Endless Summer

September 2018 - September 2019
...immer der Sonne entgegen Read more
  • 192footprints
  • 17countries
  • 355days
  • 1.7kphotos
  • 0videos
  • 73.1kkilometers
  • 56.1kkilometers
  • Day 1

    Weisheiten meiner Oma

    September 12, 2018 in Germany ⋅ ☀️ 25 °C

    Ich habe eine ganz tolle Oma.
    Bald 85 Jahre Lebenserfahrung.
    Von ihr habe ich das Wort „Sabbatschänder“ gelernt - an Sabbaten darf man nix arbeiten und nur Dinge tun, die einem Spass machen. Das Konzept hat mir auf Anhieb gefallen.
    Einfach unfassbar, dass Felix und ich jetzt einem kompletten Jahr voller Sabbate entgegenblicken. Keine Termine, kein alltäglicher Wecker, keine Routine, keine ToDo-Listen. Dafür ToSee-Listen, viiiiiiiiele verschiedene Betten, Abenteuerlust und bestimmt auch ein bisschen (schönes) Heimweh.

    Wer mich kennt weiß, dass ich ein Sonnenkind bin. Wenn ich mein Gesicht in die Sonne strecke, blühe ich auf wie eine kleine Blume. Deshalb ist mein ganz persönliches Ziel dieser Reise immer der Sonne hinterherzureisen - Endless Summer

    Los gehts heute von Frankfurt nach Tansania.

    In den letzten Tagen in der Heimat wurde uns mal wieder bewusst, von welch großartigen und schönen Menschen wir umgeben sind. Dafür sind wir sehr sehr dankbar.

    Zum Abschluss gibts noch ein paar weise Worte meiner Oma:

    „Trudle durch die Welt - sie ist soooo schön!“
    Read more

  • Day 2

    Hakuna Matata

    September 13, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 30 °C

    „Hakuna Matata - Don‘t worry!“

    Auf diese Weise begann heute früh unser Briefing für die Besteigung des Kilimanjaro.
    Wir sitzen in unserer Unterkunft „More than a drop“ in Moshi, in der junge Frauen aus sozial schwachen Schichten eine Berufsausbildung machen können. Dies bietet ihnen eine Perspektive auf ein eigenständiges Leben. Was uns auffällt, ist dass sie bei allem, was sie so machen aus voller Inbrunst singen.
    So hören wir im Hintergrund beständig deren wundervollen Gesänge während wir unsere zahlreichen Schichten Merino-, Funktions-, Fleece-, Regen- und Daunenkleidung auf den Tischen ausbreiten. Nick und Goodluck (jaaaaa, unser Guide heißt wirklich Goodluck. Hätte ich dies nicht von meiner lieben Freundin Jojo, die vor kurzem auch hier war, bereits erfahren, hätte ich bei der Begrüßung wohl gleich wie sie reagiert: „Hi, i am Johanna.“ „Goodluck!“ „Good luck to you too!“ „No! My Name is Goodluck!“ :)) von der Organsiation Kilimanjaro Trekking Mates checken unsere Ausrüstung + Medizin und überreden Felix (der seiner Meinung nach mit Ibral-Hoodie und Regenjacke bestens ausgestattet ist) sich doch noch weitere Longsleeves und eine Daunenjacke zu leihen. „First Rule: Trust your Guide. We know how it is up there.“

    Morgen wagen wir also den 7tägigen Aufstieg über die Machame-Route auf den 5895m hohen Uhuru Peak. Wir haben zuhause länger hin und her überlegt, dieses nicht ganz billige Abenteuer zu machen. Die begeisterten Erzählungen von Feli und Jojo haben uns dann kurz vor knapp noch überzeugt, die Tour zu buchen.

