Salsa, Samba and Cerveza

December 2019 - March 2024
Six months in Southamerica
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  • Day 45

    Santa Marta

    January 16, 2020 in Colombia ⋅ ☀️ 30 °C

    Nach den anstrengenden vier Tagen in den Bergen gönnte ich mir ein paar Tage Auszeit und Entspannung in einem Hostel in der Nähe des Tayrona Parks an der Küste bei Santa Marta.
    Der Park gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen Kolumbiens, da er die schönsten Strände beherbergen soll. Bei dem Park handelt es sich um ein großes Naturreservat (ca. 35 km lang), welches nach dem gleichnamigen indigenen Volk benannt ist, welches hier früher beheimatet war.

    Das Hostel war ca. 15 Minuten von einem der Eingänge entfernt und an einem Berghang gelegen. Da es erst 2016 eröffnet wurde befanden sich noch einige Teile im Aufbau, was aber nicht wirklich gestört hat. Die Architektur war durchgehend offen gestaltet, sprich es gan eigentlich, bis auf die Toiletten, keine geschlossenen Räume. Sowohl die Dorms, als auch das wirklich große zentrale Gebäude, mit Küche, Bar und Gemeinschaftsbereich, waren zu allen Seiten offen und man konnte die schone Aussicht genießen, die zahlreichen diversen Vögel beobachten und vor allem hören. Das fand ich persönlich vor allem im Dorm schön, da das Aufwachen und Aufgaben dann gleich etwas ganz anders ist.
    Ein Nachteil dieser Architektur zeigte sich dann aber, denn hier herrschen seit Tagen extrem starke Winde von 25-30 km/h. Das konnte dann schon sehr laut werden, wenn man nachts im Bett lag.
    Allgemein wurde durch dieses Wetter auch alles andere mehr oder weniger beeinflusst.
    Einen Ausflug in den Park musste man recht früh starten, da man etwas Zeit in der Schlange am Eingang einplanen muss und aufgrund der Größe braucht man ca. 2 Stunden um an den nächsten Strand zu kommen. Da zufälligerweise eine Italienerin ebenfalls in meinem Hostel übernachtete, mit der ich bereits die Tour in die Ciudad Perdida gemacht hatte, sind wir gleich zusammen in den Park. Der Eintritt ist recht üppig (ca. 18 €), da man als Nicht-Kolumbianer und Nicht-Südamerikaner plus den Aufschlag für die Hochsaison (diese endet am 15.01., ich war am 14.01. haha) den Höchstpreis bezahlt. Der Park ist aber wirklich schön, gleich nachdem wir den Eingang passierten habe wir die ersten Brüllaffen gehört. Gesehen haben wir später auch noch eine Affenfamilie, welche auf einem Baum an der Straße entspannt haben.
    Von der Schönheit der Strände konnten wir uns dann schließlich auch überzeugen und man kann es nur bestätigen. Was diese Stände meiner Meinung nach so schön macht ist die Tatsache, dass sie sich entscheidend von Stränden in den Metropolen unterscheiden: es gibt keinerlei Infrastruktur. Sprich keine Hotels, Hochhäuser, Restaurants, Cafés oder ähnliches. Außerdem auch keine Liegenverleiher, “Masseusen” oder die fliegenden Händler, die einem gefälschte Sonnenbrillen verkaufen wollen, obwohl man offensichtlich bereits eine auf der Nase hat. Bis auf den Hochstand für den “Bademeister” (ich hab gerade keine Ahnung, ob die an einem Strand auch so heißen) gibt es quasi nichts menschengemachtes, nur Natur. Aber wie bereits erwähnt, stand alles unter dem Zeichen des Wetters und somit war schwimmen an der gesamten Küste nicht möglich bzw. Nicht erlaubt. Die roten Fahnen und Schilder, die vermeldeten, dass an diesem Strand bereits über 100 Menschen ertrunken sind, hätten es allerdings nicht gebraucht. Die Wellen waren so stark und groß, dass wohl niemand freiwillig hineingegangen wäre. Ein Vorteil war aber, dass wir nahezu alleine in der kleinen Bucht waren.

    Ansonsten waren die Tage sehr entspannt und dir Hängematte mein bester Freund. Ich konnte wieder recht viel lesen, was auch daran lag, dass es, ebenfalls wetterbedingt, täglich Stromausfälle gab und das Wifi im Hostel so schlecht war, dass meine Reise nicht wirklich weiter planen konnte oder ähnliches.
    Am letzten Abend konnte ich noch ein Erfolgserlebnis verbuchen, da ich zusammen mit einer Belgierin und einer Französin das Hostel-Trivia gegen vier andere Gruppen gewonnen habe und somit immerhin ein Freibier.

    Den letzten Tag verbrachte ich dann in Santa Marta selbst. Da mich Stadt aber nicht besonders interessierte, und auch hier quasi den ganzen Tag extremer Wind herrschte, habe ich die Zeit und das sehr gute Wifi genutzt, um ein bisschen zu recherchieren und zu planen.
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  • Day 50

    El pueblo mas bonito en Colombia

    January 21, 2020 in Colombia ⋅ 🌧 19 °C

    „Das schönste Dorf Kolumbiens“ nennt sich Jardin in aller Bescheidenheit selbst. Gelegen auf halber Strecke zwischen Medellín und dem beliebten Salento ist es eher eine Art Geheimtipp in der Kaffeeregion.

    Der Vollständigkeit halber soll an dieser stele noch erwähnt werden, dass ich zwoschendurch das Wochenende noch in Medellín verbracht habe und von dort den Bus nach Jardin genommen habe.

