• Wo die Motivglocke glüht

    29. September in Albanien ⋅ ☀️ 21 °C

    Tirana, ich habe Dir Unrecht getan. Nicht nur, weil ich Dir immer ein zweites "i" spendiert habe, "Tirania". Sondern weil ich im ersten Moment dachte: Schön geht anders.

    Vielleicht sind wir ja durch den Hintereingang gekommen. Vorbei an Großbaustellen, die traditionelle, ärmere Wohnviertel verdrängen - Gentrifizierung wie in so vielen Großstädten. Laut, hektisch, aufdringlich und eher häßlich - das war der erste Eindruck.

    Selten habe ich mich so getäuscht in einer Stadt. Denn auf den zweiten, dritten, x-ten Blick hat uns Tirana in seinen Bann gezogen. Was für überraschende Perspektiven! Was für mutige Architektur! Was für Kontraste! Und welch quirliges, buntes Leben! Die Vielfalt der albanischen Hauptstadt mit gut 400.000 Einwohnern ist atemberaubend.

    Und ja, das gilt auch für die Widersprüche - hier vielleicht noch krasser als in anderen Metropolen. Die Straßen voller sündhaft teurer Protz-Karren aus deutscher Herstellung, glitzernde Shopping-Tempel, aber eben auch heruntergekommene Wohnsilos, Blechbaracken und Menschen, an denen der Aufschwung Albaniens völlig vorbei geht.

    Tirana, Du bist eine Perle in der unscheinbaren Austernschale. Und das zweite "i", das lass ich fortan stecken.
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