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  • Day 27

    Pavia

    October 3, 2020 in Italy ⋅ ☁️ 17 °C

    Pavia heißt unser heutiges Ziel und somit auch das letzte Ziel auf meiner Reise. Nach 27 Tagen steige ich heute abend, um 21:50 Uhr, zusammen mit meiner Mama, die mich die letzte Woche fleißig begleitet hat, in den Bus nach Frankfurt.
    Bis dahin haben wir aber noch ein bisschen was vor uns.
    Zunächst einmal müssen wir nach Pavia kommen und dieses liegt 23 Google Maps Kilometer von unserer Unterkunft entfernt.
    Wir stehen also klassisch um 7 Uhr auf, frühstücken um 8 und laufen um kurz vor 9 los.

    Das Wetter meint es gut mit uns, denn während es die komplette Nacht bis morgens durchgeregnet hat, hört der Regen gegen 8 Uhr auf. Als wir uns ab 9 Uhr einen Weg durch die Landschaft bahnen, kriegen wir nur noch einzelne Tropfen ab und gegen Mittag kommt sogar die Sonne raus. Das gute Wetter hat aber zwei Nachteile:
    Zum einen sind Pfützen, die gestern noch wie eine Spielwiese für mich waren, heute strengstens zu meidende Erzfeinde meiner inzwischen nahezu trockenen Schuhe. Und Pfützen gibt es nach 24 Stunden Regen viele.
    Zum anderen bedeutet Sonne, dass die Fliegen rauskommen. Egal, ob bei unserem Pause"versuch" in "Canarazzo", den wir wegen dem Fliegenbefall abbrechen mussten, oder auf der Wiese in Pavia, die Biester sind überall und machen ein entspanntes Verschnaufen unmöglich. Bild 6 wurde während dem Laufen auf der Landstraße geschossen und gibt einen Vorgeschmack, wie es stillliegend auf der Wiese war. Es muss an dem Wechsel von Regen zu Sonne liegen, denn ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte mal, binnen so kurzer Zeit, so viele Fliegen im Ohr (!) gehabt habe.

    Motiviert sind wir auf jeden Fall trotzdem, denn um kurz vor 12 haben wir bereits 15 Kilometer hinter uns.
    Ein Highlight, das ich auf dem Hinweg noch erwähnen möchte, ist ein Mann, der wegen uns anhielt und auf Englisch (!) fragte, ob bei uns alles in Ordnung sei und ob wir etwas bräuchten. Wir lehnten zwar dankbar ab, sind aber über diese Freundlichkeit sehr erstaunt und vor allem sehr dankbar. Lieber einmal zu oft fragen, als einmal zu wenig.
    Um 14 Uhr sind wir in Pavia. Hier legen wir uns erstmal zur Feier auf eine Wiese am "Ticino" (Bild 8) und genießen die Sonne. Das Vergnügen hält für eine halbe Stunde, bis ich schließlich abbrechen muss, wegen dem andauernden Fliegenbefall. Schwerfällig stehen wir auf und laufen in die Innenstadt Pavias. Auf dem Weg zum Touristenbüro flanieren wir durch eine gut gefüllte Einkaufsstraße und bewundern die vielen gut gekleideten Menschen. Selbst mir, der ich gewöhnlich nicht sehr auf Mode und die Kleidung andere achte, fällt auf, dass, egal welches Alter, die Menschen sich einfach stilvoller und experimentierfreudiger anziehen als in Deutschland. Pavia ist eine Universitätsstadt mit ca. 70000 Einwohnern und damit demographisch vergleichbar mit Marburg. Die Menschen in Marburg sehen definitiv nicht so aus. Normalerweise wäre es mir unangenehm so "underdressed" durch die Stadt zu laufen, doch der Pilgerlook ist ein ziemlich guter Joker, um nicht am stillen Wettstreit um das schönste Outfit teilnehmen zu müssen.
    Im Touristenbüro holen wir uns den letzten Stempel für unsere Reise ab. Unsere beiden Pilgerpässe nebeneinander sehen damit schon ziemlich beeindruckend aus (Bild 1) (rein objektiv betrachtet).
    Die Studentin, die im Touristenbüro arbeitet, empfiehlt uns zu der Einkaufsstraße, durch die wir gekommen sind, zurückzukehren, dort wären nämlich die einzigen Restaurants, die um 16 Uhr offen hätten. Wir stillen unseren Hunger mit einer Quiche und einem Stück Pizza und machen danach, was Pilger immer tun: Wir besichtigen Kirchen. Die erste ist ziemlich unspektakulär, aber die zweite ist nicht ohne. Dabei handelt es sich um den Dom Pavias, welcher, wie meine Mama fleißig recherchiert, die drittgrößte Kuppel in Italien beherbergt. Auch sonst ist er beeindruckend, aber langsam haben wir uns an Kirchen satt gesehen und verlassen den Dom baldig, um uns ein Eis zu holen.
    Im Eiscafe werden wir wieder von einer süßen Studentin bedient, die uns mit leckerem Pistazieneis und Eiskaffee verwöhnt. Hier füllen wir auch nochmal unsere Wasserflaschen auf und machen uns anschließend auf den Weg zum Bahnhof. Den Zug um 18 Uhr verpassen wir knapp und müssen auf den 19 Uhr Zug warten. Meine Mama fürchtet, dass wir zu spät kommen, weshalb wir in einen anderen, früheren Zug steigen, der uns an ein anderes Ende von Mailand befördert. Das ist kein Problem, denn aus einem Gespräch mit wiederum zwei anderen Studentinnen im Zug erfahre ich, wo wir rauskommen, mit welcher Metro wir wo hinfahren müssen und wie lange das dauert. Nicht lange danach sind wir am Busbahnhof Lampugnano. Die beiden Fahrten über eine Strecke von über 40 Kilometern haben uns übrigens jeweils 6 Euro (!!!) gekostet. Liebe Deutsche Bahn, bitte mitschreiben.

    Lampugnano ist wie die Südseite des Frankfurter Hauptbahnhofs vor 10 Jahren, im used look. Wir sind 1,5 Stunden vor unserem Bus da und wollen diese 1,5 Stunden nur sehr sehr ungerne hier verbringen. Deshalb benutzen wir unsere Metrotrickets nochmal, um runter an die Station zu kommen und dort am Gleis auf einer Bank zu warten (Bild 10). Ein heftiges Upgrade verglichen zu dem, was uns oben erwartet.
    Um 22:10 Uhr steigen wir schließlich in den leicht verspäteten Bus. Bin ich traurig, dass die Reise vorbei ist? Ein wenig. Wurde es langsam Zeit? Definitiv.
    Ich bin zu müde, um meine Gefühlswelten heute näher zu erörtern. Was ich aus meiner Reise mitnehme und ein generelles Follow-up plane ich morgen oder in den nächsten Tagen in einem separaten Footprint hochzuladen. Ob ich das wirklich in die Tat umsetze, erfahrt ihr dann. Gute Nacht 😴
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