Satellite
Show on map
  • Day 3

    Kurze Erkundung Hildesheims 3

    September 3, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 22 °C

    Vom Dom aus machten wir uns zu Fuß weiter auf den Weg und stießen am Beginn der Fußgängerzone auf das Standbild des HUCKUPS, des Huckaufs, der einem Apfeldieb nächtens auflauert und belastend auf den Rücken springt. Er soll wohl das schlechte Gewissen des Diebs präsentieren. Die Inschrift auf dem Sockel lautet:

    Junge, lat dei Appels stahn,
    süs packet deck dei Huckup an.
    Dei Huckup is en starken Wicht,
    hölt mit dei Steihldeifs bös' Gericht!

    Am historischen Marktplatz Hildesheims findet man nun eine Reihe bemerkenswerter (Zunft)Häuser. An der Südseite fällt zuerst das WEDEKIND- oder STORREHAUS ins Auge, ein Fachwerkbau der Renaissance.

    Das Original des Wedekindhauses wurde 1598 am Marktplatz an prominenter Stelle schräg gegenüber dem Rathaus von dem Kaufmann Hans Storre († 1610) als Wohn- und Geschäftshaus errichtet. Storre stammte aus der Hildesheimer Patrizierfamilie Storre. Als Hausname setzte sich jedoch weitgehend nicht der Name des Erbauers, sondern der seines Nacheigentümers Wedekind durch. 1900 fand eine grundlegende Renovierung statt, dann waren städtische Büroräume im Haus untergebracht, danach Geschäftsräume der Sparkasse.

    Der Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 führte zu einer Totalzerstörung des Hauses. In der frühen Nachkriegszeit entstand zunächst 1950 ein Sparkassenbau nach Entwurf des Göttinger Architekten Diez Brandi. Dieser schlichte Neubau wich 1983 im Zuge der Gesamtrekonstruktion des historischen Marktplatzes dem 1984 bis 1986 entstandenen zweiten Nachkriegs-Neubau. Hierbei wurde die Fassade des Wedekindhauses weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Dasselbe Rekonstruktionsprinzip galt für die Fassaden der sich rechts, d. h. westlich anschließenden Frontseiten des Lüntzelhauses und des Rolandstifts. Hinter der Fassadenfront dieser drei Häuser verbirgt sich der zusammenhängende Neubau des Hauptsitzes der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine.

    Die zum Marktplatz zeigende viergeschossig auskragende Hauptfassade des rekonstruierten Wedekindhauses trägt ein traufenständiges Satteldach und ist durch ein mächtiges Dach-Zwerchhaus in der Mitte sowie zwei flankierende Ausluchten mit niedrigeren Giebeln gegliedert, so dass sich eine reizvolle Dreigiebelfront ergibt. Die rekonstruierte Fachwerkfassade aus Eichenholz ist in den Brüstungsfeldern reich mit Schnitzereien geschmückt, die Tugenden, Laster und freien Künste symbolisieren.

    Östlich neben dem Wedekindhaus, von diesem nur durch die schmale Judengasse getrennt, befindet sich das TEMPELHAUS. Das Tempelhaus (vor allem in älterer Literatur auch als Tempelherrenhaus bezeichnet) ist ein gotisches Patrizierhaus an der Südseite des Marktplatzes, das um 1350 erbaut wurde. Im 16. Jahrhundert ging das Wohnhaus in die Hände der Familie von Harlessem über, die lange das Bürgermeisteramt im Hildesheim innehatte. Über der Spitze des Türbogens sieht man neben den Doppelsparren in den Wappen dieser Familie die Monogramme "R.v.H." und E.v.H.", die wohl auf eines von zwei Brüderpaaren, Roleff und Eggert von Harlessem, hindeuten, die im Jahrhundert des Erwerbs das Haus besaßen.

    Der 1591 geschaffene Renaissance-Erker, der in seinen Brüstungsfeldern neben weiteren Wappen der Familie von Harlessem auch vier zum Teil ergänzte Reliefs aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt, gilt als Meisterwerk der Steinmetzkunst. Bis 1805 blieb das Haus bei dieser Familie.
    Der verheerende Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 zerstörte am Marktplatz der Altstadt fast alle Bauwerke. Übrig blieben neben dem Marktbrunnen Teile des Rathauses und des Tempelhauses, dessen Fassade mit den zwei aufgesetzten Türmchen und dem Erker weitgehend unbeschädigt blieb. Das Tempelhaus wurde bereits 1952 wieder aufgebaut.

    Unklar ist, woher der Name „Tempelhaus“ rührt. Populär, aber wohl kaum zutreffend ist die Herleitung, dass an dieser Stelle die erste Synagoge Hildesheims gestanden haben soll. Dafür wurde angeführt, dass sich zwischen dem Tempelhaus und dem Wedekindhaus der Eingang in die Judenstraße befindet. Nach neuerer Auffassung soll der Name auf eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Bemalung der Giebelfront des bis dahin Harlessem-Haus genannten Gebäudes zurückgehen, die zwei aufeinander zu reitende Turnierritter zeigte, die die Bevölkerung mit dem Templerorden (Templer) assoziierte.

    Der archäologische Befund ist in seiner Deutung ebenfalls umstritten: Während einige Reste einer Mikwe (jüdisches Ritualbad) unter dem Tempelhaus als nachgewiesen ansehen, halten andere ein solches Bad im Keller des Gebäudes für „technisch nicht möglich“.

