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- May 30, 2020, 9:39 AM
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 27 m
- GermanyBerlinWarschauer Straße52°30’7” N 13°26’45” E
Start an der Oberbaumbrücke
May 30, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 14 °C
1. Etappe: Berlin-Oberbaumbrücke bis Potsdam-Babelsberg; 64,4 km, 04:03 h reine Fahrzeit, 174 Höhenmeter
Es ist Pfingsten und wir wollen die 3 Tage nutzen und in drei Etappen den Berliner Mauerweg mit dem Rad abfahren. Er führt mit einer Länge von etwas mehr als 170 Kilometer um das einstige West-Berlin herum. In den meisten Abschnitten verläuft die Radroute auf dem ehemaligen Zollweg (West-Berlin) oder auf dem so genannten Kolonnenweg, den die DDR-Grenztruppen für ihre Kontrollfahrten angelegt hatten. Es gibt historisch interessante Abschnitte, in denen wir noch Mauerreste oder Mauerspuren finden, abwechselnd mit landschaftlich reizvollen Strecken.
Der Weg ist super ausgeschildert; allerdings muss dazu der Blick immer nach oben gehen, denn die Schilder befinden sich in 3,60 m Höhe und stellen so die Oberkante der Berliner Mauer nach.
Wir hatten die Route schon länger auf unserem Plan, doch irgendwie wollte es bisher nicht klappen 😳. Nun haben wir zwar Zeit, aber Corona könnte uns dieses Mal einen Strich durch die Rechnung machen. Denn eigentlich wollen wir zwischen den Etappen einfach an der Strecke übernachten. Wenn das nicht klappen sollte, lassen wir die Räder eben stehen und fahren mit den Öffis nach Hause, den nächsten Tag wieder zurück und setzen die Tour fort.
Zur Sicherheit schauen wir aber am Abend vorher kurz auf Booking.com und finden einige Übernachtungsangebote; wird schon klappen 🤓.
Wir radeln nicht allein. Marcus, unser Ältester, hat mal keinen Dienst und will uns mit seinem Lastenrad begleiten. Das soll gleich die Probe für seine eigene Radreise entlang des Spreeradweges werden. Das Rad ist noch relativ neu und außer der Berliner Innenstadt kennt es noch keine Fernradwege 🤪.
Wir treffen uns morgens an der Oberbaumbrücke. Hier startet und endet unser Rundkurs - hoffentlich. Von 1961 bis 1989 war die Brücke „Grenzübergangsstelle“ und durfte nur von Fußgängern benutzt werden. Heute ist sie ein Wahrzeichen der Stadt und eine wichtige Verbindung zwischen Kreuzberg und Friedrichshain. Auf den Türmen könnt ihr übrigens den Berliner Bär und den Brandenburger Adler sehen. 1972 war es dieser Ort, an dem ich die erste Begegnung mit der Mauer hatte. Hier kamen wir als DDR-Bürger tatsächlich in die Nähe der Mauer, denn die Stralauer Allee verläuft genau davor und und sie war Einfallstrasse der Staatsgäste vom Flughafen Schönefeld. Ich war damals 10 Jahre alt und hatte als Nicht-Berliner überhaupt nicht verstanden, warum man eine Stadt mit so einer Mauer verschandeln konnte. Hier wollte ich niemals wohnen 😉. Na ja, jetzt lebe ich seit mehr als 30 Jahren in der Stadt und will nicht mehr weg.
Gleich nach Überquerung der Brücke finden wir den ersten Hinweis auf die Todesopfer an der Berliner Mauer. In der Nacht des 5. Oktober 1961 versuchte Udo Düllick durch die Spree von Ost- nach West-Berlin zu fliehen. Doch bevor er das West-Berliner Ufer erreichte, verließen ihn seine Kräfte und er ertrank. Die West-Berliner Feuerwehr konnte ihn nur noch tot aus dem Wasser bergen. West-Berliner griffen nicht ein, weil sie fürchten mussten, als „Grenzverletzer“ beschossen zu werden. Auch die DDR-Grenzposten leisteten keine Hilfe.
An insgesamt 29 Standorten entlang des Weges werden wir an die Toten an der Berliner Mauer erinnert. Außerdem werden wir durch Infostelen über die Teilung Deutschlands, den Bau und den Fall der Berliner Mauer und mit Fotografien und Texten über Ereignisse informiert, die sich am jeweiligen Standort zugetragen haben und die die politische Situation sowie den Alltag in der geteilten Stadt in Erinnerung bringen. Vieles davon ist sehr spannend und bedrückend zugleich.
Das brauchen wir so nie wieder!Read more
Angelika Catholy Toll