Satellite
Show on map
  • Day 76

    Santa Barbara - Wale hautnah erleben

    June 19, 2017 in the United States ⋅ ☀️ 25 °C

    Das Tagesetappenziel war Santa Barbara. Am Morgen fuhren wir schließlich noch für einen Abstecher nach Malibu. Egal, was man hier auch vorhat, man sollte auf keinen Fall – wie groß der Hunger auch sein mag – bei „Jack in the Box“ frühstücken. Wir taten dies nichtsahnender Weise und nahmen damit das schlechteste Frühstück unserer Reise zu uns. So konnte der Tag jedoch nur noch besser werden. Besonders empfehlenswert in Malibu ist der Abschnitt „Zuma Beach“. Wenngleich das Wetter nicht perfekt war, sondern die Strandszenerie zunächst etwas im Nebel unterging, machten wir an dem breiten Sandstrand dennoch einen kurzen Halt, bevor es in Richtung Santa Barbara weiterging. Den Nebel an der Küste von L.A. sollten wir noch häufiger zu spüren bekommen. Ursache dessen ist übrigens der im Sommer mit 15 °C recht kalte Kalifornienstrom, der beim Auftreffen auf das stark erhitzte kalifornische Festland die beschriebene Nebelbildung verursacht.
    Nächster Halt war dann ungeplanter Weise eine gigantische Düne, die sich etwa 25 Meilen nördlich von Malibu direkt am Straßenrand empor erhob. Wir stiegen aus und rannten die besagte Düne hinauf. Wenngleich das natürlich nicht vergleichbar mit den weiten Dünenlandschaften Afrikas oder Arabiens war, so konnte man sich dennoch für einen Moment wie ein Kind fühlen. Überall entlang der Küste begegnen einem dabei immer wieder Ziesel, eine Hörnchenart, die Europäer wohl zunächst für gewöhnliche Eichhörnchen halten mögen. Am späten Nachmittag trafen wir schließlich in Santa Barbara ein. Westlich und östlich der Stadt erstrecken sich rund 50 km Strand und so war es nicht schwer einen Abschnitt zu finden, der sich noch zu einem kleinen Sonnenbad eignete. Besonders empfehlenswert erscheint hier jedoch der Leadbetter Beach im Westen Santa Barbaras. Wir sollten hier zudem eine menschliche Begegnung der ganz besonderen Art machen. Hauptakteure waren zwei Jungs im Alter von etwa 5 Jahren, einer von ihnen war augenscheinlich der ethnischen Gruppe der Hispanics zuzuordnen. Der andere hingegen hatte zweifelsohne keinen Migrationshintergrund. Beide Jungen spielten mit einem Drachen, bis der weiße Junge darauf hinwies, dass es doch „sein Drachen“ sei. Auf den freundlichen Hinweis des anderen Jungen, dass man sich ihn doch teilen und zusammenspielen könnte („But we could share this one“), wurde der weiße Junge immer jähzorniger und zog immer stärker an „seinem“ Drachen. Mit den Worten „I don’t wanna share, you’re not my friend anymore“ spitzte sich die Situation immer weiter zu und erreichte ihren Höhepunkt im Resultat eines kaputten Drachens. Selbstverständlich hätte uns diese Begegnung nicht halb so sehr bewegt, wenn wir hier nicht eine Parallele zur aktuellen Politik in den USA gesehen hätten. Hoffen wir, dass die Resultate nicht ebenfalls in zerrissenen Träumen enden.
    Noch am Abend buchten wir uns eine Whale-Watching-Tour für den Folgetag. Dies sollten wir nicht bereuen, denn die ca. 3,5 Stunden auf dem offenen Meer gehörten zu den für uns beeindruckendsten unseres kurzen USA-Ausflugs.
