• Silvester in Tokyo

    December 31, 2023 in Japan ⋅ ☀️ 13 °C

    Silvester feiert man hier anders: kein Feuerwerk und Sektkorken knallen. Keine große Sause unter Freunden. Silvester wird hier ganz ruhig im Familienkreis gefeiert, es wird viel gekocht und gegessen. Schon einige Tage vorher steht der große Hausputz an, man hängt traditionelle Kränze im Haus auf, die böse Geister vertreiben sollen, und stellt welche vor die Tür. Silvester selbst beginnt eher langweilig. Ich arbeite wie immer, das Putzen ist mittlerweile Routine und nach den gewohnten 2,5h bin ich fertig. Ich verbringe den Nachmittag in der Stadt, gehe in den Donqui, um nach Geschenken und nach den Neujahrstüten, die man für kleines Geld erwerben kann, zu schauen. Außerdem bin ich beim bekannten Sensō-ji Tempel im Stadtviertel Asakusa, wo heute bunte Stände mit Essen aufgebaut sind und sich viele Leute tummeln. Ich werfe selbst eine Münze am Schrein, finde einen **Stand mit Frankfurter Würstchen** und spaziere durch die Straßen und am Fluss entlang, wo viele Möwen rumfliegen. Mit der Panoramametro (Tozai Line), die einen Blick auf den Tokyo Tower bietet, geht es zurück.

    Abends sitzen wir zusammen in der Küche, unterhalten uns und spielen Spiele. Das Spiel, bei dem jede Runde ein König gewählt wird, der bestimmen kann, welche Aktionen die anderen Leute, die eine Zahl gezogen haben, ausführen müssen, ist mittlerweile zu unserem Lieblingsspiel geworden. Anders als in Deutschland feiert man Silvester und Neujahr mit den Eltern und der Familie und Weihnachten mit dem Partner oder Freunden. Um 23:50 Uhr geht es zum nahegelegenen Schrein, der im Namen der Schildkröte steht. Ich muss noch auf die Nachzügler warten, daher geht Makoto mit der ersten Gruppe los, ich dann mit der zweiten. Wir beeilen uns, um pünktlich um Mitternacht am Schrein zu sein, allerdings erwartet uns dort eine riesige Schlange, in der wir erstmal 50 min anstehen. Das erste Gebet im neuen Jahr und die Weissagung, die man zieht, hat hier einen sehr hohen Stellenwert. Wir vertreiben die Wartezeit mit heißem, japanischen Sake. Nachdem wir eine Münze geworfen, an der Glücke geklingelt, unseren ersten Wunsch vorgebracht und uns vor dem Schrein verbeugt haben, versammeln wir uns neben dem Schrein, wo es ein Lagerfeuer gibt. Dort wird eine warme Mahlzeit - warme Mochi in einer süßen rote-Bohnen-Suppe - ausgegeben und dazu eine Orange. Die Mochi sind keine einfache Kost, für einige ältere Menschen bedeuten sie an Neujahr den Tod durch Erstickung. Nach dem Essen ziehe ich eine Weissagung (Omikuji) für das neue Jahr, die mittleres Glück verspricht. Geschäftlich soll es mittelmäßig und in der Liebe gut laufen.

    Am nächsten Tag wache ich viel zu früh auf und arbeite daher ganz normal. Mittags geht es dann mit Makoto und seiner Mutter was essen und trinken, denn heute gibt es vergünstigte Neujahrspreise.
    Read more