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- Day 1
- Wednesday, September 12, 2018
- ☀️ 25 °C
- Altitude: 131 m
GermanyFrankfurt Flughafen Regionalbahnhof50°3’2” N 8°34’20” E
Weisheiten meiner Oma

Ich habe eine ganz tolle Oma.
Bald 85 Jahre Lebenserfahrung.
Von ihr habe ich das Wort „Sabbatschänder“ gelernt - an Sabbaten darf man nix arbeiten und nur Dinge tun, die einem Spass machen. Das Konzept hat mir auf Anhieb gefallen.
Einfach unfassbar, dass Felix und ich jetzt einem kompletten Jahr voller Sabbate entgegenblicken. Keine Termine, kein alltäglicher Wecker, keine Routine, keine ToDo-Listen. Dafür ToSee-Listen, viiiiiiiiele verschiedene Betten, Abenteuerlust und bestimmt auch ein bisschen (schönes) Heimweh.
Wer mich kennt weiß, dass ich ein Sonnenkind bin. Wenn ich mein Gesicht in die Sonne strecke, blühe ich auf wie eine kleine Blume. Deshalb ist mein ganz persönliches Ziel dieser Reise immer der Sonne hinterherzureisen - Endless Summer
Los gehts heute von Frankfurt nach Tansania.
In den letzten Tagen in der Heimat wurde uns mal wieder bewusst, von welch großartigen und schönen Menschen wir umgeben sind. Dafür sind wir sehr sehr dankbar.
Zum Abschluss gibts noch ein paar weise Worte meiner Oma:
„Trudle durch die Welt - sie ist soooo schön!“Read more
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- Day 2
- Thursday, September 13, 2018 at 4:55 PM
- ⛅ 30 °C
- Altitude: 854 m
TanzaniaMoshi3°19’55” S 37°20’42” E
Hakuna Matata

„Hakuna Matata - Don‘t worry!“
Auf diese Weise begann heute früh unser Briefing für die Besteigung des Kilimanjaro.
Wir sitzen in unserer Unterkunft „More than a drop“ in Moshi, in der junge Frauen aus sozial schwachen Schichten eine Berufsausbildung machen können. Dies bietet ihnen eine Perspektive auf ein eigenständiges Leben. Was uns auffällt, ist dass sie bei allem, was sie so machen aus voller Inbrunst singen.
So hören wir im Hintergrund beständig deren wundervollen Gesänge während wir unsere zahlreichen Schichten Merino-, Funktions-, Fleece-, Regen- und Daunenkleidung auf den Tischen ausbreiten. Nick und Goodluck (jaaaaa, unser Guide heißt wirklich Goodluck. Hätte ich dies nicht von meiner lieben Freundin Jojo, die vor kurzem auch hier war, bereits erfahren, hätte ich bei der Begrüßung wohl gleich wie sie reagiert: „Hi, i am Johanna.“ „Goodluck!“ „Good luck to you too!“ „No! My Name is Goodluck!“ :)) von der Organsiation Kilimanjaro Trekking Mates checken unsere Ausrüstung + Medizin und überreden Felix (der seiner Meinung nach mit Ibral-Hoodie und Regenjacke bestens ausgestattet ist) sich doch noch weitere Longsleeves und eine Daunenjacke zu leihen. „First Rule: Trust your Guide. We know how it is up there.“
Morgen wagen wir also den 7tägigen Aufstieg über die Machame-Route auf den 5895m hohen Uhuru Peak. Wir haben zuhause länger hin und her überlegt, dieses nicht ganz billige Abenteuer zu machen. Die begeisterten Erzählungen von Feli und Jojo haben uns dann kurz vor knapp noch überzeugt, die Tour zu buchen.
Wir werden sehen, ob wir die „unerreichbare Reise“ schaffen - Fun Fact zum Schluss: Der Berg wurde früher von den hier lebenden Chagga „Kilemiekyaro“ genannt, was Suaheli ist und so viel wie „unreachable Safari“ bedeutet. Keiner der Chaggas schaffte den Anstieg bis auf den höchsten Punkt, bis der deutsche Hans Meyer 1889 zum ersten Mal den Gipfel erklomm. Dieser konnte den Originalnamen des Berges nicht recht aussprechen und daraus resultiert der heute bekannte Namen „Kilimanjaro“ - höchster Berg Afrikas und höchster freistehender Berg der Welt.Read more
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- Day 3
- Friday, September 14, 2018
- ⛅ 27 °C
- Altitude: 854 m
TanzaniaMoshi3°19’55” S 37°20’42” E
Kilimanjaro Tag 1

Ein junger Erdnuss-Verkäufer streckt seinen Kopf in das Busfenster und bietet uns seine Ware an. Mit unseren drei Brocken Suaheli unterhalten wir uns prächtig mit ihm und meinen alles zu verstehen. Bis er asimba oder sowas sagt. Wir fragen unseren Guide Goodluck, was das heißt: So in etwa ‚Guten Tag weißer Bonze‘. Felix und ich schauen uns an: Hä? Wir sind doch keine Bonzen. Dann drehen wir uns um, und schauen auf die 11 Einheimischen (7 Träger, 2 Köche, 2 Guides) hinter uns im Bus, die uns diese Bergbesteigung erst ermöglichen. Dann schauen wir uns wieder an und müssen lachen. Ok! Wir sind doch ganz eindeutig bonzig unterwegs. Für die Verhältnisse in Tansania jedenfalls.
Wieder einmal sind wir zutiefst dankbar, was uns im Leben alles möglich ist und gleichzeitig sind wir beeindruckt, wie viiiiel Gepäck die Träger scheinbar mühelos bergauf schleppen können.
„Pole Pole, sippy sippy and positive thinking. Then you will make your way up!”
„Langsam langsam gehen, Schlückchen für Schlückchen trinken und positiv denken!“. Das ist das Geheimrezept unseres Guides Goodluck, um den Gipfel des Kilimanjaro erfolgreich zu erklimmen.
Bei unserer ersten Tagesetappe haben wir gute 1000 Höhenmeter zu bewältigen (1800m - 2835m), drei Viertel davon im Regen. Was will man auch erwarten, wenn man durch den Regenwald marschiert?! Dieser ist übrigens die zweite von insgesamt 5 Vegetationszonen, die wir in den 7 Tagen durchschreiten werden.
Immer wieder muss ich an meine Mama denken, die seit jeher mein Unvermögen an klimamässig angepasster Kleidung bemängelt. Und jaaa Mum, auch heute bin ich mäßig gut ausgestattet. Konnte ja keiner ahnen, dass es in dieser Höhe kalt wird in kurzen Hosen, Turnschuhen und Top. Zusammen mit Felix an meiner Seite (der in kurzen Lederhosen steckt) sind wir ziemlich sicher das am seltsamsten ausgestattete Team. Gut dass wir dafür umso mehr SchnickSchnackSchnuck (oder auch SchnickSchnackSchluck wie Goodluck immer sagt), positive Thinking und Reggaemusik haben, sodass wir frohen Mutes im Machame-Camp ankommen.
Dort erwartet uns (wie es sich für zwei Bonzen gehört) ein aufgebautes Zelt inklusive Tisch und Stühlen, zwei Wannen mit warmem Wasser und Seife, Tee, Kaffee und Popcorn. Als sei dies nicht schon Luxus genug, gibt es zum Abendessen eine wohltuend heiße Gurkensuppe als Vorspeise und Salat, Kartoffeln und eine leckerlecker Gemüsesoße als Hauptgang. Dies alles futtern wir in mittlerweile 3 warmen Schichten Kleidung und bei romantischem Kerzenlicht, an das die Crew natürlich auch gedacht hat.
Unfassbar.
Ich habe ein krass schlechtes Gewissen, weil 11 (ELF!!!) Leute für uns zwei schufften, aber da die ganzen Arbeiter so super gut gelaunt sind, freunde ich mich mit dem Gedanken an, dass sie vermutlich froh sind so einen Job zu haben. „Hakuna Matata“ eben.
Bibbernd genießen wir noch kurz den atemberaubenden Sternenhimmel bevor wir in unsere Daunenschlafsäcke schlüpfen. Felix ist so kalt, dass er Angst hat, morgen erfrieren zu müssen, wenn wir noch höher sind. (Kleine Erinnerung: wir befinden uns gerade mal in Nacht 1.)
Schnitt. Felix vor drei Wochen zu Jojo, die den Gipfel schon erklommen hat und ihm Kleidungstipps geben wollte: „Ach Papperlapapp. Da oben wird es doch nicht so kalt!!“Read more
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- Day 4
- Saturday, September 15, 2018
- ⛅ 24 °C
- Altitude: 854 m
TanzaniaMoshi3°19’55” S 37°20’42” E
Kilimanjaro Tag 2

Ganz nach der Tradition von Felix‘, Max‘, Fränkies und Christis Männertrips spielt Felix bei Sonnenaufgang erstmal mit Goodluck aus, wer das Gepäck trägt (SchnickSchnackSchluck natürlich).
Kurze Zeit später wandern wir durch die dritte Vegetationszone, das Moorland (Surreale Landschaft im Avatar-Style) und Goodluck trägt zusätzlich zu seinem 18kg-Rucksack noch Felix’ Daypack. Mein schlechtes Gewissen wird dadurch nicht weniger. Felix, nur eine Trinkflasche umhängend, meint dazu nur „Ach das schafft er schon!“. Nach einer halben Stunde nimmt er seinen Rucksack dann aber doch wieder selbst.
Heute ist unser zweiter Guide, Pius, mit von der Partie und wir steigen bei Gesprächen über das Oktoberfest und Volksmusik (anlässlich unseres Vorzeigebayers Felix (immer noch in Lederhosen)) von 2835m auf 3900m. Das Nachtlager Shira Cave liegt jedoch auf 3750m - Walk high, sleep low. Ein weiteres Erfolgsrezept unserer Kumpels Goodluck und Pius.
Den edlen Empfang mitsamt dem Deluxe-Essen am Camp werde ich von nun an nicht mehr erwähnen, weil es einfach jeden Tag so unfassbar gut ist wie an Tag 1! Ein Hoch auf unsere Köche Nyari und Ibrahim.
Beim täglichen Briefing misst Goodluck nicht nur unsere Herzfrequenz und den Sauerstoff (alles Tippitoppi), sondern rät uns auch, morgen mehrere Kleidungsschichten anzuziehen, da wir die Schneegrenze überschreiten werden. Dies bedeutet das Aus für Felix kurze Lederhosn.Read more
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- Day 5
- Sunday, September 16, 2018
- ☀️ 26 °C
- Altitude: 854 m
TanzaniaMoshi3°19’55” S 37°20’42” E
Kilimanjaro Tag 3

Heute fängt es an eklig zu werden. Ich rieche meine Haare, die ersten Klamotten stinken (außer den Merinosachen natürlich), im Zelt duftet es nach dem verdauten Bohneneintopf von gestern Abend und Felix offenbart mir, dass ich in den nächsten Tagen tapfer und eher wie ein Kumpel sein muss, nachdem er mir ausführlich über seine Morgentoilette berichtet.
Beim ersten Blick aus dem Zelt jedoch ist alles vergessen. Wir werden von einem atemberaubenden Sonnenaufgang und einer Aussicht auf die unter uns liegende Wolkendecke, aus der der Mount Meru ragt, begrüßt. Keine zwei Minuten später steht auch schon Nyari da „Excuse me please! Hot water for washing!” Noch nie hat mich eine kleine Schüssel mit warmen Wasser und Seife mehr gefreut.
Nach dem Porridge-Frühstück in der Sonne brechen wir auf, wandern durch die vierte Vegetationszone, die alpine Wüste, bis zum Lava Tower (4600m), wo wir eine kurze Lunch-Pause machen. Unsere Finger sind kalte Eiszapfen, sodass wir unser Brot kaum essen können.
Es ist wirklich affenkalt. Recht schnell brechen wir wieder auf. Immer wieder werden wir von den Trägern überholt.
Bastkörbe. Auf dem Kopf. Frei balancierend. Dazu große vollgestopfte Rucksäcke, an denen Eierpaletten, Wasserkanister und Klappstühle befestigt sind. Ich bin immer noch schwer beeindruckt von der Kraft und der Geduld dieser Männer, die zum Teil schon über 300 mal auf dem Kilimanjaro waren.
Mein Mann dagegen jammert und leidet am laufenden Band. Die Hüfte zwickt. Der Schuh drückt. Der Magen ist unruhig. Er kriegt zu wenig Luft durch die Nase. Kalt. Pipi. Wie Männerschnupfen. Nur schlimmer.
Im Baranco-Camp (3900m) angekommen, bereite ich unser Schlaflager vor, mache ihm einen Tee mit Honig und überzeuge ihn noch, eine Orange für den Vitamin-Boom zu essen, bevor er dann fix und foxy im Daunenschlafsack wegschlummert. Den werden wir schon wieder aufpäppeln.
Ich gehe übers Gelände auf der Suche nach der Toilette (ich weiß nicht, ob ich die Plumpsklos hier in den Camps oder doch lieber den Call of Nature während des Wanderns bevorzuge). Dabei sehe ich: Das kleine 3Mann-Zelt unserer Crew wackelt. Lautes Gelächter, unverständliches Gebrabbel, oben aus dem Zelt kommt Rauch raus. Aus lauter Neugierde frage ich ob ich reinschauen darf. Da sitzt doch tatsächlich Ibrahim zwischen Bastkörben voller Gemüse und kocht unser Abendessen. Hinter ihm sind geschätzt 7-8 Crewmitglieder ins Zelt gequetscht, zocken Karten und lachen sich dabei kaputt. Ein Bild für Götter.Read more
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- Day 5
- Sunday, September 16, 2018
- ☀️ 26 °C
- Altitude: 854 m
TanzaniaMoshi3°19’55” S 37°20’42” E
Kilimanjaro Tag 4

