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  • Dia 7–10

    Ella oder: Raving in the Rain

    7 de janeiro, Sri Lanka ⋅ 🌧 24 °C

    Es regnet. In Ella und im ganzen Land. Und wenn ich von Regen in Sri Lanka spreche, dann meine ich: es schüttet!
    Aber auch das ist im Urlaub überraschend un-deprimierend. Wir wurden so die letzten drei Tage gezwungen etwas runter zu schalten und hatte mal richtig Zeit zu spielen, zu lesen und zu quatschten. Nach Sigiriya und Nuwara Eliya hatte ich fast das Gefühl einer geführten Rundreise, so viel Programm haben wir in die paar Tage gequetscht.

    Es fing bereits pünktlich zu unserer Ankunft in Ella an zu regenen, just in dem Moment als wir von unserer Umweg Schotterpiste wieder auf eine normale Straße abgebogen sind.
    Unsere Unterkunft in Ella haben wir bereits vor einigen Wochen gebucht, da sie sehr beliebt ist - das „Wild Bee Hostel“ (20€ pP/Nacht). Der Name kommt daher, da es wabenförmig aufgebaut ist und ganz weit oben auf dem Berg über Ella thront - wie ein Bienenstock voller Backpacker. Man kann den ganzen Tag auf der offenen Terrasse sitzen und dem Regen zusehen, das Staff ist unendlich freundlich und man fühlt sich einfach direkt wie zuhause. Ein wunderbarer Ort!

    Ella selbst ist ähnlich wuselig wie ein Bienenstock, aber durch die Größe gar nicht anstrengend. Es reiht sich Restaurant an Restaurant, Bar an Bar und Shop an Shop. Abends kann man hier auch gut einen trinken gehen und von irgendwo kommt immer Musik. Wegen des Wetters und auch weil wir uns seit einer Woche insgeheim drauf gefreut haben, haben wir Mädels uns als Abendprogramm für unsere erste Massage entschieden. Massage sind hier zwar nicht ganz so doll verbreitet wie in Thailand, aber Ayurvedische Spas mit Massagen gibt es einige. Für eine Stunde kostet der Spaß ca. 15€ und ich war sowas von bereit, jede Minute davon zu genießen.
    Leider ist der Massage-Stil hier etwas anders als wir ihn kennen. Es wird mehr gerubbelt als geknetet und der Fokus lieget nicht auf Verspannungen sondern eher auf dem Wohlfühlfaktor. Naja, entspannter als vorher hab ich mich definitiv gefühlt, obwohl ich mich das nächste mal auch von Benedikt streicheln lassen kann - ist günstiger. 🤓

    Am nächsten Tag (Montag) hat es - Überraschung - geregnet. Wir haben länger überlegt, wie wir den Tag doch irgendwie nutzen können und sind dann überein gekommen, dass wir ja nicht aus Zucker sind und uns zumindest die berühmte „Nine Arches Bridge“ anzuschauen. In einer kurzen Regenpause sind wir los spaziert. Bis zur Brücke sind es eigentlich nur zwanzig Minuten, die jedoch von mehreren heftigen Schauern unterbrochen wurden, in denen wir uns unterstellen mussten. Die Locals kennen das Wetter hier bestens und haben Stimmungsmäßig mit lauter Musik und bunten Regenschirmen dagegen gesteuert. So konnte man in den Pausen zumindest ein bisschen im Regen tanzen.