    Wir werden sehen, ob wir die „unerreichbare Reise“ schaffen - Fun Fact zum Schluss: Der Berg wurde früher von den hier lebenden Chagga „Kilemiekyaro“ genannt, was Suaheli ist und so viel wie „unreachable Safari“ bedeutet. Keiner der Chaggas schaffte den Anstieg bis auf den höchsten Punkt, bis der deutsche Hans Meyer 1889 zum ersten Mal den Gipfel erklomm. Dieser konnte den Originalnamen des Berges nicht recht aussprechen und daraus resultiert der heute bekannte Namen „Kilimanjaro“ - höchster Berg Afrikas und höchster freistehender Berg der Welt.
    Read more

  • Day 3

    Kilimanjaro Tag 1

    September 14, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 27 °C

    Ein junger Erdnuss-Verkäufer streckt seinen Kopf in das Busfenster und bietet uns seine Ware an. Mit unseren drei Brocken Suaheli unterhalten wir uns prächtig mit ihm und meinen alles zu verstehen. Bis er asimba oder sowas sagt. Wir fragen unseren Guide Goodluck, was das heißt: So in etwa ‚Guten Tag weißer Bonze‘. Felix und ich schauen uns an: Hä? Wir sind doch keine Bonzen. Dann drehen wir uns um, und schauen auf die 11 Einheimischen (7 Träger, 2 Köche, 2 Guides) hinter uns im Bus, die uns diese Bergbesteigung erst ermöglichen. Dann schauen wir uns wieder an und müssen lachen. Ok! Wir sind doch ganz eindeutig bonzig unterwegs. Für die Verhältnisse in Tansania jedenfalls.

    Wieder einmal sind wir zutiefst dankbar, was uns im Leben alles möglich ist und gleichzeitig sind wir beeindruckt, wie viiiiel Gepäck die Träger scheinbar mühelos bergauf schleppen können.

    „Pole Pole, sippy sippy and positive thinking. Then you will make your way up!”
    „Langsam langsam gehen, Schlückchen für Schlückchen trinken und positiv denken!“. Das ist das Geheimrezept unseres Guides Goodluck, um den Gipfel des Kilimanjaro erfolgreich zu erklimmen.

    Bei unserer ersten Tagesetappe haben wir gute 1000 Höhenmeter zu bewältigen (1800m - 2835m), drei Viertel davon im Regen. Was will man auch erwarten, wenn man durch den Regenwald marschiert?! Dieser ist übrigens die zweite von insgesamt 5 Vegetationszonen, die wir in den 7 Tagen durchschreiten werden.

    Immer wieder muss ich an meine Mama denken, die seit jeher mein Unvermögen an klimamässig angepasster Kleidung bemängelt. Und jaaa Mum, auch heute bin ich mäßig gut ausgestattet. Konnte ja keiner ahnen, dass es in dieser Höhe kalt wird in kurzen Hosen, Turnschuhen und Top. Zusammen mit Felix an meiner Seite (der in kurzen Lederhosen steckt) sind wir ziemlich sicher das am seltsamsten ausgestattete Team. Gut dass wir dafür umso mehr SchnickSchnackSchnuck (oder auch SchnickSchnackSchluck wie Goodluck immer sagt), positive Thinking und Reggaemusik haben, sodass wir frohen Mutes im Machame-Camp ankommen.

    Dort erwartet uns (wie es sich für zwei Bonzen gehört) ein aufgebautes Zelt inklusive Tisch und Stühlen, zwei Wannen mit warmem Wasser und Seife, Tee, Kaffee und Popcorn. Als sei dies nicht schon Luxus genug, gibt es zum Abendessen eine wohltuend heiße Gurkensuppe als Vorspeise und Salat, Kartoffeln und eine leckerlecker Gemüsesoße als Hauptgang. Dies alles futtern wir in mittlerweile 3 warmen Schichten Kleidung und bei romantischem Kerzenlicht, an das die Crew natürlich auch gedacht hat.

    Unfassbar.

    Ich habe ein krass schlechtes Gewissen, weil 11 (ELF!!!) Leute für uns zwei schufften, aber da die ganzen Arbeiter so super gut gelaunt sind, freunde ich mich mit dem Gedanken an, dass sie vermutlich froh sind so einen Job zu haben. „Hakuna Matata“ eben.

