Satellite
Show on map
  • Day 18

    Das stille Volk

    May 31, 2017 in Finland ⋅ 🌧 23 °C

    Um halb 8 aufstehen! Ich mache das nicht freiwillig, sondern weil es wegen Bauarbeiten ab 8 nur noch kaltes Wasser geben soll. Wie sich später herausstellt, war das nur ein billiger Trick, um alle rechtzeitig zum Frühstück zu treiben - die Bauarbeiter auf der Straße sind vermutlich Statisten. Um 9 Uhr gab es jedenfalls immer noch warmes Wasser. Da standen wir aber schon dick angezogen (3 Paar Socken!) fertig zur Abreise. Eine kluge Entscheidung, denn auf den nun folgenden 290 Kilometern kommen wir an genau einer Tankstelle und damit Aufwärmmöglichkeit vorbei. Sonst kein Ort, nix. Nur Regen und 3 Grad. Diese Weitläufigkeit und Einsamkeit ist schwer zu beschreiben - das muss man selbst erleben. Bei dem widrigen Wetter blieben selbst die finnischen Mücken zu Hause. Das Mücken-Spray werden wir wohl erst in Schweden brauchen.

    Die BMW-Handschuhe funktionieren übrigens super und sehen sogar noch ganz passabel aus. Vielleicht sollten die lieber Kleidung statt Motorräder produzieren. Und weil es so schön passt, ist kurz vor unserem Tagesziel die Birne von Marios Scheinwerfer durch. Er hat damit schon gerechnet, und sich gefreut, dass sie so lang durchgehalten hat.
    Ich sage dazu nichts...

    Zeit für "Die Finnen - Teil 3": Hier kann man wirklich immer und überall mit Karte zahlen. Und es ist deutlich schneller als die Bezahlung mit Bargeld. Nach ca. 10 Sekunden hat man Beleg und Karte wieder in der Hand. Bei uns wird in der dieser Zeit die Brieftaube zur Deckungsabfrage losgeschickt.
    In Restaurants und Cafés ist es allerdings ein wenig unkomfortabler. Hier wird man nur am Platz bedient, wenn man etwas isst - dafür wird auch kein Trinkgeld erwartet.

    Die einzige Sehenswürdigkeit heute ist "Das stille Volk". Mehr als 1.000 Vogelscheuchen stehen auf einem sumpfigen Feld und sind (wie in Finnland üblich) sehr idividuell gekleidet. Dahinter steht übrigens explizit keine Aussage - es soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen, so der Künstler. Die Finnen können damit aber nicht gemeint sein, denke ich mir.

    Kurz nachdem wir weitergefahren sind, bekommt Mario einen kleinen Schreck, als sich ein vermeintlicher Fels direkt neben ihm bei voller Fahrt bewegt. Es war ein Rentier, was sich optisch hervorragend in die aus Felsen, Mooren, Moosflechten, Kiefern und Birken bestehende Landschaft einfügt. Zum Glück sind das Zuchttiere und damit an den Menschen und Fahrzeuge gewöhnt.

    Die nette Eigentümerin des Campigplatzes, auf dem wir heute übernachten möchten, sagt uns, dass Zelten noch nicht möglich ist, weil die Wasserleitungen zum Servicegebäude noch eingefroren sind. Das haben wir eh nicht vor. Wir möchten eine Hütte. Vollaustattung mit Kamin und Sauna für 70€ ist ganz nach unserem Geschmack.
    Im einzigen Laden des "Ortes", der Rezeption unseres Platzes, versorgen wir uns noch mit Abendessen und Frühstück. Dann werden die Sauna und der Kamin angeheizt und dem Schneetreiben draußen zugeschaut.
    Read more