    Los ging es mit einem etwa 30-minütigen Briefing an Bord unseres Schiffes der Gesellschaft Condor Express. Man lernte hier bereits einiges über die Tierwelt, die vor uns lag. Wir erfuhren etwas über Blauwale, Buckelwale, Delfine etc. Über 27 verschiedene Wal- und Delfinarten sind im Santa-Barbara-Kanal beheimatet. Dieser zählt zu den besten Spots zur Blauwalbeobachtung weltweit und dies sollten wir eindrucksvoll vermittelt bekommen. Beste Chancen hat man hier zwischen Juni und September, wir waren also auch zur richtigen Zeit hier. Bevor wir jedoch dem größten Tier unserer Erde begegnen sollten – die Zunge eines ausgewachsenen Blauwals ist so groß wie ein afrikanischer Elefant und das Herz ist so groß wie ein kompletter PKW – begegneten wir zunächst einer Gruppe Delfine, die freudig springend auf sich aufmerksam machte. Doch kurz darauf war es bereits zum ersten Mal so weit: Die Crew wies uns per Durchsage darauf hin, dass das erste Exemplar, der im ausgewachsenen Zustand bis zu 33m langen Tiere, gesichtet wurde. Schnell folgten wir den Richtungsanweisungen und kamen in den Genuss eines beeindruckenden Naturschauspiels. Der Blauwal tauchte zum Atmen stets 2x auf und ab, bevor er schließlich wieder für ca. 3 Minuten unter der Meeresoberfläche verschwand. Das genaue Profil (einige Exemplare bleiben auch bis zu 10 Minuten unter Wasser) bezeichnete unsere Crew als Signatur des Blauwals, da es wohl sehr spezifisch für den jeweiligen Artgenossen sei. Einige weitere Exemplare folgten und von allen Seiten sah man Leute Ihre Kameras zücken, um einen Moment des Auftauchens für das eigene Fotoalbum festzuhalten. Kurz darauf waren sogar gleichzeitig fünf Exemplare rund um unser Schiff versammelt, darunter auch zwei, die ihre Schwanzflosse in die Höhe streckten, was wohl für Blauwale eher untypisch sei. Außerdem kam ein Blauwal-Paar unserem Schiff so nah, dass selbst die Crew von einem einmaligen Zwischenfall sprach. Ob sie uns damit noch weiter erheitern wollten oder nicht, als Tourist glaubt man doch stets gern, dass das, was man da gerade erlebt, vor einem so nur wenige erlebt haben und wie dem auch sei, in jedem Fall hatte sich der Ausflug bis zu diesem Zeitpunkt bereits gelohnt.
    Man erklärte uns, dass es mittlerweile ein Photo-ID-Registrierungsprogramm für die verschiedenen Walarten gäbe. Dies diene insbesondere dem Schutz der Tiere. So wurden in den letzten Jahren beispielsweise die Schiffsrouten weiter nach Norden verlegt, um den seltenen Bestand an Blauwalen zu schützen. Weltweit gibt es wohl nur etwa 10.000 Exemplare – wir sollten etwa 10 Stück davon hier zu Gesicht bekommen. Die Maßnahmen erwiesen sich offenbar als wirksam, denn seither gab es deutlich weniger Zwischenfälle. Im Buch des heutigen Artensterbens handelt es sich hierbei scheinbar um eines der wenigen positiven Kapitel. Einige letzte Fakten zu den faszinierenden Meeressäugern: Trotz eines Gewichts von bis zu 190 Tonnen (zum Vergleich also etwa so viel wie 30 Elefanten, 225 Kühe oder 2.500 Menschen) ernähren sich diese riesigen Tiere hauptsächlich von Krill, d.h. kleinen Organismen, die nur 1-2 Zentimeter lang sind und Shrimps ähneln. Ein hungriger, großer Blauwal kann dabei bis zu 3-4 Tonnen Krill an einem einzigen Tag zu sich nehmen. Dies zeigt welch riesige Population an Krill unsere Weltmeere beherbergen, da der Blauwal bei Weitem nicht ihr einziger natürlicher Feind ist. Im Übrigen hat der Blauwal quasi keine natürlichen Feinde. Lediglich für sehr kleine Exemplare können Killerwale noch gefährlich werden. Ab einer gewissen Größe ist die Schwanzflosse des Blauwals jedoch so stark, dass sich kein Tier mehr traut mit ihm den Kampf aufzunehmen.
    Einige der Blauwale aus dem Santa-Barbara-Kanal wurden auch schon in San Francisco oder Costa Rica gesehen, dennoch sind ihre genauen Aufenthaltsreviere bis heute noch nicht ganz klar.
    Read more