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  • Day 37

    Koh Chang

    January 21, 2019 in Thailand ⋅ 30 °C

    Was in unserer Gesellschaft erst in den letzten Jahren zunehmend und gegenwärtig durch die bei uns herrschende Tendenz zur Überregulierung auf absurde Spitzen getrieben worden ist, ist in der hiesigen Gesellschaft seit jeher schon akzeptierte Realität: das dritte Geschlecht. Transgender veranlagte Menschen werden hier als Kathoeys bezeichnet.
    Kathoey (auch Katoey oder Katoy) ist eine in Thailand und Laos übliche Kategorie für Transgender. Der Begriff (ein Lehnwort aus dem Khmer ins Thailändische, das ursprünglich Zwitter bezeichnete) hat keine genaue Entsprechung in anderen Sprachen, sodass alle Versuche, ihn zu übersetzen, an unterschiedlichen Begriffsinhalten der jeweiligen anderssprachigen Begriffe scheitern.
    Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war in der thailändischen Gesellschaft eine dreipolige Geschlechtereinteilung in männlich, weiblich und kathoey (‚Zwitter‘) verbreitet. Auch in einigen buddhistischen Ursprungsmythen werden drei originäre Geschlechter genannt. Kathoey konnte alle möglichen Formen der Abweichung von der männlichen beziehungsweise weiblichen Norm bezeichnen, sei es aufgrund körperlicher Abweichung oder Funktionsstörung (Intersexualität, Potenzstörungen, Sterilität) oder gelebtem Geschlechtsrollenverhalten. Erst in den 1950er-Jahren hielt eine westlich beeinflusste, von Biomedizin geprägte Sicht auf Geschlechterkategorien Einzug. In der Folgezeit begann eine Differenzierung zwischen Intersexuellen, männlichen und weiblichen Homosexuellen und Kathoey im heutigen Sinne, die sich in den 1970er-Jahren durchsetzte.
    Verglichen mit westlichen Gesellschaften, wo Transgender und Transsexuelle erst seit relativ kurzer Zeit sichtbar sind und ihre Rechte einfordern, sind in Thailand die Kathoeys wesentlich sichtbarer und akzeptierter. Dies wird häufig auf die buddhistische Kultur zurückgeführt. Nach der Karmalehre haben Kathoey ihre Andersartigkeit infolge ihrer Handlungen in früheren Leben. Ihr Verhalten soll ihnen nicht vorgeworfen werden, da es ihnen eben bestimmt ist, so zu leben. Sie sollen eher bedauert als verspottet werden.
    Dennoch gibt es in Thailand bisher keine gesetzliche Anerkennung von Kathoeys, also keine juristische Möglichkeit der Änderung des einmal in den Identitätspapieren verzeichneten Geschlechts (zur rechtlichen Situation in Deutschland vergleiche Transsexuellengesetz). Bei der Musterung wurden Kathoey bis 2012 wegen Geisteskrankheit oder Psychose ausgemustert. Das konnte gravierende Folgen haben, weil (rechtliche) Männer das Formular über ihren Wehrdienststatus bei der Arbeitsaufnahme oder Zulassung zu einer Hochschule vorweisen müssen. Erst seit 2012 kann infolge einer Gerichtsentscheidung eine Abweichung vom Geburtsgeschlecht eingetragen werden.
    Kathoeys sind häufig im Unterhaltungsgewerbe und insbesondere auch im Rotlichtmilieu anzutreffen, auch weil es meist außerordentlich schwierig ist, eine andere Beschäftigung zu finden. Die Suizidrate ist unter Kathoeys signifikant höher als in der übrigen Bevölkerung.
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