6.30 Uhr. Wake up call.
„Wir haben Eis auf dem Zelt Tini! Es ist richtig zugefroren!“ Felix ist wiederhergestellt und bereits aus unserem Nest gehüpft, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen.
Ich fühle an meiner Nasenspitze, dass die Welt da draußen, außerhalb meines Daunenschlafsackes, bibberkalt ist. Es hilft alles nix, ich pelle mich aus dem Schlafsack, bin dankbar über den Ingwertee, den Nyari bereits gebracht hat und stopfe alle Wanderkleider, die noch steif vor Kälte sind, in meinen Schlafsack, damit der Schock beim Anziehen nachher nicht allzu groß wird.
Halbzeit.
Heute ist Aklimatisierungstag.
Wir sind im Wandermodus. Schritt vor Schritt vor Schritt. Es wird auch nicht mehr so viel geredet wie in den ersten Tagen. Das monotone Laufen hat was meditatives.
Die Schrittgeschwindigkeit, die Pius bergauf vorgibt, gleicht der eines Chamäleons. Oder sogar eines Faultiers. „Pole Pole“. Eine wunderbare Entschleunigung nach den letzten turbulenten Wochen.
So wandern, klettern und kraxeln wir up and down, up and down von 3900m auf 4200m, machen dort eine kurze Pause und steigen dann wieder auf 3995m ins Karanga Camp ab.
Als das kleine Crew Zelt wieder wackelt, raucht und quietscht, gehen wir hin, bieten unsere letzten Haribos an und fragen, ob wir mitzocken dürfen. Allgemeines Lachen. Leider gibt es in dem vollgestopften Zelt, in dem neben dem Kartenspiel schon wieder gekocht wird, keinen freien Zentimeter. Schade!
Schnitt. 20 Minuten später klopft es bei uns und die Zockrunde wird auf unser Zelt verlegt. Interkultureller Austausch vom Feinsten. Wir lernen ihr Kartenspiel „Last Card“ (bei dem auch gerne geschummelt werden darf, wie sie immer wieder betonen), sie lernen Dobble von uns, das wir auf Deutsch-Suaheli spielen. Wir biegen uns vor Lachen und plötzlich ist uns gar nicht mehr kalt.
Oh ich hab sie alle so lieb gewonnen. Unsere Crew. Einige Tage gemeinsam von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, schweißt ganz schön zusammen. Wie aufmerksam, wie fürsorglich, wie geduldig, wie genügsam, wie lustig sie sind - obwohl sie das ganze Geraffel der weißen Bonzen da hoch schleppen müssen. Hut ab!Read more
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- Day 7
- Tuesday, September 18, 2018
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 851 m
TanzaniaMsaranga3°19’54” S 37°20’43” E
Kilimanjaro Tag 5

Komfortzone adieu.
Haare waschen. Fließend Wasser. Sich rasieren. In nur einer Schicht Kleidung und auf einer richtigen Matratze schlafen. Ein Bier statt Flusswasser. Auf einer Klobrille sitzen und spülen können. Internet.
Was war das nochmal gleich?
Spaß beiseite. Irgendwie schön, ein paar Tage auf diesen Luxus verzichten zu müssen, weil ich genau weiß, dass ich ihn danach wieder umso mehr wertschätzen werde.
Die zahlreichen Gänsehautmomente entlohnen ohnehin tausendfach für diesen Verzicht. Einen Sternenhimmel wie ich ihn noch nie gesehen habe. Sonnenauf- und untergänge, die sich gegenseitig die Show stehlen. Atemberaubende Ausblicke auf das tansanische und kenianische Flachland. Mystische Nebelschwaden. Mondlandschaften. Weite. So viel Weite. Da pfeift einem die Freiheit buchstäblich um die Ohren.
Und immer diesen schneebedeckten massiven Gipfel im Blick.
Heute gehts von 3995m ins 4673m hoch gelegene Base Camp „Barafu Camp“, wo wir dann um Mitternacht zum Gipfel aufbrechen wollen, um dort den Sonnenaufgang zu sehen.
Kleines Update am Rande: Wir haben zwei Wasserunfälle zu verzeichnen. In der letzten Nacht hat sich Felix Thermosflasche (die wir als Wärmeflasche zweckentfremden) in seinen Schlafsack entleert. Und keine zwei Minuten nachdem wir morgens losgewandert sind, bemerkt Felix, dass es aus meinem Rucksack tropft: meine komplette 2 Liter Trinkblase ist in meinem Rucksack ausgelaufen und alles ist nass. „Hakuna Matata“ sagt Goodluck. Wir hängen meine Sachen an seinen und Felix’ Rucksack außen hin und weiter gehts.
Kurz bevor wir im Base Camp ankommen, fragt Pius uns, ob wir es schaffen würden, direkt weiter zum Gipfel zu gehen. Erst denken wir, es sei ein Witz.
Aber er meint es ernst. So könnten wir die wunderschöne Landschaft bei Tageslicht sehen und müssten beim Gipfelschild nicht Schlange stehen für das obligatorische Foto. Pius meint, wir hätten eine gute Geschwindigkeit und Ausdauer. Wenn wir um 13 Uhr am Base Camp losgehen, schaffen wir es zum Sonnenuntergang. Es ist jetzt 12 Uhr. Wir überlegen kurz und treffen dann (im Nachhinein gesehen) die absolut richtige Entscheidung. So packen wir unsere wärmsten Sachen ein, futtern noch schnell den lecker Kartoffeleintopf von Ibrahim und schon gehts los. Ich spüre glücklicherweise noch gar nichts von der Höhe, dafür umso mehr von den vielen Kartoffeln, die ich mir gerade einverleibt habe. Ibrahim kocht einfach zu lecker, aber unmittelbar vor dem (sehr) steilen Gipfelaufstieg sollte man vielleicht keine 3 Schüsseln Eintopf essen.
Goodluck lacht nur und meint, die Kartoffeln werden mich zum Gipfel hoch treiben.
Am Stella Point (5756m) angekommen, können wir unseren Augen kaum trauen.
Es eröffnet sich uns eine Schönheit, die ich nur schwer in Worte fassen kann.
Wir haben die letzte Zone, die „Summit-Zone“ erreicht. Wir wandern durch skurrile Gebilde aus Eis, die im orangeroten Licht der untergehenden Sonne glitzern. In weiter Ferne der Mount Meru, der aus dem Wolkenmeer ragt. Gigantische Gletscherformationen. Eiskalter Wind.
Die Sonne taucht die gesamte Zauberlandschaft in eine surreale Farbe. Es herrscht eine magische Stimmung.
Dieser Moment auf dem höchsten (und vermutlich kältesten) Punkt Afrikas gehört ganz allein uns Vieren. Keine andere Menschenseele ist hier. Die Gefühle übermannen mich, Tränen steigen mir in die Augen. Ich starre in die Weite, der Sonne entgegen und kann mein Glück nicht fassen, so etwas erleben zu dürfen.
Wie es sich gehört, trinken wir einen Gipfelschnaps aus einem Mini-Flachmann (Danke Stasl!), der uns für kurze Zeit
richtig schön einheizt. Dann treten wir auch schon wieder den Heimweg an, um beim letzten Tageslicht den Pfad durch die Eislandschaft zu finden.
Jeder mit einer Stirnlampe ausgerüstet, nehmen wir den Shortcut zurück ins Base-Camp. „Just like skiing!“ sagt Pius. Wir rutschen die 1000 Höhenmeter auf Geröll runter, sehen eigentlich gar nichts außer dem aufgewirbelten Staub vom Vordermann.
Circa eine halbe Stunde vor dem Basecamp sehen wir einige Stirnlampen entgegenkommen und wundern uns, wer das ist.
Und jetzt kommt der zweite Moment des heutigen Abends, der mir aus Rührung (und vielleicht auch aus Erleichterung) Tränen in die Augen treibt: Unsere gesamte Crew hat sich den extrem steilen Teil hochgekämpft, um uns zu gratulieren, uns Orangensaft zu bringen, uns die Rucksäcke abzunehmen und uns zu feiern. Da stehen wir im Stockdunkeln in 5000m Höhe, jubeln und schlürfen Orangensaft. Unfassbar.Read more
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- Day 8
- Wednesday, September 19, 2018
- ⛅ 26 °C
- Altitude: 854 m
TanzaniaMoshi3°19’55” S 37°20’42” E
Kilimanjaro Tag 6

Trotz des Overloads an Eindrücken und Gefühlen, lassen wir es uns nicht nehmen, zum Sonnenaufgang aufzustehen. Wir sind einfach nur geflashed. Von dem krassen Gipfelerlebnis letzter Nacht, von Sonnenaufgängen und Wolkenmeeren, von dieser Weite und dieser Stille.
Das müssen wir jetzt erst mal verarbeiten. Vielleicht wandern wir auch aus diesem Grund ohne Gespräche hinab ins „Mweka Camp“ (3100m). Jeder ist in sich gekehrt. Angenehmes Schweigen. Es herrscht eine Atmosphäre der Zufriedenheit.
Und wie als Zeichen für das, was ich anfangs über Pius‘ Laufgeschwindigkeit geschrieben habe, ist das erste Tier, das wir hier unten antreffen ein Chamäleon.Read more
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- Day 9
- Thursday, September 20, 2018
- ⛅ 27 °C
- Altitude: 853 m
TanzaniaMoshi3°19’54” S 37°20’42” E
Kilimanjaro Tag 7

Wake up call um 5.30 Uhr. Rucksäcke im Dunkeln packen, Pancakes ala Ibrahim futtern und los gehts. So unser Plan.
Das Leben plant anders.
Plötzlich steht die ganze Crew vor unserem Zelt. „Filips and Tin. Are you ready?“
Ähhh ja. Wir wissen nur nicht genau wofür wir bereit sind, aber ja! Wir sind ready.
Aus voller Inbrunst singen sie Lieder für uns, tanzen, lachen, ziehen mich in ihre Mitte und so feiern wir um 6 Uhr morgens eine kleine tansanische Party.
So viel Lebensfreude, so viel Rhythmus im Blut, so viele grinsende Gesichter. Ich möchte sie alle umarmen.
Mit diesem tiefen Gefühl der Lust am Leben treten wir den letzten Part unseres Kilimanjaro-Abenteuers an und wandern down down down auf 1800m.
Auf der Heimfahrt nach Moshi bitten wir unsere neuen Kumpels, uns ihre Lieblingsmusik zu zeigen. Der Fahrer freut sich übermäßig darüber und dreht seine „Bongo-Flavour“- Musik bis an Anschlag auf.
Die Crew dreht komplett durch, alle singen die Texte mit, wir verstehen gar nix, tanzen dafür umso mehr mit und los geht die Bongo-Bus-Party.
Dann ist es soweit. Wir müssen uns von der Crew verabschieden. Schön und traurig zugleich.
„Wewe ni rafiki yangu dada”
„You are my friend, sister!”
Die letzten von so vielen Suaheli-Vokabeln, die ich in den letzten Tagen von ihnen gelernt habe.
Die Sprache klingt super schön und beschert mir immer wieder einen Kindheits-Flashback - Löwe heißt tatsächlich Simba, Sorge dich nicht heißt Hakuna Matata, Freund heißt Rafiki und lustigerweise bedeutet Pumba sowas wie ‚dickes Maiskorn‘.
Was ich sehr vermissen werde, ist die liebenswerte Art. Wir haben so viele Menschen auf dem Weg getroffen und es wurde stets mit „Mambo vipi dada?“ (Alles klar, Schwester?) gegrüßt.
„Poa poa kaka!“ (Es geht mir bestens, Bruder!)
Wie schön, wenn man alle Mitmenschen als Brüder und Schwestern sieht. Oder wie Goodluck sagen würde: „Brother from another mother, sister from another mister.”
Stolz und glücklich stehen wir jetzt am Fuße des Berges und dürfen ihn nun liebevoll „Kili“ nennen. Denn wer dessen Gipfel noch nicht erklommen hat, sollte ihn ehrfürchtig beim vollen Namen nennen - Kilimanjaro.Read more
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- Day 9
- Thursday, September 20, 2018
- ⛅ 25 °C
- Altitude: 1,082 m
TanzaniaUru East3°18’10” S 37°22’25” E
Da geht die Post ab

Es ist ein mittelgroßes Unterfangen, wenn man ein Paket von Tansania aus verschicken will. Wir möchten unsere Wanderschuhe und ein paar Klamotten nach Hause schicken.
Trotz der Hilfe unseres einheimischen Kumpels Nick dauert diese Aktion einen guten halben Tag.
Schritt 1:
Zu allen möglichen Tante-Emma-Läden fahren, um einen entsprechend großen Karton zu finden, in den wir unsere Kleider und Schuhe stecken können (Auf der Post gibt es weder Versandkartons, noch Klebeband oder ähnliches zu kaufen.)
Schritt 2:
Zur Post fahren, jedes Höschen und jede Socke einzeln aus dem Karton holen und auf der Theke ausbreiten, damit geschaut werden kann, ob wir was schmuggeln. Danach alles wieder rein in den Karton.
Schritt 3:
Wieder wegfahren, Klebeband und Verpackungspapier kaufen.
Schritt 4:
Zurück bei der Post, Karton zukleben. Der Postmann will wissen, wieviele Teile genau drin sind. Also Karton wieder aufmachen, alle Klamotten raus und einzeln abzählen. Klamotten wieder rein.
Schritt 5:
Den Karton mit Verpackungspapier einpacken wie ein Weihnachtsgeschenk. Dann will ich die Adresse meiner Mutter wie gewohnt unten rechts draufschreiben. Aber auch das läuft hier anders. Der mürrische Postmann weist mich an, die Adresse in übergroßen Buchstaben und komischerweise auch die Telefonnummer des Empfängers quer über das ganze Paket zu schreiben (viel Spaß beim Telefonieren Mama).
Puhh. Fertig!
Nein. Der Postmann ist noch nicht zufrieden. Wenn er nicht gerade mufflige, unverständliche Anweisungen an uns gibt, blättert er in einem Boulevard Magazin und tut so, als wären wir gar nicht da.
Schritt 6:
Also gut. Das gesamte Paket mit dem schmalen Klebeband so einwrappen, dass kein Zentimeter Karton mehr frei ist.
Wow. Endlich ist er zufrieden. Wir dürfen das Paket aufgeben.
Noch nie habe ich die deutsche Post so geschätzt wie jetzt gerade....Read more
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- Day 10
- Friday, September 21, 2018
- ⛅ 24 °C
- Altitude: 821 m
TanzaniaMsaranga3°20’26” S 37°21’18” E
Konyagi & Karaoke

