• Jour 16

    From Dawn Till Dusk

    25 mai, Allemagne ⋅ ☁️ 20 °C

    Ich stehe gegen 4 Uhr auf. Der Strand der kleinen Insel neben der Sunny öffnet sich Richtung Osten. Ich sollte also die Sonne über der Ostsee aufgehen sehen.
    Ich mache mir schnell einen Kaffee mit meiner Bialetti schlürfe Richtung Strand.
    Im Wasser befinden sich einige Aufbauten eines Strandbades. Die Anlage ist nicht verschlossen und so finde ich ein gemütliches Plätzchen mit freier Sicht gen Osten.
    Am Horizont ist schon die Morgendämmerung zu sehen und ein besonders roter Bereich kündigt den Punkt an, wo demnächst die Sonne einen neuen Tag einleiten wird.
    Kurz bevor es soweit ist, bemerke ich Stimmen, die näher kommen. Es sind vier junge Menschen, die vermutlich die Nacht durchgefeiert haben und nun mit dem Sonnenaufgang ins Bett gehen wollen. Als sie mich sitzend mit meinem Kaffee bemerken, werden sie leiser und grüßen.
    Wir geniessen gemeinsam den Sonnenaufgang.
    Ich gehe zurück in die Sunny, schließe die Dachluke, schalte die Heizung ein und kuschle mich wieder ins Bett. Das Gebläse fährt hoch und begleitet vom Klackern der Dieselpumpe steigt eine wohlige Wärme auf. Ich schlafe noch einmal ein...
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  • Jour 15