    Bibbernd genießen wir noch kurz den atemberaubenden Sternenhimmel bevor wir in unsere Daunenschlafsäcke schlüpfen. Felix ist so kalt, dass er Angst hat, morgen erfrieren zu müssen, wenn wir noch höher sind. (Kleine Erinnerung: wir befinden uns gerade mal in Nacht 1.)
    Schnitt. Felix vor drei Wochen zu Jojo, die den Gipfel schon erklommen hat und ihm Kleidungstipps geben wollte: „Ach Papperlapapp. Da oben wird es doch nicht so kalt!!“
    Read more

  • Day 4

    Kilimanjaro Tag 2

    September 15, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 24 °C

    Ganz nach der Tradition von Felix‘, Max‘, Fränkies und Christis Männertrips spielt Felix bei Sonnenaufgang erstmal mit Goodluck aus, wer das Gepäck trägt (SchnickSchnackSchluck natürlich).
    Kurze Zeit später wandern wir durch die dritte Vegetationszone, das Moorland (Surreale Landschaft im Avatar-Style) und Goodluck trägt zusätzlich zu seinem 18kg-Rucksack noch Felix’ Daypack. Mein schlechtes Gewissen wird dadurch nicht weniger. Felix, nur eine Trinkflasche umhängend, meint dazu nur „Ach das schafft er schon!“. Nach einer halben Stunde nimmt er seinen Rucksack dann aber doch wieder selbst.

    Heute ist unser zweiter Guide, Pius, mit von der Partie und wir steigen bei Gesprächen über das Oktoberfest und Volksmusik (anlässlich unseres Vorzeigebayers Felix (immer noch in Lederhosen)) von 2835m auf 3900m. Das Nachtlager Shira Cave liegt jedoch auf 3750m - Walk high, sleep low. Ein weiteres Erfolgsrezept unserer Kumpels Goodluck und Pius.

    Den edlen Empfang mitsamt dem Deluxe-Essen am Camp werde ich von nun an nicht mehr erwähnen, weil es einfach jeden Tag so unfassbar gut ist wie an Tag 1! Ein Hoch auf unsere Köche Nyari und Ibrahim.

    Beim täglichen Briefing misst Goodluck nicht nur unsere Herzfrequenz und den Sauerstoff (alles Tippitoppi), sondern rät uns auch, morgen mehrere Kleidungsschichten anzuziehen, da wir die Schneegrenze überschreiten werden. Dies bedeutet das Aus für Felix kurze Lederhosn.
    Read more

  • Day 5

    Kilimanjaro Tag 3

    September 16, 2018 in Tanzania ⋅ ☀️ 26 °C

    Heute fängt es an eklig zu werden. Ich rieche meine Haare, die ersten Klamotten stinken (außer den Merinosachen natürlich), im Zelt duftet es nach dem verdauten Bohneneintopf von gestern Abend und Felix offenbart mir, dass ich in den nächsten Tagen tapfer und eher wie ein Kumpel sein muss, nachdem er mir ausführlich über seine Morgentoilette berichtet.

    Beim ersten Blick aus dem Zelt jedoch ist alles vergessen. Wir werden von einem atemberaubenden Sonnenaufgang und einer Aussicht auf die unter uns liegende Wolkendecke, aus der der Mount Meru ragt, begrüßt. Keine zwei Minuten später steht auch schon Nyari da „Excuse me please! Hot water for washing!” Noch nie hat mich eine kleine Schüssel mit warmen Wasser und Seife mehr gefreut.

    Nach dem Porridge-Frühstück in der Sonne brechen wir auf, wandern durch die vierte Vegetationszone, die alpine Wüste, bis zum Lava Tower (4600m), wo wir eine kurze Lunch-Pause machen. Unsere Finger sind kalte Eiszapfen, sodass wir unser Brot kaum essen können.