„Waaaaas? Ihr habt noch keinen Konyagi getrunken? Dann müssen wir heute Abend unbedingt feiern gehen!“ Alina, die gerade im ‚More than a drop’ Volunteering macht, lässt uns keine Wahl (Ok. Wir haben uns auch nicht gerade stark gewehrt). So tauchen wir ganz tief in das Nachtleben Moshis ab.
Die erste Station ist eine Bar, in der wir unseren ersten Konyagi mit Ingwerbier trinken. Sie verkaufen es uns als den tansanischen Gin-Tonic.
Man bekommt aber nicht nur ein Glas, sondern direkt eine ganze Flasche, auf deren Unterseite man vor dem Öffnen traditionell mit dem Ellbogen klopfen muss, damit der Schnaps noch stärker wird. Das hat mir natürlich direkt eingeleuchtet.
Der Drink schmeckt zwar nicht nach GinTonic, aber er läuft gut rein. Die Einheimischen freuen sich, dass es uns schmeckt und motivieren uns, noch weitere Flaschen zu bestellen.
Schnitt. Wir stehen in einer KaraokeBar, unser neuer Kumpel Mehul verkündet durch das Mikrofon „I want to say hello to our special guests Tini and Felix. They have both birthday today!” Riesen Party, alle wollen uns gratulieren. Und plötzlich wird uns das Mikrofon in die Hand gedrückt und wir grölen lauthals Lieder von den Backstreetboys, Enrique Iglesias und Celine Dion mit. Die Liste mit den verfügbaren Tracks wurde offensichtlich seit den 90ern nicht mehr aktualisiert. Die Meute um das Mikrofon wird immer größer und Felix findet richtig Gefallen am Karaoke singen. Er legt eine grandiose Show zu Britney Spears hin. „Oops I did it again!”
Schnitt. Wir sind in einem riesigen Club, die Einheimischen bewegen sich extrem gekonnt zu der Bongo-Flavour-Musik.
Felix wackelt extrem lustig zu irgendeiner Musik in seinem Kopf. Bongo-Flavour ist es jedenfalls nicht.
Tja wie soll es auch anders enden, wenn man zuerst Konyagi in sein Bier schüttet und dann als Vorzeige-Bayer diese edle Mischung auch noch ext?!
Schnitt. Felix am nächsten Morgen: „Tini ich glaube ich wurde vergiftet!“Read more
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- Day 12
- Sunday, September 23, 2018 at 11:56 PM
- 🌙 20 °C
- Altitude: 1,153 m
TanzaniaOl Donyo Muruok3°14’45” S 37°4’17” E
Bei den Maasai

„Was zieht man denn da heute an?“- „Also ich hab schon meine Lederhose bereit gelegt.“
Das wird was. Bayer trifft Maasai.
Wir sind wieder mal extreme Glückspilze. Die Gründer und Leiter des „More than a drop“ Nicola und Gianluigi nehmen uns mit in ein Maasai-Dorf, aus dem Mädchen stammen, die bei ihnen die Gastronomie-Ausbildung gemacht haben. Die Maasai sind die bekannteste der insgesamt 130 Ethnien in Tansania.
Mit Nicolas Allrad-Jeep kämpfen wir uns auf extrem holprigen Wegen durch den Busch. Da Trockenzeit ist, schwappt in jeder Kurve ein Schwung rötlicher Erde durch die Fenster rein. Alina, Felix und ich schwitzen uns auf der recht engen Sitzbank gegenseitig voll und das Auto kläppert so sehr, dass wir uns nur schreiend unterhalten können (kleiner Vorgeschmack für Daniel und Charly, mit denen wir drei Wochen in einem Jeep verbringen werden. Das wird super!).
Sobald man das Enge, Schwitzige, Staubige mal akzeptiert hat, ist es gar nicht mehr so schlimm. Es gehört einfach dazu.
Begrüßt werden wir von Lesse, einem Maasai-Freund von Nicola und Gianluigi, mit einem Willkommens-Drink. Aus einer Kalabasse schenkt er frisches Ziegen-Blut ein. Dickflüssig und tiefrot. Mir stellt es die Nackenhaare auf. Ich lehne dankend ab. Gianluigi ermahnt mich. Es gehört zur Tradition, ich MUSS das trinken. Mein Herz fängt an zu rasen. Ich bin mir sicher, dass ich das Zeug nicht runter kriege. Die Maasai, die gerade noch für uns gesungen haben und nun um uns stehen schauen uns erwartungsvoll an. Pressure is on! Langsam setze ich den Becher an, versuche den Würgereiz zu ignorieren und trinke das Zeug. Ich hab das Gefühl, ich werde gleich ohnmächtig. Noch ehe ich checke, was ich da trinke, fangen die Maasai zu lachen an. Es ist Hibiskussaft. Sie wissen bereits, dass mzungus (=Hellhäutige oder wörtlich übersetzt: Herumstreunende) kein warmes Blut verkraften.
Alina (die sogar Vegan ist) und ich brauchen ein paar Momente, um über den Schock hinwegzukommen.
Die Maasai findens lustig.
Einer von ihnen, Joshua, nimmt uns anschließend mit auf einen Spaziergang durch sein Dorf.
Wunderschön gelegen zwischen dem Kilimanjaro und dem Mount Meru befinden sich in dieser steppenartigen Landschaft vereinzelte Lehmhütten (=Bomas), die in mit Steinen abgegrenzten Grundstücken positioniert sind. Wieviele Frauen ein Mann hat, erkennt man an der Anzahl der Lehmhütten auf dem Grundstück. Das Ansehen eines Mannes steigt mit der Anzahl seiner Frauen.
Da stehen wir vor den Lehmhütten einer befreundeten Familie von Joshua. Überall neugierig schauende Kinder (gefühlt von jedem Alter mindestens eins). Frauen in ihren roten und blauen Gewändern, mit ihrem traditionellen Schmuck. Kein fließend Wasser, kein Strom, keine Infrastruktur.
Wir wissen nicht so recht, was wir sagen sollen. Kulturell unterschiedlicher könnten wir kaum sein.
„These are traditional trousers of my tribe.” Felix ist mächtig stolz und macht mal wieder Werbung für seine Lederhose. Die Maasai begutachten anerkennend die Lederqualität seiner Hose.
Das Eis ist gebrochen.
Joshua frägt uns ob wir ein Boma von innen sehen wollen. Na Logo! Wir steigen durch das kleine Loch und sehen erstmal gar nichts. Es ist stockdunkel - kein einziges Fenster(loch). „Sorry it’s dark here. But I provide light!” Joshua zieht sein Smartphone aus seinem kunterbunten Gewand (Fortschritt trifft auf Tradition) und leuchtet in den Raum, wo wir plötzlich zwei Frauen in der Hocke sitzen sehen, die gerade das Essen vorbereiten und nun schüchtern kichern. Eine davon hält ein Baby im Arm. Frisch gebackene Mütter müssen die ersten 5 Monate in dieser engen, dunklen Lehmhütte verweilen.
Felix, der alte Grundschulonkel hat mittlerweile eine Schar Fans um sich (fehlt nur noch, dass sie ihn anfeuern wie seine Ailinger Schüler: HERR HÄRTER! HERR HÄRTER!).
Die Kids werden immer forscher, wollen Fotos mit der Spiegelreflexkamera schießen und können gar nicht genug von Selfies kriegen. Als wir ihnen die Fotos zeigen, lachen sie sich kaputt. Viele von ihnen sehen sich scheinbar selten selbst.
Joshua führt uns weiter.
Wir steppen ein paar Minuten quer durch die Prärie. Vorbei an Eseln und Ziegenherden. Joshua ist extrem schnell. Vielleicht liegt es an seiner beachtlichen Statur (Maasai sind bekannt für ihre großgewachsene, stolze Figur). Vielleicht liegt es aber auch an seinen Schlappen aus Autoreifen. Man weiß es nicht.
Wir hecheln ihm hinterher und kommen schließlich bei einer Lehmhütte an, in der eine ehemalige Schülerin des „More than a drop“ wohnt.
Felix wird direkt in die Hütte zu den Männern gezogen. Vermutlich handelt er gerade aus, wieviele Kühe er für mich und Alina will. Oder er bahnt ein neues Lederhosn-Business an.
Alina und ich sind vor der Hütte beschäftigt mit der Herde an Kindern, die uns plötzlich umzingelt. Es folgt ein Fotoshooting der besonderen Art. Alle wollen fotografieren und fotografiert werden. Am liebsten mit meiner verspiegelten Sonnenbrille auf dem Gesicht. Sie kriegen sich nicht mehr ein vor Lachen. Mir geht das Herz auf.
Wir gehen zurück zu Lesse. Er hat inmitten dieser Prärie eine Massai-Lodge gebaut, die von Pool über Sauna bis hin zu edelsten Weinen alles zu bieten hat, was der Luxustourist begehrt. Das Gute daran ist, dass dort ausschließlich Maasai arbeiten dürfen, unter anderem eben auch Mädchen, die zuvor die Gastronomie-Ausbildung im „More than a Drop“ gemacht haben. Dies ist eine Möglichkeit für sie, einer Zwangsheirat beziehungsweise einer äußerst schmerzhaften bis sogar tödlich endenden Beschneidung zu entkommen.
Dann ist es soweit. Wir verabschieden uns von Nicola, Gianluigi und Alina, vor deren Arbeit und sozialem Einsatz wir wirklich den Hut ziehen. Mit ihnen hatten wir einige anregende Gespräche über gemeinnützige Vereine und den Sinn und Zweck von Projekten wie ihrem und unserem. Es ist immer wieder aufs Neue inspirierend, Menschen wie sie zu treffen.
Unser Weg führt uns nun weg von Moshi, vom Kilimanjaro und vom „More than a Drop“, wo wir uns schon fast „hoimelig“ fühlen, wie meine Oma sagen würde.Read more
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- Day 12
- Sunday, September 23, 2018 at 11:59 PM
- 🌙 19 °C
- Altitude: 1,402 m
TanzaniaArusha3°22’0” S 36°41’0” E
Bei den Maasai

...weitere Eindrücke von unserem Besuch bei den Maasai.
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- Day 13
- Monday, September 24, 2018
- ⛅ 32 °C
- Altitude: 801 m
TanzaniaKitwe Point4°54’39” S 29°36’2” E
Eine Busfahrt, die ist lustig...

Vor kurzem hat mir meine Oma einen kleinen Brief gezeigt, den ich ihr im Grundschulalter geschrieben habe.
„Nicht viel Zeit im Leben.
Lieber gleich erleben.“
Bis heute bin ich meinem Motto treu geblieben und so nehmen wir heute den weiten Weg von Arusha nach Kigoma auf uns, um Schimpansen in freier Wildbahn zu suchen. Spätestens seit „Unser Charly“ ist das einer meiner Lebensträume.
Um diesem Traum näher zu kommen, müssen wir 28 Stunden per Bus einmal quer durchs Land fahren. Sightseeing-Tour inklusive. Ich freue mich schon drauf!
Busfahren bedarf jedoch starker Nerven sowie einer gewissen Portion Abenteuerlust und Gelassenheit.
Juuunge, gehts hier zu auf den Busbahnhöfen. Als sei es nicht Aufgabe genug, herauszufinden welcher dieser zahlreichen grellbunten Busse oder Daladalas (Kleinbusse) in die gewünschte Richtung fährt. Nein! Man muss sich an Erdnuss-, Mais- und Fleischspießverkäufer vorbeidrängen, sich gegen „you need taxi miss?”-Marktschreier behaupten und seinen Rucksack festklammern, den einem gleich mehrere Flitzpipen in der Hoffnung auf Trinkgeld abnehmen wollen. Dann fährt der Bus dreimal vor der Nase weg, weil man entweder gerade am Diskutieren mit dem Marktschreier ist oder der Busfahrer rausschreit: „Bus Full!“
Den nächsten (meiner Meinung nicht weniger vollen) Bus ergattern wir uns. Irgendwer nimmt uns die Rucksäcke ab und schmeißt sie zu Kartoffel und co in den staubigen Kofferraum.
Puhh. Wir sitzen drin.
Ganz schön schmale Plätze. Wir denken an Freunde wie Feli oder Nono. Wie zur Hölle sitzen die in solchen Bussen?!
Wir kleben wie Arschfliegen aufeinander. Schön!
‚Authentisches Buserlebnis’ denken wir uns.
Wieder mal falsch gedacht. Authentisch wird’s erst als eine Big (BIG) Mama einsteigt und sich auf unsere Sitzbank dazuquetscht. Berührungsängste scheint es nicht zu geben. Big Mama (übrigens mit schreiendem Baby auf dem Arm) sitzt halb auf Felix, sie drückt ihren propperen Hintern an seinen Bauch und das Baby zwickt ihn in den Nippel.
Es kann losgehen!
Die Beschallung aus röhrenden Boxen inklusive der schlechtesten Musikvideos ever macht die Busfahrt erst richtig lustig. Tansanische Kirchenchöre im Wechsel mit Celine Dion. Großartig!
Nach ein paar Stunden muss ich aufs Klo. Schwierig. Ich nutze die Gelegenheit beim Stopp an einem Busbahnhof, renne wie ein aufgescheuchtes Huhn über den Platz, bis ich die Toiletten finde. Es geht hier um Sekunden. Es ist einfach undurchschaubar, wie lange der Bus wartet. Verkäufer strömen in den Bus und von außen an die Fenster, Passagiere steigen ein und aus, ein riesen Gedränge im Bus. Der Fahrer hält nie richtig an, sondern lässt den Bus immer leicht weiter rollen, wobei Menschen auf das rollenden Fahrzeug aufspringen.
Der Bus könnte also jederzeit abfahren.
Während ich beim Pinkeln bin.
Felix hat gottseidank versprochen, sich vor den Bus zu legen, wenn dieser abfahren will, bevor ich wieder vom Klo zurück bin.
Wir verstehen das Pinkelkonzept dieser Busfahrt nicht, bis wir drei Stunden später mitten in der Prärie anhalten. Der Fahrer ruft etwas (vermutlich sowas wie PINKELPAUSE), alle drängen sich aus dem Bus und es findet ein kollektives Gruppenpinkeln im Busch statt.
Rechts stehen die Männer und links sitzen die Frauen. Schön ordentlich getrennt, wie es sich gehört.
In meinem Kopf höre ich unseren neuen Kumpel Ankor aus Moshi grinsend dazu sagen:
„TIA!“ (This Is Africa)
Nach weiteren 8 Stunden hält der Bus erneut an. Das Problem ist: wir wissen nicht, ob der Bus nach Kigoma durchfährt oder ob wir irgendwo übernacht Halt machen und erst morgen weiter fahren. Wir haben diesbezüglich unterschiedliche Informationen bekommen und wir sind die einzigen Touris im Bus. Bisher haben wir hier drin auch noch niemanden gefunden, der Englisch spricht. So bleibt uns nix übrig als im Bus zu sitzen und abzuwarten.
Wir fahren also bereits seit 12 Stunden (Felix ist schon hypnotisiert von den sauschlechten Musikvideos, die er sich seit Stunden reinzieht. „Was soll ich machen? Ich kann nicht wegschauen!“) und da alle Menschen ohne ihr Gepäck aus dem Bus drängeln, schlussfolgern wir: Pinkelpause.
Nicht weniger abenteuerlich als die kollektive Buschpinkelaktion von vorhin. Dieses mal halten wir an einer Art Tankstelle mit genau 2 Toiletten. Mittlerweile habe ich gelernt, dass ich richtig mitdrängeln muss, um mein Ziel zu erreichen. Berührungsängste gibts ganz offensichtlich nicht. So stehe ich eingequetscht inmitten einer Traube Tansanierinnen, drängle mich aktiv richtung Klotüre vor und hoffe, dass ich, sobald ich es reingeschafft habe, die Türe auch von innen zuschließen kann. Sonst ergeht es mir nämlich wie den anderen vor mir: die Wartenden reißen die Türe auf, solange drinnen noch Frauen über dem Plumpsklo hocken. Privatsphäre wird wohl nicht allzu groß geschrieben in Tansania. Was für eine lehrreiche Busfahrt!
Nach 17 Stunden Fahrt hält der Bus an und wir erfahren, dass die Fahrt erst morgen früh weiter geht. Es ist 23 Uhr, also stockdunkel, wir sind in irgendeinem Kaff und unser Gepäck sowie wir selbst sind komplett mit roter Erde einpaniert, da wir die letzten Stunden ausschließlich auf bumpy dirt roads gefahren sind.
Nach stabilen 4 Stunden „Schlaf“ geht es um 5 Uhr weiter.
Der Sonnenaufgang taucht das aufwachende Land in ein wundervolles Licht. Ich höre Musik und beobachte aus dem Fenster die vorbeiziehende savannenartige Landschaft und das bunte Treiben in den Dörfern. Immer wieder aufs neue beeindruckt mich die Kunst, alles Mögliche auf dem Kopf zu balancieren: von Ästen, Steinen und Zuckerrohr über Schüsseln, ja sogar Handtaschen, Tische und Colakisten.
Gegen Mittag erreichen wir dann endlich unser Ziel Kigoma.
Ich werde nervös. Es ist nicht mehr weit bis zu meinen Schimpansen!!Read more
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- Day 15
- Wednesday, September 26, 2018
- 🌬 30 °C
- Altitude: 1,287 m
TanzaniaMwamgongo4°39’47” S 29°38’51” E
Auf den Spuren von Jane Goodall