    Freetown Christiania & Reffen Foodcourt

    24 mai, Danemark ⋅ ☁️ 17 °C

    Der nächste Morgen. Ich schlafe aus. Am Strand habe ich eine öffentliche Toilette ausgemacht, die kostenlos, recht sauber und rund-um-die-Uhr geöffnet ist. Ideal.
    Ich habe vor, in einem Café zu frühstücken, welches Julia bei ihrem letzten Kopenhagenbesuch gespeichert hat. Es liegt auf dem Weg ins Stadtzentrum. Heute scheint wieder die Sonne und in mir keimt der Gedanke, einen Tag Kopenhagen einzuplanen und dann morgen direkt bis Hamburg zu fahren. Der Morgen ist eh bereits fortgeschritten und besser als hier am Wasser werde ich woanders auch nicht stehen. Ich telefoniere mit Julia und berichte ihr von meiner Planänderung. Sie sagt, Johanna hätte heute wohl auch Zeit für ein Treffen. Ich kenne sie nicht - freue mich aber irgendwie, sie kennenzulernen. Julia stellt den Kontakt her.
    Ich gehe zum Café und starte mit einem typisch-dänischen Vollkorngebäck, an dessen Namen ich mich nicht erinnere und einem Kaffee in den Tag. Anschließend möchte mir Freetown Christiania anschauen und ein wenig die Lockerheit und Freiheit dieser autonomen Gemeinschaft genießen. Ich war vor ein paar Jahren schon einmal hier und erinnere mich an die spezielle Atmosphäre.
    Ich laufe Richtung Stadtzentrum und laut Google-Maps sollte ich hierbei durch Christiania kommen. Ich laufe durch das Viertel, in dem Johanna wohnt, und es erscheint mir sehr lebenswert - vier- oder fünfgeschossige Mehrfamilienhäuser und viel Grün.
    Ich betrete Christiania nicht durch den "Haupteingang", sondern komme etwas sneaky über eine Brücke. Hier verläuft ein Fluss oder Kanal und ich beschließe, diesen entlang zu gehen. Laut Google führt mich der Weg irgendwann über eine zweite Brücke und am anderen Ufer zurück ins "Zentrum" von Christiania.
    Hier stehen vereinzelt Häuser. Viele sehen nicht aus, als hätte hier eine ordentliche Bauabnahme stattgefunden. Sowohl Art und Stil als auch die verwendeten Baumaterialien sind sehr verschieden. Eines haben jedoch alle gemein - sie sind liebevoll und wohnlich gestaltet und strahlen eine friedliche Ruhe aus.
    Vor einem Haus bietet die Besitzerin handbemalte Steine und Tonscherben zum Verkauf. Auf den Stücken finden sich Weisheiten, die man auch auf Instagram finden kann, wenn man die entsprechenden Accounts abonniert. Manche sind auch nur mit Blumen oder Insekten bemalt. Ich entscheide mich, zwei Steine mitzunehmen. Einen kleinen (Liebes-)Käfer für Julia und ein mit Blumen bemalter Stein mit dem Wort "Inspire". Beide Dinge sprechen mich auf besondere Weise an. Von der Verkäuferin ist nichts zu sehen, da entdecke ich einen Zettel mit ihren PayPal-Daten. Die Preise stehen auf der Rückseite der Steine.
    Ich überweise den Betrag an Charlotte und just in dem Moment, wo die Transaktion beendet ist, öffnet sich die Tür des Hauses. Eine Frau tritt heraus und hat Müllbeutel in der Hand. Vermutlich ist das Charlotte.
    Sie kommt auf mich zu und wir grüßen uns. Ich sage, dass ich ihr gerade etwas überwiesen habe und sie sagt, dass sie deshalb hier sei. Sie möchte gern wissen, wer ihre Dinge kauft und fragt mich, wofür ich mich entschieden habe. Die Steine sind bereits in meinem Rucksack und ich beschreibe die Steine. Sie kennt ihr Werke und freut sich, dass mir ihre Kunst gefällt. Fotos sind in Christiania eigentlich nicht gern gesehen. Hier herrschen eigene Regeln. Charlotte willigt auf ein Erinnerungsfoto ein.
    Wir schnacken noch kurz und dann ziehe ich weiter.
    Ich verstehe, dass man hier keinen Fototourismus möchte. Dennoch möchte ich besonders schöne Dinge oder Momente gern festhalten. Ich spüre einen kleinen Kampf in mir. Letztendlich mache ich doch ein paar Bilder von besonders schönen oder bedeutungsvollen Motiven. Meist schaue ich mich um, ob niemand da ist: Wo kein Kläger - da kein Richter!
    Mir gefällt auch ein wenig der Gedanke, dass ein Polizist aus der "realen Welt" gegen die Regeln in Christiania verstößt - Hehe!
    Am Uferweg entdecke ich einen Baum, der über den Weg gewachsen ist. Statt ihn abzuschlagen, haben die Bewohner eine kleine Stütze gebaut. Nun kann man bequem unter dem Baum hindurchgehen und der Baum erfreut sich seines Seins. Mir kommen ein paar Lebensanalogien in den Sinn und ich zücke mein Handy für ein Erinnerungsfoto.
    Im Zentrum von Christiania angekommen, kaufe ich noch ein paar Andenken in einer Kunstgalerie und gönne mir einen Kaffee. Mich umgibt der Cannabisgeruch vom Nachbartisch. Ich erinnere mich an das letzte Mal, als ich hier war und wie besonders eine solche Situation damals für mich war. Nach 15 Jahren Berlin weckt die Situation eher Heimatgefühle und ich denke bei mir - irgendwie ist Berlin Christiana in groß. Allerdings mit all den Problemen, die Größe mit sich bringt. Hier scheint alles sehr entspannt und friedlich. Der Friede-Freude-Eierkuchen-Eindruck scheint aber auch hier zu trügen. Der Eingang zur bekannten Pusher-Street ist mit einem Schild versperrt. Darauf wird von gewaltbereiten Gangs berichtet und dass sich die Community darauf verständigt hat, die Pusher-Street umzugestalten. Es geht um Kulturräume, Spielplätze für Kinder und Sitzgelegenheiten für Erwachsene. Schöne Vorstellung, denke ich bei mir.