    Wir sind einem Tipp gefolgt und nicht direkt runter zur Brücke, sondern einen Berg hoch, wo ein kleines süßes Café liegt („Asanka Café“). Von dem Café aus hat man einen mega Blick auf die Brücke und wir hatten sogar das Glück, dass während unseres Aufenthalts ein Zug über die Brücke gefahren ist. Durch den Regen und den Nebel hatte das was sehr mystisches.
    Leider hat der Regen in Kombination mit dem Dschungel einen Nachteil: überall lauern Blutegel. Nachdem Josie den vierten von ihrem Schuh gepflückt hat, hat uns der Café-Betreiber eingeladen, hinter die Theke zu kommen, hier seien wir sicher. Wir haben das Angebot dankend angenommen und saßen die nächste Stunde Tee-trinkend in dem kleinen Verschlag und haben uns mit dem Besitzer unterhalten. Seinen Namen hab ich leider vergessen, aber er war 21 Jahre alt und führt das Café zusammen mit seiner Familie, die alle in dem Häuschen hinter dem Café wohnen. Da das Wetter wirklich schlecht war, waren wir die einzigen Gäste und er hat uns total lieb bewirtet. Es war ziemlich spannend, was er so erzählt hat: wann man typischerweise in Sri Lanka heiratet (erst ab 30), dass er als strenger Buddhist vegan lebt und das die Züge in Sri Lanka immer zu spät kommen (sein O-Ton „like in Germany hahahaha” - da weiß jemand bestens Bescheid).
    Als das Wetter irgendwann etwas aufklarte und der Tee leer war, wollten Benedikt und ich uns die Brücke doch nochmal aus nächster Nähe ansehen und sind einen schlammigen Pfad nach unten geklettert.
    Auf der Brücke war die Hölle los! Hunderte Menschen shooteten sich auf den Gleisen, um DAS perfekte Sri-Lanka-Bild von sich zu schießen. Haben wir natürlich auch gemacht, aber dabei zumindest nicht auf die Brüstung geklettert und unser Leben riskiert.
    Auf den Gleisen zu stehen fühlt sich aus deutscher Perspektive natürlich total falsch an (hatte konstant die automatische Stimme „Verspätung wegen Personen im Gleisbett“ im Ohr), aber da Züge hier wirklich nur einmal die Stunde lang fahren und sich mit sehr lautem Hupen ankündigen, ist es relativ ungefährlich.
    Wir standen gerade genau in der Mitte der Brücke als wir das Hupen hörten. Obwohl ich gesehen habe, dass man einfach am Rand stehen bleiben und der Zug entspannt an einem vorbeifahren kann, bin ich komplett Panik verfallen und bin wie von der Tarantel gestochen zu Anfang der Brücke gerannt, um den nötigen Sicherheitsabstand zu haben, als die Lok an uns vorbeiratterte - sehr deutsch alles. 😅

    Am Abend waren wir zunächst in getrennt unterwegs, nur um uns dann zufällig im selben Restaurant wieder zu treffen. Das „House of Kitchen“ sieht super unscheinbar von außen aus, es ist eigentlich eine Einfahrt / Garage wo jemand vier Tische reingestellt hat und hinter einem provisorisch aufgehängten Tuch wird gekocht. Uns alle haben die überragenden Google-Bewertungen gelockt und was soll ich sagen - Erwartungen übertroffen! Es war köstlich! Der Besitzer hatte einen gebrochenen Arm und sah aus als könnte er den Türsteher im Berghain machen. Auf die Frage wie das passiert sei antwortete er nur „someone tried to killed me. How do you want your curry? Little, medium or very spicy?“.

    Am nächsten Morgen war das Wetter nicht besser. Beim Frühstück haben wir überlegt, was heute möglich ist. Benedikt hatte Hummeln im Hintern, ich auch und so sind wir zu zweit zu einer kleinen Wanderung zum „Little Adams Peak“ aufgebrochen.
    Der eigentliche „Adams Peak“ liegt etwa 50km entfernt und wäre unser eigentlicher erster Stopp gewesen, wenn wir uns nicht spontan für Sigiriya entscheiden hätten. Dieser Berg hat für die Sri-lankische Bevölkerung eine heilige Bedeutung und sind so etwas wie eine Pilgerstätte - „Little Adams Peak“ hingegen ist ‚nur‘ ein toller Aussichtspunkt, den jemand sehr schlaues aus der Ella-Stadtmarketing-Abteilung so getauft hat (alle Touris: „wenn wir schon nicht den Adams Peak bestiegen haben, dann aber zumindest den Little Adams Peak!“).
    Ein Indiz dafür, dass der Little Adams Peak nichts religiöses an sich hat, wurde uns spätestens bewusst als wir den riesigen Pool-Club mit DJ und bezahlten Fotoshootings kurz vor dem Gipfel entdeckten - Menschen, einfach…wtf.
    Wir haben den ganz schnell links liegen gelassen und sind die letzten 10 Minuten zum Gipfel hoch gestiegen - Gott sei dank, ging es um so viele Kurven, dass der Techno irgendwann nicht mehr zu hören war.
    Oben war trotzdem ganz schön was los! Komischerweise (bzw. es gibt bestimmt einen Grund, den ich einfach nicht kenne), ist Sri Lanka DAS Urlaubsland für Russen und Russinnen. Das war uns schon vorher aufgefallen (kyrillische Speisekarten 👀), aber dass sie den Little Adams Peak als DIE Fotoshooting-Location ausgesucht haben, war uns neu. Wir hatten Sportschuhe und Funktionskleidung an; die ihre besten Kleider und Sandalen (bis zum Pool-Club kann man auch mit dem Auto gefahren werden) und dann wurde sich auf den Steinen geräkelt als gäbe es kein Morgen.
    Das Gute am Little Adams Peak ist, dass es nicht nur einen Gipfel gibt, sondern es eher eine Art Pass ist und man einfach zum nächsten Peak laufen kann. Bei Anhöhe Nummer 4 hatten wir alle anderen Personen abgehängt und haben sehr glücklich (und alleine) auf einem Stein gesessen, eine Kokosnuss getrunken und den wirklich unglaublichen Ausblick auf die grünen Berge und tosende Wasserfälle genossen. Ach, Sri Lanka!