Unser Weg führt uns vom höchsten zum tiefsten Punkt Afrikas.
Kigoma liegt am Lake Tanganyika, dem zweitgrößten und tiefsten See Afrikas. Er ist über 1440m tief und 676 km lang.
See soweit das Auge reichen kann. Mit seinem kristallklaren Wasser und den brausenden Wellen wirkt er eher wie ein Meer.
Auf einem kleinen, buntbemalten Holzboot tuckern wir zwei Stunden lang richtung Gombe National Park, welcher ausschließlich per Boot erreichbar ist.
1968 richtete die Primatologin Jane Goodall diesen Nationalpark ein - mit seinen knapp 50 Quadratmetern der zweitkleinste in Tansania. Der Park soll bis heute vornehmlich für Forschungszwecke
dienen, deshalb sind maximal 20 Besucher pro Tag erlaubt.
Wir sind mal wieder vom Glück verfolgt, denn wir sind heute mitsamt unseres Guides Khalfan gerade mal zu viert im Park.
Er erklärt uns, dass die Schimpansen (von denen es im Park ca. 110 gibt) momentan eher schwer zu entdecken sind, da sie sich weit in den bergigen Dschungel zurückgezogen haben. Glücklicherweise steht er per WalkieTalkie im Kontakt mit zwei Forschern, die einer Schimpansengruppe auf den Fersen sind. Sie wollen das Verhalten der Primaten beobachten und aufzeichnen.
Khalfan, der sich selbst als Bergziege betitelt, da er sein ganzes Leben in dieser abgeschiedenen Berglandschaft verbracht hat, gibt uns den Weg vor: Es geht direkt steil bergauf durch den Dschungel, die schwüle, drückende Hitze lässt unseren Puls hochschießen. Bergziege kennt keine Gnade und eilt voraus. Auf 1400m angekommen und völlig durchgenässt meint Khalfan:
„The Chimps are vey far. We need to go in the bush now. There is no more path. Are you ok with that?”
Aber hallo! Wir sind ja nicht zum Spaß hier. Felix jammert dieses Mal auch nur ein bisschen. „Wieso müssen wir eigentlich immer so anstrengende Sachen machen, für die wir dann auch noch viel Geld bezahlen müssen?“.
Keine fünf Minuten später jedoch feiert er unsere „Walking Safari“: Off the beaten tracks hangeln, rutschen, schwingen, robben und kriechen wir durch das grüne Dickicht, sind von oben bis unten voller Blätter, Lianen und Dreck und plötzlich hören wir ein wildes Geschrei.
Da sind sie!! Eine Gruppe von ca. 10 Schimpansen auf der Jagd. Extrem selten zu sehen. Sie hechten von Baum zu Baum, schreien wie die Irren und catchen schließlich ein Red colobus monkey- Baby.
Affe isst Affe.
Zwischen Faszination und Ekel beobachten wir, wie der Chef-Schimpanse das kleine Babyäffchen am lebendigen Leib auffuttert. Zuerst beißt er ihm den Kopf ab und verspeist dann nach und nach in aller Ruhe den Rest. Zwischendurch rupft er sich immer wieder ein paar Blättchen vom Baum ab. Gemüsebeilage.
Ganz schön grausam, meine geliebten Schimpansen.
Ich vergebe ihnen aber direkt wieder, als ich beobachte, wie sie sich gegenseitig nach Flöhen absuchen, wie sie liebevoll zusammenkuscheln, wie das kleine Schimpansenbaby im Baum rumtollt und immer wieder runterpurzelt.
Da wir 98% der Gene mit den Schimpansen teilen, müssen wir einen Mundschutz tragen. Sie kommen uns bis auf einen Meter nah (Aaahhhh!!) und die Gefahr der gegenseitigen Ansteckung ist sehr hoch.
Es ist einfach so krass zu beobachten, wie ähnlich sie sich den Menschen verhalten -
Ihre Art zu sitzen. Wie sie sich mit ihren (soooo menschenähnlichen) Fingern am Kopf kratzen. Ihre Augen. Wenn so ein Schimpanse einem direkt in die Augen schaut, stellt man sich schon die Frage, wer hier wen beobachtet.
Ich bin im Glück. Wir sitzen in irgendeinem Dschungel mitten in Afrika und glotzen mit den Schimpansen um die Wette.
Gerade bei Einbruch der Dunkelheit schaffen wir es zu unserem Nachtlager (wo übrigens Jane Goodall höchstpersönlich zweimal im Jahr nächtigt).
Der nächste Morgen: ich ziehe meine Hose an, schreie auf, weil sich innen was bewegt. Nach kräftigem Schütteln fliegt etwas meine Schenkel entlang runter und unten kommt eine Kakerlake raus. Guter Start in den Tag.
Dann ziehen wir auch schon los mit Bergziege und Koreaner in den Dschungel. Dieses Mal treffen wir auf eine Schimpansengruppe, die ihre morgendliche Fruchtsuche auf dem Boden abhält. Das finden wir super, denn so können wir sie aus nächster Nähe beobachten:
Ein kleiner Teenager trainiert das „Liebemachen“ mit einer doppelt so großen und alten Mutti.
Es wird nach Flöhen gesucht was das Zeug hält.
Ein Baby macht lustige akrobatische Kunststücke.
Zwei Jugendliche raufen sich und Felix kann seinen Blick nicht davon ablassen, weil es ihn so sehr an seine Kämpfe damals mit Clemens und Daniel erinnert.
Nach einer Stunde müssen wir uns losreißen. Länger darf man nicht mit den Schimpansen verbringen, da sie sich sonst zu sehr das menschliches Verhalten abschauen würden.
Mein Lebenstraum ging in Erfüllung. Ich habe unsere Verwandten im Dschungel besucht!Read more
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- Day 18
- Saturday, September 29, 2018
- ⛅ 29 °C
- Altitude: 14 m
TanzaniaMsimbazi Creek6°47’35” S 39°16’21” E
Auf Schienen quer durchs Land

