Gruppe oder sogar ganz allein mit einem kleinen Segelboot den Atlantik (oder Pazifik) überqueren? Nichts als Wasser und Wellen und unter dem Boot geht es 1000 bis 4000 Meter in die Tiefe.
    Der Gedanke daran kann einem schon etwas Angst machen. Wir haben den Vorteil, dass wir dank der Grösse des Schiffes immer nur eine Seite sehen. So können wir uns in unserer Fantasie einbilden, auf der anderen Seite befinde sich Land. Das ist auf einem kleineren Schiff nicht möglich!
    Einfach nur hinauszuschauen und kaum etwas anderes zu sehen, kann auch ganz schön langweilig sein. Aber es hat auch etwas Beruhigendes, und wir sind glücklich darüber, dies von unserer Kabine aus geniessen und damit auch dem andauernden Lärm und Trubel auf dem Schiff entfliehen zu können:-)
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  • Day 16

    Das Personal

    April 10, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ 🌬 26 °C

    Irgendwo im Südatlantik vor Brasilien, Ostermontag, 10. April 2023

    Eigentlich ist dies der einzig wichtige Beitrag vom Schiff für unseren Blog. Natürlich werden wir die drei vorgesehenen Landgänge geniessen und uns über die Gäste, das Spass-Programm und das bacchantische Treiben in den unzähligen Restaurants und Bars amüsieren.
    Aber das ganze Vergnügen wird ja erst dadurch ermöglicht, dass für alles und jedes Detail Personal zur Verfügung steht. Alle sind von diskret bis sehr freundlich, aber in (fast) jedem Fall formvollendet bei der Erbringung der entsprechenden Dienstleistung. Immer eine freundliche Begrüssung, ein Dankeschön/Bitteschön, ein Lächeln oder eine interessierte Frage („How was your day?“), die sicher auch „antrainiert“ wird, sich aber doch ehrlich anhört. Und alle sprechen wenigstens das auf einem Kreuzfahrtschiff Notwendige, nämlich Englisch.
    Wenn wir irgendeine Frage haben, hilft uns immer irgendjemand vom Personal weiter, manchmal direkt, manchmal auch nur, indem man uns sagt, wo wir Unterstützung erhalten. Es gibt hier ja eine ganze Menge an „Stationen“, von der Reception über das „Ausflugsbüro“, das „Medical Center“ (das wir hoffentlich nicht brauchen werden) über verschiedene Shops; doch auch bis zum Schluss der Reise werden wir nicht alles entdeckt haben…
    Den meisten Kontakt haben wir natürlich mit jenen Menschen, die auf dem Schiff arbeiten, die für uns direkt zuständig sind: Joséphine aus Madagaskar, die unser Zimmer sauber hält (und die nicht begreift, dass wir nicht jeden Tag die Bettwäsche und die Handtücher gwechselt haben wollen), Asrori, unser Kellner aus Java/Indonesien am Abend im Restaurant „Red Velvet“, Somi und Chon (aus Nordostindien. Wegen ihrer „chinesischen“ Gesichtszüge halten wir sie zuerst für Koreanerinnen oder so…).
    Zum Glück tragen alle Bediensteten (wirklich alle!!) ein Metallschild am Revers mit ihrem Namen und dem Herkunftsland.
    Regine, die sich ja bekanntlich für Vieles interessiert:-), erfährt von ihnen einiges über ihren Alltag und die Arbeitsbedingungen: Sie arbeiten zwischen elf bis zwölf Stunden pro Tag, haben wenig frei und Verträge über acht Monate.
    Meistens wissen sie am Abend des Vortags nicht, wofür und wann genau sie am Folgetag eingeteilt sind. Sie verdienen als Basislohn um die 1200 Euro (vermutlich pro Monat) und beneiden uns um die Möglichkeit der Landgänge; sie selbst haben auch an solchen Tagen meist nur zwei bis drei Stunden frei. Diese nützen sie dann auch immer, um - wie sie sagen - „frische Luft zu schnappen“. Eine Stadtbesichtigung wie wir sie erleben, das ist für sie nicht drin.
    Trotzdem sind sie alle fast immer bester Laune, entweder, weil sie vom Management dazu angehalten werden, oder weil sie einfach das Beste aus der Sache machen. Es ist auf jeden Fall eine Freude, sie immer wieder zu treffen und wenigstens ein paar Worte mit ihnen zu wechseln!
    An der abschliessenden Info-Veranstaltung für die Ausschiffung vernimmt Regine auch den wohl wichtigsten Grund für die „Hingabe“ des Personals: Wir werden einige Tage nach Rückkehr in die Heimat per Mail aufgefordert, in einem Fragebogen - unter anderem - namentlich (!) jene Bediensteten zu erwähnen, die aus unserer Sicht eine überdurchschnittliche Leistung erbracht haben sowie jene, mit denen wir nicht zufrieden waren; nur erstere können Hoffnung auf einen neuen Arbeitsvertrag haben!
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  • Day 17