    Am Nachmittag musste Benedikt arbeiten und Josie hat uns Mädels einen kleinen Spa-Day organisiert. Da die Massagen im Ort nicht so hundertprozentig unseren Geschmack getroffen haben, sind wir mit dem TukTuk etwas weiter raus zum „Spa Serenite“ gefahren. Hier wurden wir nochmal richtig verwöhnt, haben Lassis und Tee getrunken und eine sehr schöne Massage genossen.

    Zurück im Hostel wollten wir nur schnell duschen und dann wieder zum „House of Kirchen“ zum Essen. Doch gerade als Heidi unter der Dusche stand, gab es mal wieder einen Stromausfall. Mit Handytaschenlampe haben wir uns angezogen und auf den stockdusteren Weg nach unten in die Stadt gemacht. Zum Teil haben die Lokale hier Notstromgeneratoren, das „House of Kirchen“ gehörte nicht dazu, was allerdings super schön gelöst wurde, indem sie einfach Kerzen auf die Tische gestellt haben. So haben wir nicht nur wieder zum niederknien lecker, sondern auch sehr romantisch-cozy gegessen.
    Wir sind nach dem Essen ziemlich direkt nach Hause und ins Bett, morgen ist wieder Reisetag und irgendwie sind wir alle abends immer so erschöpft, wahrscheinlich von den ganzen neuen Eindrücken!

    Auf dieser Reise gehört die Zeit, in der ich alleine im Bett liege zu meinen Lieblingsmomenten des Tages. Wenn alles ganz ruhig und friedlich ist und ich sicher in meiner Stockbett-Koje liege, überfällt mich immer wieder eine gewisse Ungläubigkeit, aber vor allem tiefe Zufriedenheit darüber, dass ich das hier alles erleben darf. Wenn man sich die objektiven Fakten vor Auge führt (genug Geld auf dem Konto + die Möglichkeit, Remote zu arbeiten + die Welt hat unendlich viel zu bieten, befindet sich aber auch im Umbruch), frage ich mich, warum man sowas nicht viel öfter oder viel länger macht. Das ist doch total absurd, 95% der Zeit an immer demselben Ort zu verbringen!
    Natürlich liebe ich mein Zuhause und will Reisen nicht zu meinem einzigen Lebensinhalt machen, aber einmal Sommerurlaub im Jahr - das kann es nicht sein. Ich möchte noch die Philippinen sehen, nach Nepal, Kenia und Kanada, Bolivien und Peru bereisen, in einem Café auf Bali sitzen und mit dem Camper durch Neuseeland fahren. Ich merke richtig, dass ich auf Reisen eine andere Einstellung habe, ich bin ruhiger, ausgeglichener, weniger verkopft und deutlich entspannter (und that means a lot). Ich habe plötzlich Lust um 5.30 Uhr den Sonnenaufgang zu sehen und möchte am liebsten jeden Tag etwas unternehmen, neues sehen oder das seltsame Obst probieren, das der Straßenstand verkauft.
    Ich bin mir sicher, ich nehme auch von diesem Trip wieder einiges mit für meinen Alltag - und ja, mir ist absolut bewusst, wie privilegiert das ist, aber gerade deshalb darf man es nicht liegen lassen.
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