Transatlantik 2018

November - December 2018
22 Tage ereignisreiche Monotonie: Ich habe es überstanden. Aber nicht nur das. Das Erlebnis der engen Gemeinschaft mit vier Freunden und das unmittelbare Ausgesetztsein an die Kräfte der Natur hat mich extrem beschenkt. Read more
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  • Day 11

    9. Tag auf See: Montag 26. Nov.

    November 26, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 24 °C

    Diese Nacht ist von Regenstörungen geprägt, darum nur stossweise Wind, um uns vorwärts zu tragen. Dann am Morgen ein herrlicher Regenbogen! Das Wachbleiben am Steuerstand fällt mir heute in der Morgenwache besonders schwer. Ich habe da mein ultimatives Mittel gegen das definitive Einschlafen oder den Sekundenschlaf entdeckt! Etwas peinlich, aber es hilft: Ich stehe am Steuerstand und verteidige mich 360 Grad gegen imaginäre Feinde. Ich forme meine rechte Hand zur Pistole und schiesse im explosiven Flüsterton, um die anderen nicht zu wecken: Peng, peng, peennggg! Dabei drehe ich mich immer wieder abrupt um meine Achse. Ha, ha, das weckt irgendwie die Lebensgeister durch die fingierte Kampfsituation...

    Und wieder sind drei Tage vergangen seit dem letzten Badetag - alles klebt mit Salz und Schweiss. Also heute wieder Bucket Shower! Hat sich so bei uns eingebürgert, und die ganze Crew, einer nach dem andern, muss da durch. Mittlerweile vertrage ich grössere Wellen, ohne gleich vom Heck abzustürzen. Und ich bin ja gesichert mit Brustgurt.

    Am Mittag bringt Skipper Urs den Sextanten an Deck und macht einen Versuch zur Bestimmung der Mittagsbreite. Ok, das würde im Notfall funktionieren, brauchen wir jedoch im Moment dank mehreren funktionierenden GPS-Geräten nicht.

    Heute erleben wir zum ersten Mal so richtig Passatsegeln vom Feinsten. Die grosse Genua haben wir ausgebaumt.
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  • Day 12

    10. Tag auf See: Dienstag 27. Nov.

    November 27, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 24 °C

    Immer wieder gute Gespräche unter Männern im Cockpit: Ehe, Familie, Berufung, Glaube, Kirche usw.

    Mittlerweile habe ich für fast alles, was auf dem Schiff passiert, ob positiv oder negativ, ein Motto bereit: "Transatlantik? Wie Ferien, nur schöner!". Das bürgert sich in der Crew schnell ein und hilft, die emotionalen Spitzen abzufangen und einzuordnen. Die Stimmung in der Mannschaft ist top - gar nicht selbstverständlich!

    Erster kleiner Defekt: Die brandneue Reffleine der Genua-Rollanlage hat sich bei zu schnellem, unkontrollierten Einrollen dermassen verhaspelt, dass sie nur noch defekt geborgen werden kann. Die hundsalte Reffleine, die noch auf dem Schiff ist, muss nochmals ran.

    Heute ist wieder Fischtag: Pünktlich zum Nachtessen beissen gleich zwei Doraden an. Insgesamt sind es jetzt sechs. Und was für welche: Die grosse misst wieder exakt 85 cm. Leider ist die potentielle Nr. 7 Rolf von der Angel gegangen. Muss ebenfalls ein grosser Fisch gewesen sein, so hat das gezerrt. Erstaunlich, das die überhaupt bei über 6 kn Fahrt anbeissen. Wir werden aber schlauer, als wir nachlesen, dass Goldmakrelen kurzfristig bis 65 km/h schwimmen können. Da sind unsere 11 km/h ein Pappenstiel dagegen.