    Ich verlasse Christiania und ziehe weiter zu Nyhavn - dem Postkarten-Motiv von Kopenhagen. Johanna hat sich zwischenzeitlich gemeldet und gesagt, dass sie ab 18 Uhr Zeit hätte. Sie hat als Treffpunkt einen Foodcourt vorgeschlagen. Diesen kann man auch mit dem Boot von Nyhavn aus erreichen. Hier lassen sich einige Stunden in der Sonne aushalten. Ich habe mich auch noch mit Julia zu einem Telefonat am Nachmittag verabredet.
    Ich schlendere den Kanal entlang und lasse mich auf der Kaimauer nieder. Das dunkle Holz der "Mauer" ist von der Sonne angenehm vorgewärmt und zudem bequem. Nach ein paar Minuten des Sitzens spüre ich den Wunsch, mich hinzulegen. Schuhe aus, lang gemacht und Augen geschlossen. Das Leben kann so schön sein. Um mich herum nehme ich die Kulisse der Restaurants, vorbeispazierender Menschen und eines Strassenmusikers wahr.
    Ich weiß nicht, wie lang ich hier liege. Dann ist es Zeit für das Telefonat mit Julia. Ich werfe dem Strassenmusiker ein kleines Dankeschön in seine Dose und schlendere den Kanal entlang. Die Umgebung nehme ich während unseres Gespräches nur sehr eingeschränkt wahr. Unser Thema beansprucht meine gesamte Aufmerksamkeit.
    Es ist ein schönes Gespräch und ich fühle mich anschließend erfüllt und verbunden.
    Langsam wird es Zeit, die Abfahrtstelle für mein Boot auszukundschaften. Die Sache scheint nicht sehr kompliziert und das Boot ist pünktlich. Johanna ist es nicht ganz. Das ist aber kein Problem. Sie schreibt mir, dass sie etwas später kommt. Am Treffpunkt suche ich mir eine Bar und werde dort von zwei Spanierinnen interessiert gemustert.
    Ich denke über ein Wartebier nach und bestelle gleich zwei - Johanna hat sicher auch Durst, wenn sie ankommt. 16€! Dafür bekäme ich in Deutschland einen ganzen Kasten - inklusive Pfand.
    Johanna trifft ein und wir erkennen uns. Ich sehe sie zum ersten Mal in meinem Leben und doch fühle ich keinerlei Scheu beim ersten Kontakt. Sie freut sich über das Bier. Wir schlendern los Richtung Foodcourt.
    Dort gibt es einen Security-Check - der ist neu, wie Johanna feststellt. Mit unseren Bieren kommen wir dort nicht rein. Ich habe auch noch ein weiteres in meinem Rucksack. Also lassen wir uns kurz am Wasser nieder. Wir reden über unsere Verbindung zu Julia, über ChatGPT und künstliche Intelligenz. Nachdem dem mittlerweile dritten Bier an diesem Nachmittag merke ich eine gewisse Wirkung.
    Wir betreten den Foodcourt. Das Areal st voller junger Menschen und jeder Menge Fressbuden mit den unterschiedlichsten Gerichten aus aller Welt. Alles sieht köstlich aus. Johanna schwärmt von einem argentinischen Steak-Baguette und meine Entscheidung ist gefallen.
    Wir lassen uns auf einer Art Beach in der Mitte des Court und am Wasser nieder. Dieses gesamte Areal war wohl mal ein Industriehafen und ist nun ein Platz mit Foodcourt, Kletterhalle und kulturellen Einrichtungen. Ich freue mich über das Kennenlernen dieses besonderen Fleckchens Kopenhagen, welches ich ohne Johanna nicht entdeckt hätte.
    Johanna reist am nächsten Morgen nach Deutschland und muss noch packen. Ich bin dankbar, dass sie sich überhaupt so spontan Zeit genommen hat und wir radeln gemeinsam in ihre Hood. An dem Café, bei welchem ich heute Morgen gestartet bin, geben wir mein Mietrad ab. Johanna verabschiedet sich und ich gehe das kurze Stück zu meiner Sunny.
    Ich beschließe morgen früh zum Sonnenaufgang aufzustehen und den vermutlich letzten Sonnenaufgang dieser Reise zu genießen.
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  • Jour 14

