• Stay away from Gretchen (Buchbesprechun)

    31 de octubre de 2024, Australia ⋅ ⛅ 18 °C

    Ich lese „Stay away from Gretchen“ von Susanne Abel. Das Buch nimmt mich so mit, dass ich mit jemandem drüber sprechen muss.

    Im Mittelpunkt steht Greta, in Ostpreußen geboren. Heute lebt sie in Köln, ihr Sohn ist Fernsehmoderator. Greta hat versucht, zu vergessen, nie über ihre Vergangenheit gesprochen. Jetzt ist sie dement, bekommt ihren Alltag nicht mehr in den Griff, und die Erinnerungen kommen hoch. Parallel beginnt der Sohn Tom zu recherchieren.

    Greta hat die Kriegsjahre mitgemacht inklusive Nationalsozialismus und Bund Deutscher Mädel. Der Großvater hat im ersten Weltkrieg sein Bein verloren, der Vater landet im zweiten Weltkrieg in russischer Kriegsgefangenschaft. Am Kriegsende flieht die Familie in den Westen, landet erst in einem Auffanglager, dann bei einem Bauern, dann in Heidelberg.

    Dort erlebt die Familie die bitterarmen Nachkriegsjahre und die amerikanische Besatzung. Greta verliebt sich in einen schwarzen GI, wird schwanger, bekommt ein Mädchen namens Marie. Der GI will sie heiraten, aber das ist schwierig aufgrund seiner Hautfarbe. Nachdem er für die Erledigung einiger Formalitäten in die USA zurück muss, hört und sieht sie nichts mehr von ihm. Greta und ihre Tochter erleben jetzt die geballte Ablehnung und den Rassismus dieser Zeit. Als ihr Vater nach zwölf Jahren aus Russland zurückkehrt, ist er nicht nur körperlich gebrochen, sondern auch psychisch verändert. Er will das schwarze Kind nicht im Haus haben. Greta muss ihr Kind erst ins Heim geben, dann wird es gegen ihren Willen und ohne ihr Wissen nach Amerika zu Adoption gegeben (der sogenannte „Brown Baby Plan“).

    Es ist packend und bewegend, wie sich durch Gretas Erinnerungen und Toms Recherche alles nach und nach zusammensetzt. Diese Zeit, über die niemand spricht, wird durch die Geschichte lebendig. Mir kommen beim Lesen immer wieder die Tränen. Abends kann ich es nicht beiseite legen, egal, wie oft ich mir vornehme, früh zu schlafen. Ich fühle mit den Protagonisten (Greta und ihr Sohn Tom) mit, in der Vergangenheit und in der Jetztzeit. Zum ersten Mal kann ich mich in die Traumatisierungen, die die Nazis, der Krieg, und die Besatzung hinterlassen haben, hineinversetzen, und frage mich, wie viel davon meine Oma und meine Eltern erlebt haben. Auch erfahre ich viel über den Rassismus der 40er und 50er Jahre, in Deutschland wie auch in den USA, wo damals noch die Segregation herrschte.
    Leer más