    Es ist wirklich affenkalt. Recht schnell brechen wir wieder auf. Immer wieder werden wir von den Trägern überholt.
    Bastkörbe. Auf dem Kopf. Frei balancierend. Dazu große vollgestopfte Rucksäcke, an denen Eierpaletten, Wasserkanister und Klappstühle befestigt sind. Ich bin immer noch schwer beeindruckt von der Kraft und der Geduld dieser Männer, die zum Teil schon über 300 mal auf dem Kilimanjaro waren.
    Mein Mann dagegen jammert und leidet am laufenden Band. Die Hüfte zwickt. Der Schuh drückt. Der Magen ist unruhig. Er kriegt zu wenig Luft durch die Nase. Kalt. Pipi. Wie Männerschnupfen. Nur schlimmer.

    Im Baranco-Camp (3900m) angekommen, bereite ich unser Schlaflager vor, mache ihm einen Tee mit Honig und überzeuge ihn noch, eine Orange für den Vitamin-Boom zu essen, bevor er dann fix und foxy im Daunenschlafsack wegschlummert. Den werden wir schon wieder aufpäppeln.

    Ich gehe übers Gelände auf der Suche nach der Toilette (ich weiß nicht, ob ich die Plumpsklos hier in den Camps oder doch lieber den Call of Nature während des Wanderns bevorzuge). Dabei sehe ich: Das kleine 3Mann-Zelt unserer Crew wackelt. Lautes Gelächter, unverständliches Gebrabbel, oben aus dem Zelt kommt Rauch raus. Aus lauter Neugierde frage ich ob ich reinschauen darf. Da sitzt doch tatsächlich Ibrahim zwischen Bastkörben voller Gemüse und kocht unser Abendessen. Hinter ihm sind geschätzt 7-8 Crewmitglieder ins Zelt gequetscht, zocken Karten und lachen sich dabei kaputt. Ein Bild für Götter.
    Read more

  • Day 5

    Kilimanjaro Tag 4

    September 16, 2018 in Tanzania ⋅ ☀️ 26 °C

    6.30 Uhr. Wake up call.

    „Wir haben Eis auf dem Zelt Tini! Es ist richtig zugefroren!“ Felix ist wiederhergestellt und bereits aus unserem Nest gehüpft, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen.

    Ich fühle an meiner Nasenspitze, dass die Welt da draußen, außerhalb meines Daunenschlafsackes, bibberkalt ist. Es hilft alles nix, ich pelle mich aus dem Schlafsack, bin dankbar über den Ingwertee, den Nyari bereits gebracht hat und stopfe alle Wanderkleider, die noch steif vor Kälte sind, in meinen Schlafsack, damit der Schock beim Anziehen nachher nicht allzu groß wird.

    Halbzeit.

    Heute ist Aklimatisierungstag.
    Wir sind im Wandermodus. Schritt vor Schritt vor Schritt. Es wird auch nicht mehr so viel geredet wie in den ersten Tagen. Das monotone Laufen hat was meditatives.
    Die Schrittgeschwindigkeit, die Pius bergauf vorgibt, gleicht der eines Chamäleons. Oder sogar eines Faultiers. „Pole Pole“. Eine wunderbare Entschleunigung nach den letzten turbulenten Wochen.

    So wandern, klettern und kraxeln wir up and down, up and down von 3900m auf 4200m, machen dort eine kurze Pause und steigen dann wieder auf 3995m ins Karanga Camp ab.

    Als das kleine Crew Zelt wieder wackelt, raucht und quietscht, gehen wir hin, bieten unsere letzten Haribos an und fragen, ob wir mitzocken dürfen. Allgemeines Lachen. Leider gibt es in dem vollgestopften Zelt, in dem neben dem Kartenspiel schon wieder gekocht wird, keinen freien Zentimeter. Schade!
    Schnitt. 20 Minuten später klopft es bei uns und die Zockrunde wird auf unser Zelt verlegt. Interkultureller Austausch vom Feinsten. Wir lernen ihr Kartenspiel „Last Card“ (bei dem auch gerne geschummelt werden darf, wie sie immer wieder betonen), sie lernen Dobble von uns, das wir auf Deutsch-Suaheli spielen. Wir biegen uns vor Lachen und plötzlich ist uns gar nicht mehr kalt.