    Mittlerweile lechzen wir nach Fisch, denn die Alternative, Corned Beef, das wir zum ersten Mal probiert haben, schmeckt widerlich!
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  • Day 13

    11. Tag auf See: Mittwoch 28. Nov.

    November 28, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach einer glanzvollen Sternennacht segeln wir in den Morgen. Doch halt: Was zeigt sich da am Unterliek des Vorsegels? Die Nähte mit altersschwachem Faden gehen auf. Dabei hat doch Urs die Segel vor Abfahrt in Montenegro kontrollieren lassen. Da hat einer Geld eingenommen, ohne dafür wirklich etwas zu machen! Das muss unbedingt genäht werden. Die Morgenarbeit wird bestimmt von Schneiderarbeit (Urs) und Umstellen auf das Hauptsegel.

    Nach der provisorischen Flickerei können wir wieder mit Passatgenua vorwärts kommen, kreativ ausgebaumt by Urs. Mittlerweile hat nämlich auch der dafür normalerweise gebrauchte Spibaum seinen Geist aufgegeben: Der Gleitwagen auf der vertikalen Schiene am Hauptmast ist einfach entzwei gebrochen. Und der Baum hat zusätzlich die Vorschot beim Schothorn der Genua durchgescheuert. Also weg damit. Jetzt muss der Grossbaum zur Stabilisierung der Genua vor dem Wind herhalten. Ob das gut kommt?

    Ich koche und backe die grosse Dorade in Tranchen im Backofen. Die Leistung unseres Kühlschrankes nimmt dermassen ab, das jetzt der ganze Fisch auf einmal weg muss. Dazu gibt es Salzkartorffeln mit Meerwasser gekocht. Achtung: Das nächste Mal Meerwasser 1:1 mit Süsswasser verdünnen!

    Wir haben nun eindeutig zu viel Fisch gegessen. Morgen muss unsere Kost zur Abwechslung wieder mal fischfrei sein: Schonfrist für unsere Mägen und die lieben Fische im Meer!
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  • Day 14

    Halbzeit und Defekt: Donnerstag 29. Nov.

    November 29, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 25 °C

    In der Nacht, 2 Uhr, stellen wir fest, dass wir jetzt die Hälfte der geforderten Strecke gesegelt sind: 1400 sm! Sollen wir das als "schon" oder "erst" interpretieren?

    Ok, es sind auch wieder drei Tage her seit dem letzten Bucket Shower. Also wieder unters Wasser, ihr Männer, sonst stinkt es!

    Heute sind wir in einem absoluten Wechselbad der Gefühle: Da ist zunächst pure Begeisterung, wie wir vor dem Wind abfahren mit 6.8 Knoten im Durchschnitt; teils 7.4 über 1 Stunde. Da hilft sicher auch der umfunktionierte Grossbaum kräftig mit. Aber da kommt auch der krasse emotionale Einbruch am Abend: Das Genuafall reisst oben bei der Rolle am Masttop entzwei - die Genua kommt im Profil des Vorstags runter wie eine lose Hose ohne Hosenträger. Beim Bergen wird der Schock komplett: Bei Starkwind verklemmt das Vorliek im Profil und wird von den Böen förmlich in einzelne Bahnen zerlegt. Alles kaputt!

    Ein Wunder, dass wir die Segeltuchresten noch auf Deck bringen. Ob man aus diesem Puzzle überhaupt je wieder ein Segel wird machen können? Wir sind total betreten und setzen die Fahrt einstweilen unter Gross fort. Ja, Hauptsache: Keiner von uns ist bei der stürmischen Aktion über Bord gegangen. Und Skipper Urs macht mächtig Eindruck mit seiner Haltung, nicht beim eben Geschehenen stehen zu bleiben, sondern gleich wieder die Gedanken nach vorne zu richten. Wir wissen uns als Crew in der Hand Gottes und so singen wir vor dem Einnachten den Umständen zum Trotz ein paar fröhliche Anbetungslieder.

    Übrigens haben wir heute unseren bisherigen Rekord für 24 Stunden geknackt mit einem Etmal von 155 sm. Und wir haben unsere erste Kokosnuss aus dem Proviant geknackt. Die müssen noch weg, denn Kokosnüsse nach Martinique zu bringen wäre wie Eulen nach Athen zu tragen!
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  • Day 15

    13. Tag auf See: Freitag 30. Nov.

    November 30, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 24 °C

    Noch 1200 sm liegen vor uns; bei der grossen Materialbelastung noch ein grosses Stück Weg. Der Gedanke an die völlige Einsamkeit in einem Notfall in der Mitte des Atlantiks nötigt uns einigen Respekt ab.