Heute wollen wir mit dem Zug von Kigoma nach Dar es salaam fahren. Schlappe 1254 km. Die „Central line“ ist eine der zwei Verbindungen, die es in Tansania gibt und wurde 1905 von der deutschen Kolonialregierung erbaut.
Obwohl wir uns den „Express-Train“ gönnen, hat man uns schon vorgewarnt, dass dies eine langwierige Geschichte werden könnte. Keiner kann einem sagen, wann wir ankommen. Die Fahrt dauert „between 1 and 3 days“.
Das ist uns egal. Wir haben ja Zeit und wollen so reisen wie die Einheimischen. Und wir wollen mehr vom Land sehen.
7 Uhr: Voller Vorfreude auf die Zugfahrt stehen wir am Bahnhof. Mit uns hunderte Leute in den buntesten Kleidern. Wir, als die einzigen Mzungus, fallen natürlich auf und werden interessiert beäugt.
8 Uhr: es kommt eine Durchsage. Wir verstehen kein Wort, außer uns sind keine mzungus da und nach einigem Rumfragen wissen wir zwar, dass der Zug Verspätung hat, bekommen aber verschiedene Aussagen über die neue Abfahrtszeit. Irgendwann verstehen wir dann, dass es eine Suaheli Zeit gibt und dass deren 2.00 Uhr in unserer Zeitrechnung acht Uhr abends heißt.
Der Zug hat also 12 Stunden Verspätung. Puhh. Ok wir stoppen ein Bajaji (TukTuk) und lassen uns zum Strand fahren.
19 Uhr: Im Bajaji. Wir lassen uns wieder zum Bahnhof zurück fahren. Es steht noch kein Zug da. Schlechtes Zeichen. Wieder versuchen wir uns durchzufragen, was los ist. Die ersten paar Gesichter bleiben komplett starr. Doofe Sprachbarriere.
Eine Stunde später kommt ein junger Einheimischer auf uns zu. „Hey my friend! You remember me from this Morning?“ ENDLICH jemand, der uns weiter helfen kann. Er war einer derjenigen, der heute früh die Durchsage für uns übersetzt hat.
Leider schlechte Nachrichten: Der Zug kommt erst um 24 Uhr. So warten und warten und warten wir in der überfüllten Bahnhofshalle. Wir kriegen einen extremen Bierdurst und fragen unseren neuen Kumpel Kelvin, der hier in Kigoma studiert, ob es hier eine Bar oder was ähnliches gibt. So verbringen wir die nächsten zwei Stunden bei Bier und Karaoke in einer Bar und tauschen uns mit Kelvin aus. Er lernt von uns, dass man in Deutschland auch Bier trinkt und wir lernen von ihm, wie man Pommes mit Ei auf Suaheli bestellt.
23 Uhr: Wieder am Bahnhof. Immer noch kein Zug da. Wir schlängeln uns durch das kunterbunte Schlafgelege und machen es uns in einem Eck auf dem Boden gemütlich.
24 Uhr: “Its amazing. It’s become another day!” sagt Kelvin und lacht sich kaputt. Wir verlieren die Geduld und bitten Kelvin, nachzufragen, wo der Zug bleibt. Freundlich wie er ist, frägt er einen Mitarbeiter und übersetzt: „Any time from now!”
Ah gut. Also der Zug kann jederzeit kommen. Wir warten ja erst seit 17 Stunden. Felix will aufgeben. „We think about giving up. Going to a hotel. You will wait?” Mit einem breiten Grinsen antwortet Kelvin „For sure. I wait until coming.”
TIA!!
1 Uhr: Felix kann nicht glauben, dass kein Mensch weiß, ob und wann dieser Zug kommt. Er sucht nach dem „Station Master“ und wird tatsächlich in dessen Büro vorgelassen, wo er erfährt, dass der Zug wohl um 4 Uhr kommen soll.
Am erstaunlichsten finde ich eigentlich, dass unter den Hunderten Menschen hier sehr viele Säuglinge und Kleinkinder sind. Auch sie warten seit 18 Stunden. Und wir haben ungelogen in der ganzen Zeit noch kein einziges schreien oder quengeln gehört. Unfassbar!
Felix hat sich mittlerweile zu den Schlafenden auf den Boden gelegt. Ich unterhalte mich mit Kelvin. Er kümmert sich einfach rührend um uns. Er übersetzt, er führt uns zu den Toiletten und besorgt danach auch noch Seife, er unterhält uns und teilt sogar seinen Maasai-Umhang mit uns. „Feel free. If you have any problem. Please tell me!” Wundervoller Mensch.
Kurz vor unserer Deadline zum Aufgeben, also um 4 Uhr, kommt er tatsächlich. Unser Zug. Jetzt kann es sich nur noch um 1-2 Stunden handeln bis wir losfahren, erklärt uns Kelvin stolz.
Trotz dass er selbst nur eine Sitzplatzreservierung hat (und sich trotzdem wie ein Schnitzel auf die Fahrt freut), führt er uns bis in unsere Schlafwaggons. Da wir viel zu nett sind und alle drängelnden Einheimischen vorlassen, ergattern wir in unseren geschlechtergetrennten Kabinen jeweils nur noch die oberste Pritsche. Links und rechts ein 3er Hochbett, dazwischen ein kleiner Gang.
Wir gehen auf Tuchfühlung mit den Locals. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn als ich in mein Abteil komme, sind da zu den fünf Frauen mindestens nochmal so viele Kinder und der Boden ist übersät mit Tüten, Körben und Kartons.
Als ich es geschafft habe, mich und mein Gepäck in mein Bett hoch zu hieven, ohne jemanden auf den Kopf zu treten, wünsche ich mir zwei Köpfe kleiner zu sein. Denn für diese Größe wurden die Betten wohl gemacht. Embryohaltung geht gerade so, auch wenn Hintern und Knie dann anstoßen. Egal. Ich bin dankbar, dass ich mich überhaupt hinlegen kann und bin so hundemüde, dass ich direkt einschlummere, noch bevor der Zug abfährt.
Schnitt. Ich schrecke hoch, schlage mir erst mal den Kopf an der Decke an und weiß nicht, wo ich bin. Ultralaute Partymusik dröhnt aus der Box über meinem Kopf. Ach klar. Ich bin im Zug. Ich schaue auf die Uhr. Es ist acht, ich habe also gerade mal 3 Stunden geschlafen. In meinem Abteil wimmelt es vor Frauen und Kindern in den buntesten Kleidern und Tüchern. Einige mampfen Reis oder Chapati (Fladenbrot), Andere beäugen mich kurz kritisch und schnattern dann weiter. Es ist also ganz offensichtlich keine Schlafenszeit mehr.
Ungelenk klettere ich aus meinem Hochbett und schaue aus dem Fenster, wo beeindruckende Landschaften vorbeiziehen. Wie in König der Löwen. Nur ohne Löwen.
Dann mache ich es den Frauen in meinem Abteil nach, bestelle auch einen Chai-Tee mit Chapati und genieße mein Frühstück am offenen Fenster, wo schon wieder aufs übelste hin und her gedrängelt wird. Authentisches Erlebnis. Perfekt. Genau so wollten wir es.
Nach einem halben Tag Fahrtzeit verstehe ich auch, weshalb Frauen und Männer getrennte Kabinen haben. Es wird affenheiß und „meine Mädels“ beginnen sich nach und nach auszuziehen. Bäuche und Brüste werden ausgepackt. Ständig hängt eines der vielen Babies an einer der vielen Brüste. Nicht selten werden auch beide Brüste simultan angezapft.
Wir tuckern bereits seit 29 Stunden mit einer „Pole-Pole“-Durchschnittsgeschwindigkeit von 32km/h quer durchs Land , haben zwar keine Dusche (ein Hoch auf Feuchtetücher) und keine Privatsphäre, dafür aber ganz viel Zeit.
Zeit, um das Leben der Menschen in den Dörfern zu beobachten.
Zeit, um mit unseren Mitpassagieren in Kontakt zu treten. Zeit, um „Last Card“ zu zocken (wie gut, dass unsere Kili-Jungs es uns beigebracht haben).
Zeit, mit einheimischen Lehrern das tansanische mit dem deutschen Schulsystem zu vergleichen (immer diese Lehrer!).
Zeit, den Kopf in den Fahrtwind zu strecken und die so verschiedenen landschaftlichen Szenerien zu genießen.
Zeit, um sich im mittlerweile gemütlichen Bettchen einzukuscheln, zu lesen und sich dann vom Zug in den Schlaf schaukeln zu lassen. Fühlt sich an wie in einem zu kleinen Kinderwagen, in den man quer gestopft wurde.
Es ist so wundervoll, einfach mal Zeit zu haben. Wer mich kennt, weiß, wie busy ich immer unterwegs bin. Vielleicht genau deshalb genieße ich das In-den-Tag-leben, das spontane Entscheiden, das Nicht-weit-voraus-planen so sehr.
Es macht einen gelassener. Freier. Und man übt sich in Geduld.
Ich fühle mich total im Einklang mit mir selbst und merke ganz deutlich, wie mir das Reisen gut tut.
Mit der Essensversorgung ist es fast wie beim McDonalds Drive-in: Immer wenn wir in die Bahnhöfe einfahren, rennen Menschen mit verschiedensten Waren (natürlich auf dem Kopf) an den Zug und man kann vom Fenster aus Tomaten, Bananen, Gurken, Mais, Kokosnuss, Erdnüsse, frittierten Fisch, Reisbällchen, Getränke und noch viel mehr einkaufen. Wir shoppen was das Zeug hält, sodass uns schon bald das Kleingeld ausgeht. Auf 5.000 Schilling (ca. 2€), kann kaum einer rausgeben. „Sorry! No change!“
Diese Schwierigkeit hatten wir schon öfters. Wir versuchen, oft bei den Locals zu essen. Reis oder Ugali (Maisknödel) mit Bohneneintopf, Spinat und ein Stück Fisch/Fleisch drauf ist der Klassiker. Oder halt Chipsi mayai. Pommesomelette. Kostenpunkt 1.000 Schilling, also 40 Cent (!!).
Kein Wunder sind wir die weißen Bonzen in den Augen vieler Einheimischer. Schon krass - der Kontrast zwischen der recht armen Durchschnittsbevölkerung, die für ein paar Cent zu Mittag isst und den mzungos, die mal schnell für Tausende Euro den Kilimanjaro besteigen, Safari machen und dann noch kurz auf Sansibar chillen.
Doch von Neid keine Spur. Im Gegenteil. Wir spüren Genügsamkeit, Interesse, Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft, Fröhlichkeit, Gelassenheit und Gastfreundschaft. Da kann man nur den Hut ziehen.
Unser neuer Kumpel Kelvin ist für uns der Inbegriff dieser ganzen Eigenschaften. Entweder er kommt in unsere Schlafzellen oder wir besuchen ihn vorne bei sich im (übel engen) Sitzabteil. Geschlafen hat er die ganze Zugfahrt noch nicht und ist trotzdem die Freude in Person. „I am always awake. Like a soldier.” Unermüdlich informiert er uns über die verschiedenen Völker, an denen wir vorbei tuckern. Tansanische Ethnologie durch das Fenster. Wie im Museum, nur lebendiger.
Es ist auch Kelvin, der uns beibringt, dass man vor dem Essen „Karibu“ in die Runde sagt. Das heißt übersetzt „Herzlich willkommen“ und bedeutet, dass man alle Umsitzenden einlädt, bei seinem Essen mit zu futtern (man hofft natürlich, dass keiner das Angebot annimmt). Eine Höflichkeitsklausel, die zur tansanischen Kultur gehört, erklärt Kelvin. Ein harter Brocken für Felix, dem es schon schwer fällt, seine Kekse zu teilen. „Man weiß ja nie, wann man plötzlich in Unterzucker kommt!“
Nach 21 Stunden warten und 39
Stunden fahren erreichen wir schließlich unser Ziel Dar es salaam und verabschieden uns von unserem Freund und Helfer Kelvin.
„I will never forget you. Because you gave me a present. I will remember you until I die.”
So sehr hat Kelvin uns ins Herz geschlossen, weil wir ihm ein paar Euromünzen und Kopfhörer geschenkt haben.
Wir verlassen den Bahnhof und stoßen auf eine Front emsig geschäftiger Menschen. Gefühlt greifen hunderte Hände nach uns und zerren an unseren Armen. Jeder will unser Taxifahrer sein, jeder will uns eine Tour andrehen.
„DON’T TOUCH ME!”
Die Flitzpipen und ich erschrecken gleichermaßen an Felix’ plötzlicher Lautstärke. Seine Gorillagebärde zeigt Wirkung und wir werden wenigstens kurz in Ruhe gelassen.
Dann kommt schon der nächste Luri ums Eck. „Hakuna matata rafiki!“, was soviel bedeutet wie „Keine Sorge, Kumpel!“
Er lacht uns an, wir lachen mit und kurz darauf sitzen wir in seinem Taxi.
Danke Leben für diese abenteuerliche Reise!Read more
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- Day 21
- Tuesday, October 2, 2018
- ⛅ 29 °C
- Altitude: 33 m
TanzaniaJambiani6°19’22” S 39°32’48” E
Sansibar - eine Perle im ind. Ozean

Er ist der Ort des Geschehens.
Auf ihm wird geradelt, Fußball und Volleyball gespielt, gejoggt, gehandelt, getanzt, gesungen und auf Autoreifen-Sprungbrettern Saltos geübt.
Kinder benutzen ihn, um das Lesen und Schreiben zu lernen. In ihm werden die angeschwemmten, übel riechenden Algen vergraben. Er ist Schulweg, Spielplatz und Kuhweide.
Es ist der Grund und Boden für Fischhändler, Sonnenanbeter, Muschelsucher, Bootsmechaniker, Spaziergänger, Palmwedelflechter und Souvenirverkäufer.
In ihm schlüpfen Schildkrötenbabies.
Er ist Unterlage, um Tintenfische zart zu klopfen und danach einzupanieren.
An manchen Stellen dient er als Müllhalde, an anderen wird er wiederum gewässert und gekehrt.
Und unaufhörlich wird er vom türkisblauen indischen Ozean geküsst.
Die Rede ist vom puderzuckerweichen, weißen Sandstrand Sansibars, auf den die Inselbewohner zurecht mächtig stolz sind.
Wir machen Urlaub vom Reisen.
Sansibar ist einer dieser Orte, in die man sich sofort verliebt.
Verschlafene Dörfer, endlose Palmenhaine, azurblaues Wasser bis zum Horizont und der paradiesisch weiße Strand laden geradezu ein, die Seele baumeln zu lassen, Eindrücke der vergangenen Wochen zu verarbeiten, vor sich hin zu träumen und ein Buch nach dem anderen zu verschlingen.
Die Tage im südöstlich gelegenen Jambiani verbringen wir tatsächlich meist im Liegestuhl vor unserem Strandbungalow, beobachten das bunte Treiben am Strand, lesen, planen unsere nächsten Abenteuer und gönnen uns nach dem vielen Local-Food auch mal eine Steinofenpizza. Mit richtigem Käse drauf. Ach, wie ich Käse vermisse!
Nach 5 Tagen auf der Strandliege wird Felix hibbelig. Er will einen Spaziergang durch das Dorf machen, während ich weiter die Sonne anbete.
Eine Stunde später kommt er zurück, im Schlepptau ein Typ, der geheimnisvolle Gebärden macht.
Flitzpipen-Alarm!
Felix verkündet stolz, dass er was Selbstgebrautes von ihm kaufen will. Der Typ zieht uns um die Ecke und holt dann aus einer Papiertüte eine Flasche Konyagi raus. „Papaya Wine“ verkündet er mit einem breiten Grinsen. Schlappe 43 Prozent (seiner Einschätzung nach). So wie es sich für einen ordentlichen Wein eben gehört.
Als er Felix‘ kritischen Blick auf das klare Gebräu bemerkt, nimmt er selbst einen Schluck und meint: „If it’s poison, I die first!“.
Unsere Zeit hier in Jambiani ist Balsam für Körper und Seele (Abgesehen von Papaya-Wein).
Jeden Morgen um halb sieben laufe ich eine halbe Stunde am Strand entlang, beobachte das rege Treiben der Einheimischen zum Sonnenaufgang und freue mich auf die bevorstehende Yoga-Stunde mit Shannon.
Herabschauender Hund und co. begleitet vom Rauschen der Wellen und Rascheln der Palmen mit Blick auf den weiten Ozean.
Ein Fernblick der süchtig macht.Read more
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- Day 27
- Monday, October 8, 2018
- ⛅ 27 °C
- Altitude: 9 m
TanzaniaRas Nungwi5°43’31” S 39°18’8” E
Sansibars Nordkap

Am nördlichsten Zipfel Sansibars liegt das Dorf Nungwi.
Dort laufen die Maasai mit verspiegelter Sonnenbrille sowie mit Nikes anstelle der Autoreifensandalen am Strand rum und werden „Beach Boys“ genannt.
Der Einfluss der westlichen Touristen ist nicht zu übersehen.
Die Beach Boys haben von ‚Fresh Cocooonut‘ und ‚massaaaaage‘ über ‚Sunset Cruiiiiiise‘ und ‚Doooolphin-Tour‘ bis hin zu (jetzt wird die Stimme gesenkt und ein ernster Blick aufgesetzt) ‚Marihuana??‘ alles im Angebot.
Nach tausendfachem „Apana asante“ (Nein Danke) lassen wir uns dann doch um den Finger wickeln. Juma überzeugt uns mit seinem sehr guten Deutsch und dreht uns einen Sunset-cruise an. Er schreibt uns fein säuberlich eine Quittung, mitsamt seiner Handynummer und dem Treffpunkt.
Versprochen hat er uns ein Partyboot mit jungen Leuten und Drum-Band.
Abgeholt werden wir von einem Boot ohne Drums, dafür mit 6 Rentnerpärchen.
Wir wundern uns schon und haben ein seltsames Gefühl. Als der Captain unsere Quittung anschaut und meint, er kenne keinen Juma, geht uns auf, dass wir uns mal wieder übers Ohr hauen lassen haben. Offensichtlich stellen die Flitzpipen hier ganz munter Fake-Quittungen aus und lachen sich ins Fäustchen über die naiven Touristen, die im Voraus bezahlen.
Immerhin sitzen wir auf einem Boot.
Wenn auch auf der Renterversion.
So teilen wir die mitgebrachten Biere und unseren Papayawein mit der Crew und bekommen im Gegenzug „Mirongwe“ von ihnen angeboten: In eine Seite des Mundes steckt man sich einen Kaugummi und mit der anderen zerkaut man ein paar Halme des kenianischen Krautes. Auf meine Frage, was das bringt, erklärt Abraham, der Anker-Boy, grinsend: „It make you happy!“
Also doch Partyboot.
So segeln wir happy dem Sonnenuntergang entgegen und kauen ganz nach dem Vorbild der Crew zufrieden unser Mirongwe.
Unser neuer Kumpel Abraham nimmt uns danach direkt mit zu sich nach Hause. Wieder mal treffen wir auf Genügsamkeit pur. Stolz führt er uns in ein (in unseren Augen rohbauartiges) Haus und präsentiert uns sein spartanisch eingerichtetes Zimmer. Mit einem verschmitzten Grinsen hebt er eine Ecke seiner durchgelegenen Matratze vom Boden und zieht eine Papiertüte hervor. Was da wohl wieder drin ist?!
Irgendwie scheinen in Papiertüten immer verbotene Dinge aufbewahrt zu sein. Geheimnisvoll lässt er uns einen Blick in die Tüte werfen und wir sehen ein fettes Bündel seines geliebten Mirongwe.
Er freut sich wie ein kleines Kind über seine Papiertüte und lädt uns ein, mit ihm auf eine Raggae Party zu gehen. Na das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Mit Parties in Tansania haben wir ja schon gute Erfahrungen gemacht.
Pünktlich wie die Eisenbahn (kleiner Wortwitz am Rande) stehen wir um 21 Uhr vor unserer Unterkunft, wo Abraham uns abholen will.
Um zehn nach wird Felix nervös, wo unser Kumpel denn bleibt. Der junge Nachtwächter unserer Unterkunft kriegt das mit und lacht sich schlapp. „He say 9 o’clock? In Swahili time, 9 means 10 or 10.30.” Kurze Lachpause. „Maybe at 9 he take shower, then go eating and then come here. We not like mzungus. Swahili people always pole pole.“ erklärt er und fragt, wo wir überhaupt hinwollen.
Als er das Wort Raggaeparty hört, sprintet er weg, um zwei Minuten später breit grinsend mit einem Bob Marley Tshirt wiederzukommen. Wir freuen uns natürlich, dass er so spontan aufspringt und fragen uns nur ganz kurz, wer dann eigentlich seinen Job als Nachtwächter macht.
Um viertel vor zehn ist Mohammed da und wir tanzen mit ihm und seinen Freunden bis in die frühen Morgenstunden zu Bob Marley und Co.
Ein anderes Highlight in Nungwi ist der Besuch des Turtle Conservation Pond. Alles dreht sich hier um den Artenschutz der Wasserschildkröten und man kann die Schildis aus nächster Nähe beobachten und sie sogar mit Seegras füttern. Ich frage dem Guide Löcher in den Bauch, was Felix‘ Geduld auf die Probe stellt. „Bist du dann bald fertig oder willst du noch zwei- bis dreihundert Fragen stellen?“.
Beim Schnorcheln um die paradiesische Mnemba Island sehen wir zwar keine Schildkröten, dafür fast alle anderen Akteure aus Findet Nemo.
Ich dachte nicht, dass es möglich ist, aber das Meer hat hier tatsächlich eine noch türkisenere Farbe als in Jambiani. Absolutes Pool-Feeling inmitten des indischen Ozeans. Die Sandbank, auf der wir vorhin noch standen, wird immer weiter von der Flut eingenommen, bis sie schließlich komplett vom Meer verschluckt wird.
Ein wahres Schauspiel der Natur.Read more
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- Day 30
- Thursday, October 11, 2018
- ⛅ 28 °C
- Altitude: 8 m
TanzaniaStone Town6°9’43” S 39°11’31” E
Stone Town - Ein Hauch von 1001 Nacht

