Uzbekistan
Navoiy

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Travelers at this place
    • Tag 142: Todakul See bis Navoiy

      July 9, 2023 in Uzbekistan ⋅ 🌬 37 °C

      Wir werden wieder früh wach. Die Gegend wirkt noch verschlafen. Einige der Männer laufen schon herum und bewässern den Boden, damit es weniger staubt. Eine unendliche Beschäftigung, denn das Wasser verdunstet hier unfassbar schnell.
      Ich ringe noch mit mir. Soll ich heute Morgen noch in den See? Jetzt wo wir schonmal da sind. Allerdings habe ich das Problem, dass ich mit dem Bikini hier nicht so einfach ins Wasser kann. Da wir noch nie Mädchen oder Frauen in Usbekistan im Wasser gesehen haben, möchte ich hier nicht den Anfang machen, nicht wissend, wie das ankommt.
      Wir entscheiden uns letztendlich nur mit den Füßen ein bisschen ins Wasser zu gehen und sind dann auch froh drum, denn so gut der See von außen auch aussieht, aus nächster Nähe müssen wir uns wirklich fragen, ob unsere Füße nicht vor dem Bad sauberer waren als danach.
      Das kühle Wasser ist trotzdem sehr angenehm. Wir waten durch den flachen See und machen uns dann zur Weiterfahrt bereit. Heute haben wir noch stärkeren Gegenwind als gestern. Leider entfernen wir uns heute wieder von der Oase und fahren durch Steppenlandschaft. Demnach werden wir dem Wind die ganze Zeit ausgesetzt sein.
      Wir haben den See noch eine Weile im Blick, bevor sich die Straße von ihm abwendet und tiefer ins Nichts hineinführt. In der Ferne können wir schon die ersten wirklichen Berge seit einer Ewigkeit sehen. Es ist kaum vorzustellen was für eine Wirkung dieser ferne Anblick auf uns hat. Direkt sind wir motivierter und wären es vermutlich auch geblieben, wenn die enorme Hitze und der pausenlose Gegenwind nicht gewesen wären.
      Am Mittag entdecken wir dann tatsächlich ein Kieswerk in der Nähe der Straße und seit längerer Zeit die ersten Häuser. Wir biegen ab, um ein Schattenplätzchen für unsere Mittagspause zu finden. Wir peilen ein Haus an. Ein junger Mann kommt uns entgegen, wir fragen erschöpft, ob wir hier Pause machen dürfen und wieder einmal zeigt sich die Gastfreundschaft. Natürlich dürfen wir es uns im Schatten gemütlich machen. Die jungen Männer, die hier im Kieswerk arbeiten, bieten uns auch an im etwa 20 Grad klimatisierten Aufenthaltsraum Pause zu machen. Natürlich hätten wir uns über kühlere Temperaturen gefreut, allerdings wäre dann die Weiterfahrt unerträglich.
      Wir fragen, ob wir das Wasser für die chinesischen Nudeln, die wir nun immer mittags essen, im Wasserkocher warm machen dürfen. Natürlich ist das kein Problem und die Männer schenken uns sogar noch ein ganzes Fladenbrot, das vermutlich das beste Brot ist, dass wir bisher in Zentralasien gegessen haben.
      Wir ruhen uns noch ein bisschen aus. Dann geht es zurück in die Sonne und zurück in den starken Gegenwind. So langsam steigt die Straße an und trotz der Anstrengung ist die Tatsache, dass sich die Landschaft endlich mal geändert hat, sehr motivierend. Statt bisherige Fragen wie: "Ist das dort hinten am Horizont etwa ein Felsen?", nur um die Gedanken von der Einöde abzulenken, stellen wir uns jetzt eher die Frage, was hinter dem nächsten Hügel wohl liegen mag.
      Am höchsten Punkt angekommen geht es neben Zementfabriken entlang und dann nach Navoiy, einer doch recht modernen Stadt.
      Schon über den Tag haben wir uns entschieden hier eine Unterkunft zu nehmen, da wir jetzt wieder an die Hauptstraße kommen und es dort vermutlich sehr schwer sein wird ein ruhiges Plätzchen fürs Zelt zu finden.
      Duech ein paar Gässchen fahrend peilen wir ein Hotel an, um dort nach dem Preis zu fragen. Dabei treffen wir auf einen jungen Mann, der uns auf Englisch anspricht und fragt, was genau wir suchen. Als wir sagen, dass wir ein Hotel suchen, meint er wir könnten zu ihm kommen. Er hätte ein Haus und eine Wohnung, wir könnten zusammen essen und bei ihm schlafen. Wie immer, wenn wir ein solches Angebot erhalten, schauen wir uns gegenseitig an, um zu sehen, was der andere darüber denkt. Da wir beide ein gutes Gefühl haben, machen wir uns mit ihm auf den Weg. Wir erfahren, dass er Polizist ist, zwei Kinder hat und er vor Jahren schonmal zwei Frauen aus Amerika zu seiner Familie eingeladen hat.
      Bei seiner Familie angekommen, nimmt er sein Auto und wir folgen ihm bis zu seinem Haus. Dort lernen wir seine Eltern und Brüder kennen. Sein Haus (bzw. das Haus seines Großvaters) ist sehr groß mit Innenhof, in dem vielerlei Obst- und Gemüsesorten angebaut sind.
      Lukas und ich duschen uns und parken die Räder, während Asim, der Polizist, seine Familie holt. In sauberer Kleidung steigen wir dann in Asims Auto. Mit dabei Asim, seine beiden Söhne und Asims Eltern. Seine Frau bleibt im Elternhaus zurück.
