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  • Day 12

    Better than we thought!

    April 15, 2015 in Thailand ⋅ ⛅ 28 °C

    Ganz ehrlich, so schlimm ist Phuket gar nicht. Vermutlich haben wir Glück, denn es sind gerade nicht viele Touristen hier unterwegs (es gibt nicht viele Wahnsinnige, die den heißesten Monat des Jahres als ihre Reisezeit wählen) und an vielen Stellen entdeckt man die ursprüngliche und reichhaltige Schönheit der Insel. Tolle Strände, sehr klares Wasser, zwischen hohe bewaldete Berge. Außerdem ist man hier so herzlich zu uns (also zum Baby), dass wir gar nicht anders können, als uns wohl zu fühlen. Hinzu kommt, dass es einmal am Tag so richtig schüttet. Also nicht Regen oder doller Regen, nein, so richtig derb herunterkommender, alles durchnässender, erbarmungsloser Regen, Cats and Dogs, keine Bindfäden, sondern Ankertaue. Auf jeden Fall ist danach alles wie neu. Angenehm kühl – man schwitzt nicht nach 50 Metern laufen, auch nicht nach 500 – die Luft ist klar und es packt einen die Lust, einfach drauf los zu gehen. Aber nun zähme ich dieses dicke Pony von hinten auf.

    Beginnen wir doch mit dem Tag: Erik lässt uns bis halb acht schlafen, hatte heute Nacht auch nur zweimal Hunger verspürt. Danach reinste Routine – Frühstück und dann Pool, großartiger Tagesbeginn aus Sicht des Babys. Aus unserer auch. Vormittagsschläfchen ist bitter nötig, sonst bleibt das Baby im Diva-Modus. Und dann? Happy Songkran!

    Happy Songkran? Frohes neues Jahr! Frohes neues thailändisches Jahr! Ganz ehrlich, wenn man das thailändische Neujahr einmal miterlebt hat, wird man zu Silvester und Neujahr in Deutschland eher etwas verhaltener sein. Ich sehe es ja ein, dass es im Dezember nicht 30° sein können, aber ohrenbetäubend knallende Raketen in den Himmel zu feuern erscheint irgendwie protzig und sinnlos, wenn man sich stattdessen einfach mit allen, denen man über den Weg läuft eine – wenn auch nett gemeinte – erbitterte Wasserschlacht liefern kann. Neujahr scheint man in Thailand überall verschieden und verschieden ausschweifend zu feiern. In Chiang Mai rasten wohl alle völlig aus und feiern ganze fünf Tage lang. In Bangkok handelt man das Ganze innerhalb eines Tages ab und gut ist. Phuket ist wohl so ein Zwischending. Schon als wir morgens noch einmal zum Supermarkt schlenderten, um ein paar Vorräte für den verbleibenden Tag und das Frühstück am nächsten Tag zu sammeln, merkten wir, dass alles vor Vorfreude sirrte. Jeder machte sich bereit. Große Wassertonnen wurden vor den Häusern aufgestellt, auch die letzten deckten sich mit Wasserpistolen ein. Alle liefen mit einer Art Brustbeutel durch die Gegend, der ihre Handys vor tödlichem Wasserschaden bewahren sollte. Ansonsten hatten die meisten Geschäfte geschlossen, denn nicht wenige fahren zum Neujahr auch zu Freunden und Familie. Auch im Hotel und dem dazu gehörenden Restaurant prickelte fröhliche Vorfreude in der Luft. Alle trugen Jürgen-von-der-Lippe-Gedächnis-Hawaihemden und die ewig nöhlende Elton-John-Lighthouse-Family-Schmusi-Busi-Litanei wurde durch thailändische Volksmusik abgelöst. Die klingt zwar ein bisschen wie Bollywood auf Helium, reißt einen aber doch irgendwie mit. Ich saß jedenfalls klatschend am Frühstückstisch, weil das Baby das auch super fand.