    Die Gäste

    April 11, 2023, North Atlantic Ocean ⋅ 🌬 22 °C

    Vor der afrikanischen Küste,
    rund 500 km südlich von Las Palmas, Dienstag, 11. April 2023

    Wir haben schon verschiedentlich schriftliche und fotografische Hinweise auf die bunte Gästeschar gegeben. Dennoch sind wir der Meinung, dass es sich lohnt, ihnen einen ganzen Footprint zu widmen.
    Leider wissen wir nicht, wie viele zahlende Personen sich auf dem Schiff befinden. Platz hätten 4300, aber wir denken, dass es nicht voll besetzt ist. Die Gäste zu zählen, das ergibt genauso wenig Sinn, wie wenn man Ameisen in einem Haufen zählen wollte. Es bleibt noch, die Anzahl zu schätzen. Das Schiff ist allerdings viel zu gross und es hat immer und überall Leute, so dass wir auch hier die ungefähre Anzahl nicht ausmachen können.
    Nehmen wir einmal an, es seien etwas mehr als zweitausend Gäste bei über eintausend Bediensteten, was ein Verhältnis von einer Vollzeitstelle pro zwei Gäste ergibt. Wir zwei „verfügen“ sozusagen über eine Person, die nur für uns da ist - rein statistisch betrachtet natürlich… Dieses Verhältnis drückt gut aus, welcher Luxus und welche Menge an Dienstleistungen uns (und den anderen Gästen) fast rund um die Uhr angeboten werden. Das Ganze ist ein gut funktionierendes Geschäftsmodell mit viel Kapital; aber an Geld mangelt es den Kreuzfahrern vermutlich nicht.

