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- Jour 63
- dimanche 24 novembre 2024 à 18:20
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AustralieLumley Hill16°52’25” S 145°45’15” E
Bruce Chatwin: Traumpfade (Buchbesprech)
24 novembre 2024, Australie ⋅ ☀️ 27 °C
Im Flugzeug werde ich mit dem Buch „Traumpfade“ fertig. Das Buch ist in der Originalausgabe 1987 erschienen. Es ist etwas zäh zu lesen, da Chatwin oft zurückspringt zu früheren Reisen und Begegnungen und Zitate sowie alte Notizen einstreut. Nomadisierende Völker haben es ihm angetan. Damit berührt er einen Aspekt, den ich in den letzten zwei Monaten intensiv erlebt habe: Er philosophiert darüber, dass das Reisen, die Bewegung, urmenschliche Bedürfnisse sind.
„Unsere Natur ist in der Bewegung, völlige Ruhe ist der Tod.“ Pascal, Pensées
„Was bedeutet dieser seltsame Wahn, fragte Petrarca seinen jungen Schreiber, diese Sucht, jede Nacht in einem anderen Bett schlafen zu wollen?“
Aber in der Hauptsache berichtet er auf sehr anschauliche und amüsante Weise über seine Zeit im australischen Outback. Er ist ein hervorragender Beobachter und gibt Situationen so lebendig wieder, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein. Er begegnet interessanten und sehr speziellen Menschen: Linguist:innen, Kunsthändler:innen, Farmer:innen, Kneipenwirt:innen und jeder Menge Aboriginals sowie Menschen, die sich auf die eine oder andere Weise deren Sache verschrieben haben. Oft und lange ist er mit einem Russen unterwegs, der im Auftrag einer Eisenbahngesellschaft heilige Orte kartiert, um diese beim Bau der Zugstrecke zu umgehen. Er kommt mit der Landrechtebewegung in Kontakt. Vor allem aber spürt er den Songlines hinterher.
Ersteres macht er so gut, dass ich jetzt verstanden zu haben glaube, was es mit den Songlines - Adam, der Guide im Outback, nannte sie Creation Stories - auf sich hat. Ich bekomme ein Gefühl für die Verbindung der First Nations zum Land und die Folgen ihrer Entwurzelung. Oft muss ich schmunzeln, einiges erkenne ich wieder, manches stimmt mich traurig. Chatwin beobachtet damals auch viel Rassismus und Apartheid-ähnliche Verhältnisse. Hier kann ich nur hoffen, dass es diese heute in der damaligen Form nicht mehr gibt. Aber einiges, was er schreibt, konnte auch ich im Northern Territory beobachten, vor allem die vielen betrunkenen und scheinbar „herumlungernden“ Aboriginals. Manches sehe ich nach diesem Buch in anderem Licht. Mich haben die im ausgetrockneten Bett des Todd River herumwandernden Aboriginals verstört und auch etwas verängstigt. Jetzt frage ich mich, ob das nicht im Gegenteil ein Aspekt ihrer Kultur ist, der heute noch lebendig ist. Ich fände es schön, wenn es so wäre.En savoir plus
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- Jour 63
- dimanche 24 novembre 2024
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AustralieCairns Esplanade16°55’10” S 145°46’39” E
Rückblick: Erkenntnisse zum Land
24 novembre 2024, Australie ⋅ ☀️ 29 °C
Immer mal wieder habe ich natürlich darüber nachgedacht, was mir an Australien auffällt, besonders gefällt oder nicht so gut gefällt. Das möchte ich nach Abschluss der Reise in diesem Footprint zusammenfassen.
Die Freundlichkeit. Ich finde es unglaublich, wie freundlich, entspannt, sympathisch und offen die Australier sind. An der Tankstelle, im Supermarkt, in öffentlichen Verkehrsmitteln - überall ist Zeit für ein freundliches Wort oder ein kleines Schwätzchen. Und es klingt deutlich weniger aufoktroyiert als in Deutschland.
Die Diversität. Im ganzen Land sieht und spürt man die Einwanderungsgeschichte. Nicht nur aus der Kolonialzeit, sondern auch aus den letzten Jahren und Jahrzehnten. Australien ist für mich im besten Sinne multikulturell. Ein typischer Australier kommt aus Tasmanien, aber ursprünglich aus Taiwan (mein Kayak Partner in Adelaide). Oder er ist Däne, aber schon vor Jahren hier hängen geblieben (die Crew des Segelschiffs zu den Whitsundays). Oder er lebt in Sydney und hat italienische Wurzeln (meine Bekanntschaft vom Riverboat Postman). Ich finde es wunderschön, dass man meinem Empfinden nach den Wert dieser Vielfalt zu schätzen weiß, statt alle in ein einheitliches Bild zu pressen oder von Remigration zu schwafeln.