Immer dann, wenn man eigentlich denkt: Jetzt passt wirklich keiner mehr rein, hält das Daladala (dieses mal ein Pickup mit Sitzbänken hinten auf der offenen Ladefläche) an und es steigen weitere Menschen zu, die es faszinierenderweise schaffen, sich zwischen die eh schon eng aufeinanderklebenden Mitfahrer zu quetschen.
Die Mittagssonne knallt vom wolkenlosen Himmel. Wir halten uns die Tshirts vors Gesicht, um nicht allzu viel von der aufgewirbelte Erde einzuatmen. Die Bank ist so schmal, dass man sich am Seitengestänge festklammern muss, um bei der holprigen Fahrt nicht herunter katapultiert zu werden. Da schätzt
man doch direkt wieder, wenn sich beim nächsten Stopp eine Mama in den (unfassbar winzigen) Spalt neben einen quetscht und man schöööön von ihr am Platz „fixiert“ wird.
Wir fühlen uns wie panierte (Massenhaltungs-)Ölsardinen, als wir in Stone Town ankommen.
In den engen Gassen von Sansibars Hauptstadt tobt das pralle Leben. Emsige Betriebsamkeit bestimmt hier die Atmosphäre.
Es hupt und quietscht. Menschen schreien und lachen. Gesänge der Muezzin scheppern aus den Lautsprechern. Hunde bellen. Roller schnattern und hupen. Kinder rennen. Katzen streifen einem um die Beine. Es riecht abwechselnd nach Fisch, Urin, Nelken, Zimt, Abgasen, Kaffee, frittiertem Fleisch, Frangipani und verbranntem Müll. Und es wimmelt vor fliegenden Händlern, die einem vehement etwas andrehen wollen.
Ihre zum Teil starke Aufdringlichkeit ist ihnen nicht zu verübeln, wenn man bedenkt, wie extrem arm viele von ihnen sind. Tansania gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei ca. 500€.
Gerade in Ballungszentren wie Stone Town (oder auch Dar es salaam) trifft man an vielen Ecken auf diese Armut. Mir wird schwer ums Herz, als ich einen alten Mann mit stockdünnen Beinchen und Ärmchen in zerrupften Klamotten am Boden sitzen sehe. Ich gehe hin und schenke ihm unsere Bananen. Er schaut hoch, bedankt sich mit einem zahnlosen Lächeln und hat einen stolzen Ausdruck in seinen Augen, der mich zutiefst berührt.
Da fällt mir auf, dass es genau das ist, was mich die letzten Wochen in Tansania so beeindruckt hat.
So arm die Menschen hier sein mögen, so zerfetzt ihre Klamotten sind und so spärlich sie hausen - Ihren stolzen Blick, den würdevollen aufrechten Gang und ihr wunderschönes ehrliches Lächeln lassen sie sich nicht nehmen.
Eine Lebenshaltung, die mich fasziniert und vor der ich größten Respekt habe.
Die Altstadt Stone Towns besteht aus scheinbar wild aneinander gereihten Häusern aus Korallenstein, durch die unzählige kleine Gassen verlaufen.
Besonders begeistern uns die filigranen Holzverzierungen an den für Stone Town so typischen Swahili-Türen.
Wir lassen uns so richtig von dem quirligen Chaos aufsaugen, irren ziellos durch die Gassen und Felix fotografiert ungefähr alle Türen dieser Stadt.
Aus den Häusern dringt arabische Taraab-Musik, überall kann man exotische Gewürze und orientalische Stoffe kaufen. Wir laufen an prachtvollen Sultanspalästen mit gewaltigen weißen Säulen vorbei und spüren tatsächlich den Hauch von 1001 Nacht. Fehlt nur noch, dass Aladin auf seinem Teppich vorbeifliegt.
Sobald sich die Sonne dem Ozean entgegen neigt, sieht man die ersten eifrigen Sansibaris beim Kartoffel schälen in ihren Garküchen und in den überdimensionalen Woks beginnt das Fett zu brutzeln. Der Anblick der exotischen Leckerbissen lässt einem das Wasser im Mund zusammen laufen.
Samosa, chapati (Fladenbrot), chipsi mayai (Pommesomelette), pilau (Gewürzreis), mishkaki (Fleischspieß), frisch gepresster Zuckerrohrsaft, gegrillter Tintenfisch, Sansibar-Pizza, Gewürztee und vieles mehr bekommt man auf den „Food-Markets“ für wenig Geld.
Inklusive Lebensmittelvergiftung. Glücklicherweise knockt sie uns nur für einen Tag aus.Read more
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- Day 32
- Saturday, October 13, 2018
- ⛅ 28 °C
- Altitude: 6 m
TanzaniaMkarangama7°56’2” S 39°44’42” E
Mafia Island

„Hey Guys, my name is Danny. Welcome on board. Please fasten your seatbelt. Life jacket is under your seat. Enjoy!”
Wir sitzen in einer 10-Mann- Propellermaschine Richtung Mafia Island und sind fasziniert von der kürzesten Sicherheitseinweisung, die wir jemals vor dem Fliegen bekamen.
Der Pilot ist mir von Anfang an sympathisch und da der Sitz des Co-Piloten leer bleibt, husche ich kurz vor dem Abflug nach vorne und frage mit dem liebsten Grinsen und ein bisschen Dackelblick, ob ich neben ihn sitzen darf. „Easy!“ und schon sitze ich im Cockpit. Ich freue mich wie ein kleines Kind über die Panoramasicht, die ich da vorne habe. Die Atolle rund um das Sansibar-Archipel sehen von oben gigantisch aus: kleine Inseln und noch kleinere Sandbänke, von denen aus das Wasser in den verschiedensten Blau- und Türkistönen ins tiefe Meer abflacht.
Kurz fällt mir das Herz in die Hose, als die kleine Maschine von Winden gepackt und geschüttelt wird. Aber Captain Danny (der übrigens haarscharf aussieht wie ein Buschpilot aus diesen Kolumbien-Drogen-Schmuggel-Filmen) neben mir bleibt so entspannt, dass es mir doch wieder realistisch vorkommt, diesen Flug zu überleben.
Mafia Island ist bekannt für seine farbenprächtige Unterwasserwelt. Und füüüür... jetzt kommt’s.... WALHAIE.
Es ist leider noch nicht ganz „Walhaisaison“, da diese erst ab November zum Festessen in das Gewässer rund um Kilindoni kommen. Jenny, die Managerin unserer Tauchschule, rät uns deshalb eher vom Whaleshark-Snorkling ab.
Wir wollen diese sanften Riesen aber unbedingt sehen! Ich erinnere mich an Goodluck und sein Erfolgsrezept für den Kilimanjaro: Positive Thinking!
Also überzeuge ich unsere hadernde Gruppe (Beryl, Marina und Mike) mit dem Argument, dass wir Felix, den Glücklichen, an Bord haben und somit ganz sicher Walhaie sehen werden.
Schnitt. Am nächsten Tag in aller Herrgottsfrüh auf dem Boot.
„GET READY! GET READY FOR JUMPING!“ ruft unser Guide aufgeregt, als er tatsächlich einen riesigen Schatten im weiten, tiefblauen Meer sichtet.
Wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner rennen wir auf dem Boot rum, jeder will schneller als die anderen seine Flossen und Taucherbrille anziehen, die leider noch tief verborgen in unseren Tauchtaschen liegen. Als hätten wir nicht schon zwei Stunden Bootsfahrt Zeit gehabt, uns gemütlich vorzubereiten. „JUUUUMP!“ Der Guide fuchtelt mit seinen Armen in Richtung dunklem Schatten direkt vor dem Boot. Vor lauter Eile kriege ich den Schnorchel nicht an die Brille gefummelt und Felix zurrt seine Flossen nicht richtig zu. PANIK! Ok. Egal. Jump!
So hüpfen wir mehr schlecht als recht ausgerüstet vom Boot und ich senke mein Gesicht ins Wasser.
Wummmmm.
Plötzlich ist es still und alle Hektik verschwunden. In aller Seelenruhe gleitet ein wunderschöner Walhai direkt unter uns entlang. Er ist gigantisch, bestimmt 9 Meter lang, und wirkt doch so sanft. Kein Wunder werden sie als die sanften Riesen der Meere bezeichnet.
Kurz darauf kommt noch ein zweiter dazu und sie scheinen sich überhaupt nicht an uns zu stören, denn sie schwimmen immer wieder so nah an uns ran, dass wir sie berühren könnten. Ein überwältigendes Erlebnis. Mir bleibt kurz der Atem stehen, als der große Kollege direkt auf mich zusteuert. Was, wenn er mich mit seinem riiiiiesigen Maul aus Versehen aufsaugt? Kurz erinnert mich das an die Kindergeschichte mit Jona, der sich im Magen eines Wals wiederfindet.
Besonders imposant ist das Gefühl, wenn man auf ihre Höhe runtertaucht und ein Stück lang an ihrer Seite mitgleitet. Dann fühlt man sich ein bisschen wie eines der Putzerfischchen. Die verhältnismäßig zum Walhai wie Fischchen aussehen, in Wirklichkeit aber ganz schön große Fische sind.
Wir haben mal wieder das Glück auf unserer Seite und unsere kleine Gruppe hat die zwei (Felix behauptet ja drei) Walhaie in dem Moment ganz für uns allein.
Wir verbringen eine großartige Dreiviertelstunde mit den größten Fischen und übrigens gleichzeitig größten Haien der Welt, bevor zwei weitere Boote eintreffen.
Als man vor lauter Flossen und GoPros keinen Walhai mehr sieht, ziehen wir uns zurück und genießen auf der Heimfahrt still und glücklich unseren „whaleshark-glow“.
Das Tauchen im Mafia Island Marine Park ist unglaublich schön. Von Schildis über Tintenfische bis zu Riesenmuränen ist alles dabei. Nicht zu vergessen die zahlreichen knallbunten Schwärme kleiner bis mittelgroßer Fische, die quirlig durch die intakten Korallenformationen huschen. Manche Fischlis schwimmen sogar ganz dicht an die Taucherbrille und glotzen einem direkt ins Auge. Ich würde nur zu gern verstehen, was sie mit ihren dicken Blubberlippen so babbeln.
Wir verbringen unsere Tauchtage in einem Zelt beim Big Blu Dive Resort im Marine Park.
Ich werde leider krank und schlapp, aber Felix trägt auch alleine genug zur Belustigung der Anwesenden bei.
Zuerst zwängt er sich wie eine Pellwurst fälschlicherweise in meinen Neoprenanzug, dann lässt er sich rückwärts vom Boot ins Wasser fallen ohne sein Atemgerät im Mund und ohne seine Tauchweste aufgeblasen zu haben (worüber sich der Captain minutenlang kaputtlacht) und schließlich hängt er seinen Neoprenanzug wie selbstverständlich an die Garderobe der Tauchlehrer, obwohl wir direkt davor eine Einweisung bekommen haben, wo wir unser Zeug aufräumen sollen („Was soll ich machen? Der Typ hat so langsam geredet, dass ich ihm einfach nicht zuhören konnte.“).
Einfach lustig dieser Mann...Read more
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- Day 38
- Friday, October 19, 2018
- ⛅ 31 °C
- Altitude: 14 m
TanzaniaMsimbazi Creek6°47’35” S 39°16’21” E
Die Tazara-Line

