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  • Day 115

    Die Verfolgungsjagd

    July 2, 2023 in the United States ⋅ 🌙 19 °C

    Liebes Tagebuch. Der Tag begann so wie der Letzte geendet hatte. Mit Mücken. Die kleinen Blutsauger warteten nur darauf, dass wir unsere Zelte aufmachten. Also im Zelt die volle Rüstung anlegen und schonmal alles andere zusammenpacken, während die Kunden Schlange standen. Mit gemütlich Kaffee trinken war auch nichts. Schnell den Superkeks "Complete Cookie" unter das Mückennetz geschoben und dann los. Der Kaffe kam kalt aus der Flasche direkt durchs Netz. Dazu der liebliche Klang der Mücken: Bzzzzzzzzzzz. Wie ein Tinitus. Dazu war alles noch nass, gab es hier nicht nur Mücken sondern auch Kondensation satt. Das Zelt wog plötzlich das doppelte. Aber das war das kleinste Problem. Wir setzen uns in Bewegung und unsere treuen Fans folgten uns. Es war noch früh und recht kühl, aber sobald die Sonne raus kam wurde es ganz schön warm unter der Regenjacke und Windhose. Da half nur weiter gehen. Einfach nicht anhalten. Und das taten wir. Der Schwarm, der uns folgte wurde mal größer und wieder kleiner. Wir überquerten eine Straße und stiegen in ein Tal ab, durch das ein Bach floss. Ja und plötzlich waren die Mücken so gut wie verschwunden. Nur noch ein paar wenige waren übrig geblieben. Wir hatten sie angehängt und nutzen die Gunst der Stunde um eine ausgedehnte Pause zu machen. Ein Wanderer kam aus der anderen Richtung vorbei und deutete an, dass die bugs ja wohl really bad wären. Ja geh mal nen Stück weiter. Bevor er in sein Unglück schritt hatten wir noch eine gute Unterhaltung. Wenn man so wenig Menschen trifft wie in den letzten Tagen wird es wieder besonders und interessant. Während er sich ein paar Meter weiter aussaugen ließ genossen wir unsere Wraps. Happy Trails.
    Dann ging es ziemlich steil bergauf. Immer durch diesen riesigen tiefen alten dichten Wald. Allerdings steigt auch mit jedem Höhenmeter die Anzahl der Mücken um 1000%. Oben angekommen kann man durch die Bäume ein ganz kleines bischen von Mt. Adams sehen, der plötzlich ganz nah ist. Wir treffen auf eine kleine Wiese. An einem Baum hing eine Liste mit Nummern von Trail Angeln, die einen zwei Meilen weiter am Trail abholen und nach Trout Lake fahren. Ich rufe die erste Nummer an. Gerry geht dran und sagt, dass wir für die zwei Meilen ja noch 40 Minuten brauchen. Er wäre in 25 Minuten da. Ja gerne.
    Ja und als wir ankamen stand er da. Auf der Fahrt erzählte er uns alles was wir über den Ort wissen müssen: Essen, Wlan, Laundry, Bier, Camping undundund. Außerdem klärte er uns über ein Feuer auf, dass wohl gerade am Columbia River ausgebrochen sei. Na prima. Zwar keine direkte Bedrohung aber Straßen könnten gesperrt werden etc. Schon heftig mit den Feuern hier. Er setzte uns beim General Store ab, sowas wie der Mittelpunkt des Ortes. Dort gab es auch alles für PCT Hiker: Picknicktische, Strom, Infos. Wir trafen eine Wanderin und quatschten über den Trail und alles mögliche, während wir uns ein kaltes wohlverdientes Bier gönnten. Dann ging es zum Cafe zum Essen fassen. Burger. Auch wenn es wohl nicht der Beste auf dem Trail war, nach 6 Tagen wandern schmeckt jedes Essen ganz hervorragend.
    Dann stiefelten wir in den County Park zum Zeltplatz wo wir den Tag ausklingen ließen. Und das Beste: keine Mücken!!! Als die Sonne unterging kam dann noch der Vollmond hervor und wir sahen ihm zu wie er langsam am Himmel empor stieg. Was für ein schöner Abschluss für diese Etappe.

    Liebes Tagebuch. Obwohl wir heute fast nur durch den Wald gelaufen sind und von Mosquitos gejagt wurden war der Tag besonders. Es war Mariams letzter Tag auf dem Trail. Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen wie es ohne sie sein wird. In der ganzen Zeit waren wir nur zwei Tage von einander getrennt. Den Rest haben wir alles zusammen erlebt und durchgestanden. Jeden Tag Quatsch gemacht. Aber ich verstehe auch warum sie geht. Ich bin mir unsicher wie die Reise für mich weitergeht. Washington hat mich mit seinen tiefen Wäldern und schneebedeckten Bergen in den Bann gezogen. Dazu noch die ganzen Tiere. Es ist wild hier. Aber ich wäre so gut wie alleine. Im Süden könnte ich mit Crispy und Propeller und 100 andern Leuten durch Oregon wandern. Es ist nicht einfach eine Entscheidung zu treffen.
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