Satellitt
Vis på kartet
  • Dag 171

    San Blas - Atidup & Caledonia 1

    1. mars 2019, Caribbean Sea ⋅ ⛅ 26 °C

    Wenn das mal kein mini melting pot ist: Menschen aus Kanada, USA, England, Holland, Norwegen, Brasilien, Australien, Neuseeland, Argentinien, Italien, Spanien, Schweiz und dem scheena Ravensburg. Alle sitzen wir im selben Boot. Und zwar wortwörtlich.

    Es ist 6.30 Uhr. Treffpunkt am Hafen in Sazpurro mit unserer Crew für die kommenden vier Tage, in denen wir per Speedboot über die San Blas Inseln nach Panama übersetzen wollen.
    Unsere Rucksäcke, die in mehrere Lagen Plastiksäcke eingepackt sind, werden mit unseren Namen beschriftet. Da jeder Rucksack jetzt eine dicke schwarze Made ist, besteht höchste Verwechslungsgefahr. Und dann gehts auch schon los. Im Speedboot düsen wir an dem Küstenzipfel vorbei, der Kolumbien von Panama trennt. Lisa und Angie, unsere Guides der „SanBlasAdventures“, weisen uns darauf hin, dass wir gerade von Süd- nach Zentralamerika reisen. „You’re not just crossing a border between two countries, but also between two continents.”

    Nach einer etwa zwanzigminütigen Fahrt halten wir in einem kleinen verlassenen Küstendorf, welches durch dichten Dschungel völlig abgeschnitten von der Außenwelt ist. Das Dorf heißt Puerto Obaldia und liegt auf der Grenze zwischen Kolumbien und Panama.
    Also alle Menschen aus dem Boot, alle schwarzen Plastikmaden per Menschenkette hinterher. Alle Rucksäcke aus den Schichten pellen, vom Drogen-Hund beschnüffeln lassen (auf den ersten Rucksack pinkelt er erstmal drauf und auch danach stolpert er eher unbeholfen über die Dinger drüber, als dass er sie beschnüffelt) dann alle Rucksäcke wieder einwursten und zurück aufs Boot tragen. Alle nacheinander ins Immigration Office und den Stempel für Panama holen.
    Bevor wir aufs Boot dürfen, muss der Hund auch hier noch alles abschnüffeln. Angeblich sind die hier sehr streng, wegen der hohen Schmuggelrate. Das arme Hundlein scheint aber gar nicht zu raffen, was es da in diesem wackeligen Boot soll. Er hüpft immer wieder am Rand hoch und will raus ins Wasser. „Spielen! Spielen! Spielen!“ Nachdem sein Soldaten-Herrchen ihn widerwillig über die Sitzbänke geschleift und ihn dann wie ein Baby übers Wasser an Strand getragen hat, dürfen wir wieder rein.

    Wir steuern unsere erste Paradies-Insel an: Atidup. Dup heißt Insel und deren Besitzer Ati. Klingt logisch! Als Welcome-Drink bekommen wir eine Kokosnuss erst zum Trinken und als der kleine Junge sie mit seiner riesigen Machete für uns aufschlägt auch noch zum Essen. Die pure Schönheit dieser Insel verschlägt mir die Sprache. Sich sanft im Wind wiegende Palmen, puderweißer Sandstrand und azurblaues Wasser neben anderen Inseln, die so klein sind, dass man sie innerhalb einer Minute umrunden kann.
    Wir essen Reis aus Bananenblättern, zocken Beach-Volleyball und fangen nach und nach an, die einzelnen Charaktere unserer Crew kennen zu lernen.

    Unsere Nacht-Insel, Caledonia, ist so nah, dass man hinschwimmen könnte. Als kleine Challenge hat uns Angie jedoch Kayukos, eine Art Einbaum, organisiert. Mit diesen sollen wir je zu zweit zur Insel Caledonia paddeln. Die meisten Boote drehen sich in alle Richtungen, fahren rückwärts oder kippen um. Mit meinem Super-Felix als Backboard-Motor sitze ich vorne ganz gemütlich drin, trinke Bier und schieße Fotos :)

    Unsere Unterkunft für die Nacht ist ein Holzhaus auf Stelzen über dem glasklaren Wasser. Ein Träumchen. Absolut basic und absolut bilderbuchlike.