    København

    23 mai, Danemark ⋅ ☁️ 17 °C

    Nach einer ruhigen Nacht am Vättern und einem entspannten Morgen setzte ich Sunny‘s Segel Richtung Kopenhagen.
    Ich stoppte kurz in Gränna - einem kleine Örtchen, welches für handgemachte Candy bekannt ist und von dem mir Helga bereits erzählt hatte.
    Die Fahrt war sehr entspannt - meist ging es über sehr leere Autobahnen oder Schnellstraßen, die zum Großteil entlang des Vättern führten. Vor Kopenhagen lag die Öresund-Brücke und ich wollte gern noch ein schönes Panorama-Bild schießen, bevor ich mit der Sunny drüber fuhr.
    Die Fahrt über die Brücke ist immer wieder beeindruckend. Schon Wahnsinn, wie winzig man sich auf dieser endlos scheinenden Fahrbahn über der Ostsee fühlt. Ich schaue immer wieder auf das winzig Geländer, welches mich im Fall der Fälle vor einem Sturz in die Tiefe bewahren soll. Aber soll es es das überhaupt? Oder ist es vielmehr einfach eine optische Begrenzung der Brücke? Das Geländer würde Sunny jedenfalls nicht aufhalten - ohne Geländer säge die Brücke allerdings auch seltsam aus. Naja - ich habe während der … Kilometer langen Fahrt ausreichend Zeit für solche Gedanken.
    Dazu sehe ich riesige Frachtschiffe unter mir, die wie Modelle wirken.
    Auf der anderen Seite bin ich in Dänemark. Ich habe von Julia einen Anlaufpunkt bekommen. Johanna - eine sehr gute Freundin aus Schulzeiten - wohnt in Kopenhagen und Julia hat mir die Metrostation geschickt, die in der Nähe von Johannas Wohnung ist. Dort angekommen suche ich einen schönen Stellplatz. Mit Julias und Johannas Hilfe werde ich in einer Stichstrasse zum Meer fündig und stehe mal wieder traumhaft. Johanna hat heute leider keine Zeit. Daher mache ich mich kurzerhands selber auf den Weg in Zentrum von Kopenhagen. Ein genaues Ziel habe ich nicht - aber Metro-Zone 1 kann so verkehrt nicht sein.
    Ich schlendere recht planlos durch Gassen und Einkaufspassagen, entlang an Kanälen und gönne mir hier und dort einen Kaffee und einen Hotdog. Da es regnet, die Geschäfte schließen und ich mich auf einen chilligen Abend in der Sunny freue, fahre ich nach Hause. Morgen möchte ich weiter Richtung Hamburg und zwischendurch irgendwo übernachten.
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  • Jour 14

    Välkommen till Vättern

    23 mai, Suède ⋅ ☀️ 15 °C

    Ich hatte mich in Stockholm entschieden, die bereits gebuchte und bezahlte Fähre nach Lettland ohne mich fahren zu lassen - ebenso wie mein Bett in der 4-Personen-Kabine und mein Frühstück. Es war okay.
    Stattdessen erwartete mich ein kleiner Roadtrip durch Schweden, Dänemark und Norddeutschland mit Highlights, wie die Öresund-Brücke, Kopenhagen und Hamburg.
    Und natürlich der/die/das Vättern - einriesiger Binnensee in Schweden.
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  • Jour 12