    Unser zweiter Besuch draußen war dann gegen Mittag – irgendein geheimes Startzeichen schien die Wasserschlacht eröffnet zu haben – da wurde uns das Prinzip Songkran endlich veranschaulicht. Wilde Geschwader von Wasserschlachtarmeen fuhren durch die Straßen, alles, was mehr als zwei Ränder vorweisen konnte und irgendwie motorisiert war, trug so viele Passagiere als möglich und war unterwegs. Wer kein Fahrzeug ergattern konnte, bleib einfach zu Hause und bezog dort am Straßenrand Stellung, um die Umherfahrenden während der Fahrt mit so viel Wasser wie möglich zu befeuern. Klingt irgendwie bescheuert, macht aber riesigen Spaß. Die Einheimischen sind wahnsinnig aufgeschlossen und sorgen dafür, dass jeder mitmacht. Jeder Besucher, jeder Tourist, ob er will oder nicht. Elementare Fragen werden hier beantwortet, auch Fragen, die uns zuvor gar nicht in den Sinn kamen:

    Wie viele Menschen passen auf die Ladefläche eines PickUps? – Antwort: Etwa zwanzig (stehend), allerdings konnten wir das Gewirr aus Armen, Beinen, Köpfen und Körpern gar nicht so schnell überblicken. Fakt ist, es waren so viele, dass sie keinen Platz hatten, um Wasser aus dem Fahrzeug zu befördern.

    Wie viel Wasser kann man auf dem Beiwagen eines durchschnittlichen Mopeds transportieren, ohne irreparable Schäden zu verursachen? – Antwort: Zwei große Regenfässer, dazu eine Frau und ein Kind, die das Wasserfass mit Schüsseln über Passanten leeren. Sollte etwas am Moped kaputt gehen, kann man praktisch alles mit Draht und Gaffa-Tape in Ordnung bringen.

    Wie viel Wasser kann eine kurze Hose aus Joggingstoff aufnehmen? – Antwort: Etwa zwei Liter.

    Wie lange schützt einen ein Baby vor der Attackierung mit Wasser? – Antwort: So lange, bis jemand kommt, der zu blöd, zu angetrunken, zu schmerzfrei oder zu übermütig ist.

    Und was macht das Baby dann? – Antwort: It’s absolutely not amused. Wenn es einer wagt, das Baby zu bespritzen, dann wird es echt sauer. Ganz ehrlich, zweimal am Tag in den Pool springen ist ja völlig okay. Aber wenn diese verdammten Hurensöhne es wagen, den Sonnenhut des Babys mit Wasser aus einer Spritzpistole zu benetzen, dann ist hier Feierabend. Da versteht es keinen Spaß. Das sagt das Baby diesen Flachzangen auch.

    Ende des zweiten Ausflugs.

    Für unseren dritten Ausflug an diesem Tag wagten wir uns erst nach dem täglichen Regenguss nach draußen. Alle hatten sich entweder verausgabt oder eingekriegt und wir nutzen die erfrischende Luft für einen längeren Spaziergang. Zwar trafen wir leider auf ein paar, die immer noch Lust an Wasserschlachten hatten, allerdings wurden das Baby und sein Träger (David ist oft zur rechten Zeit mit dem rechten Baby unterwegs) verschont. Und dann habe ich es auch endlich gewagt. Essen vom Straßenrand! Um die Ecke waren ein paar Wägelchen aufgereiht, darum unzählige, gut gelaunte Einheimische, die überall aßen, lachten und quatschten. Das Baby war köstlich unterhalten, vor allem, als wir einen kleinen Hund in einem PickUp entdeckten. Wir entschieden uns schließlich für verschiedene Spießchen, die frisch gegrillt wurden. Hähnchenfleisch, Tomaten uuuuund (ich gebe zu, dass ich das schon vorher ziemlich gerne gegessen habe) Geflügelmägen. Das ist zwar noch kein gegrilltes Insekt, aber für David noch unmöglicher zu essen als alle Heuschrecken dieses Planeten. Ich fand es super. Unser Obstdealer hatte frei, dafür wurden wir von einer fröhlich winkenden Thailänderin angehalten, an einem anderen Obststand anzuhalten. Die schnappte sich das Baby und herzte es ausgiebig und während der Obsthändler Mangos für uns schälte, beschenkte sie uns unablässig Lansats (schmeckt ein bisschen wie Lytschee) und dachte sich für Elick einen thailändischen Namen aus. Der klingt wie Somthal, wird aber vermutlich ganz anders geschrieben. Schließlich konnten wir uns loseisen, um unsere Schätze im Hotel zu verspeisen. Ein schöner Tag!
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