    In einer ihrer überaus lustigen Ansprachen erklärt Angie, wo das Klo ist. Dazu sagt sie lediglich:
    „Your toilet is an aquarium. So make sure to take your camera”. Und sie lügt nicht. Natürlich nehme ich mein Handy mit und halte fest, was ich dort sehe: ein Plumpsklo, durch dessen großes Loch man die Fische und Seesterne im türkisblauen, glasklaren Wasser beobachten kann. Die tummeln sich vermutlich da unten rum, weil sie auf Futter warten ;)

    Bei unserem ersten Kontakt mit den Einheimischen, den Kuna Yala wird mir erst so richtig bewusst, dass dies nicht nur eine Bootsfahrt nach Panama mit Trauminseln, sondern auch ein richtig krasses kulturelles Highlight ist.
    Die Kuna Yala sind eine indigene Ethnie in Panama, die an weibliche Gottheiten glauben. Medizinmänner sind Hellseher und können in Trance in die Unterwelt eindringen. Man erkennt die Kuna-Frauen an ihren Shakiras, farbige Perlenketten an Armen und Beinen, an ihren Molas, aufwändig bestickte Blusen, und an den goldenen Ringen in der Nasenscheidewand. Die Kuna Yala leben hauptsächlich auf den San Blas Inseln. Sie leben autonom, ihr Land kann nicht gekauft, verkauft oder verpachtet werden, weshalb die Kunas ihr Gebiet selbst verwalten. Daher gibt es auch kaum touristische Entwicklungen, keine Hotelkomplexe, keine Tauchschulen.

    Als wir durch das Dorf Caledonia laufen, haben sie gerade ein Treffen, bei dem alle Erwachsenen anwesend sein müssen - wichtige Entscheidungen werden getroffen, es wird über Scheidungen etc. abgestimmt und es werden religiösen Mantren gesungen.
    Im Dorf ist es daher sehr ruhig. Wir laufen an einem Haus vorbei, in dem ein weißes Kind herausschaut. Angie erklärt uns, dass Albinos in der Kultur der Kuna eine Ehre für die Familien sind.
    Als sich herumspricht, dass eine Horde „Gringos“ durch das Dorf trottet, kommen immer mehr Kids angerannt und plötzlich hängen sie überall an uns herum, wollen Armdrücken oder Fange spielen. Sie haben überhaupt keine Berührungsangst. Im Gegenteil. Kinder sind so herrlich erfrischend - völlig egal, welche Hautfarbe oder welche Sprache. Spielen geht immer.

    Angie und ihr einheimischer Kumpel erzählen uns, dass die Kids in der Schule erst Kuna lernen, dann Spanisch, dann Englisch. Außerdem haben sie auch Fächer wie Leben, Nähen und Sticken, Dächer aus Bananen-Blätter bauen, Kochen, Shakiras
    kreieren und viele weitere lebensnahe Fächer.

    Zwischen den Holzhäuschen hängen bunte Fähnchen. Kleider liegen zum Trocknen auf dem Boden oder über dem Zaun aus Zuckerrohr. Und überall stehen Palmen. Angie klärt uns auf, dass man die herumliegenden Kokosnüsse jedoch nicht einfach so nehmen darf. Kokosnüsse sind Cash - sie sind eine Währung hier im Kuna Gebiet. Jede Insel gehört jemand und jede Kokosnuss gehört demnach auch jemand.

    Es ist alles so interessant, dass ich ganz überfordert bin. Zuhören, mit den Einheimischen quatschen, Fragen stellen, fotografieren, mit den Kindern spielen.

    Da die Kunas mit und vom Meer leben bekommen wir zum Abendessen frischestes Sea Food: Muscheln und Oktopus mit Reis, Linsen und Salat.

    Was für ein spektakulärer Tag schon wieder! Nach einer herrlich erfrischenden Eimerdusche und ein paar Bierchen mit der internationalen Crew fallen wir dann in unser Bett und lassen uns vom Plätschern des Wassers unter uns in den Schlaf tragen...
    Les mer