„Ich kann’s kaum erwarten, wieder einen Bericht von dir zu lesen!“
„Aber Felix, du warst doch überall dabei. Du hast es selber miterlebt.“
„Achso stimmt. Aber...ähhh...ich vergess halt immer so schnell wie’s war.“
Es ist einfach lustig, einen Felix an seiner Seite zu haben. Ausserdem ist sein unerschütterlicher Optimismus Gold wert, als wir uns zum Beispiel das völlig abgeranzte Zimmer mit einer Million Moskitos teilen, der Besitzer mit einer XXL-Gift-Spraydose anläuft, bei der nicht sicher ist, ob er die Moskitos oder uns umbringen will und aus dem Wasserhahn bernsteinfarbene, faulig riechende Flüssigkeit rauskommt. Felix sieht meinen Blick und meint „Ok, ich zähl dir jetzt mal alle Vorteile dieser Unterkunft auf!“
Mittlerweile sind wir voll im Reisemodus. Neben all den wundervollen Seiten des Reisens haben wir nun schon auch einige der eher weniger Angenehmen durchlebt. Von einer kleinen Lebensmittelvergiftung über massive Moskitoattacken und Duschwasser, bei dem fraglich war, ob man davon wirklich sauberer wird, bis hin zu hohem Fieber mit Schüttelfrost und geschwollenen Mandeln war alles dabei. Bei letzterem war ich kurz davor, mein Blut an einer Malaria-Teststation prüfen zu lassen. Als jedoch jemand meinte, dass ich das wirklich nur machen soll, wenn ich total verzweifelt bin, weil ich eventuell mit mehr Krankheiten zurückkomme als ich hin bin, ließ ich es bleiben.
Da Malawi unser nächstes Ziel ist, nehmen wir heute die Tazara-Line (TAnzaniaZAmbiaRAilway), die von Dar es salaam bis nach Sambia fährt. Dieses Mal ergattern wir uns First-Class-Tickets und schlafen zwar immer noch geschlechtergetrennt, aber immerhin nur zu viert in der Kabine.
Die Frauen in meinem Abteil sind in so viele wunderschöne farbenfrohe Tücher (Kitenge) eingewickelt (die ihnen gleichzeitig als Bekleidung, Kopftuch, Babytrage, Decke und Kopfkissen dienen), dass ich zweimal hinschauen muss, ob sie in ihren Betten liegen oder ob es nur ein bunter Tücherberg ist.
Dieser Zug ist insgesamt um einiges luxuriöser als die Central Line, fährt zügiger und ist sogar recht pünktlich!
Wie schon bei der letzten Zugfahrt genieße ich am offenen Fenster die verschiedenen Landschaften, die wir auf unserem Weg durchkreuzen und winke den winkenden Kindern zurück, bis mir der Arm fast abfällt.
Aber ich kann einfach nicht damit aufhören, weil es so schön ist zu sehen, wie sie Luftsprünge machen, wenn sie entdecken, dass ihr Winken erwidert wird. Mit wie wenig Aufwand man doch gegenseitig Freude verbreiten kann.
Auf dieser Zugfahrt quer durch den Süden zeigen sich die unterschiedlichen Gesichter des Landes in komprimierter Form. Von der recht modernen, trubeligen Großstadt über knochentrockene Savanne und Geröllwüsten, in denen abgeschieden einzelne Lehmhütten stehen, bis hin zu feuchtgrünem, hügeligem Dschungel und schließlich imposanten Bergketten rund um Mbeya.
Als wir die Eisenbahn dort nach 26 Stunden verlassen, sind wir fast ein bisschen traurig, dass wir nicht bis zur Endstation mitfahren, so viel Freude bereitet uns das Zugfahren.Read more
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- Day 39
- Saturday, October 20, 2018
- 🌧 23 °C
- Altitude: 1,985 m
TanzaniaMbeya8°52’32” S 33°26’31” E
Home far away from home

Das Umland um Mbeya ist eine wahre Augenweide.
Pinien-, Eukalyptus- und Bambuswälder überziehen die Gebirgszüge der saftig grünen Mbeya Range.
Das Klima dieser südlichen Hochebene ist ganz anders als im restlichen Land. Es ist recht kühl, windig und feucht, auf den fruchtbaren Böden werden Tee, Kaffee und Bananen angebaut.
In Mbeya gibts touristisch gesehen eigentlich nicht viel zu tun. Wir sehen die 4 Tage auch keinen anderen muzungu.
Trotzdem verbringen wir hier eine ganz besondere Zeit.
Aufgrund eines Tipps (Danke Greta!) wohnen wir im „Teshas Home“ und es wird wirklich wie ein „home far away from home“.
Mama Tesha schmeißt eine Avocadofarm und hat sich das bonzigste Haus (oder eher Anwesen), das wir je in Tansania gesehen haben hingestellt. Inklusive Badewanne, Hausangestellten, Waschmaschine, elektrischem Eingangstor, Riesensofa (mit eingearbeiteten Diamanten) und Hochglanzfußböden.
Wir leben im absoluten Luxus, genießen das frisch riechende Bett, das saubere Bad, die drei Mahlzeiten täglich, die wir mit der Familie einnehmen dürfen und die Ruhe auf unserem privaten Balkon. Die mit Stacheldraht bestückte Mauer rund um das Anwesen hält den hektischen Trubel draußen und gönnt uns eine kaum mehr gewohnte Privatsphäre der Superlative.
Es ist ganz eindeutig eine super reiche Familie, was man ihnen aber nicht anmerkt. Mama Tesha ist zuckersüß, nennt uns immer „My son! My daughter! I am your African mama!“, knuddelt und drückt uns.
Außerdem mästet sie uns. Wir essen so extrem viel, sie lässt uns keine Wahl und fängt fast an zu weinen, wenn wir uns nicht eine Riesenportion Reis oder Ugali schöpfen. Es ist unhöflich, wenig zu essen oder auch nur einmal zu schöpfen, weil das dann bedeutet, dass es einem nicht schmeckt, erklärt uns Mugabe, der 22jährige Neffe von Mama Tesha.
Da er gerade Semesterferien und Langeweile hat, ist er unser privater Tourguide.
Was ein Glück schon wieder.
Unter anderem wandern wir mit ihm zum Ngozi-Kratersee, dem die Einheimischen magische Kräfte zusprechen und der wohl wunderschön ist. Leider sehen wir gar nichts davon, weil wir in einer dicken Wolke stecken.
Auch Glückspilze haben mal Pech ;)
Mugabe erklärt uns beim Hochwandern, dass es für die Einheimischen völlig unverständlich ist, wie schnell muzungus gehen. Das passt so gar nicht zur pole pole („Immer mit der Ruhe“) Lebensweise der Tansanier.
Wenn man dies bedenkt, ist es kein Wunder, dass die Feldarbeiter uns kopfschüttelnd anschauen, als wir auf dem Rückweg an ihnen vorbeijoggen (uns war so affenkalt oben in der Wolke, dass wir den gesamten Dschungeltrail runterrennen. Wie Mogli. Nur nicht so elegant).
Mit Mugabe führen wir sehr anregende Gespräche über das Bild der Tansanier von uns Muzungus. Als Muzungu werden ausschließlich die weißen Touristen bezeichnet.
Mugabe berichtet, dass ihn vorhin im Bus die Nebensitzer gefragt haben, ob er seine zwei muzungus nicht nach Geld fragen kann. Außerdem erzählt er, dass die Tansanier die Weißen als „superior“ sehen, als die „pure people“ und er sagt uns einen Satz, den sogar er als gebildeter junger Mann aus einer reichen Familie glaubt:
“God created the world and the white people make it shine.”
Er fragt uns, ob es uns stolz macht, dass die Leute uns als die besseren Menschen und als so ehrenhaft wie einen Präsidenten ansehen und er kann kaum glauben, als wir dies verneinen.
Das macht mich sehr nachdenklich und ich fühle mich gar nicht gut dabei. Allein schon die Tatsache, dass wir uns den Flug nach Afrika leisten können, bedeutet für viele hier, dass wir superreich sind.
Stimmt es wirklich, dass die Leute um uns herum denken, wir seien die besseren Menschen? Da fällt mir ein Zitat von George Orwell ein:
All animals are equal.
But some are more equal.
Ich hoffe, dass ich wenigstens ein paar Menschen durch mein Verhalten zeigen kann, dass ich mich auf Augenhöhe mit ihnen sehe.
Im Zug hierher haben wir uns mit dem Einheimischen Robert angefreundet, welcher uns direkt zu seiner Familie nach Hause eingeladen hat. Diese Gastfreundschaft nehmen wir liebend gerne an und sitzen plötzlich inmitten eines Familientreffens. Lustigerweise heißt der Opa Felix und seine anwesenden Söhne Julius Felix, Robert Felix und Peter Felix. Eine richtige kleine Felix-Ansammlung.
Natürlich wird uns wieder Essen angeboten und natürlich lehnen wir nicht ab. Aus Höflichkeit stopfen wir uns also wieder den Bauch voll.
Als kleines Gastgeschenk habe ich der Oma (die in meinem Zugabteil saß und mir anerkennend beim knüpfen zugeschaut hat) ein Freundschaftsbändchen in den tansanischen Farben geknüpft, über das sie sich unglaublich freut.
Ein Geben und ein Nehmen. Wundervoll.
Beim letzten Abendessen bei den Teshas haben wir endlich eine gute Strategie entwickelt: wir nehmen uns beim ersten Schöpfen nicht so viel, (rechtfertigen uns mit „In Germany we don’t eat that much in the evenings. We have a huge breakfast instead.”) und fragen uns dann gegenseitig beim zweiten Schöpfen ganz laut, so dass es auch jeder mitbekommt: „Felix, do you want some more?” - „Yes please. It’s so delicious!” Dabei versuchen wir so wenig wie möglich zu nehmen, ohne dass es ein Familienmitglied merkt.
Tja und am nächsten Morgen haben wir dann natürlich ein „huge breakfast“ vor uns stehen - so wie es die Deutschen lieben.Read more
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- Day 42
- Tuesday, October 23, 2018
- ⛅ 26 °C
- Altitude: 491 m
TanzaniaKyela9°35’44” S 33°51’45” E
Ein perfekter letzter Tag in Tansania

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Boda Boda (Motorradtaxi), Bajaji (TukTuk) oder Daladala (Kleinbus oder PickUp) von A nach B zu kommen ist sogar noch nach 6 Wochen in Tansania jedes Mal ein kleines Highlight für uns.
Die Daladalas beispielsweise warten solange mit der Abfahrt, bis sie ganz voll sind (macht auch Sinn, denn je voller sie sind, desto mehr verdienen die Angestellten). Und ganz voll muss man wirklich wörtlich nehmen. Jeder Sitz muss mit ein bis zwei Personen besetzt sein und auch der Gang wird vollgestapelt.
Deshalb gehts auf den Busbahnhöfen auch so wild zu. Die „conductor“, immer in Konkurrenz zu den anderen Fängern, schreien alle Leute an und wollen sie in IHREN Kleinbus zerren.
Sobald das Daladala dann mal losfährt kehrt erstmal Ruhe ein.
Bis der übervolle Kleinbus kurz darauf wieder anhält.
Unter lautem Geschrei werden von außen alle Fenster aufgeschoben und den Passagieren verschiedenste Waren (Zwiebeln, USB-Stick, Popcorn, Geldbörsen, gegrillte Fleischspieße und co) penetrant direkt unter die Nase gehalten. Unzählige Menschen mit Körben, Plastiksäcken, Kindern, Taschen und Eimern wollen sich rausdrängen, wobei gleichzeitig ähnlich voll beladene Menschen von außen reindrücken. Untermalt wird dieser Trubel natürlich noch von der übertrieben lauten Bongomusik.
Auf diese Weise gelangen wir heute von Mbeya nach Malawi.
So unser Plan.
Mal wieder läuft es nicht nach Plan. Aber das ist ja gerade das Schöne an so einem Lodderleben. Wenn man den Dingen freien Lauf lässt und spontan ist, passieren die wunderbarsten Dinge.
Peter Felix lud uns bei der Felix-Versammlung vor ein paar Tagen zu sich nach Hause ein. Er wohnt in Kyela, einer kleinen Stadt direkt an der malawischen Grenze.
Da die Daladalafahrt (wie oben beschrieben) äußerst Pole Pole verläuft, kommen wir zwei Stunden zu spät zum Treffpunkt. Peter Felix lacht, als er uns sieht, obwohl er die komplette Zeit in seinem Auto gewartet hat. Er freut sich einfach nur übermässig: „I am so happy, that we finally found us!”
Wir steigen in seinen Pick up und wissen überhaupt nicht, was auf uns zukommt.
Alle paar Meter halten wir an verschiedenen Teeplantagen (offenbar ist er Boss einer Teefirma) und an Kaffeepflanzen (früher war er Boss einer Kaffeefirma), dann fährt er uns zu seinem Haus (nur zum Zeigen, was für ein großes tolles Haus er hat). Wir fahren direkt weiter zu einem kleinen Laden (offenbar ist er Boss dieses Ladens) und dann zu einem schicken Restaurant inkl. Bäckerei „Las Tapas“ (von dem er natürlich auch der Boss ist).
Unglaublich. Mit was für einem Hecht haben wir uns denn da angefreundet?
Stolz führt er uns in der Bäckerei herum, stellt uns allen Arbeitern vor und wir essen zusammen mit ihm und seinem Bruder Julius Felix das beste Chapati mit Maharage (Linseneintopf), das wir in ganz Tansania hatten.
Nach dem obligatorischen Bier („I know you Germans love beer!”) will Peter Felix uns zum Grenzübergang fahren. Nach 3 Minuten Fahrt halten wir.
Was passiert denn jetzt schon wieder? „Now please take a look at Julius’ work.” Also schauen wir uns die Werkstatt von Julius Felix an, wo er Betonblumentöpfe herstellt. Ist schon sehr beeindruckend.
Aber wenn wir heute noch zum Malawisee gelangen wollen, müssen wir jetzt endlich mal los zur Grenze! Felix wird ganz hibbelig und beendet unsere Werkstattbesichtigung abrupt. Also alle drei Felixe und ich wieder in den PickUp und los Richtung Grenze.
500 Meter nur noch, verkündet ein Verkehrsschild. Yes! Gleich haben wir es geschafft!
Da biegt Peter Felix links ab und fährt die Auffahrt zu einem Hotel hoch. „We have to drink one last beer together. Border-beer.”
Was soll man dagegen auch sagen? Also sitzen wir in dem superkitschigen Garten des Hotels unter einem Limettenbaum und trinken Bier.
Mittlerweile ist es fast Abend und ich wage es, Felix zu fragen, ob wir nicht einfach hier im Hotel übernachten sollen, weil wir sonst in voller Dunkelheit an den Lake Malawi reisen müssen. Felix ist nicht begeistert, er will unbedingt heute über die Grenze. Die beiden anderen Felixe am Tisch jedoch flippen vor Freude fast aus und wir können gar nicht so schnell schauen, schon führt uns Gambi, der Besitzer des Hotels (natürlich ein Freund von Peter Felix) stolz durch alle (ALLE!) Zimmer. „You must look at each and every room! And then you take the best one!” Offensichtlich sind wir mal wieder die einzigen Gäste. Die Mitarbeiter sind hellauf begeistert, dass sie was zu tun haben, wir dürfen keines unserer Gepäckstücke selbst tragen. Sogar meine kleine Handtasche bekommt einen extra Träger.
Als nächstes präsentiert Gambi uns seinen ganzen Stolz - den kitschigsten Garten den wir seit langem gesehen haben. Mit dem ersten Rasen, den wir seit langem gesehen haben. Als ich mich gemütlich auf das satte Grün lege und sage: „Ohh that feels like home!“ quiekt er vergnügt und schießt direkt etliche Fotos von mir.
Vor lauter Freude, dass wir einen Abend länger in Tansania bleiben, holt Peter Felix gleich seine Frau aus der Stadt ab und ohne dass wir auch nur einmal selbst etwas bestellen, wird uns ein Bier nach dem anderen geliefert. Irgendwann findet Peter Felix raus, dass er wie Felix‘ Papa und Felix wie sein Papa heißt. Da ist er völlig aus dem Häuschen und fragt im vollen Ernst, ob sie sich damit beim Guiness Buch der Rekorde bewerben sollen.
Es folgen etliche weitere Biere, Whiskey und Papayawein.
Mit glänzenden Augen berichtet Peter, dass er nun schon seit 19 Jahren mit seiner Frau (einer BIG Mama mit dem größten Hintern den ich je gesehen habe) verheiratet ist. Er lächelt sie liebevoll an und sagt zu mir „she used to be portable like you. Now I can’t carry her anymore!” Und alle prusten vor Lachen. Inklusive der Big Mama selbst.
Wir diskutieren wild darüber, ob man Kässpätzle und Semmelknödel als neuesten Verkaufsschlager auf die Speisekarte des „Las Tapas“ setzen sollte und dass wir Julius’ Betonblumentöpfe in Deutschland vermarkten werden ist eigentlich auch schon im Kasten.
Am Ende sind wir alle betrunken und ich kann mir gerade noch so einen Satz von Julius Felix merken, den ich trotz oder vielleicht sogar gerade wegen meiner süßen Trunkenheit sehr rührend finde: „Most tourist just make Kilimanjaro and Safari when they are in our country. But you make also friends.”
Aus unserem letzen Vormittag in Tansania wurde also unsere letzte Nacht in Tansania und ich fühle deutlicher als je zuvor, dass diese bunt gekleideten freundlichen Menschen mich absolut in ihren Bann geschlagen haben.
Allen voran ihr unbeschreiblich schönes ehrliches Lächeln, an dem ich mich gar nicht satt sehen kann.Read more

