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  • Dag 15

    Über die Datumsgrenze

    31. marts, North Pacific Ocean ⋅ 🌬 25 °C

    Plötzlich war ich nicht mehr hinter her mit der Zeit, dafür habe ich einen Tag verloren. Schon auch komisch. Logisch. Es ist nicht mehr Ostersonntag sondern Ostermontag. Trotzdem schwer nachzuvollziehen.

    „Die Datumsgrenze verläuft zwischen den beiden Polen der Erde durch den Pazifischen Ozean in der Nähe des 180. Längengrads. Wer die Datumsgrenze passiert, kommt in eine andere Zeitzone mit einem anderen Kalenderdatum: Überquert man die Datumsgrenze mit Ostkurs, gelangt man in den vorangegangenen, bei umgekehrter Richtung in den nächsten Kalendertag. Die Bewohner beiderseits der Datumsgrenze haben nicht das gleiche Kalenderdatum. Dieses ist auf der westlichen um einen Kalendertag höher als auf der östlichen Seite.

    Das Datum wechselt immer (einmal) an dem Meridian, wo es gerade 24:00/00:00 Uhr ist (Mitternachtslinie). Dieser „natürliche“ (erste) Datumswechsel wandert mit dem Gegenpunkt der Sonne einmal pro Tag um die Erde herum. Zwangsläufig muss es einen zweiten Datumswechsel geben, damit die Erde in zwei Bereiche mit dem alten (gestern bzw. heute bzw. …) und dem neuen Datum (heute bzw. morgen bzw. …) aufgeteilt werden kann (siehe zwei nebenstehende Skizzen). Dieser andere Datumswechsel findet per Konvention an der erdfesten Datumsgrenze statt, die etwa am 180. Längengrad liegt. Dass die Trennlinie dabei auch gerade zwischen die beiden großen Kontinente Asien und Amerika fällt, und zwar an deren entlegensten und am schwächsten besiedelten Enden, macht diese Wahl zusätzlich passend.

    Die Notwendigkeit einer Datumsgrenze hatten bereits der arabische Geograph Abu’l-Fida und auch Nikolaus von Oresme im 14. Jahrhundert vorausgesagt.[1]
    Die ersten, die mit dem Phänomen praktisch konfrontiert wurden, waren die Überlebenden der Flotte, die mit Ferdinand Magellan 1519 nach Westen aufbrachen und denen 1522 die erste Weltumseglung gelang. Da sie das Phänomen noch nicht kannten, war die Verwirrung groß, als die Besatzung der Victoria nach eigener Zählung die Kapverden am Mittwoch, den 9. Juli 1522 erreichte und erfuhr, dass dort bereits Donnerstag, der 10. Juli war „und die frommen Seeleute inne wurden, daß sie an den falschen Tagen gefastet hatten“. Als sie wieder in Spanien ankamen, wurde das Rätsel vom venezianischen Botschafter Gasparo Contarini gelöst.[2]
    In der Folge wurde eine Datumsgrenze geschaffen, die aber bis zur internationalen Vereinbarung über den Meridian von Greenwich als Nullmeridian im Jahre 1884 immer ziemlich vage und willkürlich geblieben und von jeder Seefahrernation anders geführt worden war. Den inneren Zusammenhang zwischen dem Nullmeridian (jede Seefahrernation hatte ihren eigenen) und seinem direkten Gegenstück – eben der Datumsgrenze – hatte niemals jemand hergestellt.[3] So hatten die Spanier die Datumsgrenze westlich der Philippinen geführt, weil sie diese von Mexiko aus erobert und besiedelt hatten und sie von dort aus bewirtschafteten. Als die amerikanischen Kolonien von Spanien unabhängig und die Handelsbeziehungen der Philippinen mit den asiatischen Nachbarn bedeutender geworden waren, übernahm Spanien für die Kolonie der Philippinen zur Jahreswende 1844/45 das asiatische Datum und verschob die Datumsgrenze nach Osten in den Pazifik.[4]
    Im Gegensatz zur gezeigten Karte lag Alaska, so lange es zu Russland gehörte, auf der asiatischen Seite, also westlich der Datumsgrenze. Erst 1867, mit dem Verkauf von Alaska an die Vereinigten Staaten von Amerika, gelangte es auf die amerikanische (östliche) Seite der Datumsgrenze. So erfolgte ein direkter Datumswechsel vom 6. Oktober (Julianischer Kalender) auf den 18. Oktober 1867 (Gregorianischer Kalender). Die Differenz betrug somit nur 11 Tage aufgrund der Verschiebung der Datumsgrenze, anstatt des damaligen Unterschiedes zwischen den beiden Kalendern von 12 Tagen.[5]
    Im Anschluss an die Vereinbarung über den Greenwich-Meridian als Nullmeridian definierte der russische Diplomat Karl von Struve den 180. Längengrad streng als Datumsgrenze.[6] Sie ist eine Gerade (ein Längengrad), was der Vereinbarung auch folgenden weltweiten Einführung von Zeitzonen entgegenkam. Sie liegt wie ihre vagen Vorgänger im Pazifik und zerteilt im Wesentlichen keine zusammenhängende Landmasse. Die bereits wirtschaftlich eng vernetzten und damals weltweit produktivsten Industrieregionen Europas und Nordamerikas blieben von der Datumsgrenze wie bisher unberührt. Die Initiative des „Erfinders der Weltzeit“ Sandford Fleming führte letztlich zum Greenwicher Nullmeridian. Sein dafür bevorzugter „Gegenbogen“ führte zur Datumsgrenze, über deren Funktion er sich seltsamerweise nie äußerte.“
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