    Stockholm

    21 mai, Suède ⋅ ☀️ 15 °C

    Nach einem Kaffee, einer Dusche und vitamingepimptem Joghurt mit Beeren und Nüssen ala Helga fuhren wir mit Bus und Metro ins Zentrum von Stockholm.
    Sunny hatte heute eine Tag frei.
    Wir begannen am Königsgarten, zogen am Palast vorbei und landeten in der Altstadt. Der klotzige Palast steht im krassen Gegensatz zu den schönen und bunten Patrizierhäuser aus der Blüte der Hansezeit. Zufällig bekamen wir die Wachablösung am Palast zu sehen.
    Danach gönnten wir uns in der Altstadt eine Fika - ich ganz klassisch mit Zimtschnecke.
    In einer Ecke saß Cora bei ihrer Fika und schrieb in einem Buch. Ich fand die Szene so stimmig, dass ich um ein Foto bat.
    Wir gingen zurück zum Hafen und wollten ein Stück mit dem Boot fahren, welches die vielen Inseln Stockholms miteinander verbindet. Eine dieser Stationen war auch Luise‘s, welche sie nutzt, wenn sie nicht mit dem Fahrrad ins Büro kommt.
    Zwei oder drei Stationen später stiegen wir von Bord und landeten in einem weiteren Café direkt am Wasser.
    Stockholm wirkte auf mich sehr lebenswert. Viele Parks, viel Wasser, nette kleine Cafés, freundliche und meist entspannte Menschen.
    Ich fühlte einen starken Unterschied zu Berlin und bin mir bewusst, dass dieses kurze Schlaglicht auf Stockholm natürlich auch von meiner Urlaubsstimmung und der Sonne beeinflusst war, welche seit Beginn meiner Reise schien.
    Wir fuhren mit dem nächsten Boot zurück. Helga wollte mir gern noch eine Markthalle zeigen. Sie war vergleichbar mit den modernen Markthallen in Berlin. Sehr lecker aussehende Lebensmittel zu stattlichen Preisen.
    Wir waren beide bereits müde und Helga hatte eine fantastische Idee, diesen Tag würdig ausklingen zu lassen. In der Nähe ihrer Bleibe gibt es einen schönen See. Wir wechselten bei Helga kurz unser Fortbewegungsmittel und fuhren an den See. Vom Steg aus ließen wir die Füße im Wasser baumeln.
    Die Sonne schien noch recht kräftig und so entstand ein starker Gegensatz zwischen unseren kalten Füßen im Wasser und unseren Körpern über dem Wasser. In Summe war es die perfekte Wohlfühlmischung.
    Um uns herum gab es auch ein paar unerschrockene Kinder, die baden waren. Und hier und da gesellte sich auch ein Papa zu den Kids ins Wasser.
    Wir bekamen Hunger und beschlossen, mein altes Brot in Form von überbackenen Stullen zu verwerten. Vielleicht nicht typisch Schwedisch aber Mega lecker.
    Wir unterhielten uns über Filme und stellten einen recht unterschiedlichen Geschmack fest. Helga legte mir „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ sowie „Harry und Sally“ ans Herz.
    Ich habe eben einen Podcast zum Schaffen von „John Carpenter“ gehört und mir dort ein paar Inspirationen für gemütliche Abende geholt. Helgas Tips passen da nicht ganz dazu - aber ich werde ihnen eine Chance geben :)
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  • Jour 11

    Eastern sun melt the cold from my bones

    20 mai, Suède ⋅ ☀️ 10 °C

    Curtain rise, take the darkness from my eyes
    Breathing in, pulling life into my lungs
    As a child, I am born again

    https://open.spotify.com/track/7ipiXzS2bntcbSor…
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  • Jour 8

    Auf nach Bullerbü 🇸🇪

    17 mai, Allemagne ⋅ 🌬 14 °C

    Ich bin auf der Fähre von Rostock-Warnemünde nach Trelleborg.
    Hinter mir liegen sechs Tage Segeln auf der Ostsee. Und von hier betrachtet ist alles perfekt gelaufen…
    Wir hatten eine tolle Zeit, niemand ist verletzt, das Boot ist heil geblieben und wir hatten bestes Segelwetter.
    All diese Dinge waren in den vergangenen Tagen nicht immer so klar.
    Direkt am ersten Regatta-Tag hatte ich Gedanken, die Sache nie wieder zu machen. Es gab auch einen kleinen Gedanken, von Bord zu gehen. Doch das kam nie wirklich in Frage. Durch die Feuertaufe auf See am Sonntag hatte ich das schlimmste bereits überstanden. Alles danach war Kaffeefahrt - naja, nicht ganz.

