• Day 198

    Besuch im Fischerdorf

    February 14 in Uganda ⋅ ☁️ 25 °C

    Unser Besuch in Kisenyi, einem kleinen Fischerdorf am Ufer des Albertsees in Uganda, beginnt mit einem bedrückenden Eindruck. Noch bevor wir richtig ins Dorf eintreten, fällt unser Blick auf die kleine Krankenstation am Eingang. Die einzige medizinische Anlaufstelle für die Bewohner ist vom Aus bedroht. Die Krankenschwester berichtet uns leise, fast flüsternd, dass die Finanzierung aus den USA eingestellt wurde. In drei Monaten wird die Station schließen müssen – wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht. Andere Kliniken in der Umgebung haben bereits ihre Türen geschlossen. „Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll“, sagt sie mit einem resignierten Blick. Die ersten Auswirkungen der düsteren Trumpherrschaft sind bereits an der Grenze zum Kongo spürbar.

    Während wir weiter ins Dorf gehen, folgen uns barfüßige Kinder in zerrissenen, schmutzigen Kleidern. Sie kichern, beobachten uns neugierig und laufen fröhlich neben uns her. Unser lokaler Begleiter Faruq zeigt uns das Leben hier, das von Einfachheit, Entbehrung, aber auch von Gemeinschaft geprägt ist.

    Am Ufer des Albertsees erklärt uns Faruq die Fangmethoden der Fischer. Ihre Netze sind mit Steinen beschwert und mit kleinen Schwimmern versehen. Sie fangen vor allem Tilapia und Welse. "Wir dürfen jedoch nicht zu weit auf den See hinausfahren." Denn irgendwo in der Mitte verläuft die Grenze zur Demokratischen Republik Kongo – eine unsichtbare Linie, die hier niemand genau kennt. „Wenn sich unsere Handys ins kongolesische Netz einbuchen, dann wissen wir, dass wir zu weit gefahren sind“, sagt Faruq mit einem ernsten Lächeln.

    Die Fischerei unterliegt strengen Regularien. Die Maschenweite der Netze, die Fangzeiten, die erlaubten Gebiete – alles wird von Rangern und Aufsehern kontrolliert.

    Das Leben hier ist hart. Wir treffen einen Mann, der nur noch ein Bein hat – ein Krokodil hat ihm das andere abgerissen. Er überlebte, doch als Fischer arbeiten kann er nicht mehr.

    In der Mitte des Dorfes gibt es einen Handpumpenbrunnen. Doch selbst dieses Wasser ist nicht kostenlos – wer trinken will, muss einen kleinen Beitrag zahlen. Auf dem Fischmarkt werden die Fänge des Tages unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen verkauft. Stolz zeigen uns die Fischer ihre größten Exemplare: riesige Welse, manche über anderthalb Meter lang.

    Auf dem Rückweg begegnen uns noch ein paar Schulkinder, die uns fröhlich „Hau ayo!“ hinterherrufen. Ihre Unbeschwertheit steht im Kontrast zu dem, was wir in den letzten Stunden gesehen haben. Mit einem Kloß im Hals stapfen wir durch den Matsch zurück zum Auto.

    Wir werden diesen Besuch sicher so schnell nicht vergessen.
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