    Oh ich hab sie alle so lieb gewonnen. Unsere Crew. Einige Tage gemeinsam von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, schweißt ganz schön zusammen. Wie aufmerksam, wie fürsorglich, wie geduldig, wie genügsam, wie lustig sie sind - obwohl sie das ganze Geraffel der weißen Bonzen da hoch schleppen müssen. Hut ab!
    Read more

  • Day 7

    Kilimanjaro Tag 5

    September 18, 2018 in Tanzania ⋅ ☀️ 27 °C

    Komfortzone adieu.
    Haare waschen. Fließend Wasser. Sich rasieren. In nur einer Schicht Kleidung und auf einer richtigen Matratze schlafen. Ein Bier statt Flusswasser. Auf einer Klobrille sitzen und spülen können. Internet.
    Was war das nochmal gleich?

    Spaß beiseite. Irgendwie schön, ein paar Tage auf diesen Luxus verzichten zu müssen, weil ich genau weiß, dass ich ihn danach wieder umso mehr wertschätzen werde.

    Die zahlreichen Gänsehautmomente entlohnen ohnehin tausendfach für diesen Verzicht. Einen Sternenhimmel wie ich ihn noch nie gesehen habe. Sonnenauf- und untergänge, die sich gegenseitig die Show stehlen. Atemberaubende Ausblicke auf das tansanische und kenianische Flachland. Mystische Nebelschwaden. Mondlandschaften. Weite. So viel Weite. Da pfeift einem die Freiheit buchstäblich um die Ohren.
    Und immer diesen schneebedeckten massiven Gipfel im Blick.

    Heute gehts von 3995m ins 4673m hoch gelegene Base Camp „Barafu Camp“, wo wir dann um Mitternacht zum Gipfel aufbrechen wollen, um dort den Sonnenaufgang zu sehen.

    Kleines Update am Rande: Wir haben zwei Wasserunfälle zu verzeichnen. In der letzten Nacht hat sich Felix Thermosflasche (die wir als Wärmeflasche zweckentfremden) in seinen Schlafsack entleert. Und keine zwei Minuten nachdem wir morgens losgewandert sind, bemerkt Felix, dass es aus meinem Rucksack tropft: meine komplette 2 Liter Trinkblase ist in meinem Rucksack ausgelaufen und alles ist nass. „Hakuna Matata“ sagt Goodluck. Wir hängen meine Sachen an seinen und Felix’ Rucksack außen hin und weiter gehts.

    Kurz bevor wir im Base Camp ankommen, fragt Pius uns, ob wir es schaffen würden, direkt weiter zum Gipfel zu gehen. Erst denken wir, es sei ein Witz.
    Aber er meint es ernst. So könnten wir die wunderschöne Landschaft bei Tageslicht sehen und müssten beim Gipfelschild nicht Schlange stehen für das obligatorische Foto. Pius meint, wir hätten eine gute Geschwindigkeit und Ausdauer. Wenn wir um 13 Uhr am Base Camp losgehen, schaffen wir es zum Sonnenuntergang. Es ist jetzt 12 Uhr. Wir überlegen kurz und treffen dann (im Nachhinein gesehen) die absolut richtige Entscheidung. So packen wir unsere wärmsten Sachen ein, futtern noch schnell den lecker Kartoffeleintopf von Ibrahim und schon gehts los. Ich spüre glücklicherweise noch gar nichts von der Höhe, dafür umso mehr von den vielen Kartoffeln, die ich mir gerade einverleibt habe. Ibrahim kocht einfach zu lecker, aber unmittelbar vor dem (sehr) steilen Gipfelaufstieg sollte man vielleicht keine 3 Schüsseln Eintopf essen.
    Goodluck lacht nur und meint, die Kartoffeln werden mich zum Gipfel hoch treiben.

