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  • Day 6

    Saddām in the high castle

    March 19, 2023 in Iraq ⋅ ⛅ 3 °C

    Wer durch den Irak reist, stößt unumgänglich auf die Spuren Saddām Husseins, der das Land über 20 Jahre beherrschte. Selbst im kurdischen Teil des Irak findet man doch einige Menschen, die im direkten Vergleich zu heute ihr gutes an der Saddām-Zeit finden. Zwar sind die Saddām Bilder an jeder Ecke und die Statuen gewichen, andere Überbleibsel überdauerten jedoch die amerikanisch geführte "Friedensmission", z.B. der Palast in den Bergen Kurdistans, ein wunderbares Zeugnis diktatorischen Größenwahns. In einem kleinen Ort im Nirgendwo zweigt eine unscheinbare Straße in die Berge ab, vorbei an Wohnhäusern, Spielplätzen und ganz viel Nichts. Kurz darauf biegen wir auf eine, mit meterhohen Stützmauern befestigte, Bergstraße ab. Insgesamt schlängeln wir uns eine gute halbe Stunde lang unentwegt steil bergauf. Zunächst reicht der Blick in die weiten Hügel des Nordirak, bevor die Landschaft karg wird und der Nebel die Sichtweite auf unter 10 Meter einschränkt. Das bisschen was man noch neben der Straße erkennt sind Schnee, Eis und Felsen. Wir sind mittlerweile auf über 2.000 Meter Höhe angelangt und freundliche kleine Hinweisschilder mit Totenköpfen raten dem Besucher, auf Spaziergänge abseits der Straße zu verzichten, sofern man nicht auf das Suchen und Entschärfen von 25 Jahre alten Minen spezialisiert ist. Apropos Besucher, seit wir auf die Bergstraße abgebogen sind, haben wir keinerlei Menschen zu Gesicht bekommen. Es ein mulmiges Gefühl zu nennen, wäre eine maßlose Untertreibung. Spätestens als Kevin aussteigen muss um einen umgefallenen Schrankenbaum zur Seite zu räumen, hätten wir auf den Gedanken kommen können, dass am Ende dieser gottverlassenen Bergstraße niemand sehnlichst auf unseren Besuch wartet. So ist es dann auch, oben angekommen, steht immerhin ein Jeep vor dem halb zerschossenen Palast, der in etwa den Ausmaßen eines großen Anwesens entspricht. Draußen läuft ein lauter Dieselgenerator, zusammen mit dem dichten Nebel eine völlig surreale Situation. Eigentlich will ich mittlerweile nur noch pinkeln, einen Tee und nix wie weg, alles etwas zu abenteuerlich. Das Obergeschoss ist halb weggesprengt, im Erdgeschoss sitzen eine handvoll Peschmerga Kämpfer vor einem kleinen Elektroheizer. Bevor wir richtig "Salam" sagen können zeigen die uns schon freundlich den Ausgang. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen die letzten treuen Saddām Soldaten harren hier aus und warten auf vergangene Zeiten. Leider konnten (durften) wir keinerlei Fotos machen. Warum überhaupt kurdische Perschmerga an diesem surrealen Ort ausharren und warum man das innere dieser Saddām Ruine nicht sehen darf, mag spannend sein, oder vielleicht auch nicht. Fakt ist das ich mich, wieder im Tal angekommen, bei einem Glas Tee deutlich wohler fühle als an diesem seltsamen Ort in den Bergen.
    Ansonsten konnten wir heute den Ort bestaunen, an dem vor gut 2022 Jahren die heiligen drei Könige gen Jerusalem aufgebrochen sein sollen. Zeitzeugen gibts leider keine mehr und da diese auch keinen Zettel mit "nur kurz Jesus Christus gratulieren, sind gleich wieder da - Caspar, Melchor, Baltasar" an das Stadttor geheftet haben, müssen wir dies wohl so glauben 🤷

    Des Weiteren viel schöne Landschaft, guter Tee und Hühnchen mit Reis, fertig 🤪
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