    Jardin liegt in der typisch kolumbianischen Berggegend, bei der man das Gefühl hat jemand hätte einen großen grünen Teppich über der hügeligen Landschaft ausgerollt. Das Dorf befindet sich in der sogenannten Kaffezone Kolumbiens, die Hügel sind voll mit Kaffee- und auch Kochbananenplantagen. Läuft man durch das Dorf bekommt man auch sofort die Romantik zu spüren die hier herrscht. De Straßen sind schmal, die Häuser bunt. Überall sitzen die Bewohnern an den Straßenecken und trinken Kaffee. Manchmal reitet jemand mit Hut und Poncho an einem vorbei. Ziemlich schön und vor allem nicht sehr touristisch, es gibt ein paar Hostels und kleine Hotels und Restaurants.
    Mein Hostel dagegen ist etwas außerhalb, ca. 30 Minuten zu Fuß oder man nimmt den Bus, der jede 30 Minuten vorbei fährt, für 1500 Pesos (ca. 43 Cent). Ich bin immer gelaufen, da der Weg ziemlich schön war und man eine tolle Aussicht hatte.
    Das Hostel selbst war ein richtig schöner Hippie-Place, voll mit Grafitis, vom Hostelbesitzer selbst an die Wand gebracht. Selbiger hat extrem lange Dreadlocks, war eigentlich die meiste Zeit stoned und hatte mich auch an meinem ersten Tag beim Check-In vergessen, nachdem er mir das übliche Formular zum ausfüllen gegeben hatte. Nach 10 Minuten kam dann eine der Volunteers und fragte, ob sie mir helfen könne. Sie entschuldigte sich für den Chef, aber es wirkte nicht so als ob es so überraschend war. Aber ich tat es mit eine Lächeln ab, in reger Vorfreude, dass ich hier wohl die Seele gut baumeln lassen können werde. Ich teilte mir das Dorm mit einem Teil einer Gruppen von Deutschen, Französinnen und Uruguayerinnen, die wohl schon seit en paar Wochen zusammen reisen. Am ersten Abend saßen wir dann gleich alle am Lagerfeuer im Hostel zusammen, zwei kolumbianische Musiker aus dem Dorf waren auch dabei und so spielten sie abwechselnd mit den Mädels aus Uruguay klassische lateinamerikanische Liefer auf der Gitarre. Das hatte schon was. Wer ein bisschen lateinamerikanisches Flair ins Büro bringen möchte kann sich das kurze Video anschauen.

    Ansonsten war wieder viel Hängematte angesagt. Am letzten Tag fragte mich der Hostelbesitzer beim Rauchen noch was mein nächstes Ziel ist. Als ich sagte, dass ich am nächsten Tag nach Salento fahre und in welchem Hostel ich sein werde, hat er nur gegrinst und gesagt: „yeah, is my brother. It’s a hippie place like this.“
    Also wird wohl entspannt weiter gehen.
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  • Day 55

    Salento

    January 26, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 19 °C

    Von Jardin ging es dann weiter nach Salento, mit einmal umsteigen, 193 km in ca. 7 Stunden Fahrzeit. Das besondere war außerdem der erste Bus, denn das war kein “normaler” Bus wie üblich, sondern ein sogenannter Chiva. Das sind bunt bemalte Buse, welche in den großen Städten wie Bogotá, Medellín oder Cartagena bevorzugt als Partybuse genutzt werden und mit dröhnender Musik und voller Menschen durch die Straßen fahren. Das besondere bei diesem Busen ist, dass diese weder Türen noch Fenster besitzen, also nach allen Seiten offen sind. Für die feuchtfröhlichen und berauschenden Nächte in den Metropolen sicher perfekt geeignet, erwies sich dieses besondere Transportmittel als nicht unbedingt optimal um morgens bei Dauerregen drei Stunden durch die kalten Berge zu fahren. So saß ich dann mit zwei Jacken, Decke, Mütze und Kauputze im Bus. Zumindest hatte ich einen Platz in der Mitte, die Außensitzenden sind nämlich ständig nass geworden oder mussten sich vor zurückpeitschenden Ästen schützen.
    Nach drei Stunden dann endlich die Zwischenstation Riosucio erreicht (zu deutsch heißt die Stadt “ Dreckiger Fluss”, nicht unbedingt die beste Namens Wahl für den Reiseführer, auch weil ich in der Stadt gar keine Fluss sehen konnte) und wir sind dann endlich in einen richtigen Bus für die restliche Strecke umgestiegen.

    In Salento war mein Hostel wie erwartet ziemlich ähnlich zu dem in Jardin. Außer das es anstatt vieler Katzen, zwei Hunde und ein Pferd gab und die Dreads des Besitzers evtl etwas länger waren als die senes Bruders in Jardin. Ein wirklich idylisches Plätzchen, 2 km von Salento entfernt.

    Die Stadt selbst fand ich jetzt gar nicht soo speziell in Relation zu ihrer Bekanntheit. da fand ich Jardin etwas schöner, aber wahrscheinlich auch weil es keiner, weniger touristisch und dadurch auch authentischer war.
    Was Salento allerdings hat ist das Valle de Cocora. In diesem befinden sich nämlich die berühmten Quindio-Wachspalmen, die die größten ihrer Art sind (bis zu 60 m), und nur in einzelnen Bergregionen in Kolumbien zu finden sind. Das Valle de Cocora ist ein großer Nationalpark, der auch neben den besagten Bäumen ziemlich schön anzuschauen ist. Mit zwei anderen aus meinem Hostel waren wir ca. 5 Stunden in diesem unterwegs, Zwischenstopp legten wir dabei auch bei einer Kolibri-Finca ein. Diese flinken Amigos zu fotografieren ist eine ziemliche Herausforderung, aber ein paar gute Aufnahmen konnte ich machen.

    Auch Lisa und Christoph kreuzten wieder meine Wege, da diese zufällig das gleiche Hostel gebucht hatten. Die Routen sind sowieso meistens gleich, deshalb wird es wohl auch nicht das letzte mal gewesen sen. Wir sind dann zusammen zu einer der Kaffeefincas gelaufen um eine der beliebten Kaffeetouren zu machen. Die Finca die wir besuchten wurde mir von eine anderen Hostelgast empfohlen, da diese wohl sehr authentisch und informativ sei und der Kaffee dort vor allem ökologisch angebaut wird.
    Angekommen wurden wir schon vom Besitzer empfangen und es gab erstmal einen Begrüßungskaffee. Die Tour selbst wurde dann von einem anderen Dude durchgeführt, dessen Name ich allerdings vergessen habe. Er war aber studierter Biologe und konnte sehr gut Englisch. Die Tour dauerte dann ungefähr 2,5 Stunden und informierte über den Ursprung des Kaffees ( Äthiopien, dann Europa und erst durch die Kolonisation nach Südamerika), wie er angebaut und verarbeitet wird und außerdem über zahlreiche andere Pflanzen die dort wuchsen. Denn wie bereits erwähnt handelte es sich um eine ökologisch-nachhaltige Produktion, das bedeutete Polykultur, anstatt der Monokulturellen und auf Dauer schädlichen Anbauweise viele anderer Kaffeeplantagen. So sagen wir auch Ananaspflanzen, Mandarinen, Oregano, Coca und viele andere, deren Bezeichnung ich aber vergessen habe. Jede Pflanze hatte meist auch irgendeine medizinische Bedeutung, ob Husten, Kopfschmerzen oder Höhenkrankheit. So konnten wir uns nach der Tour noch unsere persönliche Kräutermischung zusammensammeln, die uns dann als Tee aufgegossen wurde.