    Am Stella Point (5756m) angekommen, können wir unseren Augen kaum trauen.
    Es eröffnet sich uns eine Schönheit, die ich nur schwer in Worte fassen kann.
    Wir haben die letzte Zone, die „Summit-Zone“ erreicht. Wir wandern durch skurrile Gebilde aus Eis, die im orangeroten Licht der untergehenden Sonne glitzern. In weiter Ferne der Mount Meru, der aus dem Wolkenmeer ragt. Gigantische Gletscherformationen. Eiskalter Wind.
    Die Sonne taucht die gesamte Zauberlandschaft in eine surreale Farbe. Es herrscht eine magische Stimmung.
    Dieser Moment auf dem höchsten (und vermutlich kältesten) Punkt Afrikas gehört ganz allein uns Vieren. Keine andere Menschenseele ist hier. Die Gefühle übermannen mich, Tränen steigen mir in die Augen. Ich starre in die Weite, der Sonne entgegen und kann mein Glück nicht fassen, so etwas erleben zu dürfen.

    Wie es sich gehört, trinken wir einen Gipfelschnaps aus einem Mini-Flachmann (Danke Stasl!), der uns für kurze Zeit
    richtig schön einheizt. Dann treten wir auch schon wieder den Heimweg an, um beim letzten Tageslicht den Pfad durch die Eislandschaft zu finden.

    Jeder mit einer Stirnlampe ausgerüstet, nehmen wir den Shortcut zurück ins Base-Camp. „Just like skiing!“ sagt Pius. Wir rutschen die 1000 Höhenmeter auf Geröll runter, sehen eigentlich gar nichts außer dem aufgewirbelten Staub vom Vordermann.
    Circa eine halbe Stunde vor dem Basecamp sehen wir einige Stirnlampen entgegenkommen und wundern uns, wer das ist.
    Und jetzt kommt der zweite Moment des heutigen Abends, der mir aus Rührung (und vielleicht auch aus Erleichterung) Tränen in die Augen treibt: Unsere gesamte Crew hat sich den extrem steilen Teil hochgekämpft, um uns zu gratulieren, uns Orangensaft zu bringen, uns die Rucksäcke abzunehmen und uns zu feiern. Da stehen wir im Stockdunkeln in 5000m Höhe, jubeln und schlürfen Orangensaft. Unfassbar.
    Read more

  • Day 8

    Kilimanjaro Tag 6

    September 19, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 26 °C

    Trotz des Overloads an Eindrücken und Gefühlen, lassen wir es uns nicht nehmen, zum Sonnenaufgang aufzustehen. Wir sind einfach nur geflashed. Von dem krassen Gipfelerlebnis letzter Nacht, von Sonnenaufgängen und Wolkenmeeren, von dieser Weite und dieser Stille.
    Das müssen wir jetzt erst mal verarbeiten. Vielleicht wandern wir auch aus diesem Grund ohne Gespräche hinab ins „Mweka Camp“ (3100m). Jeder ist in sich gekehrt. Angenehmes Schweigen. Es herrscht eine Atmosphäre der Zufriedenheit.

    Und wie als Zeichen für das, was ich anfangs über Pius‘ Laufgeschwindigkeit geschrieben habe, ist das erste Tier, das wir hier unten antreffen ein Chamäleon.
    Read more

  • Day 9

    Kilimanjaro Tag 7

    September 20, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 27 °C

    Wake up call um 5.30 Uhr. Rucksäcke im Dunkeln packen, Pancakes ala Ibrahim futtern und los gehts. So unser Plan.
    Das Leben plant anders.
    Plötzlich steht die ganze Crew vor unserem Zelt. „Filips and Tin. Are you ready?“
    Ähhh ja. Wir wissen nur nicht genau wofür wir bereit sind, aber ja! Wir sind ready.
    Aus voller Inbrunst singen sie Lieder für uns, tanzen, lachen, ziehen mich in ihre Mitte und so feiern wir um 6 Uhr morgens eine kleine tansanische Party.
    So viel Lebensfreude, so viel Rhythmus im Blut, so viele grinsende Gesichter. Ich möchte sie alle umarmen.

    Mit diesem tiefen Gefühl der Lust am Leben treten wir den letzten Part unseres Kilimanjaro-Abenteuers an und wandern down down down auf 1800m.
    Auf der Heimfahrt nach Moshi bitten wir unsere neuen Kumpels, uns ihre Lieblingsmusik zu zeigen. Der Fahrer freut sich übermäßig darüber und dreht seine „Bongo-Flavour“- Musik bis an Anschlag auf.

