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- May 10, 2025, 3:00 PM
- 🌩️ 13 °C
- Altitude: 442 m
SpainBurlada/Burlata42°49’25” N 1°37’8” W
Tag 5 - Tag der Entscheidung

So, jetzt nicht wundern, aber jetzt kommt schon Tag fünf. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen den Eintrag immer erst einen Tag später zu schreiben, damit ich Luft habe wenn ich mal keine Lust habe. Das fühlt sich aber nicht gut an, deshalb ab heute praktisch live. Dafür vielleicht an manchen Tagen nichts.
Ausschlafen wie ein Profi
Zwölf Stunden Schlaf. Zwölf! Mein Körper hat sich bedankt – vermutlich mit einer kleinen Polonaise der Mitochondrien. Dank der 30 Kilometer gestern standen heute nur 15 auf dem Plan. Also: Zeit für Luxus. Duschen, Rucksack packen, entspannt zum Frühstück schlendern.
Gestern hatte mir der Hospitalero noch ganz genau erklärt, wo beim Frühstück was steht. Ich dachte noch: „Kann er mir das nicht morgen sagen?“ Nein, konnte er nicht. Denn heute war niemand da. Das Frühstückszimmer sah aus wie nach der Apokalypse. Alles leergefuttert. Ich ergatterte das letzte Toast von ganz unten – das, das keiner will – plus Erdbeerkonfitüre. Sonst nichts. Kein Kaffee, kein Saft, kein Wasser.
Pilgerfrühstück light.
Also wieder mal mit fast leerem Magen los. Laune: unterirdisch. Nach zwei Stunden überquere ich eine Brücke und stehe vor einer Pilgerbar. Drinnen spielen zwei Spanier Gitarre wie die Gipsy Kings auf Speed – das hebt meine Stimmung. Ich stelle mich an, niemand wartet auf mich, also alles entspannt. Und dann, an der Theke, treffe ich eine Entscheidung, die mein veganes Herz kurz aussetzen lässt (Lina, bitte jetzt nicht weiterlesen): Ich esse auf diesem Weg Eier. Genauer gesagt: Tortilla Española mit Zwiebeln. Das Nationalgericht der Spanier, ein Eier-Kartoffelkuchen, der hier wirklich überall zu haben ist. Dazu Kaffee und Wasser.
Die Bar wird voller und ich setze mich einfach auf eine kleine Bank und genieße meine Tortilla in Zeitlupe. Ich kriege nichts mehr mit von den schnäbbeligen US-Amerikanern um mich herum. Ich genieße einfach nur mein Essen. Ich hatte Angst, dass mein Magen rebelliert, aber nein – das war das Beste, was ich seit Tagen gegessen habe. Nach 45 Minuten Slow Food gehe ich weiter und – unglaublich, aber wahr – plötzlich fühlt sich vieles besser an. Klar, das Eiweiß ist noch nicht angekommen, aber mein Körper ruft: „Hömma, geht doch!“
So sehr ich meine vegane Ernährung liebe und schätze – auf dem Camino esse ich jetzt Eier. Basta. Mein Körper braucht das, und ich fühle mich gut mit dieser Entscheidung.
Schuhwerk & Blasen-Check: Alles richtig gemacht
Mir fällt auf: In jeder Bar sitzen Pilger, die ihre Füße verarzten, Blasen aufstechen, Pflaster wechseln. Ich? Nichts. Kein Muskelkater, keine Blasen, nix! Danke, Kieser Training. Und danke, KI (Lina, Augen rollen erlaubt), die mir nach stundenlangem Abwägen zu Trailrunning-Schuhen von Salomon geraten hat – eine Nummer größer, weil die Füße bei dieser Belastung abends immer anschwellen. Am Anfang kam ich mir mit Schuhgröße 48 vor wie ein Clown auf dem Weg zur Zirkusvorstellung, aber jetzt schwebe ich wie auf Wolken. Und: Die Schuhe sind extra nicht wasserdicht. Klingt komisch, macht aber Sinn – nasse Schuhe trocknen so viel schneller. Heute waren sie pitschnass, jetzt sind sie wieder trocken. Clever, oder? Auch mit wasserfesten Schuhen hätte ich heute feuchte Schuhe gehabt. Diese wären aber in den kommenden Tagen immer noch klamm gewesen. Denn: Wo schlecht Wasser rein geht, geht auch schlecht Wasser wieder raus.
Am Nachmittag kam ich wie ein nasser Pudel im Hotel an. Ich musste selbst meine Unterhose auswringen.
Fazit des Tages: Manchmal muss man Entscheidungen treffen und Kompromisse eingehen.
Mir geht’s gut damit.
Pilgern ist wie das Leben: Entscheidungen treffen, Kompromisse machen, weitermachen.
Buen Camino – und danke, Tortilla!
P.S.: Lina, das erste Video ist nur für dich. Schau es dir mit Ton an.Read more
Traveler
😂😂😂
Traveler Gute Entscheidung 😘
Traveler
Die ist aber wirklich absolut nicht genormt🙄