• Kuhlympiade

    June 13 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☀️ 20 °C

    ... die olympischen Ruinen von Sarajevo:
    Nach Olympia kamen die Bomben: 1984 jubelte die Welt über die Spiele in Sarajevo. Nicht einmal zehn Jahre später wurde die Stadt zum Schauplatz unerbittlicher Kämpfe. Heute gehören die Spielstätten von einst zu den letzten Relikten des Krieges - und zu den gefährlichsten Gebieten der Welt.
    1984:
    Nummer "50" schlittert über die Absprungrampe. Es ist Jens Weißflog, der für die DDR antritt - und er fliiiieeeeeeeeegt: 87 Meter und 215,2 Punkte zeigt die Ergebnistafel im Tal an, Platz eins für "Jens Weißflog, GDR". Es ist das erste Olympiagold in der Karriere des DDR-Springers. Der Igman-Berg in Sarajevo ist an diesem Tag sein Siegerpodest.
    Heute ragen auf Weißflogs Erfolgsberg von einst zwei nackte Betonrampen ins Nichts. Aus den Platten im Landebereich wuchert Gras, von einem dicken Drahtseil baumeln Sessellifte. Seit 30 Jahren ist hier niemand mehr hochgefahren. Große Teile des Igman-Bergs sind Sperrgebiet. Die Gegend zählt zu den gefährlichsten Minenfeldern Europas.
    Im April 1992 begann auf dem Balkan der Bosnien-Krieg. Während dieser Zeit wurde Sarajevo zur belagerten Stadt. Kaum ein Dach, auf dem kein Scharfschütze lauerte. Kaum ein Ziel, auf das die Schützen nicht von ihren Posten aus schossen. Im Volksmund bekam die "Ulica Zmaja od Bosne", die Hauptverbindungsstraße zwischen den östlichen und westlichen Teilen der Stadt, einen neuen Namen: "Snajperska aleja" - Scharfschützen-Allee.
    Jeder Einkauf, jedes Wasserholen, jedes Vor-die-Tür-Gehen bedeutete Lebensgefahr. 1425 Tage dauerte die Belagerung der bosnischen Hauptstadt insgesamt, mindestens 10.000 Menschen wurden laut Uno in dieser Zeit getötet, darunter 1500 Kinder.
    Die Sprungschanze liegt bis heute verwahrlost und vergessen in einem Sperrgebiet - wegen der Minen. Die Einschusslöcher im Beton lassen nur ahnen, wie heftig die Gefechte zwischen der jugoslawischen Armee, serbischen und bosnischen Truppen gewesen sein müssen.
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