    Ich überlege mir gerade, meine Pläne zu ändern. Statt die Fähre von Stockholm nach Lettland zu nehmen, die ich bereits gebucht habe, erscheint mir der Landweg zurück nach Berlin über Dänemark irgendwie reizvoller. Es sind wohl weniger Kilometer und ich könnte sehr viel entspannter reisen. Ich schaue mir das heute Abend nochmal an, wenn ich Netz habe. Vielleicht hat Helga auch eine Meinung und vielleicht auch Tips dazu.
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  • Jour 7

    Und wenn‘s nicht gut ist, …

    16 mai, Allemagne ⋅ 🌬 14 °C

    …, dann ist es noch nicht das Ende!
    Der Regattatag wurde seitens der Leitung aufgrund des starken Windes abgesagt.
    Wir wollten dennoch von Burgtiefe nach Heiligenhafen segeln, da dort unser Boot hin musste. Eigentlich war diese Überfahrt für Freitag geplant. Doch nun hatten wir Zeit und Freitag sollte der Wind eher noch auffrischen.
    Wir frühstückten auf der Youtoo und das Meer hatte mir ein paar Geburtstagsblumen an den Strand gespült, die Markus vom
    Brötchenholen mitbrachte.
    Kommentar von Julia, als ich ihr davon erzählte - Das Universum schenkt mir Liebe zurück. Schöner Gedanke.
    Annett machte ein leckeres Rührei mit Würstchen. Bestes Geburtstagsfrühstück!
    Frank und Guido, von der Crew der Inspiration, empfahlen uns, nur mit der Fog zu segeln. Wir hatten Vorwindkurs und so sollte uns der Wind sanft nach Heiligenhafen schieben.
    Tat er auch. Der Wind hatte eine Stärke von bis zu 6 Beaufort und bließ die Youtoo mit 4,5 - 5 Knoten Richtung Heimathafen.
    Alles ging gut und es war sogar entspannt, bis wir anlegen wollten.
    Wir wurden bei einem Wendemanöver in eine Einfahrt gedrückt und lagen zwei Stege von unserem eigentlichen Liegeplatz entfernt quer an den Dalben. Wind und Welle pressten uns gegen die Stangen und mit Mühe und Not bekamen wir ein paar Fender zwischen Bordwand und den Dalben. Markus band die Fender quer zum Rumpf, so dass sie besseren Schutz boten. Da lagen wir nun und ein Fortkommen schien ziemlich aussichtslos.
    Wir gingen unsere Optionen durch.
    Option Eins. Hier liegen bleiben und das Boot weiter irgendwie sichern. Wir blockierten drei Boote. Das schien gerade kein Problem, da bei dem Wind vermutlich eh niemand freiwillig raus wollte. Doch in diesem Fall wollte unser Skipper über Nacht an Bord bleiben. Heute war allerdings auch die Abschlussfeier der Regatta und die wollten wir schon mitnehmen. Annett wäre ohne Rocco auch nicht gegangen und so schien es, als ob wir mit Option Eins meinen Geburtstag auf der Youtoo feiern würden. Sofern uns nach feiern zumute war.
    Option Zwei war ein riskantes Manöver. Auf einem der Boote, welches wir blockierten, war ein erfahrender Segler. Seine benachbarte Box war frei. Der Plan war, uns mit Leinen und Schieben und Drücken von Dalbe zu Dalbe zu bewegen, bis wir an der freien Box waren. Dort erklärte uns der Skipper das Manöver. Im Grund machten wir die Youtoo mit dem Bug an der Dalbe fest. Der Steuermann sollte dann mit Gefühl aber beherzt Schub geben, bis das Heck rumkommt und wir senkrecht zur Box stehen. Dann Schub weg und der Segler zieht uns von seinem Boot aus rein. Dafür musste die Bugleine im richtigen Moment schnell gelöst und gefiert werden. Diese Aufgabe sollte ich übernehmen. Dass der Segler betonte, dass diese Leine ziemlich wichtig für das Gelingen des Manövers war, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung in der ohnehin aufregenden Situation bei. Auch nicht die Warnung, das ich auf meine Hände aufpassen soll, da die Leine sehr schnell durchläuft. Guido und Andrea waren inzwischen ebenfalls eingetroffen und halfen uns. Der Segler beschrieb, wie die anderen Leinen gelegt werden müssen, damit er das Heck kontrollieren und die Youtoo reinziehen kann. Guido legte die Leinen exakt wie beschrieben. Als alles vorbereitet war - Wind und Welle peitschten weiterhin stetig gegen Backbord - ging Rocco ans Steuer. Annett bediente die Leine Midships. Guido behielt den Überblick und unterstützte, wo es notwendig war. Dann ging es los. Der Motor lief und Rocco gab Schub. Es passierte nichts. Der Segler wies Rocco an, mehr Schub zu geben und das Ruder voll einzuschlagen. Es passierte immer noch nichts. Naja doch - mein Puls stieg und ich hoffte, dass alles gut gehen würde. Mehr Schub! Dann - das Heck löste sich langsam von den Dalben und schwenkte rum.
    Meine Leine war fest. Ich sollte sie erst lösen, wenn wir fast senkrecht stehen. Dann aber sofort und schnell! Der Wind griff in das Heck und trieb es rum. Jetzt ging alles sehr schnell. Leine lösen und fieren. Guido sprang mir zur Seite und half mir beim Lösen. Die Leine glitt mir durch die Händen und ich gab sie so schnell ich konnte nach. Was um mich herum geschah, bekam ich nicht mehr mit. Ich merkte nur, das es zu funktionieren schien. Die Youtoo schob sich langsam in die Box. Wir waren drin.
    Auf dem Steg sah ich Andrea und die Frau unseres Manövermentors. Sie waren bereit, die Bugleinen zu übernehmen und am Steg festzumachen. Geschafft. Die Youtoo lag in der Box und war fest. Tiefe Erleichterung stieg in mir auf.
    Ich brauchte eine Ewigkeit, um die Klampen der Bugleinen richtig zu belegen. Doch es war egal - wir waren fest.

