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- May 12, 2025, 3:30pm
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 435 m
SpainEstella-Lizarra42°40’19” N 2°1’53” W
Tag 6 – wie getz, schwarze Pisten?

Tag 6 – wie getz, das waren schwarze Pisten???
Morgendämmerung, Minimalismus
6:30 Uhr. Der Wecker klingelt, ich wache auf wie ein Toast aus dem Toaster springt: leicht angekokelt, aber bereit fürs nächste Abenteuer. Rucksack packen – das übliche Tetris für Fortgeschrittene. Meine Energiereserven? Komplett im roten Bereich. Also: Supermarkt. Die vegane Ausbeute dort war so übersichtlich wie die Auswahl an guten Witzen bei der Jahreshauptversammlung der Steuerberater. Aber hey: Ein Brot, drei Liter Wasser, zwei Äpfel und meine Avocado vom Vortag. Das reicht. Not macht erfinderisch – und pilgern macht genügsam.
Brücken, Berge, Beißreflex
Der Weg raus aus Puente La Reina: malerisch. Schon wieder eine Brücke! Ich hätte von Anfang an zählen sollen – vermutlich komme ich am Ende auf mehr Brücken als Pilgerblasen. Hinter der Brücke: Felder, Grün, und – Überraschung – mein erster Berg des Tages. Kürzer als die anderen, aber steiler als mein Ehrgeiz, heute weniger als 20 Kilometer zu laufen. Mein Trick: Zehn Schritte gehen, stehen bleiben, Hohlkreuz machen, weitergehen. Pilgern für Fortgeschrittene mit eingebautem Fitnessprogramm.
Taylor Swift als Pilgerpatin
Plötzlich merke ich, dass ich tatsächlich sowas wie gute Laune habe. Ich bin allein, AirPods in den Ohren, und singe lauthals „All too well“ von Taylor Swift. Wer mich hört, denkt vermutlich: „Der Deutsche hat zu viel Sonne abbekommen.“ Egal! Musik hilft, auch wenn der Nacken immer steifer wird und ich innerlich verhandle, ob zehn Kilometer nicht auch reichen würden. Aber heute ist alles ein bisschen leichter. Vielleicht, weil ich endlich mal die Landschaft wahrnehme: Hügel, reizende Dörfer, freundliche Menschen. Ich liebe das. Ehrlich.
Irgendwann ein Schild: Noch acht Kilometer bis zum Ziel. Eine Frau, um die 40, grüßt mich, wir kommen auf Englisch ins Gespräch. Nach einigen Minuten fragt sie: „Where do you come from?“ – „I am German.“ – „Ja, dann können wir auch Deutsch reden.“ Wir lachen beide. Ihr Name: Ivonne. Oder Isabel. Sorry, Namensgedächtnis wie ein Sieb. Sie ist die erste Deutsche, die ich auf dem Camino treffe – und ich bin’s für sie auch. Gemeinsam laufen wir die restlichen acht Kilometer. Sie erklärt mir das Camino-Pisten-Farbensystem: Schwarz = extrem, Rot = schwierig, Blau = machbar. Bis gestern waren alle schwarz, heute war rot, morgen ist blau. Ich wollte eigentlich kürzer treten, aber jetzt denke ich: Blau? Machbar! Optimismus, powered by Wanderbekanntschaft.
Angekommen in Estella. Typischer Camino-Ort: Hostels, Bars, alles einfach, alles herzlich. Mein Hostel funktioniert kontaktlos – was super klingt, aber erst mal bedeutet: Ich stehe zehn Minuten wie ein digitaler Neandertaler vor der Tür, weil der Code nicht funktioniert. Am Ende klappt’s doch. Klassiker: 30 Minuten aufs Bett legen und an die Decke starren, dann duschen, umziehen, durch den Ort schlendern. Estella ist wirklich schön. Noch ein bisschen Abendessen, dann falle ich ins Bett wie ein nasser Wanderschuh in die Ecke.
Fazit des Tages
Weniger Drama, mehr Freude. Neue Bekanntschaften, steile Berge, gute Musik und ein bisschen mehr Leichtigkeit. Und: Ich kann jetzt „Avocado“ auf Spanisch sagen: Aguacate
Buen CaminoRead more
Traveler Sehr schöne Bilder
Traveler ….es wird Buenas noches! Amigo
Traveler
Ein Turnbeutel-Pilger.