3 Wochen Japan

Aus den USA kommend war Japan ein echt krasser Gegensatz. Während in den USA alles groß (die Super-Size-Me-Portionen, Autos, Grundstücke, Häuser …), weit (riesige Flächen, Felder, Distanzen) und die Leute zwar freundlich (viele grüßen mit einem einfachen „Hi“) aber oberflächlich waren, ist es in Japan (überraschenderweise, haha) ganz anders.
In den Städten aber auch auf dem Land ist Wohnraum in der Regel knapp, sprich klein/eng. Zwischen den Häusern ist kaum Platz und in den Städten hat man natürlich keinen Garten, da kein Platz dafür da ist. Braucht der/die Japaner*in auch nicht - in der Freizeit ist man sowieso nicht draußen in der Sonne. Ach, und auch die Autos sind kleiner … hahaha.
Aber der/die Japaner*innen sind sehr höflich, freundlich, unglaublich diszipliniert und unwahrscheinlich hilfsbereit. Die Leute beschreiben dir den Weg zur richtigen Linie oder Bahnsteig z.B. nicht, sie bringen dich dort hin. Solange es innerhalb der gleichen Station ist.
Es ist alles dermaßen groß und komplex und miteinander verbunden. In den großen Städten haben die Stationen immer mehrere Ebenen für die Bahnen/U-Bahnen. Dazu kommen dann Shopping Meilen und Kaufhäuser, alles klimatisiert und in der Regel sehr gut gepflegt. Ich habe sehr häufig Putztrupps gesehen, die die Eingänge, Handläufe, Schilder, etc in den Stationen gereinigt/gewischt haben. In den Stationen ist natürlich auch richtig was los - Menschen ohne Ende. Bei meinem Footprint zu Osaka hatte ich geschrieben, daß allein Osaka Station gefühlt so groß war wie die Hamburger Mönckebergstraße. Wow. Ich war öfter mal mehr als lost …
In den Shopping Centern wird dann auch fast jedes Interesse bedient: Klamotten, Schuhe, Schallplatten, Manga Kram, Restaurants, Lebensmittel, Friseure, Spielhallen, Beauty Shops, selbst Arztpraxen habe ich darin gesehen.
Was auch beeindruckend war und mir sehr gefallen hat: In den Bussen und Bahnen spricht niemand. Sehr viele sind mit dem Handy beschäftigt oder machen ein Nickerchen.
Anders im Zugverkehr auf dem Land. Dort wurde sich ganz normalunterhalten. Tokio war sehr sauber in den Stadtteilen, in denen ich war. Selbst am Bahnhof Shinjuku und dem angrenzenden Unterhaltungsviertel lag kein Müll rum. Das sah in anderen Städten schon etwas anders aus. Gerade in Fukuoka ist mir herumliegender Müll und viele Zigarettenkippen aufgefallen. Aber überall, wo ich war, waren die Verkehrsmittel alle sauber. Im Shinkansen läuft vor dem nächsten Halt eine Durchsage, dass man seinen Müll (im Shinkansen wird sehr gerne gegessen - jeder hat eine Futterbox dabei) in den Mülleimern an den Türen entsorgen soll damit die Plätze sauber bleiben.
Ich habe mich ziemlich schnell an die Regeln als Fußgänger gewöhnt: auf Rolltreppen links stehen, immer schön hinten in der Schlange anstellen, etc. Bis ich dann nach Osaka kam: nur hier steht man auf Rolltreppen rechts?! Der Guide meinte, dass es wohl mit den Schwertern zu tun hätte. Wenn man links steht, kann man das nicht ziehen. Also die Samuraischwerter. Wir haben ihn dann etwas länger zu den Rolltreppen aus der Zeit von 1400 - 1600 befragt … aber das Bier und die HighBalls hatten ihn wohl etwas verwirrt. Egal, auf jeden Fall macht man es in Osaka anders als sonst im Land.
In den Restaurants in Japan wird sehr häufig per QR Code auf dem Handy bestellt. Oder aber es gibt Displays am Eingang an denen man bestellt und bezahlt und dann gibt man den Bon dem Servicepersonal und anschließend wird serviert. Die Zeit zwischen der Bestellung und dem Servieren des Essens ist in der Regel etwas länger. Auch das war ungewohnt. Wenn alle Tische besetzt sind schreibt man seinen Namen und die Anzahl der Personen auf einen Zettel und wartet draußen (manchmal gibt es sogar Sitzgelegenheiten vor den Restaurants). Das Essen in Japan war fantastisch. Jede Menge frischer Fisch, bestes Wagyu Fleisch aber auch Ramen in vielen Variationen, Desserts mit frischen Früchten, Meerestiere usw - alles in der Regel sehr lecker und preislich erstaunlich günstig. Was mich überrascht hat war, dass auch in Japan frittierte Speisen sehr beliebt sind. Und das nicht nur in Restaurants, auch in 7-Eleven und FamilyMarkets werden Speisen angeboten. Diese werden entweder in einer Mikrowelle vor Ort erhitzt oder eben frittiert. Was ich dabei unangenehm fand: in den kleinen Märkten riecht es dann natürlich nach Friteuse/Fett …
Ich hatte es zuvor schon erwähnt, muss das aber nochmal unterstreichen: es ist Verdichtung at it's best. Alles eng und unglaublich dicht bebaut. Enge Straßen und bei Nebenstraßen gibt es häufig keinen Bürgersteig. Aber die Autofahrer sind zum Glück sehr defensiv unterwegs und fahren vorsichtig. Generell gibt es wenig grün und wenige Parks in den Städten. Das fand ich sehr ungewöhnlich und schade. Parkbänke oder Sitzmöglichkeiten sucht man häufig ebenfalls genauso vergebens wie Mülleimer. Der Grund, warum es keine Mülleimer im öffentlichen Raum gibt, ist auf einen Terroranschlag in 1995 zurückzuführen. Da wurde Giftgas in der U-Bahn in Tokio freigesetzt und die Behälter wurden in Mülleimern deponiert. Um das zukünftig zu vermeiden wurden fast im gesamten Land die öffentlichen Mülleimer demontiert. Wow, krass.