      Im Auto geht es aus der Stadt heraus und dann in einen Vorort. Unterwegs halten wir an einer Tankstelle. Da hier die große Mehrheit mit Gas tankt, muss jeder das Auto verlassen und im Abstand zu den Zapfsäulen warten, bis das Auto geladen ist.
      Im Vorort angekommen halten wir an einem Haus mit Innenhof an, den wir betreten. Gleich werden wir herzlich empfangen, der bereits gedeckte Tisch wird geräumt und für uns neu gedeckt.
      Aber wo befinden wir uns überhaupt? Von Asim wurden wir mitgenommen auf einen Krankenbesuch der Mutter seines Chefs. Was hier völlig normal ist, wäre in Deutschland undenkbar gewesen. Die Vorstellung, mit meinen Eltern zur Mutter meines Chefs zu gehen, ihr einen Krankenbesuch abzustatten und dazu noch gerade von der Straße aufgelesene, wildfremde Fahrradfahrer mitzubringen, ist wirklich absurd.
      Am Tisch werden wir mit leckerem Brot, saftiger Melone, Tomatensalat und Tee versorgt. Süßigkeiten gibt es natürlich auch wieder. Am Ende kommt Lukas tatsächlich auch nicht drum herum, mit dem Vater des Chefs und Asims Vater aus den Teetässchen Schnaps zu trinken. Auch einen Toast muss er aussprechen, während Asim für den Rest, die kein Englisch sprechen, übersetzt.
      Wissend, dass Asims Frau im Elternhaus ebenfalls Abendessen zubereitet, esse ich nicht so viel. Bei Dunkelheit fahren wir wieder zurück und essen dann im Innenhof des Elternhauses erneut mit Asim, seiner Frau, den beiden Kindeen, den Eltern und Brüdern. Asims Frau (deren Namen ich leider mal wieder nicht weiß) ist Buchhalterin (usbekisch: Buxgalter, witzigerweise "Buchalter" ausgesprochen). Sie spricht fast einwandfrei Englisch und ist ihrem Mann quasi gleichgestellt. In Usbekistan darf der Mann noch immer entscheiden, ob die Frau arbeiten darf. In dieser jungen Familie ist das kein Problem. Während die Kinder im Kindergarten oder bei der Oma sind, gehen die Eltern beide arbeiten. Von einem der Brüder erfahren wir, dass er Jura studiert und nach Amerika auswandern will. Zu Essen gibt es Brot, Tee und Kartoffeln mit Fleisch.
      Nach dem Essen fahren wir mit Asims Familie in deren Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Sehr modern ist sie eingerichtet. Die etwa 80 Quadratmeter große Wohnung haben die beiden für umgerechnet knapp 40000 Euro erworben. Als wir den beiden erzählen, wie viel wir in Deutschland für eine solche, sehr zentral gelegene Wohnung zahlen würden und was Versicherungen, Steuern und anderen alltägliche Dinge kosten, können sie es gar nicht fassen. Die Vorstellung ist oft, dass wir in Deutschland das Geld bloß von der Straße aufheben müssen. Was oft nicht bekannt ist, sind die Kosten, die alle zu zahlen sind.
      Bei der Rechnung dürfen wir als Europäer allerdings nicht vergessen, dass wir trotz der teils hohen Preise in einem Luxus leben, der in vielen Regionen der Welt undenkbar ist. Der Luxus und der Überfluss den wir in Deutschland tagtäglich erfahren, zeigt sich uns gerade in diesen Ländern, durch die wir im Moment reisen. Während wir in Deutschland teilweise schon unruhig werden, wenn im Supermarkt das Nudelregal um die Hälfte geleert ist oder bei der Gemüsetheke nur noch Gemüse zu kaufen ist, das nicht mehr direkt der deutschen Norm entspricht, sind wir hier in Usbekistan übermäßig glücklich, wenn wir überhaupt Gemüse oder Nudeln bekommen.
      In der Wohnung angekommen zeigt Asim Lukas dann seinen Schlafplatz. Sie beide schlafen in einem Zimmer. Als ich dann nach einer Weile nachfrage, wo ich schlafen kann, heißt es, ich schlafe bei seiner Frau und den Kindern. Als seine Frau das mitbekommt muss sie grinsen. Zu ihrem Mann sagt sie: "No. We sleep together in our room and they can sleep there." Das zeigt uns wieder einmal, dass sie eine modernere Familie sind. Ayxan (Elmurats Frau) hätte das nie entscheiden dürfen.
      Während ich mit dem kleineren Sohn noch ein bisschen Wenn-ich-dich-fange,-kitzel-ich-dich spiele, unterhält sich Lukas noch mit Asim. Danach gehen wir schlafen. Als Matratzen gibt es die hier typischen Matten, auf denen wir bereits in Kasachstan und auch bei Elmurat geschlafen haben.

      (Bilder der Familie zeigen wir hier nicht. Da Asim Polizist ist, soll seine Familie geschützt werden und nicht im Internet sichtbar sein.)
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    You might also know this place by the following names:

    Navoiy, نواوي, نوایی, نەڤایی, Navojo, نوایی، ازبکستان, Navoi, Navoï, नवोई, NVI, ナヴァーイー, Nawayı, 나보이, Навои, Navojis, ਨਵੋਈ, Nawoi, Nevai, Навої, UZNWY, نوائی, Q763015, 纳沃伊

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