    In der letzten Nacht hatten wir ein übles Zwischenspiel in meiner Wache mit einer Gewitterfront und kurzen, heftigen Windspitzen. Einfach früher reffen, nämlich dann, wenn man ans Reffen denkt. Aber jetzt hat eben niemand dran gedacht! Es kam so schnell in der Dunkelheit. Und ehrlich gesagt sind wir ziemlich auf Blindflug, denn nach Teneriffa stand uns kein aktualisierter Wetterbericht mehr zur Verfügung. Seit mehreren Tagen können wir uns eigentlich nur noch auf die eigenen Wetterbeobachtungen verlassen. Was wird uns da noch begegnen?

    Jetzt, wo es hell wird im Morgengrauen, wird ein neuer Schaden sichtbar: Diesmal betrifft es das Gross, das nahe beim Achterliek auf Höhe der 2. Saling einen Riss aufweist. Also: Auch dieses Segel ist altersschwach, oh jeh! Zum Schutz rollen wir es gleich so weit ein, bis die schadhafte Stelle im Mast verschwindet. Jetzt haben wir einzig mit dem gerefften Gross trotz des konstant guten Passatwindes nicht mehr viel Vortrieb.

    Die zweite Hälfte des Törns fängt sehr beschwerlich an; ein Wunder, dass die Stimmung an Bord nicht kippt.

    Beobachtung zwischendurch: Die Bärte wachsen zusehends! Es wird darüber spekuliert, welche wohl den Segeltörn überleben werden. Die Frauen haben da bestimmt auch noch ein Wörtchen mitzureden.

    Vor dem Einnachten setzen wir erfolgreich die neue/alte Genua. Klappt ganz gut bei mässig Wind in der Abdeckung durch das gereffte Gross. Dass oben am Vorstag etwas nicht in der Ordnung zu sein scheint, ignorieren wir bewusst. Wir brauchen unbedingt einen Zwischenerfolg!

    Zur Gratulation nach scheinbar erfolgreicher Mission taucht eine grosse Schule von Delphinen auf: Episch! Dankbarkeit verströmt sich!
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  • Day 16

    14. Tag auf See: Samstag 1. Dez.

    December 1, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 26 °C

    Schön, dass es in dieser Nacht mit der frisch gesetzten Genua wieder flott lief.

    05:15 UTC bin ich auf Wache und schreibe ein Geburtstags-SMS an Helene und Andrea per Iridium-Satellitentelefon. Ich vermisse Helene, ich vermisse meine Family. Gleichzeitig möchte ich nirgendwo anders sein als hier auf dem Atlantik. Das Abenteuer fesselt mich.

    Abend: Schaden am Vorstag entdeckt! Das also war das vage Unbehagen gestern Abend, nachdem wir die Genua gesetzt hatten. Wir wollten einfach nicht genauer hinsehen: Ein verdickter Flick im Vorderliek hat offensichtlich die Profilstangen im obersten Fünftel der Rollanlage auseinander gestossen. Auch hier Materialermüdung! Unsere zweite und letzte Genua ist jetzt in diesem Bereich auch schon kräftig angerissen. Ein Wunder, dass durch die Scherkräfte der gebrochenen Profilstange das Vorstag selber noch hält. Dieses gilt es jetzt zu schonen. Schnell die Genua ganz einrollen, damit sie sozusagen einen Schutzmantel um das Vorstag bildet. In Kombination mit den losen Wanten haben wir jetzt eine enorm kritische Situation erreicht, bei der im Sturm oder bei einer Patenthalse der ganz Mast von oben kommen könnte.