    Der überwiegende Teil der Mitreisenden spricht Portugiesisch und wir vermuten, dass es sich bei der Kreuzfahrt-Klientel überwiegend um reiche(re) brasilianische Weisse handelt, die es in die kühleren Gefilde Europas zieht. Wie sich gegen Ende der Kreuzfahrt herausstellt, ist dem auch so - wobei wir natürlich bezüglich des pekuniären Hintergrunds keine Informationen besitzen.
    Daneben sichten wir noch eine kleine Zahl Spanisch Sprechender, dazu einige wenige, die sich auf Englisch verständigen und ein paar „Handverlesene“ Deutsche (plus mindestens einem Schweizer :-). Das lässt sich gut an den Durchsagen und Ansprachen bei Aktivitäten und in den Shows ablesen, wo zum Teil „nur“ Portugiesisch gesprochen wird, eventuell gibt es noch eine Begrüssung auf Spanisch, Italienisch, Englisch und Deutsch.
    Das Personal stammt zum grossen Teil aus Brasilien oder spricht genug gut Portugiesisch, um die Bedürfnisse der Klientel zu verstehen. (Spanisch oder Englisch geht aber auch immer; wir sprechen ja kein Wort Portugiesisch!)
    Das Thema „Sprache“ sagt schon viel aus über die Gäste, die entweder kein Englisch können oder es nicht sprechen wollen. Wir haben den Eindruck, dass dies für die meisten eine Selbstverständlichkeit ist. Schliesslich hat man dafür ja bezahlt, oder!?
    Ebenso selbstverständlich erscheint das Verhalten, möglichst rund um die Uhr zu konsumieren: Neben den vielfältigen kulinarischen Vergnügungen gibt es jeden Tag Luxus-Events, wo man Uhren, Schmuck, Parfums, Whisky usw. erstehen kann. Ausserdem sichten wir eine ganze Ladenkette ebenfalls mit Luxusartikeln, dazu einen „Candy Shop“ (inklusive Schweizer Schokolade) und mehrere „Duty Free Shops“ mit dem entsprechenden Angebot. Wir merken schnell, um was es hier geht: ums Geldausgeben!
    Die überwiegende Mehrheit der Gäste bewegt sich im Alterssegment 50+; es gibt aber auch jüngeres Publikum und sogar ein paar Kinder, die im Meer der Kreuzfahrtgreise allerdings etwas verloren wirken.
    Es gibt auf dem Schiff mehr Frauen als Männer (oder diese liegen vielleicht die ganze Zeit für uns unsichtbar in den Kabinen:-), die sich jeden Abend der offiziell durchgegebenen Kleiderordnung gemäss in Kostüm, ganz in Weiss, leger oder elegant kleiden. Wir staunen: erstens, woher die wissen, was alles verlangt wird und zweitens, wie sie die ganzen Utensilien mitschleppen. Nun ja, angesichts der x Rollkoffer, die wir beim Einchecken gesichtet haben, werden die Mitreisenden auch keine fünfmonatige Rucksacktour hinter sich haben.
    Auf die Gefahr hin, zu viel Moral auszuschütten, kommen wir trotzdem nicht umhin, auch festzustellen, dass circa 80% der Kundschaft (gelinde gesagt) eine gewisse Tendenz zum Übergewicht zeigt. Oder anders ausgedrückt: Hätten hier alle das Idealgewicht, würde das Schiff geschätzt 40 Tonnen weniger mitschleppen…
    Niemand denkt hier übrigens daran, die zusätzlichen Kilos irgendwie diskret zu verstecken, im Gegenteil: „Weniger ist Mehr“ lautet offenbar die Devise, vor allem bei den Frauen, die ihr Fleisch aber wenigstens mit einiger Eleganz zur Schau tragen. Die Ausschnitte können dabei nicht zu gross und der Rock nicht kurz genug sein. Bei entsprechendem Anlass werden Ohren, Hals, Arme und Hände mit möglichst viel glitzerndem Klunker geschmückt. Die Männer hingegen wirken in kurzen Hosen und (meistens) hängendem Bierbauch reichlich „out of order“. Und dann gibt es noch die ganz Dreisten, welche - trotz schriftlichen Verbots - in Flipflops und Badeanzug oder Badehose zum mittäglichen Buffet erscheinen: „Everything goes“… sozusagen.
    Dazu muss man wissen, dass DER Brasilianer von Haus aus (für mitteleuropäische Ohren) etwas laut ist und sich nicht daran stört, die anderen (schon lauten) Gäste durch Einsatz des Stimmorgans zu übertönen. Bei fast vollen Bars und Restaurants führt dies natürlich automatisch zu einem Lärmpegel wie beim Oktoberfest.
    Ein Kränzlein winden müssen wir hingegen für den Anstand und die Zurückhaltung der meisten Gäste. Es gibt trotz des Gedränges kein Drängeln und keine Gehässigkeiten, die man angesichts des herrschenden „Dichte-Stresses“ erwarten dürfte. Auch gegenüber dem Personal, das neben Brasilien vorwiegend aus asiatischen Ländern stammt (Indonesien, Philippinen), ist man freundlich und aufgeschlossen, so dass manchmal regelrecht freundschaftliche Situationen mit Umarmung und Küsschen entstehen.

