- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- Day 15
- Friday, March 29, 2024 at 5:31 PM
- ☁️ 36 °C
- Altitude: 13 m
CambodiaTonle Sab11°33’57” N 104°55’44” E
Exkurs: Die Roten Khmer
March 29, 2024 in Cambodia ⋅ ☁️ 36 °C
Die Geschichte der Roten Khmer reicht bis in das Paris der 1950er Jahre zurück: Dort gründeten kambodschanische Studenten, darunter Pol Pot, Ieng Sary und Khieu Samphan, die späteren Anfürer der Roten Khmer, eine marxistische Studentenvereinigung. Nach der Rückkehr in ihr Heimatland traten sie der Kommunistischen Partei Kambodschas bei.
Das Land war seit 1953 von der Kolonialmacht Frankreich unabhängig und wurde seitdem von Prinz Norodom Sihanouk und seiner Partei der Sozialistischen Volksgemeinschaft regiert. Während der kambodschanischen Studentenrevolte 1963 flohen Pol Pot und mehrere seiner Gefährten in den Untergrund und begannen, unter dem Namen "Rote Khmer" eine Guerillatruppe aufzubauen.
Vietnam-Krieg und Umsturz
Ab 1965 schwappte der Vietnam-Krieg nach Kambodscha über, Grenzzwischenfälle häuften sich und Südvietnam verfolgte Khmer-Minderheiten in den Mekongprovinzen. Daraufhin erlaubte Kambodscha China die Einrichtung von Vietcong-Stützpunkten in kambodschanischer Grenznähe, die die USA 1969 bombardierte. In Abwesenheit Sihanouks erfolgte dann im März 1970 ein von Marshall Lon Nol geführter Staatsstreich, woraufhin das Land im Krieg versank.
Das Chaos in der Kriegszeit zwischen 1970 und 1975 führte zu einer massiven Instabilität. Diese nutzten die Roten Khmer unter Pol Pot, um die von den USA unterstützte Regierung Lon Nol zu stürzen und an die Macht zu gelangen. Am 17. April 1975 konnten die Roten Khmer die Hauptstadt Phnom Penh einnehmen. Die Volksrepublik Demokratisches Kampuchea war geboren. Sie sollte bis zum 7. Januar 1979 Bestand haben.
Ideologie und Terror der Roten Khmer
Der Plan der Roten Khmer war es, ein radikal-kommunistisches System zu etablieren. Sie wollten eine ursprüngliche, agrarisch geprägte Gesellschaft schaffen. Dafür teilten sie die Bevölkerung in ein "altes" und "neues" Volk ein: Die städtische Bevölkerung, das "neue Volk", war der Klassenfeind, der sich an den Erträgen der ländlichen Bevölkerung bereichere. Daher sollten alle Städte evakuiert und die Menschen zur Landarbeit gezwungen werden. So mussten zum Beispiel die mehr als zwei Millionen Einwohner Phnom Penhs die Stadt innerhalb weniger Tage räumen. Zehntausende Kambodschaner starben bei diesen Gewaltmärschen aufs Land.
Die Roten Khmer schafften jegliche religiöse Praktiken, Geld und Privatbesitz ab; Sprachen und Bräuche von Minderheitengruppen verboten sie. Kulturelle und religiöse Einrichtungen, Schulen und Betriebe wurden zerstört. Buddhisten und Christen, Geistliche und Mönche wurden ebenso verfolgt wie ethnische Minderheiten, darunter Chinesen, Vietnamesen, Thais und insbesondere die muslimischen Cham. Aber auch Angehörige der Armee, der Polizei und Beamte mussten die neuen Machthaber fürchten. So wurde nicht nur die gesamte Gefolgschaft des gestürzten Lon Nols ausgeschaltet, selbst Mitglieder der Khmer-Kader fielen Säuberungsaktionen zum Opfer.
Von fast acht Millionen Einwohnern Kambodschas sind in den vier Jahren des Roten Khmer Regimes mindestens 1,7 Millionen Menschen umgebracht worden oder starben an Hunger, Überarbeitung oder Krankheiten. Sinnbild für den Terror wurde das Folter- und Verhörzentrum Tuol Sleng bei Phnom Penh. Von den etwa 14.000 Inhaftierten, die zwischen 1975 und 1979 in das "Sicherheitsgefängnis 21" gebracht wurden, überlebten nach Angaben der Gedenkstätte des Foltergefängnisses Tuol Sleng nur sieben Insassen.
Der Sturz der Roten Khmer
Im Dezember 1978 entschieden die Machthaber der Roten Khmer in Vietnam einzumarschieren, um das einst von Kambodschanern bewohnte Mekong-Delta zu erobern. Dem sofortigen Gegenangriff der Vietnamesen konnten die Truppen der Roten Khmer kaum Widerstand leisten. Innerhalb kürzester Zeit eroberten die vietnamesischen Truppen Phnom Penh. Am 7. Januar 1979 war die Herrschaft der Roten Khmer beendet.
Vietnam installierte in Kambodscha eine aus geflohenen Intellektuellen und ehemaligen Rote Khmer-Mitgliedern bestehende Regierung – darunter auch der bis heute amtierende Regierungschef Hun Sen. Erst 1989 zogen die Vietnamesen wieder ab. Bis dahin waren sie ständig in Gefechte mit Guerillagruppen und den Roten Khmer verwickelt, die als Gegner der von Vietnam abhängigen Regierung sowohl von China als auch von den USA unterstützt wurden.
Das Friedensabkommen von 1991
Im Oktober 1991 unterzeichneten die kambodschanischen Verhandlungsparteien und internationale Vertreter die Externer Link: Friedensverträge von Paris. Obwohl Mitunterzeichner, brachen die Roten Khmer jedoch in den folgenden Jahren wiederholt den Waffenstillstand und weigerten sich, die von ihnen noch kontrollierten Gebiete zurückzugeben. Sie boykottierten auch die Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung im Mai 1993.
Mit der Ächtung der Roten Khmer 1994 durch die kambodschanische Regierung begann auch der innere Zerfall der Roten Khmer. So nutzen 7.000 Khmer-Soldaten die Möglichkeit einer Amnestie. 1998 wurde Pol Pot in einem Rote Khmer-internen Prozess zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Nach seinem Tod im April 1998 kapitulierten Ende des Jahres auch die letzten Kampfverbände. Die kambodschanische Regierung sprach weitere Amnestien aus und gliederte Rote Khmer-Kämpfer in die Nationalarmee ein – wo sie bis heute teilweise führende Posten bekleiden.Read more