    Die Crew dreht komplett durch, alle singen die Texte mit, wir verstehen gar nix, tanzen dafür umso mehr mit und los geht die Bongo-Bus-Party.

    Dann ist es soweit. Wir müssen uns von der Crew verabschieden. Schön und traurig zugleich.
    „Wewe ni rafiki yangu dada”
    „You are my friend, sister!”

    Die letzten von so vielen Suaheli-Vokabeln, die ich in den letzten Tagen von ihnen gelernt habe.

    Die Sprache klingt super schön und beschert mir immer wieder einen Kindheits-Flashback - Löwe heißt tatsächlich Simba, Sorge dich nicht heißt Hakuna Matata, Freund heißt Rafiki und lustigerweise bedeutet Pumba sowas wie ‚dickes Maiskorn‘.

    Was ich sehr vermissen werde, ist die liebenswerte Art. Wir haben so viele Menschen auf dem Weg getroffen und es wurde stets mit „Mambo vipi dada?“ (Alles klar, Schwester?) gegrüßt.
    „Poa poa kaka!“ (Es geht mir bestens, Bruder!)
    Wie schön, wenn man alle Mitmenschen als Brüder und Schwestern sieht. Oder wie Goodluck sagen würde: „Brother from another mother, sister from another mister.”

    Stolz und glücklich stehen wir jetzt am Fuße des Berges und dürfen ihn nun liebevoll „Kili“ nennen. Denn wer dessen Gipfel noch nicht erklommen hat, sollte ihn ehrfürchtig beim vollen Namen nennen - Kilimanjaro.
    Read more

  • Day 9

    Da geht die Post ab

    September 20, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 25 °C

    Es ist ein mittelgroßes Unterfangen, wenn man ein Paket von Tansania aus verschicken will. Wir möchten unsere Wanderschuhe und ein paar Klamotten nach Hause schicken.
    Trotz der Hilfe unseres einheimischen Kumpels Nick dauert diese Aktion einen guten halben Tag.

    Schritt 1:
    Zu allen möglichen Tante-Emma-Läden fahren, um einen entsprechend großen Karton zu finden, in den wir unsere Kleider und Schuhe stecken können (Auf der Post gibt es weder Versandkartons, noch Klebeband oder ähnliches zu kaufen.)

    Schritt 2:
    Zur Post fahren, jedes Höschen und jede Socke einzeln aus dem Karton holen und auf der Theke ausbreiten, damit geschaut werden kann, ob wir was schmuggeln. Danach alles wieder rein in den Karton.

    Schritt 3:
    Wieder wegfahren, Klebeband und Verpackungspapier kaufen.

    Schritt 4:
    Zurück bei der Post, Karton zukleben. Der Postmann will wissen, wieviele Teile genau drin sind. Also Karton wieder aufmachen, alle Klamotten raus und einzeln abzählen. Klamotten wieder rein.

    Schritt 5:
    Den Karton mit Verpackungspapier einpacken wie ein Weihnachtsgeschenk. Dann will ich die Adresse meiner Mutter wie gewohnt unten rechts draufschreiben. Aber auch das läuft hier anders. Der mürrische Postmann weist mich an, die Adresse in übergroßen Buchstaben und komischerweise auch die Telefonnummer des Empfängers quer über das ganze Paket zu schreiben (viel Spaß beim Telefonieren Mama).

    Puhh. Fertig!

    Nein. Der Postmann ist noch nicht zufrieden. Wenn er nicht gerade mufflige, unverständliche Anweisungen an uns gibt, blättert er in einem Boulevard Magazin und tut so, als wären wir gar nicht da.

    Schritt 6:
    Also gut. Das gesamte Paket mit dem schmalen Klebeband so einwrappen, dass kein Zentimeter Karton mehr frei ist.

    Wow. Endlich ist er zufrieden. Wir dürfen das Paket aufgeben.

    Noch nie habe ich die deutsche Post so geschätzt wie jetzt gerade....
    Read more