    Was uns gar nicht gefallen mag, ist hingegen das Essverhalten. Nicht nur, dass dauernd gegessen und getrunken wird (was sich in der entsprechenden Leibesfülle widerspiegelt), sondern dass das Essen auf den Tellern aufgehäuft und dann dort liegengelassen wird: Schliesslich hat man ja dafür bezahlt!
    Auch das Verhalten der Spanisch sprechenden Gäste an unserem abendlichen Nebentisch kommt uns reichlich „spanisch“ vor: Obwohl sie ganz normale Gäste wie wir sind, haben sie laufend Sonderwünsche (Käse vor der Vorspeise, anderer oder zusätzlicher Hauptgang als vorgesehen, eigenes Olivenöl auf dem Tisch und mehrere Desserts), die ihnen der italienische Kellner alle ohne zu murren erfüllt.
    Regine empört sich fast täglich und Martin bemüht wieder einmal sein Lieblings-Lebensmotto: „Nicht ärgern, nur wundern!“ (das er sich aus seiner fleissigen Jugend-Lektüre von Fix & Foxi angeeignet hat :-)
    Und so wundern wir uns also noch eine Weile über das seltsame Verhalten der Gattung „Kreuzfahrer*innen“ und stellen fest, dass diese Art der Fortbewegung und Freizeitgestaltung wohl nie zu unserem Favorit werden dürfte.
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  • Day 19

