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  • Day 65

    Salento - Kolumbiens Kaffeeregion

    June 8, 2017 in Colombia ⋅ ⛅ 20 °C

    Nach dem logistisch obligatorischen Besuch in den zwei Großstädten Quito und Bogota verspürten wir den klaren Bedarf nach etwas mehr Naturverbundenheit. Es war Zeit für unseren vorgesehenen Besuch im Kaffee-Dreieck Kolumbiens. Via Inlandsflug ging es nach Perreira, von wo aus wir uns schließlich weiter in den 7.000-Einwohner-Ort Salento bewegten. Generell ist es bemerkenswert wieviele zum Teil sehr kleine Flughäfen Kolumbien besitzt. Schätzungen zufolge gibt es über das ganze Land verteilt 980 Stück. Die hohe Anzahl ist dabei insbesondere auf die mehrere Jahrzehnte nahezu das ganze Land beeinflussenden Guerillakriege zurückzuführen. Der Landweg war für lange Zeit schlicht und einfach zu gefährlich. Erfreulich ist hingegen, dass der Flugverkehr in Kolumbien – entgegen anderer südamerikanischer Staaten – aufgrund der deutlich niedrigeren Preise nicht nur besonders privilegierten Schichten vorbehalten zu sein scheint.
    Auf der etwa einstündigen Fahrt von Perreira bis Salento erhielten wir schon einen ersten Eindruck von der Schönheit und Andersartigkeit der hiesigen Landschaft. Je mehr wir uns Salento näherten, desto mehr umgaben uns grüne Hügel, Palmen und Kaffeefarmen. Auch unser Taxifahrer, der gebürtig aus der Gegend kam, schwärmte immer wieder und zeigte immer wieder aus dem Fenster, um uns auf die Schönheit seiner Heimat hinzuweisen. Nachdem wir erwähnten, dass wir aus Deutschland kommen, verwies er zudem darauf, dass ein sehr bekannter Deutscher in der Gegend um Salento einige große Anwesen besäße. Sein Name sei Carlos Lehder und er wäre Sohn eines deutschen Ingenieurs sowie einer kolumbianischen Lehrerin.. Wir sollten später lernen, dass dieser Herr, der sich wohl derzeit noch im Gefängnis befindet, einen entscheidenden Anteil an der „Erfolgsgeschichte“ des Medellin-Kartells, einem der ehemals größten Kokainexporteure weltweit, hatte.. Bekannt wurde er insbesondere durch den von ihm entworfenen Transportweg, aber mehr hierzu im Bericht zu Medellin.
    Unsere Unterkunft, die uns aufgrund der integrierten Küche die Möglichkeit bot uns wie gewünscht einmal wieder selbst zu verpflegen, befand sich etwa 10 Gehminuten entfernt vom Zentrum von Salento. Der Einkauf im kleinen Gemüsemarkt gestaltete sich sehr erfreulich für unser Reisebudget, denn für nicht einmal 2 Euro erwarben wir Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Paprika und Auberginen. Gemüse ist in der Region enorm günstig und wenn man auf einige Grundgüter des täglichen Lebens verzichten kann, die in Europa deutlich preiswerter und besser zu erwerben sind (dazu zählen wie so häufig unter anderem guter Käse, gute Wurst und gutes Brot), so kann man sich hier ganz gut selbst verpflegen.
    Zurück zum Kaffee: Kolumbien steht weltweit an dritter Stelle der meisten Kaffeeexporte. Platz 1 belegt dabei Brasilien, gefolgt von Vietnam auf Platz 2, Indonesien folgt schließlich nach Kolumbien an vierter Stelle.
    Für uns stand demnach fest, dass auch wir uns einer Kaffeetour widmen wollen, um Einblicke in die Kaffeeernte zu erlangen und zugleich eine erntefrische Kostprobe des edlen Gutes zu erhalten. Trotz des mäßigen Wetters begaben wir uns also auf den Weg in Richtung der Kaffeeplantagen der Region. Von unserer Unterkunft trennte uns ein etwa 40-minütiger Fußweg, auf dem wir ab etwa der Hälfte von zwei Hunden begleitet wurden. Erst rannten sie recht unbeeindruckt an uns vorbei, kurz darauf jedoch wurden sie zu treuen Weggefährten und warteten auch auf uns, wenn wir – wie auf dem Foto zu sehen – einmal stehen bleiben sollten, um ein Foto zu machen oder schlicht und einfach die Natur zu genießen. Einer von ihnen begleitete uns sogar noch bis zu der von uns ausgewählten Plantage „El Ocaso“ und nahm letztlich kostenfrei an der Kaffeetour teil.
    Im ersten Teil der Tour durchliefen wir die verschiedenen Prozessschritte der Kaffeeproduktion, vom Pflanzen und Ernten der Bohnen bis hin zum Schälen, Waschen, Verlesen und schließlich Rösten.
    Nach 5-minütiger Bohnenernte hatten wir immer noch nur ein paar Hundert Gramm in unseren Körben. Von dem Leistungsniveau der einheimischen Arbeiter, die innerhalb eines Tages bis zu 200 kg Kaffeebohnen ernten, waren wir damit noch sehr weit entfernt. Pro Kilogramm erhalten die Arbeiter schließlich etwa 500 Pesos, was umgerechnet etwa 15 Cent entspricht. Der Tageslohn eines sehr guten Plantagenarbeiters liegt damit folglich bei gerade einmal 30 Euro pro Tag.
    Die Hauptkriterien für erfolgreichen Kaffeeanbau sind Höhe, Temperatur und Niederschlagsmenge des Anbaugebietes. Je nach angebauter Kaffeesorte variieren diese. Das Gebiet um Salento ist mit 1,895m Höhe zwar vergleichsweise hoch, aber aufgrund passender Temperaturen sowie Niederschlagsmengen für die Arabica-Bohne noch sehr gut geeignet. Diese stellt neben der Robusta-Bohne eine der zwei weltweit bedeutendsten kommerziellen Kaffeesorten dar. Arabica macht dabei etwa 2/3, Robusta etwa 1/3 der weltweiten Produktion aus. Natürlich existieren diverse Unterarten der beiden genannten Sorten.
    Am Folgetag bewegten wir uns dann zur zweiten Attraktion der Gegend, dem Valle de Cocora. Diese grüne Gegend zeichnet sich insbesondere durch die Vielzahl der dünnstieligen Wachspalmen aus, die hier in unzähliger Form vorhanden sind. Ein Besuch dieses Tals ist ein Muss – bei welchem Wetter auch immer. Bei sonnigem Wetter bietet sich hier durchaus eine längere Wanderung an. Wir beschränkten uns auf einen kurzen Besuch, da Regen und Nebel leider auch diesen Tag wetterseitig begleiteten. Im Anschluss ging es mit dem Bus weiter in Richtung Medellin.
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