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- Oct 23, 2024, 8:21 AM
- ⛅ 27 °C
- Altitude: Sea level
GambiaNorth BankJufurehFort James Island13°18’37” N 16°21’27” W
Tag 55, 117 Km/ 10015 Km

Nach einer herzlichen Verabschiedung von Rose geht es am Morgen los in Richtung Gambia, die Grenze erreichen wir nach guten 2 Stunden. Am Grenzposten auf der senegalesischen Seite beginnt unmittelbar das Chaos. Händler, Polizei, Militär und Reisende vermischen sich in diesem Chaos, noch während der Fahrt wird rundum an Heiners Scheiben geschlagen. Ich ignoriere alle und jeden, auch den Polizisten der mir sagt, ich solle ihm ein Geschenk geben, wenn ich mit allem fertig bin. Es geht ins erste Büro der Zollabfertigung, wo das Carnet de Passage kurz gesichtet wird. Anschließend geht's weiter ins zweite Büro, wo unsere Passdaten in ein Buch geschrieben und der Pass gestempelt wird. Immer wieder werde ich von allen Seiten angesprochen, Geld zu wechseln oder eine SIM-Karte zu kaufen. Der Kurs ist schlecht, ungefähr 20% unter der offiziellen Rate. Nach kurzer Diskussion gehen sie auf mein Angebot der Wechselrate nicht ein, also geht es erstmal ohne Dalasi, der Wärung von Gambia weiter. Ein Polizist hält uns an, fragt mich, ob ich alle Stempel habe. "Nur mein Pass wurde gestempelt, reicht das?" frage ich. "Keine Ahnung, fahr einfach weiter" antwortet er. Auf der gambischen Seite ist es noch etwas chaotischer. Ein Uniformierter hält mein Auto an, zeigt mir den Weg zum Zoll. Ich steige aus, er macht keine Anstalten irgendetwas zu tun, also gehe ich in das Büro, auf welches er gezeigt hat. Plötzlich brüllt er mit hinterher: "Wieso hast du dich von deinem Auto entfernt? Komm zurück!" Er ist sauer, ist er seiner Pflicht noch nicht nachgekommen, das Auto zu inspizieren. Ich öffne die Hecktür, er guckt in ein paar Schränke und lässt mich dann, ohne nach Medikamenten zu fragen, endlich in das zuvor beschriebenen Büro gehen. Im Büro sitzen zwei Damen in Uniform, eine säugt gerade ein Baby an ihrer Brust. Auch eine Zelle ist hier, in der jemand eingesperrt darin steht. Carnet de Passage wird gestempelt, die Passdaten in ein zweites Buch eingetragen. Wir plaudern kurz über Fußball und über das 5:2 von Real Madrid gegen Borussia Dortmund, im Anschluss geht's weiter ins letzte Büro zur Passkontrolle. Auch hier werden nun zum dritten Mal alle Daten unfreundlich in ein Buch geschrieben und der Pass gestempelt. Als dann endlich alles erledigt ist, wird der Beamte wie auf Knopfdruck freundlich, spricht sogar ein paar Worte deutsch. Ich verscheuche die Personen, die sich mittlerweile an das Auto gelehnt haben und will gerade los, als der Geldwechsler vom Anfang wieder zu mir kommt. Er akzeptiert meine Rate. Ich kaufe direkt auch eine SIM-Karte.
Es geht im Anschluss weiter zu einem Camp kurz hinter der Grenze. Das einzige, was das Camp von einem normalen afrikanischen Dorf unterscheidet, ist dass mit Spraydosen "Camp" auf eine der Wände geschrieben wurde. Wir dürfen im "Camp" direkt zwischen den Wohnhäusern übernachten, essen gemeinsam mit der Familie zu Mittag. Ich frage den Sohn der Familie, ob wir am Nachmittag die nahegelegene James-Insel besichtigen können. Seine Freunde haben ein Boot, "die Insel ist eine Stunde entfernt, wir sind in 2.5 Stunden wieder zurück" sagt er. Klingt toll, denke ich noch zu diesem Zeitpunkt.
Wir essen mit der Familie zu Mittag und starten im Anschluss. Das der Ausflug heftig sein wird, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das Boot ist eine kleine Piroge mit einem winzigen Motor, der es schafft die Piroge mit 12 Km/h fortzubewegen. Die Insel ist 35 Kilometer Luftlinie entfernt. Es gibt kein Dach, keinen Schatten und keine Schwimmwesten. Wir fahren rund zwei Stunden geradeaus und obwohl wir auf einem Fluss fahren ist stellenweise das Ufer beidseitig kaum mehr zu sehen, als der Motor plötzlich stottert und keine Leistung mehr hat. Zu viert versucht man in der prallen Sonne den Motor zu reparieren. Es gibt keine Ruder, keinen Ersatzmotor, keine Ersatzteile. Die Reparatur besteht darin, den Motor auszuschalten und wieder einzuschalten, dazwischen Vollgas. Als nach 45 Minuten der Motor nach dem 20. Neustart auf einmal wieder läuft, feiern sich die Herren erst einmal selber. "Wir könnten mit dem Boot bis nach Europa fahren" ruft einer...ganz bestimmt...Die Fahrt geht weiter, auch wenn ich jetzt sicher bin, vor Einbruch der Dunkelheit nicht zurück zu sein. Nach 4.5 Stunden erreichen wir die Insel, als 300 Meter vorher der Motor wieder zu stottern beginnt. Wir besichtigen die Insel, die Herren reparieren erneut den Motor. Als wir von der Insel starten, geht die Sonne unter, 30 Minuten später ist es stockdunkel. So richtig wissen, wie die 4 Herren den Weg zurück finden tue ich nicht. Ich drücke die Daumen, dass der Motor durchhält. In der Dunkelheit springen immer wieder Fische ins Boot, die ich zurück ins Meer werfe, mindestens 10 Stück. Die Rückfahrt dauert knappe 3 Stunden, als wir kurz vor dem Ziel auf eine Sandbank auflaufen. Das Wasser ist hüfthoch und wir müssen zum Ufer laufen. Ich ziehe die Schuhe aus, der dreckigen Hose schadet Wasser nicht und wir laufen in der Dunkelheit bis ans Ufer.
Am späten Abend gibt es ein gemeinsames Abendessen mit der Familie. Spaghetti mit Fisch und Pommes, das vielleicht beste Essen der gesamten Reise. Wir sitzen mit den anderen zusammen um das Essen und dürfen sogar eine Gabel benutzen während alle anderen mit den Fingern essen. Das Camp schlägt nicht nur beim Essen, sondern auch in Punkto Authentizität alles bisher auf dieser Reise da gewesen.
Was für ein erster erlebnisreicher Tag in Gambia.Read more
Traveler Ach herjeh mine
Mia and Willy on Tour Ich freue mich schon darauf 🙈