• Das Mazedonische Holocaust Museum

    September 5, 2024 in North Macedonia ⋅ ☀️ 32 °C

    Unser Besuch im Holocaust Museum von Mazedonien in Skopje bot uns einen tiefen Einblick in die lange und bewegte Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Mazedonien. Ihre Wurzeln reichen bis in die Antike zurück, doch eine entscheidende Wendung nahm ihre Geschichte im 15. Jahrhundert, als viele Juden, die aus Spanien und Portugal vertrieben wurden, die sogenannten Sephardim, Zuflucht auf dem Balkan fanden und dort neue Gemeinden gründeten.

    Das Museum zeigt anschaulich das kulturelle und wirtschaftliche Leben der Sephardim in Mazedonien unter osmanischer Herrschaft. Sie lebten als dhimmi, eine rechtlich geschützte, aber in ihrer Freiheit eingeschränkte Minderheit. Dhimmi mussten spezielle Steuern zahlen und durften ihre Religion nur im privaten Rahmen ausüben. Dies führte dazu, dass sie zwar eine Nische in der osmanischen Gesellschaft fanden, ihre Rechte jedoch stark eingeschränkt waren.

    Mit dem Niedergang des Osmanischen Reiches und dem Aufstieg nationaler Bewegungen im 19. Jahrhundert verschlechterte sich ihre Lage. Diese Bewegungen strebten oft nach nationaler Homogenität und sahen religiöse und ethnische Minderheiten wie die Juden als Fremdkörper an. Der Tiefpunkt dieser Tragödie kam während des Zweiten Weltkriegs, als Mazedonien von Bulgarien besetzt wurde, das mit dem nationalsozialistischen Deutschland zusammenarbeitete. 1943 wurden fast alle jüdischen Bürger Mazedoniens – etwa 7.144 Menschen, was mehr als 98 % der jüdischen Bevölkerung ausmachte – nach Treblinka deportiert und dort ermordet. Die Ausstellung dokumentiert diese verheerenden Ereignisse eindringlich und zeigt berührende persönliche Berichte der wenigen Überlebenden.

    Das Museum war für uns eine sehr besondere Erfahrung, denn es ist etwas ganz anderes, im Ausland über die eigene Geschichte zu erfahren. Die Quantität und Qualität übersteigten auch alles, was wir bisher aus Deutschland kannten, weshalb wir über 3 Stunden dort waren.
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