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  • Day 743

    Souvlaki zum Frühstück

    June 11, 2022 in Greece ⋅ ☁️ 24 °C

    Also gut. Etwas hat unser illusorischer und vom grossen Fang träumende Pescatore dann doch noch gefangen. Viel zu klein für die Bratpfanne, aber die eine oder andere Fäkal-Grundel hat sich dann doch noch erbarmt und das Petri-Heil-Herz vom Küsche höher schlagen lassen. Bravo. Mit „catch of the day“ haben die mini Fischli aber in etwa gleich viel gemein wie die Griechen mit Arbeitsmoral. Gibts eben was aus Päsche’s Vegi-Küche. Die vorletzte Nacht des trotz permanent hoher Brechquote durch und durch schönen Törns verbringen wir in einer windigen aber überidyllischen Bucht. Wir geniessen die Ruhe - (Polit-)Banause Taeschler redet vergleichsweise wenig heute - und suhlen uns im finanziellen Erfolg des mehrstündigen, virtuellen Casinobesuchs. Die mit Fengschui vertrauten Fischer und Rode finden neben der völlig vernünftigen Sauferei sogar noch Zeit, einen kolossalen und astro-aktiven Steinturm zu bauen, um der Crew die energetische und esoterische Gunst der lokalen Wetter-Götter zu sichern. Der vor Souveränität strotzende Stauber will die letzte Nacht trotzdem an Deck verbringen. Der Wind könnte drehen, wird uns als Begründung präsentiert. Wir glauben eher, dass er so schon näher bei der Reling ist, sollte es erneut Probleme mit seiner Magenklappe geben. Die ganze Wahrheit wird wohl nie ans Licht kommen. Das spielt nach sieben, acht oder neun Büchsen Bier aber auch gar keine Rolle. Darf doch jeder in seiner eigenen Realität leben, solange er sie noch wahrnehmen kann …

    Der letzte Tag auf See startet eher gemütlich. Die beiden Banausen machen da weiter, wo sie gestern aufgehört haben. Sprich sie nerven meistens. Ihre Sache als Skip und auch Skip machen die ehemaligen und bald wieder Winschenschweine allerdings auch bei ordentlich Wind und dem logisch folgenden Segelhissen ordentlich gut. Ich bin überrascht. Was in erster Linie an den unterirdischen Erwartungen liegt. Auch wenn es zwei, drei kleine Manöverkritiken zu verteilen gibt, reicht die solide Leistung der zwei Neosegler für den gänzlich unerwarteten Gewinn der Banausen-Wette und des damit verbundenen Nachtessens. Schon wieder bravo. Zu dem Zeitpunkt hat sich die Crew allerdings bereits gegen Skip Robin verschworen und entschieden, dass egal wie die Wette ausgeht, der beste Skip der Welt zum festlichen Dinner eingeladen wird. So sind wir eben. Geile Crew.

    Beim letzten Anlegemanöver im Zielhafen kurz vor Mittag wird klar, die letzte Nacht dürfen wir gar noch näher beim offensichtlich landesweit beliebten Palmera verbringen. Ich rechne somit mit keinerlei erwähnenswerten REM-Phasen, ehe uns das Taxi um fünf Uhr in der Früh zum Flughafen fahren wird. Aber mal schauen, wie sich der Tag entwickelt. Vorher steht ja noch das Sieger- beziehungsweise Skipper-Dinner an. Bestellt wird, wie es sich für Casino-Millionäre gehört, viel zu viel. Mein auf Ressourcen schonen und Foodwaste vermeiden bedachte Herz blutet. Das gemeinsame und pink leuchtende Portmonee aufgrund der im nationalen Vergleich doch sehr unterschiedlichen Lebenshaltungskosten zum Glück nicht. Das oft mit Fäusten ausgetragene Debriefing während des Essens verläuft sehr zur Freude des bemühten Restaurantpersonals ohne nennenswerte Auseinandersetzungen. Haben es alle ganz toll gemacht. Vor allem der Skip. Und ich.

    Für einen schnelleren und besseren Schlaf gönnen wir uns im bei uns grösstenteils unbeliebten Palmera noch ein paar Drinks. Ziemlich ruhig heute. Geil. Die machen heute wohl früher Schluss. Oder auch nicht. Verdammte Spinner. Um drei Uhr dröhnen immer noch irgendwelche Souvlaki-Schnulzen aus den Boxen und als wir um fünf Uhr das Taxi beladen, ist es nach wie vor schwierig, das eigene Wort zu verstehen. Ich könnt ein letztes Mal kotzen. Scheue aber die direkten Folgen wie die Sauerei auf den Schuhen, den sauren Nachgeschmack und die verurteilenden Blicke der Schaulustigen. Lasst uns einfach gehen. Am Flughafen beschäftigt uns dann eigentlich nur noch eine Frage. Sind die zwei Typen neben uns beim Business-Class Boarding einfach Freunde oder eben doch ein Pärchen? Er, feminine Körpersprache, in „high fashion“ Klamotten mit hautengen, weissen Jeans und allerlei modischen Rich-Kids-Gadgets, vom Typ her Reederei-Erbe. Und sie … ähh auch er, einfach gekleidet, alte Schuhe, aber schön frisiert, vom Typ her Nutte.

    Der schöne Swiss-Flieger steht an einem Finger-Dock und doch werden wir Passagiere lieber mit dem Bus hingekarrt. Griechen. Keine Ahnung wie die es geschafft haben, die Schulden beim IWF zu tilgen. Bevor unser Bus losfahren kann und nach einem zärtlichen Blickaustausch mit seinem mysteriösen Begleiter, hüpft das eben erwähnte Business-Häschen in Röhrli-Jeans nochmals raus zum Swissport-Mitarbeiter. Wohl um sich zu versichern, dass auch er als Business Class Traveller adliger Herkunft mit dem ollen Bus und uns minderbemittelten und nach Abenteuer stinkenden Seefahrern zum ausschliesslich für ihn in den Flugplan aufgenommenen Flieger fahren muss. Das scheint der Fall zu sein. Arme Sau.

    Den wahren Beziehungsstatus von Niarchos Jun. und seinem Toy werden wir wie schon den Grund für Staubers Deck-Geschlafe nie erfahren. Interessiert auch kein Schwein. Noch irrelevanter ist eigentlich nur noch die Törn-Statistik. Diese führt über zweihundert Dosen Bier, neunzehn Flaschen Wein, drei Flaschen Schnaps, zwanzig Zigarren, einen blutigen Zeh und lediglich aus der Sicht des Premieren-Smutjes vernachlässigbare Essensreste. Ach ja, hundertdreiundachtzig Seemeilen haben wir auch geschafft. Trotz oder gerade wegen der üppigen Getränkeliste. Man weiss es nicht …
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