Liebe Tini lieber Felix. Wir sind Konstanzer Freunde und nehmen voller Begeisterung Anteil an euren Äh Tini, deinen Reiseberichten, euren Erlebnissen. Danke, daß ihr uns uns teilhaben laßt

Liebe Weltenbummler, eingemurmelt in meiner Decke, umhüllt von dem Ulmer Nebel, habe ich beim Lesen eurer Texte ein wenig das Gefühl, dass selbst hier ein wenig Sonne ankommt. Ich freue mich auf weitere Berichte. Liebe Grüße und nen dicken Drücker an euch. Jochen
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- Day 43
- Wednesday, October 24, 2018
- ⛅ 27 °C
- Altitude: 479 m
MalawiKaronga9°55’59” S 33°56’4” E
Hallo Malawi!

Es ist soweit.
Wir kommen das erste mal an unsere Grenzen und erleben sowas wie einen Kulturschock.
Vielleicht liegt es daran, dass die Malawier ärmer als die Tansanier sind oder auch einfach nur daran, dass wir diesen Grenzübertritt mit einem fiesen Kater angehen.
Es ist unfassbar, aber hier werden tatsächlich NOCH mehr Menschen in die Kleinbusse gestopft als in Tansania. Wir wollen von der tansanisch-malawischen Grenze über Nzuzu nach Nkhata Bay am Lake Malawi.
Wir sitzen also mal wieder in einem dieser grellbunten Kleinbusse. Direkt neben uns (oder besser gesagt halb auf meinem Schoß) eine Mutti, die ihre zwei kreischenden Babys links und rechts angezapft hat. Einige der Mitfahrer schreien laut und schrill gegen die noch lautere und schrillere Musik an. Alle 100 Meter halten wir an, noch mehr Menschen mit Sack und Pack werden dazugequetscht. Der Fahrer kennt nur Vollgas und Vollbremsung. Weil es so eng ist, steigen Menschen mitsamt Reis- und Bohnensäcken durch die Fensterluken ein und aus. Bei jedem Stopp wieder das für uns schon gewohnte Shopping durchs Fenster, nur ist es hier irgendwie noch aufdringlicher und penetranter. Die Leute um und auf uns kaufen unter lautem Geschrei ein, futtern Eier (die Schalen landen irgendwo auf dem Nebenmann), mampfen fettige Fleischspieße und Pommes aus klebrigen Plastiktüten, schmatzen und reden mit vollem Mund (dabei fliegen Teile des Essens wieder raus) und zutzeln an Plastiksäckchen gefüllt mit Wasser oder giftig aussehenden Flüssigkeiten. Überall dreckige, fettig glänzende Finger. Die Kinder an Bord schreien, boxen mit den Füßen gegen mein Bein, ihre vollen Windeln werden auf dem Schoß gewechselt, es stinkt nach Kinderkacke, Eier, verbranntem Fleisch und altem Schweiß. Jeglicher Müll wird einfach direkt aus dem Fentser geworfen. Die Sitzbank ist so durchgesessen, dass ich eigentlich nur auf den Metallschienen sitze, die bei jedem der unzähligen Schlaglöcher auf meine Sitzbeinhöcker knallen. Aber immerhin habe ich eine Lehne. Felix sitzt die kompletten fünf Stunden ans Fenster gequetscht ohne sich anlehnen zu können. Die einzige Möglichkeit ist, sich an die Knie seines Hintermannes zu lehnen. So wie es sein Vordermann macht.
Und dann ist da diese eine Frau.
Die schreit in so einer grässlichen Tonlage, dass uns die Ohren davon wehtun. Felix’ Nerven sind kurz vor dem Zerreißen („Ich würde der am liebsten das Maul stopfen! Nachher sage ich ihr noch, dass sie die hässlichste Stimme hat und dass sie besser nie wieder reden soll!“).
Bisher fanden wir diese Fahrten ja immer lustig und abenteuerlich.
Dieses Mal halten wir es kaum aus und wir müssen uns Mühe geben, dies nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Immerhin sind wir Gast in ihrem Land und immer auf der Suche nach „authentischen“ Erlebnissen.
Ich schaue aus dem Fenster und sehe, wie auch schon in Tansania, am Straßenrand immer wieder Stände voller gebrauchter Kleider und Schuhe. Das Meiste davon kommt aus der Altkleidersammlung von den westlichen Ländern, nicht selten treffen wir deshalb auch auf Menschen mit „Deutsche Post“- oder „Junggesellenabschied von Max“-Tshirts sowie mit Trikots vom BVB, FC Bayern München und co.
Diese Kleiderspenden sind Fluch und Segen zugleich. Einerseits geben sie ein paar Leuten Arbeit, die die Kleider sortieren und eben am Straßenrand weiterverkaufen. Andererseits kann sich dadurch auch keine eigene Textilindustrie in den Ländern hier entwickeln. Außerdem bereichern sich irgendwelche Zwischenhändler an „unseren“ gespendeten Klamotten. Denn diese verticken die Second Hand Ware dann an die einzelnen Verkäufer, welche Tag für Tag versuchen, mit den Altkleidern ihre Familie zu ernähren. Ein Second Hand BH wird beispielsweise für umgerechnet 4 Cent verhökert.
Nach 5 Stunden Fahrt kommen wir im „Mayoka-Village“ in Nkhata Bay an. Wunderschön direkt am Lake Malawi gelegen, sind hier einige Stein- und Bambushüttchen in die Klippen gebaut. Das felsig-steile Gelände ist übersät mit meinen geliebten Frangipani-Bäumen und es wuselt vor grellbunten Salamandern.
Wir werden von den vielen Mirarbeitern superherzlich begrüßt, fühlen uns direkt pudelwohl und schwuppdiwupp ist unser kleiner Kulturschock auch schon überwunden.
Hallo Malawi!Read more
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- Day 46
- Saturday, October 27, 2018
- ☀️ 30 °C
- Altitude: 480 m
MalawiNkhata Bay11°36’0” S 34°18’0” E
Malawi - The warm heart of Africa

Es sind drei Tage vergangen und ich bin mir mittlerweile sicher, dass unser anfängliches Unbehagen gegenüber Malawi und seinen Einwohnern ausschließlich unserem Hangover am Tag des Grenzübergangs zu verschulden ist.
Seit unserer Ankunft in Nkhata Bay erleben wir das Land, so wie es angepriesen wird: The warm Heart of Africa.
In so vielen Momenten dürfen wir die Gastfreundschaft und die Lebensfreude der Malawier spüren.
Eines Morgens beispielsweise wandern wir bei Sonnenaufgang an einem Dorfplatz vorbei, wo eine mittelgroße Menschenmenge versammelt ist. Sie rufen uns zu, Kinder winken uns her. Da sehen wir: es findet das allmorgendliche Wasserholen am Dorfbrunnen statt. Als Felix und ich beim Pumpen fast scheitern (das geht erstaunlich schwer!), lachen sie sich kaputt. Eine Frau mit glatter Langhaar-Perücke hakt sich bei mir ein und sagt: „I am a princess. My dad is the king of this region.” Sie lädt uns ein, den König höchstpersönlich kennen zu lernen. So tigern wir durch das Dorf voller Lehmhäuser zu ihrem Haus aus Stein (wie sie stolz betont), grüßen den König und fragen um Erlaubnis den heiligen Mount Bungulu zu besteigen.
Er willigt nicht nur ein, sondern schickt auch gleich noch seine Princess und ihren Cousin als Begleitschutz mit. „It’s dangerous! Some people did never find out again. It’s very difficult to find the way.”
Prinzessin Livis, natürlich im schicken Kleidchen, und ihr Cousin Lameck geben in ihren Flipflops ein strammes Tempo vor, ich hechle hinterher und Felix bricht fast zusammen. „Still one and a half hour? I will die!!” Lameck (wie viele anderen Männer des Dorfes auch) besteigt den Berg täglich, um für baldigen Regen zu beten. „And...” fügt er mit einem verschmitzten Grinsen hinzu „...i also pray for money and a car and a computer.”
Der Weg durch das Dickicht wäre alleine wohl recht schwer zu finden. Affen kreuzen unseren Weg und überall fliegen so bunte und große Schmetterlinge herum, dass man meinen könnte, wir seien auf der Insel Mainau.
Oben angekommen genießen wir die 360 Grad Aussicht auf den See und die Umgebung und teilen unser Obst mit den zweien.
Dass wir Mangos lieben, haben sie wohl direkt erkannt, denn als wir Stunden später wieder am Fuße des Berges beim König und seiner Frau vor dem Haus sitzen, wird uns eine riesige Schüssel frisch gepflückter Mangos vor die Füße gestellt. Ich verteile im Gegenzug deutsche Kaugummis und so tauschen wir uns Mangolutschend und Kaugummikauend über ihr und unser Land aus. Sie können kaum glauben, dass es in Deutschland kein Nsima (den Maismehlknödel, der in Tansania Ugali heißt) gibt.
Big Mama will uns direkt was kochen, aber Felix schwächelt so sehr, dass sie uns stattdessen ein Motorradtaxi für die restliche Heimfahrt bestellt.
Da hat er mal wieder schön das Bild der körperlich schwachen mzungus untermauert.
Ein Bild für Götter:
Felix klagt am laufenden Band, er kann seine Beine nicht richtig anheben, sein Körper fühlt sich an wie Gummi, es ist zu heiss und zu steil. Ein richtiger Jammerlappen. Und während er noch weiterstöhnt über sein hartes Schicksal, laufen wir an einer kleinen alten Frau vorbei, die einfach mal einen kompletten Baumstamm auf dem Kopf trägt und dabei auch noch einen aufrechten würdevollen Gang hat.
Ein anderes Beispiel (hier schneidet Felix wesentlich besser ab) für die Lebensfreude und Freundlichkeit im Lande ist unser Besuch der „Good Hope Primary School“.
Kurze Hintergrundinfo dazu:
Malawi ist das Land mit dem niedrigsten Vermögen je Einwohner.
42% der malawischen Bevölkerung lebt von weniger als 1$ pro Tag. Außerdem stellt mangelhafte Bildung ein großes Problem dar. Vor drei Jahren noch lag die Alphabetisierungsrate bei 65%. Jeder Dritte konnte also weder schreiben noch lesen.
Dies dürfte sich in den vergangenen Jahren verbessert haben, da viele soziale Projekte hier angesetzt haben. Es gibt beispielsweise viele private Schulen. So finanzieren auch die Besitzer des „Mayoka Village“ aus den Unterkunfts- und Restauranteinnahmen eine kleine „Grundschule der guten Hoffnung“, in die wir für heute eingeladen wurden.
Als der Wecker um 6 Uhr klingelt, fühlt es sich ein bisschen an wie ein normaler Schultag zuhause.
Wir werden mit offenen Händen empfangen und direkt eingespannt (jetzt kommt der positive Felix-Teil):
„You are teachers. So can you please play something with the kids?!” Aus dem Stehgreif schüttelt Grundschulonkel Felix etliche Spiele aus dem Ärmel (ist er ja von seiner Unterrichtsvorbereitung zuhause gewohnt) und studiert mit ihnen den Sharing Song von Jack Johnson ein. Die Kids sind hellauf begeistert, auch die Lehrerin will uns gar nicht mehr gehen lassen und wir bekommen unser erstes Jobangebot.
Zum Abschied tanzen die Kinder für uns. Alle stehen im Kreis, singen, klatschen und jeweils einer präsentiert seine coolsten Dance-Moves in der Mitte. Ich schnall komplett ab. UNFASSBAR! Da schwingen diese kleinen Menschen so extrem gekonnt und rhythmisch ihre Hüften, wie es uns Deutschen wohl für immer verwehrt bleibt.Read more
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Klasse, lasst es krachen.
Traveler"O Bär", sagte der Tiger, "ist das Leben nicht unheimlich schön, sag!" "Ja", sagte der kleine Bär, "ganz unheimlich und schön."