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  • Day 103

    Sampai jumpa lagi, Bali ...

    June 9, 2020 in Indonesia ⋅ ⛅ 21 °C

    Es ist soweit. Nach 102 Tagen verlasse ich diese Insel also nun tatsächlich. Mehr als ein Vierteljahr habe ich hier verbracht und mein zweites Zuhause gefunden. Ich kann kaum fassen, was alles passiert ist und wie schnell die Zeit vergangen ist.

    Am 29. Februar bin ich angekommen, was an und für sich ja schon ein besonderes Datum ist, 7 Kilo leichter. Körper und Seele ziemlich angeknackst, unsicher und alleine.

    Alleine hab ich auch meine erste Woche hier verbracht. Ich erinnere mich noch gut an die Worte von Wiebke, die meinte, ich soll ruhig fliegen, es kann mir nur gut tun - aber, ich dürfe halt nicht vergessen, dass ich mein ganzes „Packerl“ mitnehme, es würde nicht zuhause bleiben.

    So kam ich also hier an, mit meinem „Packerl“, es hat in Strömen geregnet. Mein Fahrer hat mich ins Wakagangga gebracht, es war bereits dunkel, ich hab nicht recht viel mehr gesehen als verrückten Verkehr. Dort angekommen, hab ich ausgepackt und bin schlafen gegangen.

    Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht, hab aus meinem Schlafzimmer raus in den Garten geschaut - strahlender Sonnenschein.

    Und ich begann zu heilen. Jedes Lächeln, jedes freundliche Wort hat mitgeholfen. Die Menschen dort, der Strand, das Meer. Meine anfängliche Angst, das Alleinsein betreffend, ist schnell verflogen, ich habe eine wunderschöne erste Woche verbracht und bereits ein kleines Stück weit wieder zu mir selbst gefunden. Ich hab wieder schlafen können und Appetit bekommen.

    Dann ist Helmut dazugestossen, Inge und Susan sind angekommen und wir 4 haben zwei weitere Wochen gemeinsam verbracht.

    In dieser Zeit schlug Corona mit aller Macht zu. Es wurde stressig, die Mädels wollten bzw. mussten nach Hause. Da (es war auf Lombok) hatte ich meinen letzten kleinen „Rückfall“ - und, ich habe dort auch bereits beschlossen, auf Bali zu bleiben, um es hier „auszusitzen“. Helmut wollte auch bleiben.

    Die bisher beste Entscheidung meines Lebens.

    Ich hab alle Vorsicht hinter mir gelassen, mich geöffnet und ließ einfach alles in mich einströmen. Ich durfte wunderbare Menschen kennenlernen, von denen ich einige, wie ich meine, heute Freunde nennen darf. Alle haben mitgeholfen. Niemand hat mich je gedrängt oder auf mich eingeredet. Ich bekam meine „Medizin” in kleinen Dosen. Ein kleiner Ratschlag hier, eine Geschichte dort. Einblick in die Seelen- und Gedankenwelt des Balinesen, seine Kultur und seine so wunderschöne und über alle Maßen besondere Religion.

    Hunderte kleiner und großer Momente. Momente des Glücks und Momente der Trauer. Momente der Angst und Momente der Hoffnung. Momente der Liebe.

    Hier nun also mein Dank an meine Bali-Menschen. Ihr wisst am besten, wie sehr ihr mir geholfen habt - denn ihr habt Stück für Stück mitverfolgen können, wie ich mich verändert habe.

    Haltet durch. Die schlimme Zeit jetzt wird vorübergehen. Ich hoffe so sehr mit euch, dass es nicht mehr allzu lange dauert.

    Kadek und sein Sohn Putu, Carina, Jasmina und Jung, Gayle, Christina. Und Andriyan. Um nur die wichtigsten zu nennen. Ihr habt mir mehr gegeben, als ihr jemals erahnen könnt.

    Ich danke euch.

    Und Helmut, mein Babba natürlich. Jener Mensch, den ich schon seit über 17 Jahren kenne, ihn aber erst hier so richtig kennengelernt hab. Wir haben viel geredet, wir haben uns betrunken, wir haben gemeinsam gelacht und wir haben geheult.

    Ich danke Dir.

    Ja. Es ist also soweit. Nach 102 Tagen. Ich fliege nach Hause. Gesund, stark und ... verändert. Ich hab es oft dahingehend zu beschreiben versucht, dass das Beste von mir zurückgekommen ist und ein Stück neuer Thomas entstanden ist.

    Terima kasih sekali, Bali. Du hast mir mein „Packerl“ abgenommen.

    Abschließen möchte ich mit den Worten meiner großen Schwester. Sie hat sich manchmal, glaub ich, ein bissl gefürchtet, dass ich gar nicht mehr nach Haus komme ;-)

    Ich hab ihr geschrieben, dass ich das alles hier in kleine Schachterln verpacken und mit nach Hause bringen werde, um - wenn es dann doch schwerer wird als gedacht - jederzeit eins aufmachen zu können und davon zu zehren.

    Sie hat mich daran erinnert, dass ich zuhause nicht neu anwurzeln muss. Denn ich bin dort bereits fest verwurzelt und Zweige eines Baums können sich nach überall hin ausstrecken. Erst das macht ihn schön und interessant. Und ein großer und starker Ast ist eben nun Bali - mit saftigen Blättern, wunderschönen Blüten und saftigen Früchten.

    Abgeschlossen hat sie mit einem Zitat von Hermann Hesse:

    „Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selbst aus mir heraus wollte. Warum war das so schwer?“

    Biggi - ich hab meine Antworten gefunden und es war auch gar nicht so schwer. Und ich hab Früchte von meinem Bali-Ast ernten können. Sie schmecken ganz wunderbar...

    ...

    Ich werde wiederkommen, denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Sie beginnt vielleicht gerade erst.

    Liebe Bali-Freunde, in spätestens 8 Monaten stehe ich also wieder auf der Matte :-)

    Liebe Inge, liebe Familie und meine Zuhause-Freunde ... ich freu mich sehr auf euch!

    Alles Liebe,
    Thomas
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