    Das ist jetzt also unsere Besegelung für die restlichen 1000 sm: ein gerefftes Gross - gerefft, da dieses ja einen Schaden in der Höhe der zweiten Saling aufweist. Das ist alles andere als eine Passatbesegelung, wo möglichst viel Tuch lose vor den Wind gehängt werden sollte. Wenn das nur gut kommt?!
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  • Day 17

    15. Tag auf See: Sonntag 2. Dez.

    December 2, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ⛅ 26 °C

    Wir haben als Crew den gefühlt zwanzigsten Kaffee oder Tee auf Deck oder in der Kombüse verschüttet. Nicht mehr aufregen - das ist die Normalität bei diesem 3-4 m Wellengang. Wenn wieder mal eine Welle statt schön von hinten quer einsteigt, sind Rudergänger und Servierpersonal machtlos. Wir brauchen Haushaltspapier am Laufmeter und stören uns auch nicht mehr an den vielen Kleckerspuren überall im Cockpit. Die nächste Welle, die überkommt, wird das meiste der Verunreinigungen wieder ausspülen. Und in der Küche? Da schält man die Kartoffeln gleich am besten auf dem Boden sitzend, denn dann können sie nicht mehr weiter fallen. Jetzt sind solche und ähnliche Improvisationen dran, um vom Geschüttel auf die Dauer nicht zermürbt zu werden. Nachdem sich unsere Körper an den Seegang gewöhnt haben, ist jetzt noch die Psyche dran: "Ja, ich will diese Wellen und lehne mich nicht dagegen auf".

    Was mich erstaunt: Die guten Gespräche an Bord nehmen nicht ab. Statt Langeweile stossen wir in den langen Nächten auf Deck immer wieder auf neue Themen, über die es sich zu reden lohnt: Reisen, Leiterschaft, persönliche Entwicklung, Lebenswünsche und -ängste, Kinderlosigkeit, Sex.

    Iwan bäckt das erste Brot im Schiffsbackofen. Gar nicht so einfach, da das Gasteil nur Unterhitze hergibt. Auf diesen Moment haben wir gewartet, damit endlich meine von der Schweiz mitgebrachte Fonduemischung verköstigt werden kann! Oder beisst kurz vor dem geplanten Essen doch noch ein Fisch an? Nein, es kann losgehen... Fondue schmeckt extrem gut mitten im Atlantik!

    Wir kommen heute trotz enorm bewegter See und minimaler Besegelung erstaunlich gut vorwärts: Nur mit gerefftem Gross ganze 5.2 kn. Hoffnung keimt, dass wir es doch in vernünftiger Zeit (sprich: unter 25 Tagen) nach Martinique schaffen werden.
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  • Day 18

    2000 sm hinter uns: Montag 3. Dez.

    December 3, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 26 °C

    Heute geht die Post ab bei 6 bis 7 Beauforts - Wellen bis 3 m. Wir kommen gut voran. Teilweise steigen Wellen seitwärts, mehrere sogar von hinten ein. Nasse Füsse und von Salzwasser beschlagene Sonnenbrillen sind kein Problem. Wir fliegen.

    Wieder Gespräche über Identität, Sensibilität und Berufung. Wird uns der Gesprächsstoff denn nie ausgehen? Zugegeben, wir haben noch etwas nachgeholfen und den Wachplan umgestellt, um neue Zweierteams zu bilden. Gute Gespräche halten in den langen Nachtstunden wach am Steuer und sind zudem für jeden eine absolute Bereicherung, auch für die Zeit nach dem Törn.

    Ja, wir haben mittlerweile mit der Monotonie zu kämpfen. Es gibt kaum mehr eine Aktion auf dem Schiff, die nicht irgendwo in der ungeschriebenen Tagesroutine schon x-mal vorgekommen ist. Und ständig grüsst das Murmeltier... z.B. beim Herrichten des Morgenessens: Cockpittisch ausklappen, Antirutschmätteli (übrigens Gold wert) ausbreiten, Tassen verteilen, die jeder gleich festhalten muss. So ganz gleich ist es bei näherem Hinsehen mit dem Morgenessen dann doch nicht: Es wird immer später, bis wir frühstücken, denn wir haben unsere UTC- Zeit von Teneriffa auf dem Schiff festgehalten. Nur die Sonne will sich nicht dran halten und steht im Westen immer später auf. Aktuelle Frühstückszeit, wenn die ganze Crew freiwillig auf Decknerscheint und niemand mehr nachschlafen muss, ist 11.15 Uhr.