    Nachdem sich die Aufregung gelegt und die Erleichterung obsiegt hatte, war es Zeit für den Anleger - schließlich waren wir jetzt drin.
    Die Crew machte sich partybereit und Rocco fuhr uns nach Burgtiefe. Mich lud er bei Sunny ab. Ich machte mich in Ruhe fertig und schaffte es rechtzeitig vor Buffeteröffnung zur Party. Sunny stand direkt vor der Halle.
    Die Crews der Youtoo und der Inspiration saßen zusammen. Andrea, Guido und Frank von der Inspiration. Annett, Rocco, Markus und ich von der Youtoo. So ne Woche gemeinsames Segeln schweißt schon irgendwie zusammen. Es war ein sehr schöner und besonderer Geburtstag. Apropos Geburtstag - plötzlich hieß es während der Siegerehrung, dass wir zwei Geburtstagskinder in der Halle hätten. Ich schaute meine Leute ungläubig an… Die haben doch nicht etwa? Egal - die Geburtstagskinder sollten bitte vor kommen. Zögerlich setzte ich mich in Bewegung. Mit mir taten das noch drei weitere Personen und so standen überraschender Weise nicht zwei sonder vier Geburtstagskinder vorn. Die ersten Beiden erhielten die vorbereiteten Flaschen Wein. Nun musste improvisiert werden. Und wenn ich in den vergangenen Tagen etwas gelernt habe, dann, dass Segler sehr gut improvisieren können müssen. Auf See passiert ständig etwas unvorhergesehenes.
    Der Moderator gab der anderen Person und mir kurzerhand zwei weitere Flaschen Wein, die dort ebenfalls bereit standen. Ich fragte mich, für wen diese eigentlich vorgesehen waren und welcher Programmpunkt oder Ehrung nun geskippt wurde. Egal - ich freute mich über den Wein der 31. Hessenregatta 2024.
    Wir feierten ausgiebig, machten Fotos und tanzten. Es war eine sehr gelungene Feier und für mich ein unvergesslicher Geburtstag.
    Gegen Mitternacht hatten wir genug. Die anderen verlegten zu ihren Booten und ich legte mich in die Sunny schlafen.
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