Die Unisex Toiletten. Zur erwähnten Diversität passt es für mich irgendwie, dass es hier häufiger Unisex Toiletten gibt. Bei uns meinem Empfinden nach kontrovers diskutiert und vielfach abgelehnt, hier selbstverständlich. Und es ist nicht nur praktisch (ich denke da an die ungleich langen Schlangen bspw. bei Veranstaltungen), sondern es löst auch ein paar Gender-Aspekte. Damit ist es keine Frage mehr, auf welche Toilette Transmenschen oder nicht binäre Personen gehen sollten, und es stellt sich kein komisches Gefühl ein, wenn Mütter ihren Sohn oder Väter ihre Tochter auf die Toilette begleiten (bis zu welchem Alter des Kindes ist es ok, wenn es auf eine Toilette geht, die für das Geschlecht des Elternteils gedacht ist und nicht für das des Kindes?).
Die Regeln. Im krassen Gegensatz zu der Entspanntheit der Australier steht der Umfang, in dem man sich überall Regeln und Verboten gegenüber sieht. Im Vorfeld jedes Hotel/Hostel/Motel-Aufenthalts musste ich einen Fragebogen ausfüllen und unterschreiben, dass ich ein umfangreiches Regelwerk verstanden habe und beachten werde. An jeder Ecke steht ein Hinweisschild mit einer langen Liste von Verboten. Zu jedem Tour-Briefing gehört eine Auflistung von Regeln inklusive der Nennung der horrenden Geldstrafen, die drohen, wenn man gegen sie verstößt. Auf den Straßen wird mittels Videoüberwachung nicht nur die Geschwindigkeit überprüft, sondern auch die Einhaltung der Gurtpflicht. Angeblich filmen sie hierzu sogar das Innere von Reise- und Tourbussen - zumindest sagen das die Reiseleiter, die sämtlich oft und eindringlich auf die gesetzliche Gurtpflicht hingewiesen haben. Auch in Gesprächen haben Australier mir gegenüber immer wieder darüber berichtet, dass sie sehr viel Regulierung und Bürokratie haben.
Die Unsichtbarkeit der First Nations. Wie in meinen Posts aus dem Northern Territory und auch in einigen Buchbesprechungen thematisiert, habe ich immer noch kein klares Bild zum Leben der Aboriginals. Ein Stück weit liegt das sicherlich daran, dass ich auf meiner Reise mit denen, die nach wie vor traditionell in ihren Communities im Outback leben, nicht in Kontakt bekommen bin. Das, was ich erkannt und gesehen habe, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Erst mal der Umstand, dass mir Aboriginals tatsächlich nur im Northern Territory und in Queensland aufgefallen sind. Wo sind sie in den übrigen Bundesstaaten? Dann ihr oft zumindest äußerlich elender Zustand, die vielen Bandagen, der schlurfende Gang, das Schwanken. Auffällig viele machten mir den Eindruck, als seien sie betrunken, auf Droge oder in irgendeiner Form psychisch beeinträchtigt. Und außer der formelhaften Anerkenntnis in jedem Museum und bei Beginn jeder Tour, schienen sich die Welten von First Nations und weißen Australiern kaum zu berühren. Dazu kommt natürlich, dass ich aus meinen Recherchen weiß, dass die Kolonialzeit sehr krasse Folgen für die First Nations hatte, die nicht so einfach rückgängig zu machen sind, dass das Thema Landrechte nach wie vor alles andere als geklärt ist, und sicherlich auch der Rassismus in Bezug auf die Ureinwohner noch nicht vollständig überwunden. Vor allem aber scheint die Hauptfrage nicht geklärt: Sollten die Aboriginals wieder so leben wie früher, also ihrer eigenen, ursprünglichen Kultur entsprechend? Und falls ja, (wie) wäre das möglich in einem modernen, industrialisierten Australien, mit der Zerstörung so vieler heiliger Stätten und dem Verlust so vielen kulturellen Wissens. Oder sollten sie in die australische Gesellschaft integriert werden? Und, falls ja, wie kann man die krassen Unterschiede in Lebenserwartung, Bildung, Arbeitslosigkeit etc. ausgleichen?
