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  • Day 41

    Nazca

    February 19, 2017 in Peru ⋅ ⛅ 28 °C

    Was für ein Monstertag mit hunderttausend neuen Eindrücken! Ich versuche mal vorne anzufangen: Frühstück gab es in unserem kleinen süßen Gästehaus, in dem wir alleine waren, um 8 Uhr. Verrückterweise gab es heute in der gesamten Stadt von 8-17 Uhr keinen Strom.. kein WLAN, kein Cappuccino, kein Milchshake, kein Ventilator.. Da merkt man mal was alles am Strom hängt. Aber zum Glück gibt es ja Generatoren. Diese wurden dann auf die Bürgersteige gestellt und erzeugten einen ungeheuerlichen Lärm. Unsere erste Station heute sollte der Aussichtsturm für die berühmten Nazca-Linien sein. Mit dem Bus ging es die 25km wieder zurück in Richtung Ica. Ein 11m hoher Turm ließ uns 3 Symbole begutachten - den Baum, die Hände und die Eidechse, durch deren Schwanz leider die Panamericana gebaut wurde... wir drücken es mal vorsichtig aus: schön es mal gesehen zu haben, aber ein 150$ Flug wäre es uns vermutlich nicht wert gewesen. Obwohl man so ja eigentlich erst das gesamte Ausmaß der Linien begreifen kann.. gut, wir waren mit dem Aussichtspunkt zufrieden und machten uns nach 15 Minuten gucken wieder auf den Weg nach Nazca und zu der nächsten Ausgrabung. Los Perdidos, das administrative Zentrum der Nazcakultur. Ein paar rekonstruierte Mauern und viele kaputte Lehmziegel. Ohne irgendwelche Erklärungen zu diesem Ort war es recht unspannend. Mit dem Taxi ging es dann zum Aquädukt. Nein, zu den Puquios, denn diese Wasserstraße der Nazca verläuft unterirdisch. Klar, wir sind hier wieder in der Wüste, es ist staubtrocken, hier wollten sich aber Menschen niederlassen, also musste Wasser her. Da es in den Anden ja genug regnet wurde prompt ein erdbebensicherer kanal von den Anden bis nach Nazca gebaut. Aber um die Felder zu bewässern muss man da ja irgendwie drankommen.. Also wurden Fenster angelegt die über Spiralen erreicht werden konnten. Den Rest unseres Tages verbrachten wir mit Raul, unser Privatguide, der mit uns die Ausgrabungsstätte Cahuachi und den Friedhof Chauchilla besuchen sollte. Raul ist so alt wie wir und sprach super Englisch. Wir unterhielten uns prächtig über die politische und soziale Situation in Peru, über Geschichte und Archäologie und über Beziehungen. Raul hat Archäologie studiert und beschäftigt sich vor allem mit den alten Kulturen Südamerikas, den Ägyptern und den Polynesiern und sieht überall Verbindungen. Es war total verrückt von ihm in die Nazcakultur eingeführt zu werden, während er Parallelen zu jeder anderen Kultur zog. Er war ein super guide, bei dem uns der Kopf rauchte von so vielen Informationen. Vermutlich haben wir 2/3 davon auch schon wieder vergessen. 200 v.Chr. bis 600 n.Chr. gab es hier eben diese Nazcakultur, die die Linien und Symbole in den Wüstensand "ritzten" und prächtige Heiligtümer errichteten. Eine primitive Kultur? Wohl kaum - Wasserleitungen zur Feldbewässerung, Zisternen, Vorratsbehälter, in denen 2000 Jahre alte Kartoffeln gefunden wurden, die immer noch essbar waren! Wissen über Astrologie, Mathematik, Physik und die Macht der Natur.. ein beeindruckendes Volk und durchaus mit den Ägyptern vergleichbar. Laut Raul reisten die Nazca auch und brachten den Ägyptern das mumifizieren bei... Mumien sahen wir einige bei unserem letzten Halt: dem Friedhof von Chauchilla. Etwa 500 Gräber, leider viele von Grabräubern zerstört und geplündert, auf einer riesen Fläche. Ein paar Gräber sind geöffnet und für Touristen anschaubar gemacht. In jedem Grab sitzt mindestens eine Mumie in Embryonalstellung, mit Tüchern und Seilen umwickelt und von Keramiken mit Grabbeigaben umgeben. Teilweise mumifizierte Kinder und Babys als Opfergaben.. immer in dem Glauben der Wiedergeburt getötet. Ein zunächst sehr gruseliges Bild, das aber schnell der Faszination weicht. Auf dem gesamten Gelände wurden die Gräber "geschändet", sodass im Sand Schädelteile, Haarsträhnen, Rippen und Oberschenkelknochen herumliegen. Und mal wieder führten wir eine ungläubige Diskussion darüber, warum die Regierung hier kein Geld hineinsteckt bzw Grabräubertum und den Schwarzmarkt verbietet und bestraft. Aber nein: "here is corruption everywhere - welcome to south america"
    Raul setzte uns 4 Stunden später an einem Restaurant ab - nur Frühstück war ein bisschen wenig.. Was für ein Tag! Morgen wird es nicht so spannend, denn es geht weiter nach Arequipa!
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