    Lustiger side fact war außerdem, dass es wohl in Kolumbien üblich ist Kleinkindern ab dem 8 Monat bereits Kaffee zu trinken zu geben. Milch und Kaffee 50:50 in die Flasche, der Treibstoff zum Start ins Leben.
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  • Day 60

    El paraiso pequeño

    January 31, 2020 in Colombia ⋅ ☁️ 28 °C

    Nach einem kurzen Zwischenstopp in Cali für eine Nacht ging es weiter Richtung Buenaventura an der Pazifikküste Kolumbiens , genauer gesagt in ein Hostel im Dschungel des Bahia Nationalparks. Das Hostel war nur per Boot und zu bestimmten Zeiten zu erreichen, nämlich immer dann wenn Flut war. Eine Besonderheit des Hostels war nämlich, dass es in einer Bucht gelegen war, die bei Flut komplett mit Wasser gefüllt war, be Ebbe allerdings hatte man dann auf einmal einen riesigen Strand für sich alleine und konnte dann auch zu denn nahe gelegenen Inseln laufen.
    In der ersten Nacht machte ich auch gleich eine weitere neue Erfahrung, als wir bei niedrigem Wasserstand in die Bucht gelaufen sind um Plankton leuchten zu sehen. Also diese kleinen Teilchen, die anfangen zu leuchten wenn sie in Bewegung geraten. So standen wir dann also alle im Wasser und ruderten wie verrückt mit den Armen und so pathetisch wie es klingen mag, man hatte das Gefühl man wischt mit den Händen durch den nächtlichen Sternenhimmel, wenn die kleinen Teilchen begannen im schwarzen Wasser zu leuchten.

    Außerdem lernte ich noch Romy kennen, die so halb im Hostel arbeitete, also zumindest immer Yoga-Stunden gab, aber hauptberuflich ein eigenes Umweltprojekt hat. Sie kommt aus Cali und kämpft gegen den Plastikmüll an den Stränden der Pazifikküste und hat dazu bereits ein Recyclingsystem in der nahe gelegenen Stadt etabliert. In diese sind wir dann auch am nächsten Tag gelaufen, zusammen mit zwei anderen Deutschen, die schon ein paar Tage im Hostel waren. Romy war auf der Suche nach zwei Rappern der Community dort, weil sie für ihr Projekt ein Promovideo drehen will.
    Die Stadt heißt Juanchaco und dort angekommen wird einem die Motivation hinter dem Projekt auch gleich direkt vor Augen geführt. Der komplette Strand war voller angeschwemmtem Plastik aller Art. Wie Romy erklärte kommt das zum größten Teil aus der Großstadt Buenaventura, dort leben viele ärmere Leute in Häusern, welche wegen der Ebbe und Flut auf Stehlen gebaut sind. Dadurch kommt natürlich aber keine Müllabfuhr vorbei und die Leute wählen für ihren Müll den Weg des geringsten Widerstandes bzw. der kürzesten Strecke: ab durchs Fenster, und den Rest macht dann die See.
    Die Bezeichnung Stadt ist auch etwas hochgegriffen für Juanchaco. I’m Prinzip ist es eine Ansammlung von meist Blech- oder Holzhütten, wilden Hunden und Soldaten, aufgrund des nahen Militärflughafens. Romy kannte so gut wie jeden dort und so fragten wir uns durch, bis wir die gesuchten Kids fanden.
    Im Anschluss sind wir dann in das benachbarte Dorf La Barra, weil es dort ein super Meeresfrüchte-Restaurant geben soll. La Barra war ebenfalls lediglixh eine Gemeinde aus improvisierten Blechhütten, meist mit anliegenden Kleingärten, in denen Gemüse angebaut wurde und die Hühner fröhlich durch de Gegend rannten. Es war direkt am Strand gelegen, und im Rücken der Dachungel, alles in allem eine tolle Lage eigentlich. Die Familie die das Restaurant betrieb war ebenfalls mit Romy befreundet und wir mussten eine Stunde vorher anrufen, weil alles frisch zubereitet wurde. So hatten wir zum Bsp eine Art Meeresschnecke, welche traditionell von den Frauen in den angrenzenden Mangrovenwäldern gesammelt werden, was aber nicht ganz ungefährlich sein soll, da es dort irgendwelche gefährlichen Fische oder Tiere geben soll, genau hab ich es nicht verstanden. Aber das Essen war am Ende wirklich super.

    Die restlichen Tage verbrachte ich dann vie Zeit mit drei Engländern, einen davon hatte ich bereits in Medellín kennen gelernt als wir in einem Club feiern waren. Die anderen beiden waren ein Paar aus London, welche den klassischen Weg der meisten Langzeitreisenden gegangen sind: Job gekündigt, erstmal ein paar Monate weg und dann schaun wir mal. Alle drei waren super sympathisch und das habe ich noch nicht über viele Briten sagen können. So haben wir die letzten Abende noch einmal ordentlich die Rechnung in die Höhe getrieben und noch einmal „cheers“ auf die letzten verbleibenden Minuten in der EU für sie. Beliebt war vor allem der Schnaps der Indigenen, „Viche“ genannt.

    Ansonsten noch viel interessante Sachen gelernt, zum Bsp. dass es angeblich in Kolumbien eine Schlange geben soll, die einem die ganze Zeit folgt, wenn man ihr einmal begegnet. Hab ich aber selbst noch nicht recherchiert, von daher lass ich das mal so stehen.

    Außerdem wurde mir bereits zum zweiten Mal gesagt, dass ich aussehe wie wir Jude Law. Dieses Mal sogar spezifiziert mit Brille in dem Film „The Holiday“. Jeder darf jetzt die Suchmaschine seines Vertrauens anschmeißen.
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  • Day 64

    Cali(ente)

    February 4, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Von der Pazifikküste ging es zusammen mit den drei Briten nach Cali, wir haben auch gleich das gleiche Hostel gebucht.
    Cali selbst ist ja berühmt berüchtigt, zum einen als Hauptstadt des Salsa, zum anderen aber auch als eine der gefährlichsten Städte, zumindest statistisch. Deswegen ist Cali auch nicht besonders beliebt bei Touristen und leider bestätigten viele Gespräche und Berichte von anderen Reisenden auch dieses Bild.
    Selbst bei Tag sollte man einige Teile der Stadt meiden, und längere Touren wie auf die benachbarten Berge und Aussichtspunkte möglichst sehr früh starten, so gegen 6/7, damit man den Rückweg durch die angrenzenden Viertel möglichst zeitig antreten kann. Sonstige geführte Touren durch die Stadt gibt es eigentlich nicht, zumindest hab ich von keiner gehört. Es gab eine Free Walking Tour, die aber lediglich eine Stunde dauerte und sich auch nur im unmittelbare Umfeld des Hostels, dem Altstadt-Viertel San Antonio, bewegte. Das liegt aber evtl auch daran, dass Cali jetzt nicht soo extrem viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Auch
    obwohl die meisten bekannten Clubs und Bars in unmittelbarer und fußläufig erreichbarer Nähe lagen, sollte der Rückweg immer per Taxi durchgeführt werden, auch wenn es nur 5 Minuten Fahrt waren. Laut den Einheimischen ist die Gefahr ausgeraubt zu werden sonst nicht nur hoch, sondern sogar sehr wahrscheinlich.
    Das waren alles so Sachen die einen nicht extrem motiviert haben auf große Erkundungstour durch die Stadt zu gehen. Natürlich sollte man sich aber allgemein nicht von solchen Geschichten zu sehr beeinflussen und abschrecken lassen.

