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  • Day 452

    Kajgardan

    October 1, 2023 in Afghanistan ⋅ ⛅ 14 °C

    Schlecht geschlafen wegen den vielen vorbeifahrenden LKWs . Diese fahren heute und morgen in meiner entgegengesetzten Richtung. Es kamen mir hunderte entgegen. Oft musste ich warten, weil die Straße zu eng und die totale Katastrophe ist. Meine geplante Strecke konnte ich nur bis zur Hälfte fahren. Hatte halb drei am Nachmittag gerade mal 40 km geschafft. Im Dorf ist ein Bazar und es gibt sogenannte „Hotels“. Die nächste Ortschaft ist 35 km entfernt und ich mag nicht in die Dunkelheit kommen. Dazwischen ist angeblich nichts.
    Privatsphäre ist in Afghanistan schwer zu bekommen. Sofort wurde ich von allen möglichen Leuten befragt und belagert. Auch beim Essen setzen sie sich einfach dazu und haben kein Verständnis, wenn man mal seine Ruhe haben möchte.
    Aber sie sind sehr Gastfreundschaftlich und wirklich sehr nett. Heute unterwegs ging das Essen aufs Haus. Hier im so genannten Hotel hat mich am Nachmittag ein anderer Gast zum Essen eingeladen. Unterwegs gab’s mal Obst von einem LKW Fahrer. Den Einkauf am Nachmittag hat mir der Mann aus dem Hotel bezahlt, der mir den Weg zum Friseur gezeigt hat und dort gewartet hat bis ich fertig war. Dort ist die Dusche und das hatte ich heute dringend nötig. Da der Friseur auf 100 Afgani 50 nicht rausgeben konnte, wurden mir gleich noch die Haare geschnitten. (Umrechnung ist 77 Afgani / 1 US Dollar).
    Am Abend kam noch die Taliban zur Befragung. Was ich hier mache? Wieso, weshalb, warum: mit dem Fahrrad, was ich über Afganistan denke. Welche Meinung ich über die Taliban habe usw… ob ich mir vorstellen kann mal in Afganistan zu leben, ob Polizisten in Deutschland Pistolen tragen und warum. Ob ich verheiratet bin, Freundinnen hatte... Warum Afganistan niemand hilft usw.. die Fragen zum Teil kindlich naiv.
    Vermutlich kommen hier sonst keine Touristen vorbei.
    Anschließend gemeinsames Essen mit dem ortsansässigen Arzt als Dolmetscher und dem Talibanchef. Scheinbar herrschte Zufriedenheit über das Gespräch. Der wirklich schwer bewaffnete Leibwächter hat auf der anderen Seite des Restaurants gegessen. Mein Gegenüber hatte ziemlich viel Munition dabei. Solche Anblicke sind gewöhnungsbedürftig. Auch heute Nachmittag beim Friseur war ein schwer bewaffneter Mann anwesend.
    Die Übernachtung hier im sogenannten Hotel ist kostenlos.
    Es schlafen noch vier Knaben hier, die sich anscheinend als Tagelöhner verdienen.
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