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  • Day 3

    Gefangen im Niemandsland

    May 16, 2017 in Poland ⋅ 🌙 5 °C

    Schon beim Frühstück war die Anspannung zu spüren: Heute soll es das erste Mal nach Russland gehen, genauer nach Kaliningrad.
    Wir fuhren über eine Pontonbrücke - sehr wackelige Angelegenheit. Kurz danach brachte uns eine eher ungewöhnliche Fähre über die Weichsel. Sie bestand aus einem Leichter, der an einem Stahlseil befestigt war und von einem Boot jeweils seitlich an's andere Ufer geschoben wurde.
    Einen Motor an das Seil ranzuprökeln wäre wahrscheinlich zu einfach gewesen.

    An der Grenze verabschieden wir Jens, der zurück nach Berlin fährt und sich schon wahnsinnig auf sein Wellness-Schlosshotel als nächstes Etappenziel freut.
    Mario und ich haben dann den Grenzübertritt in Angriff genommen. Die Ausreise hat auf polnischer Seite 3 Stationen: Schrankenbediener, Pass- und Fahrzeugschein, Passkontrolle.
    Als nächste Station dann schon die Russische Pass- und Visa-Kontrolle. Hat zwar in Summe nur 15 Minuten gedauert - aber Effizienz geht anders.
    An eben dieser letzten Station fällt auf, das Marios Visum erst ab morgen gültig ist. Betroffene Gesichter aller Orten.
    Die Grenzbeamtin hatte auch sichtlich Mitleid mit uns - eine telefonische Nachfrage bei der nächsten Station ergab aber keine positiven Nachrichten für uns.
    Dann eben wieder zurück.

    Das war schwieriger als gedacht, denn der Einreisebereich war vom Ausreisebereich baulich getrennt. Das Schiebetor, welches eine Rückkehr ermöglicht hätte, lies sich nicht öffnen. Sie drückte wie wild auf die Fernbedienung, der herbeigerufene Kollege versuchte es dann mit schieben, drücken und einem Tritt gegen den Kasten, der die Elektrik beinhaltete. Beides führte nicht zum Erfolg.
    Schließlich sind wir durch eine Art Gartentor auf die andere Seite gelangt.
    Dort durften wir uns in die Schlange der nach Polen einreisenden Fahrzeuge einreihen und knapp 1,5 Stunden in der Sonne brüten. Immerhin haben wir so genügend Zeit, einen Plan B zu schmieden: Irgendwo übernachten und am nächsten Tag nach Königsberg oder durch die Masuren nach Litauen.

    Wir entscheiden uns für's Weiterfahren bis nach Suwalki. Angesichts der schönen Landschaft, die durch die tief stehende Sonne in ein wunderbares Licht getaucht wurde, nicht die schlechteste Wahl.

    Randnotiz: die Polen überholen in jeder (un)möglichen Situation - ist quasi Volkssport. Stopp-Schilder werden wiederum sehr ernst genommen, selbst wenn sie am Bahnübergang einer stillgelegten Strecke stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort von einem Zug überrascht wird, dürfte ungleich geringer sein, als das Auto im Gegenverkehr hinter einener Kuppe oder Kurve. Andere Länder, andere Prioritäten.
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