    Da es sonst gar nicht so viel aus Cali zu erzählen gibt dachte ich mir, ich teile mal meine Top 3 Stories, die mir von anderen erzählt wurden. .

    Platz 3:
    Mein Roommate in Cartagena, mit dem ich auch auf dem Musikfestival war, erzählte mir, dass er in Cartagena mit ein paar Kolumbianern auf eine Aftershow-Party gehen wollte. Dort angekommen kamen kurz darauf gleich zwei Typen auf ihn zu, einer sagte: Ich gehöre zum Kartell und wenn du mir nicht 500.000 Pesos (ca. 140€) gibst töte ich dich und alle deine Begleiter. Meiner Meinung nach ist schon alleine die Summe das entscheidende Indiz dafür, dass dieser einfach gelogen hat und nicht zum Kartell gehörte, da deren Geschäftsgebaren sich in anderen Geldsphären bewegen als 140€ und diese so etwas nicht nötig hätten. Das lässt sich jetzt aber natürlich aus der Hängematte leichter beurteilen als wenn man sich selbst in der Situation befindet. Jeder kann sich ja selbst hinterfragen wie er/sie in dieser Situation reagieren würde.
    Er bezahlte das Geld. Kurz darauf erzählte er es seinen Begleitern, diese waren entsetzt und sagten er solle sofort die Polizei holen. Diese kam dann auch, nahmen den Typen mit, erfassten die Daten und sagten sie vernehmen ihn. Auf die Frage, ob er denn sein Geld wieder bekommt zuckten sie bloß mit den Schultern. Seine Begleiter machten ihm aber nicht viel Hoffnung, da auch die Polizei nicht immer die vertrauenswürdigste Institution sein.

    Platz 2:
    Ereignete sich auch gleich in meiner Zeit in Cartagena.
    Zwei junge Belgier, so um die 20 glaube ich, aus meinem Dorm hatten am Wochenende das dringende Verlangen mach etwas Gras. Sie kamen daraufhin auf die glorreiche Idee einen offensichtlichen Dealer anzusprechen und etwas zu kaufen. Nachts, in einem Park, in einer der gefährlichsten Städte Kolumbiens. Faktoren, die die meisten wohl zumindest darüber nachdenken lassen würde, ob das der beste Plan ist und man nicht doch lieber erstmal beim Alkohol bleibt.
    Vorerst lief es normal, der Dealer bestätigte den Handel, entfernte sich dann, um das ersehnte Produkt zu holen. Allerdings sagten sie auch, dass er dann kurz telefonierte. Er kam zurück, hab ihnen eine Art Glasflasche, gefüllt mit einigen vorgefertigten Joints. Anschließend Geld gegen Ware und die beiden machten sich auf den Rückweg.
    Keine Minute später hielt ein Transporter neben ihnen, ein Polizeibus. Sofort stiegen Beamte aus, riefen laut, durchsuchten sie und fanden natürlich sofort die Ware. Die zwei mussten sich dann in den Bus setzten, einer der Beamten machte ihnen klar, dass sie jetzt ein Problem haben. Sie werden auf die Wache fahren und sie können dort einmal telefonieren. Allerdings ging die Fahrt nicht auf eine Wache, sondern auf einen abgelegenen Hof. Dort kamen dann zwei Motorräder und ein Mann in zivil stieg in den Bus. Er machte ihnen das Angebot, dass man das jetzt auch anders lösen könne. Für 1000€ ist die Sache erledigt. Sie machten ihnen klar, dass es gar nicht möglich ist so viel Geld auf einmal abzuheben. Sie wurden dann schließlich am einen Geldautomaten eskortiert und mussten abheben was ging. Am Ende ware es so 700€.
    Sie fragten die Polizisten auch noch, wie sie sie so schnell fassen konnten. Die Polizisten meinten, es seien Kameras im Park, was aber ziemlicher Quatsch ist. Die Sache mit dem Typ vom Motorrad und dass der Dealer noch kurz vorher telefonierte legen ziemlich nahe, dass die Polizei in diesem Fall gemeinsame Sache machte. War eine Win-Win-Situation, der Dealer hatte sein Geld und die Polizisten hatten ihr Geld.

    Platz 1:
    Ist meinen britischen Freunden ebenfalls in Cartagena passiert und ist eigentlich eine Symbiose aus den ersten beiden.
    Die zwei, ein Pärchen, waren abends etwas trinken und lernten zufällig einen Kolumbianer kennen. Dieser muss wirklich nett und sympathisch gewesen sein und er lud sie dann in einen Club ein, der wohl einem Freund von ihm gehörte oder so ähnlich. Dort angekommen begann es das erste Mal strange zu werden, als sie vom Eingang in eine Art VIP-Bereich von dem Securities eskortiert wurden. Dort wurde ihnen dann auch regelmäßig Getränke aller Art gereicht.
    In dieser vertrauensvollen Atmosphäre dachten sie sich dann, sie fragen mal nach der Möglichkeit evtl. etwas Koks zu kaufen. Das sollte kein Problem sein und nach einer Weile ging der Kolumbianer mit dem Brite aufs Klo. Dort war bereits eine Line vorbereitet und außerdem ein großes Päckchen, der Brite meinte es Ware bestimmt 25/30 Gramm. Er war daraufhin etwas verwirrt und fragte den Kolumbianer ob das alles für sie sei. Sie wollten ja nur ein bisschen zum feiern und keinen Einzelhandel aufmachen. Der Kolumbianer bejahte wie selbstverständlich und meinte für 600.000 können sie es haben. Der Brite war jetzt etwas nervös und versuchte ihm zu vermitteln, dass sie weder Bedarf an so viel Kokain haben, noch so viel Geld bei sich haben. Daraufhin erschien dann auch der vermeintliche Freund/Chef des Kolumbianers und war gar nicht amused. Er sagte ihnen, normalerweise verkaufen sie nur im Kilo-Bereich und das ist schon ein Gefallen für sie. Außerdem ging er mit dem Preis auf 400.000 herunter (jeder der weiß wie viel Kokain in Europa kostet, weiß wie wenig das eigentlich ist). Der Brite versuchte weiterhin den Mann davon zu überzeugen, dass das Gut sie nicht möglich ist. Dieser wurde dann langsam ziemlich sauer und sprach dann auch immer mehr spanisch. Und man weiß, wenn jemand in die Muttersprache verfällt ist es meistens vorbei mit der Diplomatie. Wenn sie nicht bezahlen werden sie Probleme bekommen und sie werden jetzt zusammen zum Geldautomaten fahren etc.
    Da sie aber auch keine Kreditkarten dabei hatten war der erste Stop ihr Airbnb. Dort konnte der Brite noch verhindern, dass die Kolumbianer mit in die Wohnung kommen, da der eigentliche Besitzer auch dort lebte und eine weitere Partei in dieser bereits komplexen Situation hat es wohl nicht gebraucht. Außerdem waren er und seine Freundin immer getrennt voneinander, was ihn zusätzlich nervös machte. Schließlich holten sie das Geld und waren schließlich im Besitz eine größeren Menge eines illegalen Rauschmittels, welche sich wohl nicht mehr mit Eigenbedarf entschuldigen ließe.
    Damit aber noch nicht das Ende. Denn das nächste Ziel war Medellín, per Bus, und alle Strecken von und nach Medellín sind ziemlich streng überwacht, eben gerade aufgrund dieser Substanzen.
    So wurde auch ihr Bus auf dem Hinweg von der Polizei gestoppt, was sie aber unbeschadet überstanden, nur ein paar Liter Schweiß weniger.
    Als sie dann aber für die Weiterreise aus Medellín im Bus Terminal standen und der Brite sah, dass das Gepäck wie auf dem Flughafen geröntgt wird, wurde es dem Briten zu viel. Er suchte panisch einen Mülleimer abseits der ganzen Securities, Polizisten und Kameras und warf das Päckchen hinein.

