• Tag 182: Jimsar

    September 8, 2023 in China ⋅ ⛅ 30 °C

    Der gestrige Tag war prägend!
    Auch eine entspannte Nacht hat unseren Wunsch, das Land zu verlassen, nicht gemindert. Wie würde es uns heute wieder ergehen? Würden wir wieder ewig aufgehalten werden? könnten wir dann in einem neuen Hotel bleiben oder müssten wir wieder weiter und immer weiter?
    Wir sind noch so erschöpft, dass wir uns dazu entscheiden bis in Grenznähe einen Bus zu nehmen. Wir hätten uns freilich nicht ohne Weiteres dazu entschlossen, doch auf der Strecke bis an die Grenze befinden sich keine Unterkünfte. Und da wir bisher nie auch nur die Möglichkeit gehabt hätten unser Zelt aufzubauen (dank polizeilicher Begleitung rund um die Uhr), wollen wir es auch hier nicht riskieren. Was wäre, wenn wir auch auf dieser Strecke verfolgt werden? Von anderen Fahrradfahrern haben wir schon gelesen, dass sie nachts aus dem Zelt geholt wurden und stundenlang weiter oder zurück fahren mussten. Und da 50 oder gar 80 km laut Polizei mit dem Rad ja mal locker bewältigt werden können, würde uns genau das wahrscheinlich blühen.
    Andere Fahrradfahrer haben beschrieben, dass sie in Unterführungen unter der Straße gezeltet haben. Selbst das wäre uns bei dieser Überwachung nicht möglich gewesen.
    Nein, es macht keinen Sinn mehr uns hier noch weiter zu Quälen. Die letzten Tage ist uns endgültig der Spaß vergangen!
    Wir gehen also zum Frühstücksbüfett, das äußerst nobel ist. Das genießen wir in vollen Zügen! Dann fahren wir mit den Rädern zum Busbahnhof, die Taschen lassen wir noch auf unserem Zimmer, da uns noch Zeit bis zum Auschecken bleibt.
    Am Busbahnhof angekommen erfahren wir, dass hier bis Montag kein Bus mehr in die von uns gewünscht Richtung fährt. Also erst in drei Tagen. Das ist uns zu lange.
    Ebenfalls am Busbahnhof stehen ein paar Taxifahrer zusammen. Wir kommen zu ihnen und sprechen sie auf unser Ziel an. Auf einer der Apps haben wir schon gesehen, was eine Fahrt im Taxi dorthin kostet. Wir zeigen ihm den Preis, er verlangt jedoch das Doppelte, da das Auto wegen der Räder größer sein muss. Allerdings haben wir bereits das größte Auto in der App ausgewählt und damit die Räder ja schon eingerechnet.
    Nach einigem Hin und Her einigen wir uns auf 1500 Yuan, also etwas weniger als 200 Euro. Eigentlich liegt das über unserem Budget, aber den Stress den wir dadurch umgehen ist es uns Wert.
    Mehrfach haben wir mit dem Taxifahrer das Ziel abgeklärt, den Namen genannt und es ihm auf der Karte gezeigt. Immer wieder bestätigt er es uns. "Ja, das ist wo ich euch hinbringen werde!", sagt er uns quasi mit seinem Nicken.
    Er wird uns morgen an unserem Hotel abholen und Lukas soll ihm nochmal (wir haben mit ihm unseren Kontakt bei WeChat ausgetauscht) die genaue Adresse schicken.
    Wir sind fast schon abfahrbereit, als ein paar Polizisten auf uns aufmerksam werden. Zwei Weiße mit Fahrrädern bei einer kleinen Gruppe an Menschen, sehr verdächtig! Sie wollen wissen, was genau wir machen. Wir erklären ihnen, dass wir mit dem Taxi an die Grenze fahren wollen. Sie unterhalten sich mit dem Taxifahrer und urplötzlich meint dieser, dass er keinen blassen Schimmer hätte, wo wir denn hin wollen würden. Wieder zeigen wir es auf der Karte und merken, dass weder die Taxifahrer noch die Polizisten auch nur das Geringste mit einer Karte anfangen können. Sie erkennen weder den Grenzort beim Namen, noch können sie ihren eigene Ort auf der Karte ausmachen. Schon mehrfach ist uns das hier im Land aufgefallen. Selbst Karten von Städten konnte bisher noch niemand hier lesen.
    Interessant ist auch, dass alle chinesischen Karten und sogar Apple Maps (solange es innerhalb von China genutzt wird) keine Straßen zur Grenze anzeigen. Nur wenn man sehr nahe heranzoomt und genau weiß, wo man hin will, wird man überhaupt fündig. Gut, dass wir vorher noch auf Mapsme alle Karten heruntergeladen haben, denn hier werden ganz deutlich die Straßen und Orte angezeigt.
    Als unser Taxifahrer also ein weitere Mal von uns erfährt, wo genau wir hin wollen, erhöht er kurzerhand den Preis um weitere 130 Euro. Das ist uns wahrlich zu viel! Gerade hat er uns noch mehrfach bestätigt, dass wir für den ausgemachten Preis an die exakt selbe Stelle gebracht werden, doch kaum stehen die Polizisten daneben, wird alles wieder kompliziert.
    Mittlerweile bin ich an meinem absoluten Tiefpunkt angelangt! Es fühlt sich so an, als würde es uns auch noch schwer gemacht aus dem Land heraus zu kommen.
    Die Frau vom Busbahnhof, die uns erklärt hatte, dass der Bus erst ab Montag nach Takeshiken fährt, kommt uns zu Hilfe. Sie meint, dass ab Qitai manchmal ein Bus in diese Richting fährt. Der Ort liegt 50 km weiter in die Richtung, in die wir sowieso müssen. Gut, das beruhigt uns etwas!
    Wir bedanken uns bei ihr und fahren dann zurück zum Hotel, nachdem wir noch etwas eingekauft haben. Dort essen wir und schauen noch einen Tatort über die Mediathek (die in China tatsächlich geht), um auf andere Gedanken zu kommen.
    Wieder geht ein Tag an uns vorbei, an dem unser Stresslevel erneut in die Höhe getrieben wurde!
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