Das passt aber dazu, dass man in Japan auf der Straße nichts isst. Im Gehen wird grundsätzlich nicht gegessen. Gar nicht, nirgendwo. Selbst mit einem Eis in der Hand langsam schlendern kommt nicht vor.
Da die Menschen in Japan eine geringere Körpergröße haben, hatte ich das Mißvergnügen mir häufig den Kopf zu stoßen. An der Tür der U-Bahn, an den Haltegriffen in Bus/Bahn, an Türen von alten Häusern, Burgen, Schreinen etc. Auch vieles anderes ist kleiner. Stühle, Tischhöhe... also nicht nur häufig den Kopf gestoßen, auch immer wieder die Knie.
Unglaublich positiv war das völlige Sicherheitsgefühl in Bezug auf Diebstahl oder anderen Bedrohungen. Egal zu welcher Uhrzeit und egal an welchem Ort. Das war in den USA dann doch leider etwas anders. Ein Beispiel: In einem Cafe saß am Nebentisch ein jüngerer Mann mit Laptop und iPad und hat damit gearbeitet. Dann hat er den Laptop zugeklappt und beides auf dem Tisch liegen lassen und ist auf's WC gegangen. Oder wohin auch immer. Er kam jedenfalls mehrere Minuten später zurück und natürlich war noch alles da. Die Situation war in Tokio und es waren fast alle Tische besetzt. Wow. Habe ich noch nirgendwo anders auf der Welt in einer Großstadt gesehen.
Auch ganz anders als überall sonst: Schilder im Straßenverkehr oder Bau werden generell verniedlicht und/oder mit Figuren versehen. Auch stehen bei Baustellen sehr häufig Posten mit Warnweste und Leuchtstab und regeln irgendwas.
Der öffentliche Verkehr ist super ausgebaut und funktioniert so, wie die ganze Welt es sich von Deutschland vorstellt. Die Shinkansen, Bahnen und Busse in Ballungsräumen zeigen alles mehrsprachig an und sagen das auch durch. Bahnen in ländliche Regionen machen zumindest die Durchsagen nur auf japanisch. Die Anzeigen werden teilweise zweisprachig angezeigt.
Man kommt nur auf den Bahnsteig wenn man ein Ticket hat. Entweder über eine Guthabenkarte, die man bei einer Vereinzelungsanlage auflegt oder aber man kauft am Automaten/Ticketschalter ein Papierticket. Das wird dann ebenfalls von einer Vereinzelungsanlage gescannt. Natürlich gibt es auch mal Verspätungen aber das wird kommuniziert und der Zug/Bus kommt dann und hält dort, wo er soll.
Ich habe kaum Obdachlose oder Bettler gesehen, dabei bin ich der Meinung, dass ich in den 3 Wochen in Japan viele unterschiedliche Städte und Stadtteile gesehen habe. Aber weder an den Bahnhöfen noch in den Ausgehvierteln oder sonstwo bin ich auf solche Menschen getroffen.
Die Japaner sind unglaublich Smartphone süchtig. Überall und immer. Natürlich habe ich auch viel auf dem Handy gemacht - ohne Google Maps als Navigationshilfe ging gar nichts. Aber das war hier schon ein deutlicher Unterschied zu Europa oder den USA. Die Leute laufen im Regen mit ihrem Regenschirm in der einen Hand und mit dem Handy in der anderen Hand und gucken dabei auf's Display?! Aber rempeln trotzdem niemandem dabei an. Wow.
Sobald man außerhalb der Städte ist, ist das Land schon grün und vielerorts auch bergig. Also richtig bergig, da kommt man dann schnell auf Höhenmeter. Die Japaner sind begeisterte Wanderer und damit sind häufig Trails oder Wege verfügbar. Den Fuji San habe ich ebenfalls gesehen, leider ohne Schnee auf dem Gipfel. Es ist dieses Jahr das erste Mal seit Wetteraufzeichnung, dass der Fuji im Oktober keinen Schnee auf dem Gipfel hat … wir wissen ja alle, warum das so ist.
Da das Fazit eines Japanbesuchs ohne die Erwähnung von Toiletten nicht komplett ist, muss ich dazu noch ein paar Worte schreiben: also diese vorgewärmten Klobrillen und die Waschfunktionen ist schon klasse! Aber was mir viel besser gefallen hat: man findet in jeder Bahnstation, Kaufhaus, öffentlichen Plätzen/Gebäuden etc. Toiletten. Und auf die kann man auch noch gehen und benutzen und stolpert nicht sofort wieder rückwärts raus, da man da dann doch nicht hingehen will. Nice!もっと詳しく
旅行者Morgens beim ersten Kaffee deine Berichte zu lesen ist 👍. Das weckt sofort das Fernweh. Gerne mehr davon 😉