Die Natur und Tierwelt. Hierzu habe ich wohl in meinem Blog schon genug geschrieben, und die Fotos sollten für sich sprechen. Ein bisschen schade ist es, dass so viele der interessanten Tiere dämmerungs- und nachtaktiv sind, was die Sichtungsmöglichkeiten einschränkt. Trotzdem, vor allem an den Kängurus und Wallabies werde ich mich nie satt sehen. Meine Begegnung mit dem Echidna wird für immer in meinem Herzen bleiben. Und der Abwechslungsreichtum und die Vielfalt der australischen Landschaften ist einfach beeindruckend.
Die Dimensionen. Ich habe ein Weilchen gebraucht, um wirklich zu erfassen, wie groß dieses Land, das ja gleichzeitig auch ein Kontinent ist, ist. Die Entfernungen sind einfach der Wahnsinn. Trotzdem bin ich überrascht, wie entspannt es am Ende dann doch war, fast 15.000 km zurückzulegen. Und es war immer wieder witzig, zu erleben, wie anders Australier auf Entfernungen blicken. Die fahren „mal eben“ von Brisbane nach Sydney.
Die Abgeschiedenheit vom Rest der Welt. Im Vorfeld war mir aufgefallen, wie wenig ich über Australien wusste. Das Land kommt bei uns einfach in Schule und Medien nicht vor. Wahrscheinlich, wie Bill Bryson bemerkte, auch deswegen, weil man sich um Australien keine großen Sorgen machen muss (wenn man mal vom Klimawandel und der Kohlepolitik absieht, wo das Land nach wie vor eine vor-vor-gestrige Position einnimmt und in einem Atemzug mit Ländern wie Quatar und Dubai genannt werden könnte). Und witzigerweise erschien mir in Australien dann umgekehrt Europa und Amerika so weit weg, dass mich die dortigen Entwicklungen viel weniger als normal tangiert haben.
Der Linksverkehr. Das ist natürlich ein sehr offensichtlicher Unterschied. Beim Autofahren hatte ich mich schnell umgestellt. Im Gegensatz dazu habe ich sehr lange gebraucht, um zu begreifen, dass auch die Wasserhähne vertauscht sind (links heiß, rechts kalt), und um mich daran zu gewöhnen, links die Treppe zu benutzen und links an Passanten vorbeizugehen.
Die Bademoden. Den Australiern ist sehr bewusst, dass sie die höchste Hautkrebsrate weltweit haben, und sie handeln entsprechend. In den Lagunen sieht man Australiern mit Hüten und langärmeligen Shirts. Badeanzüge bedecken die Schultern. Wenn man Leute in Badehose und Bikini sieht, kann man vermutlich davon ausgehen, dass man einen Touristen vor sich hat. Es stehen auch überall Schildern, die daran erinnern, dass man sich gegen die Sonne bedecken und eincremen sollte.
Die Floskeln. Ich hatte es vorher gelesen, und musste trotzdem bei jedem "G‘day", "Mate" (auch zu Frauen), "no worries" und "see ya" (auch wenn total klar ist, dass man sich nie mehr sehen wird) innerlich schmunzeln. Ich fand das einfach liebenswürdig und ein schönes Symbol der sehr entspannten Umgangsweise
Die Fußgängerampeln. Das Ampelsystem hat mich bis zum Schluss nervös gemacht. Die Fußgängerampel bleibt nur etwa (gefühlte) 3-4 Sekunden grün. Dann fängt sie an, rot zu blinken, manchmal mit einem Sekundenzähler der von ca. 20 herunter zählte auf 0. Die Logik dahinter ist, dass man bei dem Blinken seinen Weg noch fortsetzen kann, aber nicht mehr losgehen sollte. Mich hat dieses rot blinkende stehenden Männchen selbst mit Zähler immer nervös gemacht, weil ich jedesmal das Gefühl hatte, nicht rechtzeitig über die Straße zu kommen.
Es gibt sicher noch mehr Besonderheiten, die mir nicht aufgefallen sind oder die mir gerade nicht präsent sind. Ergänzungen gerne über die Kommentarfunktion. :-)En savoir plus

Michael S. SchwarzerHabe ich das Bezahlen in Restaurants überlesen? Manchmal am Counter bestellen und bezahlen und dann gehen wenn man fertig ist....









