Oman zurückgeblickt

Also der Oman war genau das, was ich mal sehen wollte. Ein sehr traditionelles arabisches Land, was sich nicht extra für Touristen hübsch gemacht hat. Und Peter der Herzchirurg hatte wieder Recht: man braucht mindestens 4-5 Wochen um ein Land wirklich zu verstehen. Ich hatte gerade die letzten Tage das Gefühl angekommen zu sein, also mich frei bewegen und kommunizieren zu können ohne groß nachzudenken.
Was mir extrem gefallen hat ist diese Landschaft, das Karge, die Wüste, die Oasen mittendrin, Berge und dazu die Strände. Da ist kaum was zurecht gemacht ausser die Straßen. Übrigens investiert der Oman einen Großen teil seiner Öl-Einnahmen in Infrastruktur - Strassen, Verwaltung, Polizei usw..
Und natürlich die Omanis. Die sind zwar typisch arabisch: laufen nicht gern, mögen große Autos, mögen Camping, Gegrilltes und sind eher unaufgeregt und schlicht, sind faul usw. sind dazu aber irgendwie so niedlich. Ich meine die laufen in einem Schlafanzug rum (Dischdascha übrigens) mit einer Parfümbommel am Kragen, haben immer ein Lächeln auf den Lippen und klopfen sich aufs Herz wenn sie "gerne geschehen" oder "danke" sagen 😍. Die sind unheimlich nett und hlilfsbereit. Und das Essen ist mega. Genau mein Ding.
Was mir nicht gefallen hat ist, dass die Einheimischen nicht wissen wie man Spass hat. Wenn da ein Konzert (also deren mucke) ist, sitzen die Leute und schnipsen. Das war dann schon ein Ausraster. Für Touristen erlaubt man ein bisschen. Wird aber streng reguliert. Nachtleben gibt es so nicht, wie ich es kenne. Deswegen fahren viele am WE (hierDo./ Fr.) auch nach Dubai, da geht das wenigstens ein bisschen, wenn auch teuer.
Insgesamt ist die Religion schon sehr weit vorne. Alles mögliche ist daran orientiert bzw. geregelt. mich nervt das mit der Zeit. Man setzt sich in einem Foodcourt irgendwo hin, ansonsten ist da niemand und es kommt jemand an und sagt ich muss woanders hin denn das ist der Familienbereich. Beim Selfie machen AN einer Moschee hat sich ein Paar and die hand gefasst - da kam gleich der Sicherheitsdienst angesprungen. Ein muslimisches Paar übrigens. Ein paar andere Sachen hatte ich ja schon geschrieben.
Das für mich Schlimmste ist aber das Einmummen der Frau. Diese garbigen Nihabs (Gesicht frei) gehen ja noch aber diese schwarzen Nihabs also nur Sehschlitz (vielleicht noch die Brille davor geklemmt oder sogar Burka wo die durchs Tuch schauen dürfen - das geht für mich nicht. Frauen leben eigentlich ein anonymes Leben... nur eingeweihte wissen wie die ausschauen. Sie gehören halt jemanden. Wie son schwarzer Koffer der hinterherrollt.
Mein Guide Ali zum Beispiel hat bei bekannten im Nachbarort gemeldet, dass er die Tochter heiraten will. Beide haben sich noch nie gesehen. Dann wurde beraten,ein bisschen gehandelt und dann wurde dem zugestimmt. Nach der Hochzeit hat man sich dann kennengelernt. Wenn man sich doch nicht so grün ist, wird sich nicht geschieden sondern man heiratet eine neue Frau. Das ist erlaubt aber auch teuer.
Allerdings gehen die aber schon auch vernünftig miteinander um. wenn man denen so zuhört. Auch so scheissen sich Frauen nix. Wenn mir mal jemand patzig gekommen ist ,waren es eher Frauen. Übrigens ist das mit den Frauen wie viele andere Sachen auch nicht religiös begründet. Ich habe mir mal son "islam verstehen" Buch durchgelesen, was vom oman-Ober Imam rausgegeben wird. Da steht eben auch das drin, was mir andere auch schon gesagt hatten, das meiste von diesen Dingen sind Traditionen und sind nicht durch den Islam begründet. Zu einem Satz wie "Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Punkt " ringt sich das Buch aber auch nicht so ganz durch ;). Vieles ist eh auch widersprüchlich. Im gleichen Raum beten dürfen Männer und Frauen nicht, zusammengequetscht im Flughafenbus stehen aber schon.
Auf das extremistische haben die Leute hier genauso wenig Bock wie wir. Es wird hier wohl deutlich strenger geahndet ...da wird auch schon mal ohne auf Verdacht abgeschoben oder inhaftiert. Keines der Länder hier will das, man ist da wirklich hinterher.

So richtig haben sie es nicht raus mit dem Tourismus. Saison ist der Sommer, sonst nix los. Es stehen überall Bauruinen rum, es wird irgendwie wild rumgebaut. Selbst halbwegs neu gebautene Sachen sehen oft gepfuscht aus und kitschig und es ist vielerorts schmuddelig. Der Iraner meinte, das liegt am indischen Einfluss, der zum Beispiel in den Emiraten nicht da ist sondern eher europäisch.
Inder und Pakistani checken das halt auch nicht. Die sitzen in einem Müllhaufen vor ihrem shop ...und während die da so sitzen und auf Kunden warten kommen sie nicht auf die Idee, dass der Müll vielleicht der Grund sein könnte. Die drängeln sich grundsätzlich vor und machen ständig Hektik. Zur Not auch ohne Grund. Ein Inder würde jederzeit einen kurzfristigen kleinen Vorteil vor einem großen langfristigen Vorteil vorziehen. Auch das rumfeilschen und sich gegenseitig bzw. ander uber den Tisch ziehen ist, soweit rechtlich vertretbar, überall. Die Inder ziehen halt einfach ihr Ding durch, was sie von zu Hause kennen. Die Omanis lassen es aber eben auch zu - im Gegensatz zu den Emiraten oder Qatar.
Mal ein paar Fakten: 80-90 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Fast alle Ausländer mit Arbeitsvisum. ca. die Hälfte davon Inder und Pakistani, dann Banglas, Philippinen usw. Ein Omani verdient im Schnitt 1500.- Eur ein Inder 200 Euro. Dafür aber einen oder null Tage pro Woche frei. Urlaub gibts so nicht. Alle zwei Jahre muss das Visum erneuert werden. Verliert man den Job muss man das Land sofort verlassen. Die Gastarbeiter kommen da hin um der Familie zu Hause eine gutes Leben zu verschaffen. Die Omanis haben günstige Leute die alles machen.
Das ist in den Emiraten, Katar usw. ganz genauso.

Aber wie auch immer, irgendwie schade um die schönen Strände aber irgendwie ja auch gut für Leute wie mich dass es sowas halbwegs ursprüngliches gibt...Read more