    Landgang Las Palmas

    April 13, 2023 in Spain ⋅ 🌬 19 °C

    Las Palmas de Gran Canaria, Mittwoch, 12. April 2023

    Damit die Rückführung der MSC Fantasia nach Europa von der Reederei als „richtige“ Kreuzfahrt verkauft werden kann :-), gibt es nach sieben Tagen auf hoher See noch drei Stopps für die Landratten an Bord.
    Der erste findet am Mittwoch in Las Palmas statt, das wir von unserem letztjährigen „Probemonat“ auf Gran Canaria schon ziemlich gut kennen. Insbesondere Regine erinnert sich dank ihres ausgezeichneten Gedächtnisses :-) noch an (fast) sämtliche Details.
    Wir haben beschlossen, an keinem der angebotenen Ausflüge teilzunehmen, sondern die Stadt in der kurzen Zeit (etwa viereinhalb Stunden) auf eigene Faust zu erkunden.
    Da wir auf keinen Fall in den „Ausstiegs-Stau“ der über zweitausend Ausflügler geraten wollen (Es gibt nur zwei Gangways.), nehmen wir nach dem Anlegemanöver, das gegen 13 Uhr beendet ist, im Café San Giorgio an Bord noch einige Häppchen zu uns, bevor wir das Schiff verlassen.
    Der Hafen liegt zum Glück ziemlich nahe am Stadtzentrum, genau dort, wo der Landstreifen zwischen der Bucht und dem offenen Meer am schmalsten ist. Wir können bequem zu Fuss zum Strand von „Las Canteras“ spazieren, der sich mit drei Kilometern fast über den gesamten Küstenbereich der Stadt erstreckt und mit Recht zu den schönsten Stadtstränden Spaniens zählt.
    Auch das Wetter, welches wir noch auf dem Schiff für kritisch hielten (da dichter Nebel uns den gesamten Morgen umhüllte), spielt mit. Bei angenehmen Temperaturen (in der Sonne 30 Grad) und nur leichtem Wind wandern wir „Las Canteras“ in südlicher Richtung entlang und staunen über die vielen (sonnen)badenden Touristen: Das muss wohl an den noch andauernden Osterferien liegen!
    Es gibt jede Menge an verlockenden kulinarischen Angeboten, aber wir bleiben hart.
    Nur beim Eis werden wir schwach und suchen eine Grido-ähnliche Einrichtung. Davon gibt es nur eine, die aber ausschliesslich Joghurt-Eis anbietet. Etwas weiter finden wir dann eine „Pastelería“ mit einer Eistheke und bestellen Capuccino (Regine) und Turón (Martin), beides je in einem Cucurucho (Waffeltüte), wie wir das in Argentinien immer gemacht haben. Leider können sich weder Geschmack noch Menge mit Argentinien messen, dafür ist der Preis mit 2,30 Euro europäisch hoch (aber doch nicht so hoch wie von Martin - an Schweizer Franken gewöhnt - befürchtet).
    Ganz am nördlichen Ende von Las Canteras steht ein riesiges Gebäude, das „Auditorio Alfredo Kraus“, das von weitem aussieht wie eine arabische Moschee oder ein Schloss. Es ist jedoch ein Konzertgebäude! Dort zieht es uns hin und es ist wahrlich ein prächtiger Bau mit einer grossen Kuppel (die an einen Leuchtturm erinnert) und einem riesengrossen Glasfenster (100 Quadratmeter), durch das die Konzertbesucher einen einmaligen Blick auf den Atlantik haben.
