• Day 27

    Ein Kind zwischen Meer und Geschichten

    April 18 in Dominican Republic ⋅ ☀️ 31 °C

    Während Luis heute erzählte, wie lange er mich schon kennt, liefen auch in meinem Kopf die Bilder wieder los.
    Bilder meiner Kindheit hier, zwischen Sonne, Sand und dem endlosen Rauschen des Meeres.

    Ich war das Kind, das nie stillstand.
    Ich habe jeden Hund gestreichelt, den ich finden konnte egal, wie dreckig, nass oder zerzaust er war.
    Für mich waren sie alle Freunde. Kein Hund blieb verschont, keiner hatte je eine Chance, einfach nur vorbeizulaufen.

    Ich habe mit jedem geredet.
    Mit der alten Dame, die auf ihrem Stuhl vor dem Haus sass Tag für Tag.
    Mit dem Eisverkäufer, der immer ein Liedchen pfiff, wenn er über die Strasse zog.
    Mit den Kindern, den Marktleuten, selbst mit den Einwohnern.

    Und die meiste Zeit habe ich am Meer verbracht.
    Stundenlang sass ich einfach nur da.
    Manchmal mit den Füssen im Sand, manchmal knietief im Wasser, manchmal kletterte ich auf die Felsen, um dem Horizont noch ein kleines Stück näher zu sein.
    Das Meer war mein Freund. Mein Zuhörer. Mein Geheimnishüter.

    Luis lachte, als er das alles wieder hervorkramte:
    Wie ich in einer Mischung aus Sand, Salz und zerzausten Haaren durch die Strassen rannte, barfuss und mit offenen Armen bereit, die ganze Welt zu umarmen.

    Und irgendwann sagte er, fast nebenbei:
    “Sie ist für mich wie eine Tochter.”
    Nicht, weil wir ein grosses Abenteuer zusammen erlebt hätten.
    Sondern, weil ich einfach dazugehört habe. Schon immer.

    Heute, als ich diese Erinnerungen hörte, fühlte ich mich wieder genau wie damals:
    Frei, wild, voller Sonne im Herzen und mit Sand zwischen den Zehen.
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