Satellite
Show on map
  • Day 8

    Bruce Peninsula 2 - Halfway Log Dump

    July 7, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 20 °C

    Gegen frühen Nachmittag fuhren wir beim Visitor Centre los in Richtung Süden, wir wollten den Halfway Log Dump Trail gehen. Auf dem Weg zum Ausgangspunkt mussten wir erst einmal aufpassen, auf dem Highway 6 eine Familie von vier Waschbären nicht totzufahren, die seelenruhig über die Straße gingen. Das erklärt den ganzen Roadkill, den man leider sehr häufig sieht.
    Auf der Höhe des Emmett Lakes bogen wir vom Highway ab und waren direkt etwas ernüchtert: Ein großes gelbes Schild zeigte an, dass der Parkplatz, der noch kilometerweit entfernt war, voll belegt sei. War der Wanderweg, den wir uns rausgesucht hatten, doch nicht so ein Geheimtipp, wie wir dachten? Wir fuhren erst einmal weiter, bis wir an einen Parkranger kamen, der uns sagte, dass immer nur ein Auto weiter gelassen wird, wenn eins vom Parkplatz hoch gekommen sei. Wir könnten aber gerne dort warten. Wie viele Autos vor uns stehen würden, fragten wir und er teilte uns mit, dass wir an ungefähr achter Stelle wären und er keine Angaben zur Wartezeit machen könne, weil man unbegrenzt bleiben kann, wenn man einmal auf dem Parkplatz ist. Wir entschlossen uns zu warten.
    Es dauerte ungefähr 25 Minuten, bis genug Autos zurück gekommen waren und wir weiter gelassen wurden. Auf einer recht engen Schotterpiste brauchten wir dann noch mehr als zehn Minuten um den Parkplatz zu erreichen, wo überall Schilder standen, dass man ein "Park Permit" bräuchte, um dort parken zu können. Aber wo sollte man das bekommen? Es stellte sich heraus, dass der Parkplatz ein sehr ungewöhnliches Bezahlsystem hat: Man zieht dort neben einer großen Informationstafel einen Zettel mit Durchschlag und ein kleines Kuvert. Den Zettel füllt man mit den Daten des Autos, steckt in den Kuvert die Parkgebühr und den Durchschlag und wirft ihn in einen kleinen Briefkasten. Den anderen Teil legt man ins Auto. Wird das an einem Sonntag tatsächlich kontrolliert? Bestimmt nicht, aber das Risiko will man natürlich nicht eingehen. Wir hatten das Geld natürlich nicht passend dabei, aber zum Glück konnte uns ein netter Herr aushelfen, der meinen Dank mit den Worten "We're all in this together, man" quittierte.
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, gingen wir los zum Anfangspunkt des Trails. Wir kamen uns in unserer Wandermontur ein wenig overdressed vor, denn die meisten anderen Leute, die wir sahen, waren recht locker bekleidet, manche gar nur in Badesachen und es waren deutlich mehr Menschen dort als erwartet. Des Rätsels Lösung bekamen wir, als wir den See erreichten: Dort unten gab es einen schönen... "Strand"? Für mich muss ein Strand Sand haben, aber dort lagen hauptsächlich faustgroße Kiesel, sodass man nicht gemütlich liegen kann. Sagen wir "Felsstrand". Diesen gingen wir ein bisschen entlang und die Hoffnung wurde größer, dass wir mit dem Strand auch das Gros der Besucher hinter uns lassen würden. Dem war auch so.
    Ich checkte kurz die Karte und sah, dass der Strand nicht teil des Trails war, sondern dieser etwas weiter landeinwärts lag. Es gab also zwei Optionen: Am Strand entlang zurück, um den Anfangspunkt des Trails zu finden oder einfach querfeldein.
    Wir entschieden uns natürlich für letzteres und fanden den Weg auch, nachdem wir rund fünf Minuten düstere, moosbewachsene Felsen hochgekraxelt und unter umgestürzten Bäumen durchgeschlüpft waren. Da sich dieser Trail die Klippen entlang schlängelt, ist er deutlich felsiger als der Burnt Point Loop.
    Nach ein paar Minuten bot sich uns zum ersten Mal eine grandiose Aussicht: Recht unvermittelt hatte uns der Weg zurück an die Küste geleitet. Da wir jedoch hoch auf einer Klippe waren, konnten wir das, erst kurz bevor wir dort ankamen, hören. Der Blick war atemberaubend. Das türkise Wasser und der tiefblaue, wolkenlose Himmel gaben einen tollen Kontrast zu den weißen Felsen und Stränden weiter unten. Wir konnten uns erst gar nicht satt sehen.
    Trotzdem gingen wir nach ein paar Minuten weiter, um nach einem Schlenker durch den Wald einen noch besseren Blick zu bekommen. Sobald man von der Küste weg war, konnte man wieder gar nichts außer den Vögeln und dem Wind in den Bäumen hören. An der Küste hörte man tief unten das Wasser, das gegen die Klippen schwappte.
    Wir stiefelten eine Stunde die Küste entlang und genossen jeden Augenblick. An dieser Stelle möchte ich auch eine Lanze für unser Mückenzeug brechen: Obwohl die Luft stellenweise wirklich voll von Moskitos war, sind wir beide nicht gestochen worden! Die Wirkung ließ zwar nach rund einer Stunde ein bisschen nach und ich musste manuell dafür sorgen, verschont zu bleiben, aber das ist schon mal ein super Erfahrungswert für die kommenden Wanderungen.
    Als wir glaubten, genug zu haben, drehten wir rum, den mittlerweile war es fünf Uhr und wir freuten uns sehr auf die Dusche und ein Abendessen. Auf einmal hörten wir von rechts aus Richtung Wald ein Geräusch, das wir erst nicht einordnen konnten. Meine Mom äußerte dann den Verdacht, dass es eine Klapperschlange gewesen sein könnte und tatsächlich: Wir hörten uns später an, wie sich eine typische Klapperschlange anhört und genau das war das Geräusch im Wald. Die Artenvielfalt sucht wirklich seinesgleichen!
    Gegen halb sieben waren wir wieder im Bed and Breakfast, aßen wieder etwas in Tobermory und fallen jetzt nach sechs oder sieben Stunden Wandern todmüde, aber hoch zufrieden ins Bett.

    Bild 1 und 2 geben ein bisschen einen Eindruck von der Höhe der Klippen. Im zweiten Bild kann man meinen Schatten sehen
    Bild 3: So sieht der Trail aus, wenn er nicht gerade an der Küste entlang führt
    Bild 4: Blick von der Klippe. Ein Schritt nach links und man segelt 40 oder 50 Meter in die Tiefe
    Bild 5 und 6: Klippenimpressionen :)
    Read more