    Die wichtigen Zahlen heute:
    > 2000 sm erreicht
    > noch 800 sm to go

    Am Abend wieder ein herrliches Spiel von Delphinen.
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  • Day 19

    17. Tag auf See: Dienstag 4. Dez.

    December 4, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ⛅ 25 °C

    Es hängt jetzt wirklich an: Jede weitere Nacht und das ewige Geschaukel. Teller und Tassen lassen sich kaum aufrecht halten. An Schlaf war diese Nacht mit dem diffusen, hohen Wellengang und zu viel Kaffee nicht zu denken. Dafür enschädigt der Nachthimmel alles, was ich an Entbehrungen auf mich nehmen muss. Während wir in Teneriffa fast bei Vollmond gestartet sind, hat sich sein Aufgang im Osten immer mehr verzögert. Dort hat er noch fast pünktlich bei Sonnenuntergang seinen Lauf gestartet. Jetzt wird er immer mehr zur Sichel und verspätet sich mit jedem Tag. Das wenige, das vom Mond noch zu sehen ist, kommt jetzt erst gegen den Morgen über den Horizont. Dafür hat er während der Nachtstunden den Sternen nicht die Show gestohlen. So weiss ist die Milchstrasse, dass man ihr unmöglich einen anderen Namen hätte geben können.

    Damit es flotter vorwärts geht, setzen wir jetzt zusätzlich zum gerefften Gross am Hilfsfall die auf dem Schiff vorrätige Sturmfock. "All dies sagte das Mäuschen, als es sich in den See erleichterte."

    Beim Einnachten sichtet Mike zwei Wolken-Häsli am Himmel, dabei ist doch bald Weihnachten und nicht Ostern...
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  • Day 20

    18. Tag auf See: Mittwoch 5. Dez.

    December 5, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ⛅ 26 °C

    Kurz nach Tagesanbruch sichte ich einen eindrücklichen Regenbogen, obwohl weit und breit kein Regen auszumachen ist. Die Luft muss hier so mit Feuchtigkeit gesättigt sein, dass es trotzdem zur Refraktion des weissen Sonnenlichts kommt.

    Iwan verwöhnt uns mit dem dritten Brot, immer wieder eine neue Variante, heute mit Bier im Teig.

    Gespräche über unser Ziel Martinique und den hoffentlich nicht mehr allzu weit vor uns liegende Landfall nehmen zu.

    Heute ist es schwachwindig und es ist ein echtes Dilemma zu entscheiden, was wir bei all den kaputten Segeln noch auffahren können, ohne das geschwächte Rigg noch vollends zu gefährden. Vor dem Nachtessen entscheiden wir uns dann, das Grossegel zu wechseln. Auch hier soll das ganz alte zum Zug kommen. Das muss irgenwie robuster sein und das auszuwechelnde leichte hat ja einen Schlitz auf der Höhe der zweiten Saling, so dass wir es schon seit Tagen nicht mehr voll ausgerollt brauchen konnten. Heute muss aber genau dies wieder möglich sein! Just beim Wechseln setzen ein Gewitterregen und stärkere Böen ein, so dass es richtig anstrengend wird. Das Tuch knattert ohrenbetäubend im Wind, bis wir es endlich dicht nehmen können. Bei solchen Aktionen sind alle fünf Crewmitglieder im Einsatz: zwei am Mast, einer bei der Winsch, einer am Steuer und einer als Libero. Zum Glück fällt keiner über Bord.

    Ich koche für die Mannschaft wie fast jeden zweiten Abend. Wird sehr geschätzt. Und ich schätze, dass Iwan noch aktiver und gewandter ist in der Küche als ich.

    Ein Segelschiff am Horizint auf ca. 3.5 sm Distanz: Was? Es ist erst das vierte, das wir seit 18 Tagen sichten.
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