    Jeden dürfte jetzt natürlich aufgefallen sein, dass die Geschichten fast immer mit Drogen zu tun haben. Und wer diese Grenze natürlich bewusst (und oft auch sehr naiv) übertritt darf sich dann nicht beschweren, wenn er selbst zum Opfer wird. Meiner Meinung rechtfertigt das allerdings nicht die teilweise starke Korruption der Polizei hier. In Medellín zum Bsp. hat man viele Geschichten von willkürlichen Durchsuchungen von augenscheinlichen Touristen auf der Straße oder auch in Taxis gehört. Allerdings tun sie das meistens nicht um das Drogenproblem zu bekämpfen, sondern um dann Geld zu verlangen. Ich habe auch schon von Fällen gehört, dass derjenigen anschließend seine Drogen sogar wiederbekommen hat, der Polizist hatte ja dann was er wollte.
    Ich denke, dass ist auch ein bisschen das Pillen von Cali. Die Stadt ist mit Sicherheit ziemlich aufregend und schön, wenn man sich nur auf sie einlassen kann. Allerdings ist das nicht so einfach, wenn man von den Risiken hört ausgeraubt zu werden und gleichzeitig von einer Polizei, die einem evtl. gar nicht, wenn man sie braucht.

    Außerdem nochmal zur Betonung: das sind alles Einzelfälle und wie erwähnt meistens immer im Zusammenhang mit Drogen. Man fühlt sich in Kolumbien allgemein recht sicher und alle Kolumbianer die ich bisher kennen gelernt habe waren super freundlich und hilfsbereit, und immer bemüht, dass man sich in ihrem Land wohl fühlt.
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  • Day 70

    Welcome to the jungle

    February 10, 2020 in Colombia ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach einem Wochenend-Zwischenstopp in Bogotá ging es tief in das Amazonasgebiet, nach Leticia. Beziehungsweise nach Tabatinga. Beziehungsweise beides. Denn im Prinzip handelt es sich um eine Stadt, die aber von der Kolumbianisch-Brasilianischen Grenze geteilt wird. Somit gibt es den kolumbianischen Teil, Leticia, und den brasilianischen, Tabatinga. Die Grenze ist eigentlich nicht wirklich sichtbar, man kann im Prinzip zwischen den Teilen hin und herlaufen wie man will. Die Stadt selbst hat so zwischen 1000 und 2000 Bewohner und ist auch unmittelbar an einem Nebenfluss des Amazonas gelegen.
    Aus diesem Grund ist diese Stadt auch beliebt für eineiige Reisende, man kann nämlich von hier aus auf dem Amazonas entweder nach Manaus in Brasilien oder nach Iquitos in Peru weiterreisen. Das habe eigentlich auch alle aus meinem Hostel gemacht. Ich hatte mich dagegen entschieden nachdem ich ein paar eintragen darüber gelesen hatte. Zum eine dauert die Bootsfahrt nach Manaus ca. 4 Tage, sah nicht besonders komfortabel aus und ist auch relativ teuer.
    Es gab auch eine weitere Sache die ich Dietrich wohl exklusiv hatte. Und zwar war ich wohl der einzige der Malariatabletten als Prophylaxe nahm, brav wie es mir die Ärztin Leipzig gesagt hatte, da der Amazonas Hochrisikogebiet für Malaria ist. Zugegebenermaßen war ich mit auch nicht ganz sicher, ob ich sie nehme, nachdem ich den Beipackzettel gelesen hatte. Von Erbrechen, Depression, Schlafproblemen und Durchfall bis extremer Blasenbildung auf der Haut ist fast alles dabei, und so ist man sich gar nicht mehr sicher was schlimme wäre, mögliche Malaria oder die Nebenwirkungen der Tabletten dagegen. Ich habe mich dann doch dafür entschieden und war zum Glück von weitreichenden Nebenwirkungen verschont. Aber überraschenderweise hatte man kaum Probleme mit Moskitos, das war in anderen Gegenden viel schlimmer.