    Direkt vor diesem Prachtbau verweilen wir lange bei den Surfern (in Neoprenanzügen) und bestaunen ihr Können, das sie in meterhohen Wellen unter Beweis stellen. Da aber bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, sichten wir einige hundert Meter weiter vorne und auch näher am Ufer viele Schüler einer Surf-Schule, für die vermutlich die „Cracks“ ein echtes Vorbild sind.
    Schweren Herzens reissen wir uns von den Surfern los, denn es ist schon gegen 17:30 Uhr und wir müssen spätestens um 19:30 Uhr auf dem Schiff sein. Zudem plagt uns ein dringendes Bedürfnis! Wir haben auf dem Hinweg schon entsprechende Hinweisschilder gesehen, den Ort selber aber nicht gefunden. Mit etwas Spürsinn und viel Hartnäckigkeit findet Regine dann öffentliche Toiletten direkt am Strand in einem Gebäude, in welchem auch die „Touristen-Polizei“ residiert. Die Örtlichkeit ist modern und sauber und es hat auf den Toiletten sogar Papier - ein Umstand, der uns nach fünf Monaten Südamerika in Staunen versetzt! :-)
    Wir machen uns auf den Weg zurück zum Hafen und sehen schon von weitem, dass wir nicht die Einzigen sind, die etwas früher zurückkommen: Ganze Trauben von Kreuzfahrern streben der „Fantasia“ zu und etliche Busse mit Tagesausflüglern überholen uns. Das Resultat ist dann eine endlos erscheinende Menschenschlange, die sich vor den beiden Gangways staut. Wir halten diese zuerst für den Engpass, stellen aber später fest, dass der Rückstau darauf zurückzuführen ist, dass alle Eintreffenden peinlichst genau kontrolliert und ihr Gepäck (wie im Flugzeug) auf unerlaubte Flüssigkeiten (Alkohol!) durchleuchtet wird. Martin hat - wie immer - sein Schweizer Armeemesser in der Hosentasche, was (Oh je!) die Alarmglocken schrillen lässt. Er muss es aber nur zur Kontrolle abgeben und darf es danach wieder einstecken…
    Der nächste Stau entsteht an den Aufzügen - für uns als Treppensteiger jedoch kein Problem. Nun hoffen wir, das Manöver des Ablegens miterleben zu können. Dies verzögert sich jedoch, weil laut Durchsage noch irgendetwas „am Bunker“ geregelt werden muss. Wir verstehen nur „Bahnhof“ und erst unser Abendkellner löst auf Nachfrage das Rätsel auf: Wir mussten noch mehr Treibstoff tanken oder dieser konnte nicht rechtzeitig geliefert werden, oder so ähnlich…
    Auf jeden Fall - so verspricht es der Kapitän - werden wir am nächsten Morgen ohne Verspätung um 8 Uhr in Santa Cruz de Tenerife anlegen. Es ist ja auch nur 70 Seemeilen entfernt - eigentlich ein Katzensprung!
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  • Day 20