    Gegenüber des Rathauses auf der Westseite des Marktes schließen das KNOCHENHAUERAMTSHAUS und das daneben liegende BÄCKERAMTSHAUS den Platz ab.

    Das ursprünglich im Jahr 1529 gebaute und 1986–1989 rekonstruierte Knochenhaueramtshaus ist das bekannteste Fachwerkhaus Hildesheims. Es war das Gildehaus der Fleischer (Knochenhauer). Die frühe Baugeschichte seit dem 16. Jahrhundert ist wenig erforscht.

    In der ursprünglichen Nutzung wurden neben dem Verkaufsraum die Kellergewölbe als Lagerraum verwendet. Im ersten Stock wurden Sitzungen der Gilde abgehalten, und in den weiteren Obergeschossen waren Vorratsräume sowie Wohnungen untergebracht. Weit überregionale Bedeutung erlangte das Knochenhaueramtshaus erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit der denkmalpflegerischen Wiederentdeckung des Fachwerks. Das Renaissance-Fachwerkgebäude mit seiner repräsentativen, 26 Meter hochaufragenden Schmuckfassade galt den Hildesheimern – unter Berufung auf eine Bemerkung von Eugène Viollet-le-Duc – als „das schönste Fachwerkhaus der Welt“.

    1853 erwarb die Stadt das Gebäude und ließ 1853–1854 eine umfassende Instandsetzung unter Leitung des Stadtbaumeisters Carl Schütte durchführen. Diese erste Wiederherstellung ließ das Knochenhaueramtshaus überregional bekannt werden und war Ausgangspunkt zahlreicher Untersuchungen und Beschreibungen.

    Erstmals wurde das Gebäude bei einem Brand am 1. August 1884 stark beschädigt, wobei das Dach und große Teile des Schmuckgiebels abbrannten. Die beim Wiederaufbau von 1884–1885 angefertigten Bildschnitzereien entstanden auf der Basis zuvor erfolgter genauer Fotografien und Gipsabgüsse der Ornamente. 1912 zog der Hildesheimer Kunstgewerbeverein in das Knochenhaueramtshaus, das zu diesem Zweck zu einem „Kunstgewerbehaus“-Museum und im Innern zu einer großen Halle umgebaut wurde.

    Der schwerste Einschnitt in die Baugeschichte des Knochenhaueramtshauses war die vollständige Zerstörung am 22. März 1945 beim Luftangriff auf Hildesheim von britischen und kanadischen Luftstreitkräften im Zweiten Weltkrieg. Obwohl es selbst nicht von Bomben getroffen worden war, wurde es von dem Brand erfasst, der nahezu die gesamte Innenstadt vernichtete.

    Im Jahr 1962 entstand nach einem Entwurf von Dieter Oesterlen im Sinne eines „gebundenen Kontrastes“ von Alt und Neu an der Stelle des Knochenhaueramtshauses das siebengeschossige Hotel Rose mit angeschlossenem niedrigen Büroriegel in Stahlbetonskelettkonstruktion.

    Allerdings galt das verlorene Haus vielen Hildesheimern weiterhin als das Symbol Alt-Hildesheims schlechthin, und so blieb der Wunsch nach seiner Wiederherstellung lebendig. Die Chance dazu bot sich in den 1980er Jahren, als das Hotel Rose in Konkurs ging. Im selben Zeitraum plante auch die Hildesheimer Stadtsparkasse einen Neubau ihres Hauptsitzes auf der Südseite des Marktplatzes mit einer Rekonstruktion des Wedekindhauses. Die Stadtverwaltung nutzte diese Gelegenheit und beschloss, den historischen Marktplatz komplett wieder aufzubauen.

    Im Gegensatz zu den Gebäuden auf der Nord- und Südseite des Platzes, bei denen nur die Fassaden eng an die ursprüngliche historische Gestaltung angelehnt wurden, wurde das Knochenhaueramtshaus von 1986 bis 1989 zusammen mit dem links benachbarten Bäckeramtshaus in traditioneller Fachwerkbauweise rekonstruiert. Hierzu wurden 400 Kubikmeter Eichenholz verbaut und mit ca. 7.500 Holznägeln über 4.300 Holzverbindungen hergestellt.

    Beeindruckend sind vor allem die Schnitzereien auf den Knaggen der beiden Sichtfassaden. Die ursprüngliche Dekoration der Windbretter auf der dem Marktplatz abgewandten Nordseite war nicht genau dokumentiert und konnte daher nicht rekonstruiert werden. Sie wurden stattdessen mit modernen Malereien verschiedener Künstler besetzt, die Krieg und Zerstörung versinnbildlichen. An dieser Seitenfassade befindet sich an einer Knagge auch eine in Holz geschnitzte Porträt-Maske Norbert Blüms, der zur Zeit des Wiederaufbaus des Gebäudes Bundesarbeitsminister war.

    Das Knochenhaueramtshaus begegnete mir erstmalig anfangs der 1960er Jahre. Damals befand sich LEGO noch in seiner Anfangsphase; eines der vorgestellten Vorbilder, die man mit den Steinen nachbauen können sollte, war halt das Knochenhaueramtshaus.

    Details hierzu unter
    https://brickset.com/article/54233/the-early-ye…

    alle weiteren Angaben aus Wikipedia
    Read more