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  • Día 1

    Liebe für alle

    22 de septiembre de 2023, Austria ⋅ ⛅ 27 °C

    Nach engerem und verbreitetem Verständnis ist Liebe ein starkes Gefühl, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person (oder Personengruppe), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt. Liebe kann unabhängig davon empfunden werden, ob sie erwidert wird oder nicht.

    Insbesondere in der Entwicklung eines heranwachsenden Menschen ist die Erfahrung liebender Zuwendung unabdingbar. Absoluter Mangel an Liebe führt beim Kind zu Hospitalismus. Fehlentwicklungen der Liebesfähigkeit sind im Sinne des „reinen“ Liebesbegriffes das Besitzdenken (Eifersucht) oder verschiedene Formen der freiwilligen Abhängigkeit bzw. Aufgabe der Autonomie bis hin zur Hörigkeit.

    Liebe wird häufig als eine auf den freien Willen gegründete Beziehung zwischen zwei Personen gesehen, die ihren Wert nicht im Besitz des adressierten Objekts findet, sondern sich im dialogischen Raum zwischen den Liebenden entfaltet. Die Liebenden erkennen einander in ihrer Existenz wechselseitig an und fördern sich „zueinander strebend“ gegenseitig.

    Liebe wird teilweise als anomisches und entgrenzendes Gegenmodell zu den Beschränkungen, Anforderungen, Funktionalisierungen und Ökonomisierungen der menschlichen Alltags- und Arbeitswelt aufgefasst. Liebe ist kein bewusster oder rationaler Entschluss der Liebenden; gleichwohl ist sie nicht irrational.

    Im Sinne des Diskurses der Anerkennung (zum Beispiel John Rawls, Axel Honneth) enthält Liebe die von Hegel betonte „Idee der wechselseitigen Anerkennung“, was ihr ein moralisches Fundament verleiht. Liebe ist daher für Honneth neben dem Recht und der Solidarität eines der drei „Muster intersubjektiver Anerkennung“.[4] Liebe zeichnet sich demnach in Freundschaften und in auf Liebe gegründeten Beziehungen durch emotionale Zugewandtheit und Wohlwollen aus. Das praktische Erleben von Liebe ermöglicht Selbstvertrauen und ist identitätsstiftend. Das heißt, dass im Sozialisationsprozess Forderungen an Identitätsbildung geltend gemacht werden. Zu deren Erfüllung leistet Liebe einen Beitrag, indem einer Person positive Eigenschaften zugeordnet werden und die Persönlichkeit Zustimmung erfährt. Somit bestärkt die durch Liebe erfahrene soziale Anerkennung die Herausbildung einer intakten Identität. Darüber hinaus unterscheidet beziehungsweise erweitert die moralische Grundierung Liebe auch vom reinen Trieb.
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