    Landgang Santa Cruz de Tenerife

    April 14, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Santa Cruz de Tenerife, Donnerstag, 13, April 2023

    Auf Teneriffa waren wir beide noch nie!
    In der Hauptstadt Santa Cruz landet das Schiff zwar (angeblich) weit vom Zentrum entfernt, aber es gebe einen Gratis-Shuttle-Service der Hafenverwaltung, schreibt die Hauspostille, die jeden Abend aufs Zimmer verteilt wird und das Programm für den kommenden Tag ankündigt.
    Seit Martins Schwindelanfall haben wir das Fasten-Regime deutlich zu unseren Gunsten gelockert :-) und frühstücken - meist am späteren Vormittag - immer eine Kleinigkeit. Somit lassen wir den anderen 3000 Gästen, die das Frühstück schon lange verdaut haben, den Vortritt beim Drängeln um den schnellsten Ausgang.
    Aber heute müssen wir um 8 Uhr aus den Federn, weil eine speziell eingesetzte Putz-Equipe ab 9 Uhr den Balkon säubern werde, wie uns Joséphine, unser „Zimmermädchen“ aus Madagaskar, am Abend vorher mitgeteilt hat.
    Als wir gegen 9:30 Uhr aus dem Schiff treten und nach dem Shuttle fragen, stellen wir fest, dass dieser immer nur 15 (!) Gäste aufnehmen kann und zudem noch unregelmässig verkehrt… Regine findet jedoch mit elektronischer Hilfe heraus, dass es bis zum Stadtzentrum ohnehin nur zwei Kilometer sind, die wir locker zu Fuss zurücklegen können (was übrigens eine grosse Anzahl anderer Gäste auch macht).
    Das Problem in Santa Cruz ist nun aber, dass es nicht wirklich viel zu sehen gibt und wir laufen darum etwas ziellos herum. Zum Glück ist die Dauer des Landgangs - bis spätestens 16:30 Uhr müssen wir zurück sein - relativ kurz, sodass es uns trotzdem nicht langweilig wird. Zuerst sitzen wir ein wenig im Stadtpark und schauen Grossvätern als Baby- und Hundesittern zu und gehen „immer der Nase nach“ weiter in Richtung Zentrum. Dabei findet Regine eine Kirche (Sie findet immer eine! :-), deren Inneres sie unbedingt besichtigen möchte. Wir gehen hinein und bestaunen den riesigen deckenhohen Altar ganz aus Holz. Da tritt ein älterer Mann hervor und schaltet das Licht für Regines Fotos ein. Er zeigt uns gerne auch noch einige angrenzende Räumlichkeiten mit schönen und gut erhaltenen Azulejos (Fliesen im andalusischen bzw. arabischen Stil).
    Martin hält ihn für den Küster/Mesner, aber er erwidert erheitert, dass er einer der fünf hier amtierenden und wohnenden Priester sei. Er weist uns noch freundlich auf ein Gebäude der Freimaurer gleich hinter der Kirche hin, das wir fotografieren, aber leider nicht besichtigen können, da es gerade renoviert wird.
    Dann spazieren wir zum Markt „de las Africas“, der eine Mischung aus lokalem Markt und hippen Geschäften ist. Eines verkauft sogar ausschliesslich „fromage français“ und hat im Angebot einen Gruyière aus der Schweiz. Wir wollen aber nicht besserwisserisch sein und sprechen die Verkäuferin nicht an.
    Wir widerstehen mal wieder den Versuchungen und kaufen nichts. Nach wie vor hat sich das Gewicht unseres Gepäcks und dessen Fassungsvermögen nicht verändert.
    Im Bereich der Altstadt versuchen wir noch einen Blick in die Kathedrale zu werfen. Sie ist aber bis 17:30 Uhr geschlossen: Pech gehabt! Wir müssen spätestens um 16:30 Uhr wieder zurück sein, wenn es heisst: Alle an Bord!
    So geht es also wieder zurück aufs Schiff, vorbei am zweiten hier ankernden grossen Kahn der Firma „Mein Schiff“, auf dem mehrheitlich deutsches Publikum mitfährt. Dies erkennen wir unschwer an der Sprache, zudem aber auch an der Kleidung: Die Brasilianer (Mittlerweile wissen wir, dass es nur eine Handvoll Portugiesen, Engländer, Italiener und Deutsche auf der MSC Fantasia gibt.), sind allesamt wesentlich eleganter unterwegs (enge Röcke und Kleider, schicke Schuhe, gut geschminkt - zumindest die Frauen - und insgesamt kaum im Outdoor-Outfit).
    Heute verläuft das Einchecken ziemlich reibungslos, wohl auch, weil viele Landgänger (wie wir) nach der gestrigen Erfahrung mit der Warteschlange beschlossen haben, heute früher anzustehen…
    Regine besucht am Abend wieder eine Show, dieses Mal mit dem Namen „Rhythm divine“ - Göttlicher Rhythmus. Offenbar hält der Name, was er verspricht. Regine ist wie immer bei Musik, Tanz und Akrobatik ganz „hin und weg“.
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  • Day 20