    Das Hostel in Leticia war einfach, aber sehr schön. Es hatte einen sehr großen Pool, sprich man konnte richtig daran schwimmen, nicht einfach nur rumplanschen wie in den ganzen sonstigen Alibi-Pools. Der Besitzer war super hilfsbereit und hat einem bei allem geholfen. Ich wollte eigentlich auch nur einen kompletten Tag, also zwei Nächte, in Leticia verbringen, um eine kleine Tour machen zu können und dann am nächsten Tag nach Brasilien weiterreisen zu können.
    Die Tour begann dann am nächsten Morgen am Hafen von Leticia. Der erste Stopp war gleich darauf direkt auf dem Amazonas, und zwar treffen sich dort gleich drei Länder: auf unserer Linken war das Festland von Peru, zu unserer Rechten das kolumbianische Leticia und hinter uns das brasilianische Tabatinga.
    Die erste Station war dann gleich diejenige, auf die ich mich am meisten freute: die Isla de los Micos, die Affeninsel. Ca. 1200 leben davon auf der Insel und sonst keine Menschen, nur das kleine Reservat und deren Guides. Kaum betritt man dann den kleinen Park kommt ein Guide und gibt einem ein kleines Bananenstück. Daraufhin kommen sofort bis zu 10 kleine Äffchen angerannt, angesprungen und an geklettert um das begehrte Essen zu erobern. Sie sind dabei are überhaupt nicht aggressiv, wie man es vielleicht von anderen Affenarten hört, sondern ziemlich friedlich. Man kann sie auch etwas streicheln und teilweise wird auch der Nachwuchs auf dem Rücken mitgebracht.
    Weiter ging es dann in ein kleines, indigenes Dorf am Rande des Amazonas. Davon gibt es einige, aber nicht alle wollen gerne Besuch von außerhalb erhalten, weshalb das mit den Touren so abgesprochen ist. Es gibt auch eine gemeinsame Schule in der Region für die Kinder der umgebenden Dörfer, was Teil eines Regierungsprogramms war.
    Mittag gab es dann auf einer anderen Insel, in einem Reservat mit botanischem Garten und die letze Station war dann Puerto Nariño, die zweite der einzigen zwei kolumbianischen Städte am Amazonas Fluss. Es gab auch noch einen zweiten kleinen Nebenfluss des Amazonas bei Puerto Nariño und dieser hatte die Besonderheit, dass er nicht karamellbraun wie der Amazonas war, sonder richtig dunkel und schwarz. Fuhr man mit dem Boot auf dem Fluss sah das mit den erzeugten Wellen und dem Schaum aus als würde man in Cola fahren. Wenn diese beiden Flüsse sich dann treffe sieht das schon sehr nett aus, leider war es zu bewölkt um eine gute Aufnahme davon zu machen.
    Auf dem Rückweg machten wir uns dann nochmal auf die Suche nach ein paar besonderen Bewohnern des Flusses, nämlich rosa Delfinen. Diese leben dort zusammen mit ihren grauen Artgenossen, und tatsächlich konnten wir auch welche sehen. Leider immer nur für kurze Momente, wenn sie an die Oberfläche kamen, aber dennoch sehr interessant.

    Am letzten Tag musste dann musste dann noch der eigentliche Immigrationsprozess vollzogen werden. Denn durch die offene Grenze in der Stadt, ohne Grenzposten oder ähnliches, musste man sich selbst um die Stempel kümmern, sonst hätte man spätestens am Flughafen ein Problem, denn ich fliege ja von der brasilianischen Seite aus. Allerdings war das einfacher als es klingt, nachdem ich mich bei dem Hostelchef informiert hatte. Zum Migrationsbüro auf der kolumbianischen Seite konnte ich einfach laufen, Stempel in den pass und fertig, offiziell aus Kolumbien ausgereist. Dann mit dem Tuktuk zum Büro auf der brasilianischen Seite. Das man gerade eine Grenze überschritten hat merkt man eigentlich nur daran, dass die Schilder auf Portugiesisch sind und die Leute jetzt Trikots der brasilianischen Fußballnationalmannschaft anhaben, anstatt der kolumbianischen. Das ganze hat vielleicht 10 Minuten gedauert, also recht easy alles.
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  • Day 74

    Bem vindo ao Brasil

    February 14, 2020 in Brazil ⋅ ☁️ 31 °C

    Neues Land, neues Glück. Von Tabatinga ging es auf die kleine Insel Morro de São Paulo, bei Salvador de Bahia in Brasilien.
    Drei Flüge, zwei Busse, zwei Boote und ca. 20 Stunden später war ich dann auch endlich da. Die erste neue Herausforderung ist natürlich die neue Sprache, Portugiesisch. Dank meiner neu erworbenen Spanisch-Kenntnisse kann ich die Leute hier jetzt in insgesamt drei verschiedenen Sprachen zuquatschen in denen mich niemand versteht. Irgendwie ist Portugiesisch auch eine ziemliche Quatsch-Sprache, man hat ständig das Gefühl man redet mit Kleinkindern bei Wörtern wie “bom” und “bem”, Siege auch Überschrift. Oder man denkt an diese Geräuschblasen in den Comics (“Bääm”, “Boom”). Ein weiterer Beweis, die Wochentage: es gibt zum Bsp. “Segunda”, “Terça” und “Quarta”. Also einfach zweiter, dritter und vierter Tag. Jetzt kommt aber der Witz: diese Tage sind dann nicht etwa Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, sondern Montag, Dienstag und Mittwoch. Lächerlich...aber naja, Deutsch hat ja bekanntlich auch seine Tücken.

    Die Insel hatte ich zufällig in irgendeinem Artikel entdeckt. Das Schöne ist, dass es dort keine Autos bzw. Fahrzeuge gibt, bis auf ein paar staatliche, wie Polizei zum Bsp. Taxis gibt es natürlich trotzdem, und zwar in Form von Schubkarren. Da kann man entweder nur sein Gepäck reinlegen und/oder sich reinsetzen und dann wird losgeschoben. Mein Hostel war super gelegen, mitten im kleinen Zentrum des Städtchens Morro. Allerdings hatte ich wohl das kleinste Dorm ever diesmal, für sechs Personen, zwei 3fach-Betten und dazwischen nur ein kleiner Gang. Glücklicherweise waren wir aber die ganze Zeit nur zu zweit, ich und eine Französin.
    Die Insel selbst ist die typische Honeymoon-Postkarten-Idylle, glasklares Wasser, Sonne, Palmen, alles sauber. Die Promenade besteht eigentlich nur aus feinen Restaurants, in 8 von 10 saß ein Gitarrenspieler um das gutbetuchte Klientel zu unterhalten. In der Umgebung von Morro gibt es 5 verschiedenene, kleine Strände, kreativ benannt in Strand Nr. 1 bis 5. Diese sind aber auch wirklich sehr, sehr schön, wie die Insel allgemein. Es gab auch eine Art natürlichen Pool, der we bisschen versteckt war.
    Weniger als Strände gab es leider Banken in Morro, nämlich zwei. Die eine akzeptierte meine Visa nicht und die andere hatte regelmäßig kein Geld mehr in den Automaten. Dass wieder aufgefüllt wurde erkannte man gut daran, dass in der Bank ca. 20 Leute in der Schlange standen. Nach zwei vergeblichen Versuchen Geld abzuheben ist mir dann eingefallen, dass ich ja die ganze Zeit auch Euros mit mir herumtrage, die ich dann umgetauscht habe (Danke fürs Urlaubsgeld Oma!).

