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  • Day 73

    Ein regnerischer Erinnerungstag

    May 12, 2019 in the United States ⋅ 🌧 8 °C

    Unser letzter Tag in New York war regnerisch, windig und kalt. Eigentlich wollten wir nur noch zum World Trade Center fahren und das Monument der Anschläge des 11. September 2001 besichtigen. Wo früher die Twin Towers standen, befinden sich nun zwei identische, quadratische Brunnen. Passenderweise sprudelt hier das Wasser nicht fröhlich in die Höhe, sondern wird scheinbar unendlich tief in den Boden gesogen. Am Rande des Brunnens stehen die Namen aller 2977 Opfer dieses Anschlags und 6 Opfer eines kleineren Bombenanschlags im Jahre 1993. Ob es am tristen Wetter lag oder an der bedrückenden Aura der Brunnen, wir fühlten uns einstimmig vom Museum angezogen.

    An der Seite des Gebäudes standen Ticket-Automaten. Scheinbar werden sie von Vielen übersehen, denn die Schlange am Eingang war sehr lang. Wir konnten mit unseren Tickets an der frierenden und nassen Warteschlange vorbeigehen und waren nach einer Sicherheitskontrolle schnell auf der Rolltreppe Richtung Untergrund. Den Audio-Guide gab es als App in vielen Sprachen. In den folgenden drei Stunden vergaßen wir sogar, dass wir nicht gefrühstückt hatten. Es war ergreifend und auf ein Neues erschütternd, die Ereignisse des Tages zu verfolgen. Das Museum war informativ und sachlich und behandelte viel mehr als nur den Einsturz der Tower. Einige Bilder, Video- oder Audioaufnahmen waren nichts für schwache Nerven...zum Beispiel echte Abschiedstelefonate von Passagieren aus dem letzten gekaperten Flugzeug, kurz bevor es von den Terroristen auf eine Wiese gestürzt wurde. Was bemerkenswert war: der Terror stand nicht im Vordergrund. Viel mehr wurde der Mut der Opfer und Helfer und der Zusammenhalt der Welt als Reaktion auf die schrecklichen Taten deutlich.

    Abends zündeten Phillip und ich nachdenklich unsere Hochzeitskerzen an. Kaum zu glauben, dass wir vor genau einem Jahr im strahlenden Sonnenschein den glücklichsten Tag unseres Lebens feierten. Diese Diskrepanz machte es sehr deutlich, dass das Blatt sich in einem Wimpernschlag wenden kann und wir jeden Tag wie unseren letzten lieben und leben müssen.
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