    Landgang Funchal

    April 14, 2023, North Atlantic Ocean ⋅ 🌬 16 °C

    Funchal, Freitag, 14. April 2023

    Auch Madeira ist uns nicht bekannt und deshalb sind wir gespannt, wie es hier sein wird. Regine hat gelesen, dass es auf der Insel fast immer warm, aber nie heiss sein soll.
    Wie immer gehören wir nicht zu den ersten, die das Schiff verlassen. Wir haben uns am Vorabend ein bisschen schlau gemacht und wollen mit der Seilbahn auf den Berg. Das erste Problem dabei ist: Es gibt zwei Seilbahnen auf den „Monte“! Mit Hilfe der Navigations-App finden wir die richtige und stellen auf dem Weg Richtung Seilbahn fest, dass ausser uns offensichtlich noch gefühlte tausend andere Kreuzfahrt-Gäste dieselbe Idee hatten! Darum beschliessen wir, zuerst das Stadtzentrum anzuschauen und erst dann zur Talstation zu gehen, in der Hoffnung, dass nach zwei Stunden die meisten Touristen schon den Berg „erklommen“ haben.
    Schon beim Betreten der Altstadt sticht uns die Sauberkeit ins Auge; es liegen weder Papierfetzen noch Zigarettenstummel oder gar Hundekot auf den Strassen. Zudem sind alle Gebäude renoviert und modern, ganz wie in einer europäischen Hauptstadt. Aber vielleicht fällt uns der Unterschied auch nur deshalb auf, weil wir uns in Südamerika an andere Zustände gewöhnt hatten…
    Funchal zeigt sich von seiner besten Seite: Es viele gut restaurierte alte Gebäude und schöne Kirchen, die zu Regines Freude auch alle geöffnet sind :-) Wir kommen an zwei Flüss(ch)en vorbei, welche die Stadt von den Bergen her kommend durchfliessen. Sie führen tatsächlich auch Wasser, was uns nach der Erfahrung auf den Kanaren doch etwas erstaunt.
    Aber das liegt sicher an der geografischen Lage im Nordatlantik, wo es - über das Jahr verteilt - genügend Wolken gibt, die an den Bergen abregnen.
    Und Berge hat es hier überall, das heisst: Unmittelbar nach einem schmalen, flachen Küstenstreifen steigt die Landschaft zuerst wenig, dann immer steiler an. Fast die gesamte Stadt liegt am Hang, wobei hier - im Gegensatz zu Rio - die Reichen und Schönen oben wohnen.
    Da fahren wir nun mit der Seilbahn für 12,50 Euro pro Person (einfache Fahrt) hinauf zum Stadtviertel „Monte“, das - laut Internet - das Villenviertel von Funchal ist.
    Unser Plan ist es, mit einem Korbschlitten der sogenannten „Carreiros“ hinuntergefahren zu werden. Diese Karren sind ganz aus Holz, bieten 2-3 Personen Platz und werden von zwei Männern gesteuert, die sich hinten auf den Schlitten stellen. Die Kufen sind ebenfalls aus Hartholz und so fein geschliffen, dass sie bei entsprechendem Gefälle auch auf Asphalt rutschen. Das Ganze ist eine wahre Gaudi, auf die wir nicht verzichten wollen! Aber dann kommt die Ernüchterung!! Wir sehen die lange Schlange der Wartenden! Geschätzte Zeit für das Anstehen: eineinhalb Stunden!
    Das tun wir uns nicht an und schauen dem Treiben deshalb einfach nur zu. Die Carreiros sind alle ganz in Weiss gekleidet und sehr erfahren. Dies ist auch notwendig, weil die Schlitten auf einer ganz normalen und befahrenen (!) Strasse hinunterbrausen. Die einzige Änderung zum normalen Strassenverkehr ist, dass die Fahrspuren gewechselt sind (Linksverkehr!), was Touristen im Mietauto sehr verwirrt und sicher zu brenzligen Situationen führen kann.
    Eine solche erleben wir auf unserem Weg nach unten, als ein PKW auf die rechte (also falsche!) Spur einbiegt und von einem erzürnten Funchaler sofort zurechtgewiesen wird: „A esquerda!“, nach links! An manchen Kurven bremsen die Carreiros ab, nicht nur aus sicherheitstechnischen Gründen. Denn der Spass soll ja fotografisch festgehalten werden! Zwar ist bei jedem Tourist das eigene Smartphone im Einsatz, doch die Professionellen (einheimische Fotografen) lassen es sich nicht nehmen, die Leute abzulichten und ihnen bei Ankunft dann das Foto unter die Nase zu halten - wie übrigens auch beim Einstieg in die Seilbahn.
    Dann nehmen wir, die Sonne immer im Gesicht und „unser“ Schiff im Blick, die 580 Höhenmeter nach unten in Angriff. Es ist steil, sehr steil sogar, und dazu hat es nicht immer einen Gehweg. Zum Glück fahren nicht allzu viele Madeirer an uns vorbei, aber die wenigen sind in hohem Tempo unterwegs und halten geringen Abstand zu uns Fussgängern! Mit schlotternden Knien kommen wir unten an.
    Regine schaut noch eine Kirche an, Martin wartet draussen. Dann gibt es an der Uferpromenade noch ein Foto vom Schiff im Abendlicht und nun geht es zurück. Wir sind eine Stunde zu früh dran (Um 19:30 Uhr müssen alle an Bord sein.) und aus diesem Grund hat es vermutlich keine lange Warteschlange, wofür wir dankbar sind.
    Martin hat eine Erkältung erwischt und ist froh, dass er sich eine Weile aufs Bett legen kann. Regine ist weiterhin aktiv, bearbeitet die Fotos von Teneriffa für unseren Blog, schaut dem Einholen der Gangway zu (direkt unterhalb unseres Balkons) und verabschiedet den Lotsen vom Kabinenbalkon aus. Begleitet wird dieser vom Klatschen der Passagiere und vom dreifachen Hupen der MSC Fantasia. Ein letzter Blick bei Einbruch der Dunkelheit auf Funchal…
    Morgen ist unser letzter Tag auf See, bevor wir am frühen Sonntagmorgen in Lissabon anlegen und damit unsere Schiffsreise beenden.
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