    An der Küste gab es auch noch einen zweiten kleinen Ort, Gamboa. Zu diesem konnte man laufen, wenn Ebbe herrschte, dann taten sich wunderbare Strände auf. Das tat ich dann mit der Französin aus meinem Hostel auch. Auf dem Weg dorthin gab es auch noch ein anderes Highlight, Felswände an denen man sich mit Lehm einschmieren konnte, was dort ach jeder machte. In Gamboa selbst hab es dann auch gleich den ersten Caipi in Brasilien, Passion Fruit-Mango für ca. 3 Euro, und der war richtig gut und vor allem stark.

    Es war ansonsten ein sehr entspannter Start in Brasilien, auch wenn mir die Insel und der Ort als ein bisschen zu glatt poliert war, da fehlten einem doch bisschen die Ecken und Kanten aus Medellín, die Graffitis und der Grasgeruch in den Straßen. Aber mal so zum abhängen mal ganz schön.
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  • Day 77

    Salvador de Bahia

    February 17, 2020 in Brazil ⋅ ☀️ 29 °C

    Auf den Vorschlag meiner französischen Mitbewohnerin hin wählten wir für den Rückweg nach Salvador das Katamaran. Dies hatte den Vorteil, dass es direkt von Morro aus den Hafen von Salvador ansteuert, das ist der schnellste Weg und dauerte ca. 2 Stunden. Allerdings sollten es die schlimmsten 2 Stunden meinen Lebens werden.
    Ich konnte immer die Geschichten von Seekrankheit nicht ganz nachvollziehen bzw. mir vorstellen wie das ist, da ich schon einige Bootsfahrten hinter mir hatte. So hatte ich mir auch diesmal nichts dabei gedacht. Als das Katamaran zügig startete und mach wenigen Momenten die erste Welle mitnahm und einen fröhlich durchschaukelte, folgte schon ein freudiges „Woohoo“ der Gäste. Diese verflüchtigte sich allerdings schnell mit der Erkenntnis, dass das die nächsten 2 Stunden so weitergehen wird. Bereits nach 10 Minuten griffen die ersten vorsichtshalber nach den bereitgestellten Plastiktüten an den Sitzen und begaben sich an den vordersten oder hintersten Bereich des Bootes, wo man stehen und sich auf seinen Magen konzentrieren konnte. Ich hab ganze 30 Minuten durchgehalten und auch dann musste ich mich nach vorne begeben.die restliche Zeit bis nach Salvador verweilte ich dann starr in ein und derselben Position und konzentrierte mich darauf nicht zu kotzen. Ist ja nicht so, dass es dann besser wird, wie nach dem Trinken. Das Boot hält dann halt leider nicht einfach an, sobald ich mich übergeben habe.

    In Salvador übernachtete ich im Stadtteil Barra, gleich in unmittelbarer Nähe des Strandes. Die Stadt ist jetzt nicht unbedingt Top-Reiseziel für ausländische Touristen, als Zwischenstopp nach Rio fandoms die Stadt aber gut geeignet und außerdem interessierte mich die Geschichte. Salvador ist sehr afro-brasilianisch geprägt, da hier zur Zeit der Eroberung afrikanische Sklaven durch die Portugiesen eingeführt wurden. Wie in vielen anderen Städten gibt es auch hier eine relativ schöne Altstadt zu sehen.
    Eingibt auch noch ein weiteres Highlight in Salvador und zwar zählt der Karneval hier nach Rio zum besten und beliebtesten Karneval bzw. je nachdem wen man fragt soll er sogar besser sein. Vor dem offiziellen Karnevalstart gibt es dann auch bereits eine Vielzahl an verschiedenen feiern und Umzügen um sich schon mal warm zu machen. Auch die kilometerlange Promenade wurde bereits für den großen Umzug präpariert.

    So ganz dicke bin ich nicht mit Salvador geworden. Die Stadt ist nicht wirklich schön, bis auf den Strand und den wundervollen Sonnenuntergang. Auch nicht wirklich sicher, wenn man nicht richtig aufpasst. In meinem Hostel wurde Einigen Smartphones und Geld bei einem der Umzüge geklaut, allgemein wurde einem auch immer zu Vorsicht geraten, egal wohin man ging.
    Außerdem bin ich bisher auch noch nicht ganz warm geworden mit den Brasilianern. Diese bleiben oftmals unter sich, wohl auch weil die meisten halt einfach kein Englisch können und die meisten Reisenden eben kein Portugiesisch. Das war in Kolumbien dann schon bisschen anders und die Menschen waren aufgeschlossener.
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  • Day 81

    Rio loco

    February 21, 2020 in Brazil ⋅ 🌧 28 °C

    Der Zuckerhut, die Christus-Statue, Karneval, Copacabana und Caipirinha...was verbindet man nicht alles mit dieser Stadt. Einiges, aber nicht alles davon konnte ich in Rio erleben.

    Nach all den Stories und regelmäßigen Warnungen wie gefährlich alles, und vor allem Rio sei, bereitete ich mich aber erstmal noch in Salvador vor. Das hieß so eine flache Bauchtasche die man sich unter die Buxe schieben konnte und außerdem besorgte ich mir das billigste Smartphone, dass ich in Salvador finden konnte (ca. 70€, bei C&A). Wenn das einer klauen will von mir aus. Nicht das ich sehr an meinem eigenen hänge, ich will nur einfach nicht die Daten darauf verlieren und dann der ganze Aufwand im Nachgang noch. Kenne ich ja schon aus einem anderen Urlaub. Außerdem habe ich das gemacht, was ich eigentlich vermeiden wolle und ich in über zwei Monaten Kolumbien auch problemlos geschafft hatte, mir eine ausländische SIM-Karte zu holen. Einfach weil man hier wohl nicht mal den Taxifahrern trauen sollte und ich mir dann immer ein Uber bestellen kann.
    Total prepared ging es dann also nach Rio und der erste Eindruck war überraschend sehr positiv, Rio ist wirklich ziemlich schön. Es hatte jetzt nach Salvador nicht wirklich große Erwartungen zu erfüllen, aber die Stadt ist sehr grün, auch architektonisch gibt es einiges zu sehen. Ich sollte auch in einem der bekanntetsten und meiner Meinung auch einer der schönsten Gegenden übernachten, in Ipanema. Es ist auch wirklich so wie man es sich vorstellt, große Promenade, schöner Strand und viele tolle Geschäfte.
    Für eine Sache, die in meiner Zeit in Rio die bestimmende Sache war, war die Lage von Ipanema allerdings nicht optimal geeignet, und zwar für den Karneval. Dazu muss man diesen kurz erklären. Jeder kennt sicher die große, bunte Parade aus dem Fernsehen, mit all den riesigen Wagen und tollen Kostümen. Das ist eigentlich lediglich nur der eine kleine offizielle Teil des Karnevals, der sich im sogenannten Sambodromo abspielt, eine Art Stadion, welches nur für diesen Karneval da ist (es wird wohl sonst wirklich für nichts anderes genutzt, ich hab nachgefragt). Für diese Parade kann man dig natürlich Karten kaufen, sich da hinsetzen und zuschauen. Hab ich micht gemacht, weil kein Interesse, abgehakt. Was sich aber eigentlich in der ganzen Stadt in der Zeit abspielt sind die sogenannten “Blocos”. Das sind die Straßenparaden in den einzelnen Stadtteilen, organisiert von den lokalen Vereinen und die eigentlich Partyspots. Die Größe der Blocos reicht dabei von einigen hundert bis zu mehreren zehntausend Menschen. Und die großen und beliebten Blocos waren meist im Zentrum, welches im günstigsten Fall eine halbe Stunde mit einem Uber gedauert hat. Wenn man Pech hatte wurden gerade ein paar Straßen gesperrt oder man hat gar nicht erst ein Uber bekommen.
    Das ist auch prinzipiell das Problem des Karnevals gewesen, das Ding ist einfach zu gigantisch für den Außenstehenden. Man wusste immer nie wirklich zu welcher Veranstaltung man gehen sollte, manche Blocos begannen bereits um 7 Uhr morgens und andere erst 10 Uhr abends. Man hat eigentlich immer versucht sich irgendwie durchzufragen oder sich wo anzuschließen. Was ich außerdem nicht so toll fand war, dass es bei den großen Blocos neben der eigentlichen Kapelle auf der Straße meist nur ein oder zwei Wagen mit Musik an der Spitze gab. Wenn man dort nicht war ist man im Endeffekt nur mit 10.000 anderen Leuten die Straße entlang spaziert und hat getrunken, von der Musik hat man halt nichts gehört. Das war dann bisschen öde irgendwie. Die Stimmung im allgemeinen ist aber natürlich toll, die Leute sind fröhlich und auch hemmungslos. Die allgemeinen Hürden des Kennenlernens scheinen aufgehoben und oft reicht schon ein Tippen auf die Schulter für den intensiveren körperlichen Kontakt.
    Allgemein war der Karneval für mich persönlich mehr so ein Once-in-a-Lifetime-Ding, genauso wie das Oktoberfest.

    Eine weitere Sache die nicht so optimal war, war das Wetter. Denn Karnevals Zeit ist auch gleichzeitig Regenzeit. Von meinen 7 Tagen hat es lediglich an zweien nicht geregnet. Das machte vor allem das Sightseeing in Rio nicht einfacher. So hab ich es glücklicherweise an einem dieser guten Tage zur Christus-Statue geschafft, den Zuckerhut allerdings hab ich ausfallen lassen. Hätte sich an den anderen Tagen einfach nicht gelohnt, weil die Aussicht nun mal das ist was den Ort so prägt.
    Dafür gab es einen Abstecher ins Museum der schönen Künste, was wiederum sehr gut war.
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  • Day 90

    Florianopolis

    March 1, 2020 in Brazil ⋅ ☀️ 26 °C

    Nach dem wilden Rio und Karneval war etwas Erholung angesagt. Eigentlich standen noch Buzios und Paraty auf meinem Zettel, da der Wetterbericht für beide aber ähnlich bescheiden aussah entschloss ich mich diese zu überspringen und direkt nach Florianopolis weiterzureisen, eine Insel im Süden Brasiliens. Diese hat nicht nur sehr schöne Stände zu bieten, sondern außerdem noch einige Seen auf der Insel. Die Insel ist ein kleines Surferparadies und so ist auch die allgemeine Atmosphäre. Wer Action haben will hat die ganze Palette zur Verfügung, mit Surfen, Jetski und was man auf dem Wasser sonst noch alles machen kann. Und wer eher entspannen, erkunden und hiken gehen will findet auch genug Möglichkeiten.

    Ich hatte mich für Zweiteres entscheiden und bin bisschen hiken gegangen, und Überraschung, habe ich mal wieder etwas verlaufen. Aber nicht so sehr wie in Kolumbien.
    Ich übernachtete in dem kleine Ort Barra de Lagoa, der mir wärmstens empfohlen wurde. Dieser lag zum einen an der schönen Küste und zum anderen in der Nähe eines der besagten Seen.
    Es gab außerdem einen Leuchtturm auf einem Berg nahe meines Hostels und auch entsprechende Wege durch den dichten Wald zu diesem. Also entschloss ich mich dorthin aufzubrechen. Die erste 1,5 Stunden lief es auch gut, dann kam ich an einer größeren brasilianischen Familie vorbei die ebenfalls unterwegs waren und mich auf Portugiesisch begrüßten und ich wie immer mit einem “ no hablo portugues” antwortete. Ich setzte meinen Weg fort, raus aus dem Wald und auf den Kamm des Berges. Nach 20 Minuten stand ich bis zu den Hüften in wildem Pflanzenwuchs. Der Weg an sich war richtig, nur hat diesen wohl schon länger keiner mehr genutzt und dieser war komplett zugewachsen. Ich musste wohl oder übel umkehren und wusste dann aber nicht mehr wohin. Dann kam mir aber die Familie wieder entgegen und einige mussten auch schon lächeln. Dann sagten sie nur “A Farol?”, also “zum Leuchtturm?”, ich bejahte und es stellte sich heraus, dass sie den gleichen Plan hatten. Allerdings waren sie etwas besser vorbereitet als ich, die drei Männer hatten nämlich jeweils eine Machete dabei mit der sie sich versuchten durch die zugewachsenen Wege zu schlagen. So ging es dann zusammen ungefähr eine Stunde weiter, ich glaube die älteren Damen hatten viel Spaß mit mir, dem der nichts verstand, zumindest haben sie des Öfteren hinter mir gelacht. Nachdem wir auf einer Klippe mit ziemlich beeindruckendem Ausblick gelandet waren mussten sich auch die Brasilianer eingestehen, dass es heute wohl nichts mehr wird mit dem Leuchtturm. Und da sowieso einige dunkle Wolken aufgezogen waren machten wir uns auf de Rückweg.
    Am Abend ging es dann an die Promenade des Sees, diese war übersäht mit zahlreichen Restaurants und Bars. War auch gar nicht so fein und edel wie man erst vermuten könnte, es gab auch viele coolere Plätze wo viele der einheimischen Surfer rumhangen.

    Am nächsten Tag ging es dann nochmal hiken, eine andere und auch begehbare Route auf einen Aussichtspunkt in den nahegelegenen Bergen und die restliche Zeit war Relaxen angesagt.
    Übrigens erfolgte auch der mittlerweile dritte Jude Law-Vergleich („You look like this guy from the Sherlock Holmes-movies“).
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